Wenn der Urlaub zum Alptraum wirdKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 30 Oktober 2025
Originaltitel:
Bone Lake
Produktionsland/jahr:
USA 2025
Bewertung:
Studio/Verleih:
LD Entertainment/Bleecker Street Media/Busch Media Group
Regie:
Mercedes Bryce Morgan
Produzenten:
U.a. Jason Blumenfeld, Joshua Friedlander, Mickey Liddell, Pete Shilaimon & Jacob Yakob
Drehbuch:
Joshua Friedlander
Filmmusik:
Roque Baños & Ben Cherney
Kamera:
Nick Matthews
Schnitt:
Anjoum Agrama
Genre:
Horror/Thriller
Heimkino-Premiere Deutschland:
15. Januar 2026
Kinostart USA:
03. Oktober 2025
Laufzeit:
94 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: Alex Roe, Maddie Hasson, Marco Pigossi, Andra Nechita, Clayton Spencer, Eliane Reis u.a.
Kurzinhalt:
Eigentlich wollten Sage und Diego ein ruhiges gemeinsames Wochenende in einem per Airbnb gebuchten Ferienhaus verbringen. Dann jedoch steht plötzlich ein zweites Paar vor der Tür. Offenbar haben Will und Cin das Haus für den gleichen Zeitraum gebucht. Zuerst will Diego anrufen und die Sache klären. Dann jedoch meinen Will und Cin, ob man sich nicht weitere Scherereien ersparen und sich einfach das ohnehin sehr große Anwesen teilen soll. Diego und Sage sind zwar ein bisschen unsicher, da das andere Paar einen freundlichen Eindruck macht, stimmen sie jedoch zu. Eine Entscheidung, die sie allerdings schon bald zu bereuen beginnen, als sich Cin und Will immer seltsamer verhalten, und der Haussegen damit zunehmend schief hängt. Nur: Wie sollen sie nun aus der Nummer wieder rauskommen?!
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich gebe zu: Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, "Bone Lake" unmittelbar nach "Funny Games" zu besprechen. Denn in der Art und Weise, wie er mit Gewalt umgeht, ist "Bone Lake" genau jene Art von Film, die Michael Haneke so auf den Senkel gegangen ist, und ihn eben zu "Funny Games" animierte. Andererseits: Eben genau in der Art und Weise, wie sie aufgrund ihrer völlig unterschiedlichen Zugänge zwei Seiten des Horror-Spektrums abdecken, die kaum gegensätzlicher sein könnten, zeigt sich die Vielschichtigkeit des Genres – in dem eben für einen ungemein beklemmenden (und überaus ernsten) Home Invasion-Thriller ebenso Platz ist, wie für einen launigen Erotikthriller, in dem die Gewalt bewusst überzeichnet dargestellt (und zelebriert) wird, und wo eben diese – unter anderem – für gute Unterhaltung sorgen soll. Und ich kann dann wohl als der lebende Beweis dafür dienen, dass man beides zugleich schätzen kann – und bin damit wohl zugleich Beweis für die Widersprüchlichkeit, durch die sich Fans des Genres teilweise auszeichnen können. Mal feiert man es ab, wenn eine Axt zum Einsatz kommt und ordentlich Blut fließt und Körperteile herumfliegen, und dann zuckt man bei einer eigentlichen Lappalie wie der Darstellung eines Zahnarztbesuchs zusammen. Weil: Es kommt halt nicht nur auf den Inhalt, sondern vor allem auch den Ton an.
"Bone Lake" macht dabei von Anfang an keinen Hehl daraus, eben nicht ernst gemeint zu sein, und dementsprechend auch nicht ernst genommen werden zu wollen. Was allerdings nicht heißt, dass man zum im Mittelpunkt stehenden Paar Sage und Diego keine Bindung aufbauen und/oder in weiterer Folge dann mit ihnen mitfiebern soll. Aber: Eben dies ist einer jener Punkte, wo der Film brilliert. Die beiden sind einem individuell, noch mehr aber als Paar von Anfang an sympathisch – gerade auch deswegen, weil es zwischen ihnen offensichtlich Probleme gibt. Sie lieben sich aber dennoch, stehen zueinander, sind füreinander da, vertrauen sich, und arbeiten auch nicht zuletzt gemeinsam daran, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, und die Zukunft als Team zu bewältigen. Eben das stach an "Bone Lake" für mich überaus positiv heraus. Die schauspielerischen Leistungen tun dann ihr übrigens. Marco Pigossi und Maddie Hasson konnten mir in den Hauptrollen ebenso gefallen, wie Alex Roe und Andra Nechita als ihren Frieden störendes Paar. Vor allem aber profitiert "Bone Lake" davon, zum Ende hin dann nochmal so richtig aufzudrehen, und einen höchst unterhaltsamen (und eben auch angenehm blutigen) Showdown zu präsentieren – der dann eben enorm davon profitiert, dass es zuvor gelungen ist, uns eine Bindung zu den beiden aufbauen zu können, so dass man ihnen wünscht, lebend aus dieser Sache herauszukommen. Was "Bone Lake" allerdings ein bisschen schadet: Man weil leider viel zu früh, was hier gespielt wird, und wo sich das hinbewegt. Dies gilt für den Handlungsverlauf im Allgemeinen, und einen ganz besonderen Twist (im Hinblick auf das Haus) im Besonderen. Ich fand es auch sehr unnötig, dass sich Will und Cin als Geschwister herausstellen; Inzest gab es in den letzten Jahren – seit/dank "Game of Thrones" – ja nun wirklich genug. Es trug auch nicht wirklich etwas zum Film bei, sondern wirkte sehr unnötig. Und zugegebenermaßen, da und dort fragt man sich halt schon, warum sich Diego und Sage gar so viel gefallen lassen, und nicht schon viel früher ihre sieben Sachen packen und abreisen (und/oder die Polizei verständigen). Ich denke da nicht zuletzt an die Sache mit dem Verlobungsring; dass es Will tatsächlich gelungen ist, sich aus der Nummer rauszureden (bzw. Diego seine Erklärung/Entschuldigung akzeptierte), fand ich dann doch etwas schwer zu schlucken. Insgesamt war der aber schon ganz unterhaltsam.
Fazit:
Das Hauptproblem von "Bone Lake" ist, dass man viel zu früh weiß, worauf das hinauslaufen wird. Ich fand es geradezu lächerlich, als man versuchte, die von vornherein klare Offenbarung tatsächlich als Twist zu inszenieren. Und auch die Inzest-Thematik, die mir in den letzten Jahren/Jahrzehnten etwas zu häufig aufkam, und mittlerweile doch ziemlich ausgelutscht daherkommt, hätte ich nicht gebraucht. Dafür punktet er mit einem wirklich charmanten zentralen Pärchen, mit dem man in weiterer Folge mitfiebert. Eben gerade auch deshalb, weil ihre Beziehung nun mal nicht perfekt ist, sie sich aber nichtsdestotrotz lieben, gegenseitig vertrauen, füreinander da sind, und gemeinsam daran arbeiten wollen. Das fand ich ausgezeichnet. Gut auch, dass "Bone Lake" nicht den von mir zu Beginn befürchteten Weg geht, dass der "schwache" Diego stärker und männlicher werden muss, um dann letztendlich auch Sage (wieder) für sich zu erobern. Vor allem aber dreht der Film zum Ende hin nochmal so richtig auf, und wird herrlich blutig. Bis er diesen Punkt erreicht, zieht er sich zwar teilweise schon ein bisschen dahin. Dank des starken Finales wird man hier aber zumindest fürs Durchhalten belohnt.