Originaltitel: The Disappearance of Mr. Davenheim Episodennummer: 2x05 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 04. Februar 1990 Erstausstrahlung D: 06. November 1993 Drehbuch: David Renwick Regie: Andrew Grieve Besetzung:
David Suchet als Hercule Poirot,
Hugh Fraser als Captain Hastings,
Philip Jackson als Chief Inspector Japp,
Pauline Moran als Miss Lemon,
Mel Martin als Charlotte Davenheim,
Kenneth Colley als Mathew Davenheim,
Tony Mathews als Gerald Lowen,
Fiona McArthur als Maid,
Richard Beale als Merritt,
Bob Mason als Sergeant,
Peter Doran als Policeman,
Stewart Harwood als Delivery Man,
Jonty Miller als Mechanic,
Malcolm Mudie als Chief Engineer u.a.
Kurzinhalt:
Mr. Davenheim ist Direktor einer Bank. Eines Tages kommt er nach Hause, und erzählt seiner Frau, dass er sich in Kürze mit Gerald Lowen treffen wird, um dessen Einstieg in die Bank zu besprechen. Eine Idee, die ihn zwar nicht begeistert, die wirtschaftliche Lage der Bank macht dies jedoch notwendig. Unmittelbar darauf ist Mr. Davenheim allerdings verschwunden. Nachdem man gemeinsam im Theater war, um sich die Darbietung eines Zauberkünstlers anzusehen, spricht Inspektor Japp Hercule Poirot und dessen Kollegen Captain Hastings darauf an – und schlägt dem belgischen Meisterdetektiv schließlich eine Wette vor: Poirot soll den Fall binnen sieben Tagen lösen, jedoch ohne dabei seine Wohnung zu verlassen. Natürlich kann Poirot dieser Herausforderung nicht widerstehen. Er schickt somit Captain Hastings an seiner Stelle los, um die Zeugen zu befragen, das Anwesen der Davenheims zu besichtigen, und so weiter. Während Hastings und Japp also quasi parallel ermitteln, versucht Poirot, den Fall aus der Ferne, und nur unter Anwendung seiner kleinen grauen Zellen, zu lösen…
Review (kann Spoiler enthalten):
In "Mord ohne Leiche" spielt man sich wieder ein bisschen mit dem üblichen Konzept. Denn aufgrund der Wette mit Inspektor Japp muss Hercule Poirot den Fall diesmal lösen, ohne die Wohnung zu verlassen. Zwar bedeutet dies zugleich, dass wir keine Szenen bekommen, in denen er den Tatort begutachtet, die Zeugen befragt usw. – dies bedeutet aber nicht, dass wir auf unsere übliche Dosis Poirot verzichten müssen. Seine Szenen sind dabei größtenteils wieder sehr amüsant, was einerseits dem Papagei zu verdanken ist, der ihm von jemandem geschenkt wurde, und andererseits seiner – nach dem Besuch einer entsprechenden Vorführung – Faszination mit Zaubertricks. Und natürlich, nachdem er den Fall aufgeklärt hat (auch wenn er Hastings und Japp die Lösung noch nicht verrät), darf er dann doch noch wie üblich glänzen, in dem er den "Täter" überführt. David Suchet hatte jedenfalls wieder sichtlich Spaß an der Rolle, und eben dieser hat sich auch auf mich als Zuschauer übertragen.
Dass Poirot den Fall diesmal von der Wohnung aus aufklären muss, bringt jedoch nicht nur eine gelungene Abwechslung (und eine zusätzliche Herausforderung), sondern hat zudem noch den netten Nebeneffekt, dass Japp und Hastings hier mal stärker in den Mittelpunkt des Geschehens rücken. Weil ersterer ist sonst ja im Vergleich zu Poirot nur eine Nebenerscheinung, während Hastings zumeist nicht mehr zu tun bekommt, als Poirot als Ansprechpartner für dessen Überlegungen zu dienen. Hier hingegen ermitteln sie nun quasi parallel, besichtigen das Anwesen und die Gegend rundherum, befragen Charlotte Davenheim und die Angestellten, und so weiter. Dass sich dadurch für Hugh Fraser und Philip Jackson die Gelegenheit gibt, mehr zu glänzen als üblich, fand ich ebenfalls sehr positiv. Und auch die Auflösung des Falls hatte es mir dann angetan. Zugegeben, in dem Moment, wo wir das zweite Mal auf den vermeintlichen Bettler treffen, und dieser die Uhr bei sich hatte, dachte ich mir eigentlich schon, dass es sich dabei um Mr. Davenport selbst handelt (wohl auch, weil es bei "Sherlock Holmes" mal eine ganz ähnliche Auflösung gab). Dann jedoch erkennt Japp ihn – also natürlich nicht als Davenheim, sondern in seiner anderen Identität – und ich dachte mir, ok, dann kann das doch nicht sein. Sprich: Agatha Christie und/oder David Renwick ist es hier erfolgreich gelungen, mich von dieser Fährte wieder abzubringen. Insofern fand ich die Auflösung dann durchaus wieder nett; wobei vor allem das mit der Overtüre 1812 clever war. Und auch Davenheims Reaktion (Damn you, you Belgian" – wobei das letzte Wort mit absoluter Todesverachtung ausgesprochen wird) war köstlich. Insgesamt war das zwar kein herausragender, sehr wohl aber ein rundum gelungener Fall.
Fazit:
"Mord ohne Leiche" bietet wieder einiges an (zündendem) Humor, und war dementsprechend sehr unterhaltsam. Aber auch der Fall hatte es mir angetan. An diesem stach natürlich insbesondere die etwas andere Ausgangssituation als üblich hervor, da Poirot das Verschwinden von Mr. Davenheim von seinen eigenen vier Wänden aus aufklären muss. Dies wiederum sorgt dafür, dass hier Captain Hastings und Inspektor Japp hier mal Gelegenheit bekommen, zu glänzen. Aber auch die Auflösung gefiel mir – wenn diese für mich auch keine allzu große Überraschung mehr war. Zwar mag "Mord ohne Leiche" weder der spannendeste, interessanteste noch komplexeste Fall sein, den Hercule Poirot jemals zu lösen hatte – aufgrund des feinen Humors und der flotten Erzählweise gelang es der Episode aber jedenfalls, mich sehr gut zu unterhalten.