Hugh Grant war noch nie so gruselig!Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 22 Oktober 2025
Originaltitel:
Heretic
Produktionsland/jahr:
USA/Kanada 2024
Bewertung:
Studio/Verleih:
Shiny Penny/A24/Plaion Pictures
Regie:
Scott Beck & Bryan Woods
Produzenten:
U.a. Stacey Sher, Scott Beck & Bryan Wood
Drehbuch:
Scott Beck & Bryan Woods
Filmmusik:
Chris Bacon
Kamera:
Chung-hoon Chung
Schnitt:
Justin Li
Genre:
Horror/Thriller
Kinostart Deutschland:
26. Dezember 2024
Kinostart USA:
08. November 2024
Laufzeit:
111 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: Hugh Grant, Sophie Thatcher, Chloe East, Topher Grace, Elle Young u.a.
Kurzinhalt:
Die beiden Schwestern Barnes und Paxton sind Teil der mormonischen Kirche, und als Missionarinnen unterwegs. Eines Tages verschlägt es sie in eben dieser Funktion zum Haus von Mr. Reed. Dieser bittet sie hinein, was sie zuerst ablehnen, da es ihnen ihr Glaube nicht erlaubt, allein mit einem fremden Mann in einem Raum zu sein. Als er ihnen versichert, dass seine Frau gerade in der Küche ist, und angesichts des strömenden Regens lassen sie sich dann aber doch von ihm überreden, das Haus zu betreten. Zuerst heißt er sie freundlich willkommen, lädt sie auf einen Tee ein, und so weiter. Dann wird den beiden jedoch zunehmend unbehaglich – auch, weil von Reeds angeblicher Frau nach wie vor jede Spur fehlt. Doch als sie dann endlich erkennen, wo sie hineingeraten sind, ist es bereits zu spät. Und so finden sich Barnes und Paxton in einem perversen Katz- und Maus-Spiel wieder…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Heretic" war die – überaus gute – Wahl für das letztjährige SLASH-Weihnachtsscreening. Im Vorfeld sorgte er natürlich vor allem mit der ungewöhnlichen Rolle von Hugh Grant für Furore. Sonst ja doch eher als charmanter Strahlemann bekannt, gibt er hier den eiskalten Psychopathen – und das mit einer derartigen bedrohlichen Präsenz, dass man sich unweigerlich wünscht, dass dies nicht sein letzter Einsatz in einer solchen Rolle gewesen sein wird. Jedenfalls dominiert er ab der ersten Minute in der er zu sehen ist mit seiner Ausstrahlung den Film – wobei "Heretic" sehr davon profitiert, dass es zumindest Sophie Thatcher (die in den letzten Jahren bereits ebenfalls einiges an Genre-Erfahrung gesammelt hat) gelingt, ihm darstellerisch die Stirn zu bieten. Denn was Leinwandpräsenz betrifft, steht ihm die junge Darstellerin in nichts nach. Deren Zusammenspiel war für mich dann auch das, was "Heretic" unter anderem so auszeichnete. Leider konnte Chloe East hier nicht mithalten. Sie ist das schwache Glied in der Kette; man fragt sich unweigerlich, wie gut (bzw. besser) der Film mit z.B. einer Anya-Taylor Joy oder Sydney Sweeney – sprich, mit drei wirklich starken Darsteller:innen – gewesen wäre. Wobei ich die junge Dame jetzt auch nicht niedermachen will. Sie spielt zweifellos nicht schlecht – kann aber halt mit Grant und Thatcher einfach nicht mithalten.
Dessen ungeachtet entspinnt sich, sobald die drei Figuren dann mal aufeinander treffen, ein ungemein packendes Kammerspiel. Mein Lieblingsteil des Films ist definitiv alles ab ihrer Ankunft – wo sich langsam aber sicher eine enorme Spannung aufbaut – über die zweite lange Szene im Arbeitszimmer (wo Mr. Reed eine wunderbar kritische Rede über Glauben und insbesondere jede Form der institutionellen Religion hält, bei der ich als überzeugter Atheist am liebten aufgesprungen wäre, um laut zu applaudieren), bis hin zur Wahl mit den beiden Türen. Bedauerlicherweise konnte "Heretic" dann aber für mich in der zweiten Hälfte dann leider nicht mehr ganz an den grandiosen Beginn anknüpfen. Denn, kurioserweise: Je konkreter es wird (insbesondere auch, was Mr. Reeds Pläne und Motivation betrifft), desto mehr verliert er irgendwie an Schrecken. Zwar mag es auch in diesem Teil immer noch ein paar starke, eindringliche und/oder packende Momente geben. Insgesamt gesehen baute er für mich mit fortschreitender Laufzeit leider tendenziell doch eher ab. Und vor allem mit dem Ende war ich dann nicht ganz glücklich. Trotz dieses Mankos ist er aber definitiv sehenswert. Neben der ungemein packenden ersten Hälfte und den schauspielerischen Leistungen liegt dies nicht zuletzt auch an der hervorragenden Kameraarbeit von Chung-hoon Chung, die dann insbesondere auch in der besagten zweiten Hälfte dann nochmal mit einer ganz besonders cleveren Einstellung auftrumpft, die mir auch nach zehn Monaten immer noch in bester Erinnerung ist. Wie eben auch die wunderbare Grundstimmung (insbesondere in der ersten Hälfte), welche die Regisseure Scott Beck und Bryan Woods hier – mit Unterstützung ihres Komponisten Chris Bacon – aufbauen. Im Vergleich zu den mir bekannten Vorgängern des Regie-Duos ("Haunt", "65") stellt "Heretic" jedenfalls – trotz der etwas abfallenden zweiten Hälfte – eine deutliche Steigerung dar.
Fazit:
In der ersten Hälfte ist "Heretic" ein beklemmendes Kammerspiel, welches neben dem wunderbaren Spannungsaufbau und Mr. Reeds von mir vollumfänglich geteilten Kritik an Religionsgemeinschaften nicht zuletzt von starken schauspielerischen Leistungen von Hugh Grant (der hier teilweise wirklich zum Fürchten ist) und Sophie Thatcher (die ihm die Stirn bietet) profitiert. Demgegenüber fällt Chloe East als dritte im Bunde leider ein bisschen ab. Schwerer als das wiegt allerdings, dass der Film mit fortschreitender Laufzeit – je konkreter er im Hinblick auf Mr. Reeds Ziele wird – doch merklich abbaut, und insbesondere dann was den Ausgang des Geschehens betrifft zumindest in meinen Augen etwas schwächelt. Insgesamt aber ein starker Thriller, nach dem man sich wünscht, Hugh Grant in Zukunft öfter in solchen für ihn doch ungewöhnlichen Rollen zu sehen.