Originaltitel: Triangle at Rhodes Episodennummer: 1x06 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 12. Februar 1989 Erstausstrahlung D: 29. Mai 1990 Drehbuch: Stephen Wakelam Regie: Renny Rye Besetzung:
David Suchet als Hercule Poirot,
Frances Low als Pamela Lyall,
Jon Cartwright als Commander Chantry,
Annie Lambert als Valentine Chantry,
Peter Settelen als Douglas Gold,
Angela Down als Marjorie Gold,
Timothy Kightley als Major Barnes,
Al Fiorentini als Police Inspector,
Anthony Benson als Skelton,
Patrick Monckton als Hotel Manager,
Dimitri Andreas als Greek Cashier,
Georgia Dervis als Greek Girl,
Sofia Olympiou als Good Woman,
Tilemanos Emanuel als Custom's Officer,
Giannis Hatzigiannis als Purser,
Stephen Gressieux als Italian Policeman,
George Little als Dicker,
Martyn Whitby als Postman u.a.
Kurzinhalt:
Hercule Poirot macht Urlaub auf Rhodos. Im Zuge dessen lernt er die ebenfalls allein reisende Pamela Lyall kennen, und die beiden freunden sich an. Dabei macht es ihnen vor allem sichtlich Spaß, die anderen Besucher:innen des Hotels zu beobachten. Sie kommen dabei nicht umhin, zu bemerken, dass es abseits der eigentlichen Paarungen zu einigen Flirtereien und Verstrickungen kommt, was auch die Stimmung zwischen den einzelnen Gästen teilweise etwas angespannt werden lässt – was sich dann unter anderem bei einem Streit während des Abendessens entlädt. Tatsächlich befürchtet Poirot, dass es zu einem Mord kommen könnte. Er ist gerade dabei, abzureisen, als seine düstere Vorahnung eintritt: Valentine Chantry wurde vergiftet. Da das Getränk vermeintlich für ihren Ehemann gedacht war, wird Douglas Gold – der zuvor mit Valentine geflirtet hatte, und sich wohl auf diese Weise seines Konkurrenten entledigen wollte – verhaftet. Doch Poirot hält dies für einen Trugschluss – und nimmt, um Douglas Unschuld zu beweisen, zusammen mit Pamela die Ermittlungen auf…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Urlaub auf Rhodos" ist nun die erste "Außenmission" von Hercule Poirot innerhalb der Fernsehserie; nachdem die bisherigen Folgen ja allesamt in London angesiedelt waren. Ich empfand das Setting in Rhodos dabei nicht einfach nur als willkommene Abwechslung, tatsächlich kam hier für mich auch irgendwie mehr Poirot-Feeling auf als bei den bisherigen Folgen. Schuld daran sind die Poirot-Filme, mit denen ich aufgewachsen bin, die (abseits der TV-Filme mit Peter Ustinov) allesamt sehr global ausgerichtet waren. Dementsprechend habe ich in meiner Jugend gelernt, eben diesen Aspekt von meinen Poirot-Abenteuern zu erwarten – und hat mir eben dieses Element bei den bisherigen Episoden der Serie gefehlt. So oder so: Das Setting sticht jedenfalls positiv hervor, und es ist deutlich, dass überdurchschnittlich viel Budget in diese Folge geflossen ist, um sich die ganzen Location-Aufnahmen an Original-Schauplätzen leisten zu können. Eben dies wertet "Urlaub auf Rhodos" allein schon mal enorm auf.
Doch es ist nicht nur das: Auch mit der Riege an (teils schrulligen) Figuren, die Poirot hier auf seiner Reise kennenlernt, fühlte ich mich im Hinblick auf jene Abenteuer, mit denen ich aufgewachsen bin, gleich zu Hause. Weil demgegenüber war die Schar an Charakteren in den bisherigen Folgen ja zumeist doch eher überschaubar. Hier hingegen werden wir, so wie auch der Meisterdetektiv (sowie seine Urlaubs-Bekanntschaft Pamela, die hier quasi als Ersatz von Captain Hastings auftritt), mit einer Riege an Personen konfrontiert, dessen eigene Dynamik untereinander die Geschichte für mich ebenfalls deutlich aufwertete. Auch darstellerisch gibt es nicht zu bemängeln. Und inszenatorisch war "Urlaub auf Rhodos" auch wieder sehr hochwertig, und hatte nicht zuletzt aufgrund des Settings fast schon mehr von einem der gerade erwähnten Poirot-Kinofilme, denn einer (damaligen) TV-Serie. Last but not least hatte es mir auch die Musik von Christopher Gunning wieder sehr angetan; nicht zuletzt aufgrund des zum Setting passenden griechischen Einschlags. Wenn es etwas gibt, das an "Urlaub auf Rhodos" ein bisschen enttäuscht, dann ist es – leider – der Fall an sich. So dauert es relativ lange, bis es überhaupt mal zum Mord kommt; demgegenüber nehmen die Ermittlungen leider nur sehr wenig Platz ein. Mir fehlte auch das Element der Befragungen von Zeugen. Und nicht zuletzt: "Urlaub auf Rhodos" war wieder ein Fall, wo die Auflösung für mich keine Überraschung war. Wobei ich auch davon abgesehen das Finale eher unbefriedigend fand, trotz der Verfolgungsjagd mit den Booten. Aber mir fehlte halt der Moment, wo Poirot die Schuldigen direkt konfrontiert (und sie erkennen, dass ihnen dieser auf die Schliche gekommen ist). Die Rhodos-Location gleicht jedoch viele diese Kritikpunkte zumindest ansatzweise wieder aus.
Fazit:
"Urlaub auf Rhodos" profitiert nicht zuletzt davon, dass man in diese Folge ganz offensichtlich überdurchschnittlich viel Geld hineingesteckt hat; nicht zuletzt natürlich aufgrund des Settings, und des großen Pluspunkts, dass man hier auch wirklich an Original-Schauplätzen gedreht hat. Nicht nur empfand ich dies als willkommene Abwechslung, irgendwie bin ich das globalere Setting für Poirot-Abenteuer aufgrund der Kinofilme gewohnt, weshalb mir das in den bisherigen Folgen, die allesamt in London spielten, doch ein bisschen abgegangen ist. Eben darin sah ich dann auch die mit Abstand größte Stärke von "Urlaub auf Rhodos". Weitere liegen in den gelungenen schauspielerischen Leistung, der hochwertigen Inszenierung, der tollen Musik, sowie der Fülle an Figuren, auf die wir hier treffen. Allerdings nahm mir die Vorlaufzeit bis zum Mord im Verhältnis zu den dann relativ kurzen Ermittlungen einen zu großen Stellewert ein. Zudem fand ich die Auflösung wieder mal recht offensichtlich. Und so "actionreich" das Finale auch gewesen sein mag, hat es mich insgesamt dennoch ein wenig enttäuscht. Grundsätzlich aber eine gelungene Episode – die aber halt für mich dann doch eher vom Setting und den Location-Aufnahmen lebt, als dem Fall an sich.