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Flucht in die Zukunft Drucken E-Mail
H.G. Wells jagt Jack the Ripper durch die Zeit Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 05 Dezember 2025
 
Advent-SPECiAL

 
Flucht in die Zukunft
Originaltitel: Time After Time
Produktionsland/jahr: USA 1979
Bewertung:
Studio/Verleih: Orion Pictures/Warner Bros.
Regie: Nicholas Meyer
Produzenten: U.a. Herb Jaffe
Drehbuch: Nicholas Meyer
Filmmusik: Miklós Rózsa
Kamera: Paul Lohmann
Schnitt: Donn Cambern
Genre: Science Fiction/Thriller
Kinostart BRD: 09. November 1979
Kinostart USA: 28. September 1979
Laufzeit: 112 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 12
Mit: Malcolm McDowell, David Warner, Mary Steenburgen, Charles Cioffi, Kent Williams, Andonia Katsaros, Patti D'Arbanville, James Garrett, Keith McConnell, Leo Lewis, Byron Webster, Karin Collison, Geraldine Baron, Laurie Main u.a.


Kurzinhalt: London im Jahr 1983: Der visionäre Autor H.G. Wells hat eine Zeitmaschine erfunden. Er lädt eine Gruppe von Freunden zu sich, um sie ihnen vorzustellen. Darunter auch der Chirurg Dr. John Leslie Stevenson. Niemand ahnt, dass es sich bei diesem um den berüchtigten Serienkiller Jack the Ripper handelt – der erst auf dem Weg zum Termin wieder gemordet hat. Doch diesmal ist ihm die Polizei auf die Schliche gekommen: In seiner Arzttasche werden die blutigen Handschuhe gefunden, die er bei der Ermordung seines jüngsten Opfers angezogen hatte. Von Dr. Stevenson selbst fehlt indes jede Spur. Dieser ist nämlich kurzerhand mit der von Wells erfundenen Zeitmaschine geflohen. Da er jedoch nicht den Schlüssel für die Maschine bei sich hatte, kehrt diese kurz darauf wieder in den Keller von H.G. Wells Haus zurück. Dieser sieht es als seine Aufgabe, seinen Bekannten durch die Zeit zu verfolgen, damit er seiner gerechten Strafe zugeführt werden kann. Dies führt ihn ins San Francisco des Jahres 1979…

Review: Szenenbild. "Flucht in die Zukunft" war das Regiedebüt von Nicholas Meyer, der später (unter anderem) "Star Trek II: Der Zorn des Khan" und "Star Trek IV: Das unentdeckte Land" inszenierte. Der Film lebt dabei nicht zuletzt von der pfiffigen Idee, die auf einer Story von Karl Alexander und Steve Hayes beruht: Was, wenn H.G. Wells nicht einfach nur den Science Fiction-Klassiker "Die Zeitmaschine" (so wie zahlreiche andere) geschrieben hätte, sondern sich dabei davon hätte inspirieren lassen, dass er selbst ein paar Jahre zuvor eine Zeitmaschine gebaut hat, und in die Zukunft gereist ist? Und darüber hinaus: Was, wenn er (unbewusst) Jack the Ripper gekannt, und dieser die Zeitmaschine dazu genutzt hätte, um in die Zukunft zu fliehen (was erklären würde), warum man ihn nie geschnappt hat)? Und sich Wells eben deshalb für ihn verantwortlich fühlt, und seine Zeitmaschine wiederum dafür benutzt, ihm in die Zukunft (bzw. aus produktionstechnischer Sicht der damaligen Gegenwart) zu reisen, und dort nach ihm zu jagen? Das ist schon eine sehr coole Idee, die mehrere sowohl historische als auch fiktive Elemente zu einem cleveren Mix vereint.

Eben daraus ergibt sich dann auch ein weiterer ganz essentieller Reiz des Films: Das "fish out of water"-Konzept. H.G. Wells sieht sich plötzlich mit einer Zukunft konfrontiert, die nicht nur völlig anders ist, als die Welt die er kennt, sondern auch wie jene Utopie, auf die er gehofft hat. Ersteres führt zu einigen sehr amüsanten Momenten, wie z.B. wenn Amy offen über freie Liebe spricht (was den viktorianischen Wells selbstverständlich schockiert); demgegenüber hätte man aus seiner Desillusionierung mit der Zukunft, in der er sich wiederfindet, mehr machen können. Wobei man argumentieren kann, dass für eben diese ernsteren Töne Dr. Stevenson da ist, der sich aufgrund der Lebensumstände die er wiederfindet, die aus seiner moralischen Sicht sogar noch verkommener ist als seine eigene Zeit, im siebenten Himmel wähnt. Diesbezüglich sticht natürlich vor allem die Szene hervor, wo er Newsberichte über Gewalt im Fernsehen sieht, und sagt "I'm home". Letztendlich sind diese nachdenklichen Töne aber eher nur eine Randerscheinung, während die amüsanteren Elemente und insbesondere die sich entwickelnde Romane zwischen H.G. und Amy im Mittelpunkt steht. Diesbezüglich sticht vor allem der Mittelteil heraus, denn nach dem vermeintlichen Tod von Stevenson ist "Flucht in die Zukunft" auf einmal plötzlich für eine gute Viertelstunde ein völlig anderer Film. Diesen tonalen Schwenk muss man erst mal verdauen. Und wenn ich schon bei der Kritik bin: Im Hinblick auf die Zeitreise-Mechanik muss man hier wieder einmal einige Augen zudrücken. Angefangen dabei, dass Wells mit seiner Zeitmaschine genau dort landet, wo Jahrzehnte später eine Ausstellung zu seinen Ehren in San Francisco sein wird. Bis hin zum Newsbericht über Amys Tod, der insofern keinen Sinn ergibt, als sie ihre Zeitlinie zu diesem Zeitpunkt ja (da sie mit Wells drei Tage in die Zukunft gereist ist) verlassen hat, und dementsprechend gar nicht da war, um ermordet zu werden (und die Erklärung, dass es in Wahrheit ihre Freundin/Kollegin erwischt hat, ergibt im Hinblick auf den Newsbericht inkl. Foto keinen Sinn; die werden ja wohl kaum das Opfer verwechselt haben?!).

Szenenbild. Nicht ganz glücklich war ich auch mit dem Design der Zeitmaschine. Ich vermute mal, aus lizenzrechtlichen Gründen war es nicht möglich, jenes aus "Die Zeitmaschine" zu verwenden, aber davon abgesehen sah die in meinen Augen leider nicht wirklich prickelnd aus. Ich bin mir darüber hinaus nicht sicher, ob ich mit der Entscheidung, die Amy am Ende trifft, wirklich glücklich bin. Warum muss es wieder die Frau sein, die ihr Leben für die Liebe aufgibt?! Als letzter Kritikpunkt sei dann noch die mangelnde Spannung erwähnt. Dies einerseits aufgrund der Inszenierung (sorry, Herr Meyer), nicht zuletzt aber auch deshalb, da einem ständig bewusst ist, dass Wells ja eine funktionierende Zeitmaschine zur Verfügung hat. Falls er scheitert und Amy stirbt – was hindert ihn daran, zurückzureisen und eben dies zu verhindern? Trotz dieser Schwächen: Insgesamt ist "Flucht in die Zukunft" schon ganz charmant – was er nicht zuletzt der der tollen Besetzung, mit Malcolm McDowell als H.G. Wells, David Warner als Jack the Ripper, und Mary Steenburgen (in einer Rolle, die ein paar frappante Ähnlichkeiten zu ihrem Auftritt rund zehn Jahre später bei "Zurück in die Zukunft III" aufweist) als Amy Robbins verdankt.

Fazit: "Flucht in die Zukunft" lebt aus meiner Sicht vor allem von vier Dingen. Einerseits die wirklich gewitzte Grundidee rund um einen H.G. Wells, der tatsächlich eine Zeitmaschine baut, und mit dieser in die Zukunft reist, um Jack the Ripper zu jagen. Dem sich daraus ergebenden "fish out of water"-Aspekt, der für zahlreiche amüsante Momente führt. Der charmanten Liebesgeschichte zwischen H.G. und Amy (auch wenn dieser im Mittelteil etwas gar viel Platz eingeräumt wird; hier wirkt "Flucht in die Zukunft" plötzlich wie ein ganz anderer Film). So wie die so sympathische wie hochkarätige Besetzung. Im Hinblick auf die Zeitreise-Mechanik muss man den inneren Vulkanier aber teilweise ausschalten. Mit dem Design der Zeitmaschine war ich ebenfalls nicht wirklich glücklich. Und nicht zuletzt mangelte es "Flucht in die Zukunft" leider überwiegend an Spannung. Mit dem besten Zeitreise-Filmen (oder auch nur Komödien) kann Nicholas Meyers Regiedebüt somit nicht mithalten. Ein gelungener, charmanter Vertreter dieses Subgenres ist er aber durchaus.

Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 1979 Orion Pictures)


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