Originaltitel: The Dream Episodennummer: 1x10 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 19. März 1989 Erstausstrahlung D: 16. Oktober 1990 Drehbuch: Clive Exton Regie: Edward Bennett Besetzung:
David Suchet als Hercule Poirot,
Hugh Fraser als Captain Hastings,
Philip Jackson als Chief Inspector Japp,
Pauline Moran als Miss Lemon,
Alan Howard als Benedict Farley,
Joely Richardson als Joanna Farley,
Mary Tamm als Mrs. Farley,
Martin Wenner als Herbert Chudley,
Christopher Saul als Mr. Tremlett,
Paul Lacoux als Dr. Stillingfleet,
Neville Phillips als Holmes,
Tommy Wright als Workman,
Fred Bryant als Workman,
Donald Bisset als Mayor,
Arthur Howell als Fencing Instructor,
George Little als Dicker,
Christopher Gunning als Bandmaster,
Richard Bebb als Newsreel Voice u.a.
Kurzinhalt:
Benedict Farley ist Besitzer der erfolgreichen Firma "Farleys Foods", die vor allem für ihre Kuchen bekannt ist. Nachdem er wieder einmal die Fabrik besucht und eine Ansprache vor der Belegschaft gehalten hat, wendet er sich mit einem Brief an Hercule Poirot, in dem er diesen in einer dringlichen Angelegenheit zu einem festgelegten Termin zu sich bittet. In diesem erzählt Benedict dem Meisterdetektiv, dass er seit einiger Zeit vom immer gleichen Alptraum geplagt wird, in dem er sich selbst mit einer Pistole das Leben nimmt. Er schildert Poirot den genauen Ablauf – wie er den Revolver aus der Schreibtischschublade nimmt, zum Fenster geht, und dort den Abzug drückt und sich in den Kopf schießt – und fragt ihn dann, ob es möglich wäre, dass er irgendwie durch Hypnose oder ähnliches beeinflusst wird. Immerhin ist er ein glücklicher Mensch, und hat keinerlei Absicht, Selbstmord zu begehen. Jedoch: Tags darauf wird die Polizei in die Firmenzentrale gerufen. Es scheint, als wäre Benedicts Alptraum wahr geworden, und als hätte er sich tatsächlich mit einem Revolver erschossen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die größte Stärke von "Der Traum" lag für mich im Humor, insbesondere natürlich rund um Miss Lemon, und die vermaledeite Schreibmaschine. Hercule Poirot erweist sich im Verlauf der Episode leider alles andere denn als aufmerksamer und fürsorglicher Chef, und schlägt Miss Lemons Bitten um ein neues Modell aus. Ja selbst am Ende, als man denkt, er würde ihr ihre Hilfe beim jüngsten Fall – brachte sie ihm doch den entscheidenden Hinweis – mit einer neuen Schreibmaschine vergelten, muss sie sich mit einer Uhr (damit sie sich nicht länger aus dem Fenster lehnen muss, um zu sehen, wie spät es ist) begnügen. Das war schon alles sehr amüsant, und vom zentralen Triumvirat – David Suchet als Hercule Poirot, Hugh Fraser als Captain Hastings, sowie eben Pauline Moran als Miss Lemon – famos gespielt. Abseits von ihnen sticht dann in erster Linie noch Joely Richardson hervor, die damals noch nicht wirklich ein bekannter Star war, der seither jedoch der Durchbruch gelang, weshalb ihr Auftritt hier die Folge rückblickend doch aufwertet.
Der Fall an sich war ja grundsätzlich auch ganz nett. Mir gefiel vor allem die Auflösung rund um den Schuss, der aus dem Fenster nebenan kam. Allerdings war mir sofort klar, dass Benedict Farley in Wahrheit gar nicht Benedict Farley war – und das, obwohl man versuchte, diesen Fakt zu verschleiern, in dem beide Rollen, er und Hugo Cornworthy, vom gleichen Darsteller gespielt werden). Aber sowohl das ganze Setup rund um "Farley", der im Schatten sitzt, während auf Poirot eine Lampe gerichtet ist (fast so wie bei einem Verhör), sowie der Bart und die Haare (zwar vom Schnitt identisch, aber halt nicht so weiß), machten es für mich von Anfang an offensichtlich, was hier gespielt wird, und damit auch den Täter (nur das mit dem/der Komplizen/Komplizin sah ich zugegebenermaßen nicht kommen). Wobei das wie gesagt nichts ist, was ich den Folgen wirklich vorwerfe; ich bin halt mittlerweile ein alter Krimihase mit dementsprechend geübter Spürnase. Sehr wohl allerdings, dass die Auflösung für mich nicht wirklich Sinn ergibt. Wenn man seinen Selbstmord inszenieren will, warum macht man das nicht einfach? Warum lädt man Poirot ein, und lässt ihn vom falschen Benedict darauf ansetzen, dass jemand versuchen könnte, ihn in den Selbstmord zu treiben? Ohne diesen Termin, der Poirot überhaupt erst die Idee von einem Mord (wenn auch auf diese ungewöhnliche – und zugegebenermaßen auch unplausible – Art und Weise) einimpfte, hätte die Polizei es wohl von vornherein als Freitod abgetan, und fertig. Sonderlich gescheit wirkte das auf mich jedenfalls nicht. Auffällig auch der untypisch actionreiche Showdown, mit der Verfolgungsjagd, zuerst zu Fuß, und dann mit dem Auto. Dafür hat die Episode aber zum Ende hin auch ein ganz großes Plus zu bieten: Nämlich die erste "echte" (weil in "Eine Tür fällt zu" stand ja noch die "Bauchredner"-Nummer im Mittelpunkt) Poirot-typische Auflösung mit einer Versammlung aller Beteiligten/Verdächtigen. Das war wirklich cool, und ein wunderbarer Abschluss der ersten Staffel.
Fazit:
"Der Traum" punktete bei mir in erster Linie mit dem wunderbaren Humor – insbesondere rund um Poirot, Miss Lemon und die Schreibmaschine – sowie der typischen Poirot-Auflösung (diesmal ohne irgendwelche Aufführungen, und damit auch wirklich in klassischer "wir versammeln alle Verdächtigen und rollen den Fall dann auf"-Form). Der Fall an sich hat mich aber nicht wirklich überzeugt. Weniger, als mir zu früh klar war, dass es sich beim Termin nicht wirklich um Benedict Farley handelt, als vielmehr, weil man sich doch fragen muss, wieso man damit von Vornherein Zweifel an der Selbstmord-Theorie weckt. Ohne diese Audienz hätte wohl niemand – weder die Polizei, noch Poirot, noch die Familienmitglieder – vermutet, dass es sich um etwas anderes handelt, als einen Freitod. Zur ansonsten ja durchaus clever-gewitzten Vorgehensweise der Täter wollte das irgendwie überhaupt nicht passen – und zog "Der Traum" für mich doch ein wenig herunter.