Begeht die Kardinalsünde für Hai-FilmeKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 Oktober 2025
Originaltitel:
Sangue negli abissiy
Produktionsland/jahr:
Italien/USA 1989
Bewertung:
Studio/Verleih:
Filmirage/VPS Film-Entertainment GmbH
Regie:
Raffaele Donato & Joe D'Amato
Produzenten:
Joe D'Amato
Drehbuch:
George Nelson Ott
Filmmusik:
Carlo Maria Cordio
Kamera:
Joe D'Amato
Schnitt:
Rosanna Landi
Genre:
Horror/Thriller
Heimkino-Release D:
Februar 1992
Heimkino-Release Spanien:
1989
Laufzeit:
94 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: Frank Baroni, Cort McCown, Keith Kelsch, Wayne Camp, Tody Bernard, John K. Brune, Margareth Hanks, Van Jensens, Don Perrin, Claude File, Charlie Brill, Mitzi McCall u.a.
Kurzinhalt:
Vor dreizehn Jahren haben Miki, John, Ben und Allan am Strand ihres Heimatorts in Anwesenheit eines amerikanischen Ureinwohners Blutsbruderschaft geschlossen. Dabei erzählte er ihnen vor dem Biest Shakka, welches im Meer lauert, und von den Urmächten geschickt wurde, um die Menschen zu prüfen. In den folgenden Jahren haben sich die vier Freunde ein bisschen aus den Augen verloren. Einer ist zum Militär gegangen, andere haben ihre Heimatstadt verlassen, um irgendwo aufs College zu gehen. In den Sommerferien treffen sie sich nun jedoch alle wieder, um gemeinsam Urlaub zu machen. Dabei haben sie schon bald nicht nur mit Konflikten zu Hause – insbesondere mit ihren jeweiligen Vätern – zu kämpfen. Denn als John von einem Hai getötet wird, müssen die überlebenden Freunde unweigerlich an die Warnungen des Indianers zurückdenken. Die drei überlebenden Freunde Miki, Ben und Allan erinnern sich an ihren Pakt – und ziehen los, um Shakka, die Bestie der Tiefe, zu stellen, und so Johns Tod zu rächen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ende der 80er war die Welle der Hai-Filme (die ihren größten Boom Mitte der 70er bis Mitte der 80er – eben als Reaktion auf den Erfolg von "Der weiße Hai" erlebten) langsam am Abebben. Dennoch gab es immer noch eine zwar beständig schrumpfende, aber nach wie vor aktive Fangemeinde. Wer darauf achtete, den finanziellen Aufwand so gering wie möglich zu halten, konnte somit mit einem B-Film vor allem dank des damals sehr aktiven Videothekenmarkts immer noch einen finanziellen Erfolg einfahren. Eben das war auch der Plan hinter Joe D'Amatos "Shakka – Bestie der Tiefe"; ob dieser tatsächlich aufgegangen ist, kann ich allerdings nicht beurteilen. Im Hinblick auf das Geld, dass man hier reingesteckt hat, hat man jedenfalls alles dafür getan, damit sich die Investition möglichst rasch rechnet. Mit anderen Worten: Man merkt dem Film an, dass er eine höchst billige Angelegenheit ist. Dies macht sich vor allem in einer Hinsicht negativ bemerkbar: Man verzichtete darauf, einen mechanischen Hai zu verwenden, und griff überwiegend auf echte Tieraufnahmen von National Geographic zurück, bzw. bediente sich vereinzelt auch an Effektaufnahmen früherer Filme (wie Enzo G. Castellaris B-Movie-Klassiker "Der weiße Killer").
Dies führt zwar dafür, dass die Haiaufnahmen – no na – echt aussehen, haben aber auch einen entscheidenden Nachteil: Es gibt so gut wie keine Interaktion zwischen den menschlichen Protagonisten und dem Hai. Und generell sind diese praktisch nie in der gleichen Einstellung zu sehen. Wir sehen zuerst den (Archiv-)Hai, dann wird uns über die Kamera, welche seine Perspektive darstellen soll, gezeigt, wie er auf jemanden (oder etwas) zuschwimmt, und dann wird zu den Schauspielern geschnitten, die entsprechend auf ihn reagieren. Dies wirkt sich extrem nachteilig auf die Spannung aus. An letzterer lässt es "Shakka" leider generell überwiegend vermissen. Es gibt genau eine Szene, wo es Joe D'Amato ansatzweise gelingt, eine eben solche aufzubauen, nämlich wenn der Schiffskapitän nach unten taucht, um die Schiffsschraube freizulegen. Davon abgesehen ist "Shakka – Bestie der Tiefe" aber leider eher zum Schnarchen als zum Fürchten. Besonders schwach fand ich dabei den ersten Hai-Angriff umgesetzt, was nicht zuletzt an der völlig unpassenden, da viel zu beschwingen, Musik liegt, die den Horror des Moments in keinster Weise zu vermitteln vermag, sondern ihm vielmehr einen albernen Einschlag gibt. Noch schwerer als das wiegt jedoch, wie schwach das Finale umgesetzt ist. Dort mangelt es dem Film nämlich nicht einfach nur an Spannung, sondern ist er richtiggehend langweilig, wenn wir den drei Jungs zuerst minutenlang dabei zusehen, wie sie durch das Meer tauchen, und danach nochmal mindestens genauso lang verfolgen, wie sie das Dynamit anbringen. An dieser Stelle wirkt "Shakka" eher wie eine Naturdoku über Taucher, als einen Hai-Film – da letzterer hier ewig lange nicht in Erscheinung tritt. Und als er dann endlich mal auftaucht, wird sich ihm derart rasch und unkompliziert erledigt, dass es enorm unspektakulär und antiklimaktisch ist. Last but not least macht der Film auch aus der einen originellen Idee rund um den Hai als vermeintlich bösen indianischen Geist viel zu wenig – oder genauer gesagt: Gar nichts. Was bleibt, ist ein schwacher Hai-Horror, wo die Bedrohung durch eben diesen leider – trotz des Todes von John (und dem daraus resultierenden Wunsch nach Rache seiner drei Freunde) zu sehr in den Hintergrund rückt, während es zugleich aber auch nie gelingt, uns eine Bindung zu den Charakteren aufbauen zu lassen.
Fazit:
Ich habe ja durchaus ein Herz für trashige Tier-Horror-Filme im Allgemeinen und "Der weiße Hai"-Abklatsch im Speziellen. Das Problem von "Shakka – Bestie der Tiefe" liegt dann auch weder in den schwachen schauspielerischen Leistungen, noch in der billigen Umsetzung; beides gehört in gewisser Weise ja fast schon dazu. Aber: Du darfst als diese Art Film vieles sein – billig, trashig, albern usw. – nur eines nicht: Langweilig. Und genau diese Kardinalsregel wird von "Shakka" leider gebrochen. Man verwendet hier viel zu viel Zeit auf die uninteressanten Vater-Sohn-Konflikte, die ich einfach nur öde fand. Generell lässt es "Shakka – Bestie der Tiefe" enorm an Spannung vermissen. Zudem patzt er bei bestimmten Einzelszenen (wie dem ersten Haiangriff, mit seiner unpassend-fröhlichen Musik), sowie insbesondere dann auch beim Finale, dass einen ebenfalls nur anödet. Und auch wenn die National Geographic-Archivaufnahmen bedeuten, dass der Hai (no na) zumindest echt aussieht, so verhinderten diese halt auch jegliche Interaktion zwischen den menschlichen Figuren und der titelspendenden Bestie. Zwar kann ich dem Film trotz dieser Schwächen nicht wirklich böse sein; in meiner Rangliste der "Jaws"-Plagiate rangiert "Shakka – Bestie der Tiefe" aber bestenfalls im unteren Mittelfeld.
Wertung: 3 von 10 Punkten
Christian Siegel
Harrys Horror-Hintergründe: Titel:
"Deep Blood ist ein schöner Name.
Deep Blood möcht’ ich heißen.
Nur niemals nicht 'Shakka'
denn der Name ist zum Sch…"
Ernsthaft. „Deep Blood“ ist ein perfekt adäquater Titel für einen niedrig-budgetierten Hai-Streifen. Darüber kann man nicht meckern – im Gegensatz zum deutschen Titel "Shakka – Bestie der Tiefe". Ähm, "Shakka"… was ist das eigentlich? Als Kind hab ich immer geglaubt, dass das irgendwas mit 'Hai' zu tun hat, weil: klingt ja irgendwie wie 'Shark'. Aber wenn man dann als Erwachsener mal drüber nachdenkt, kommt man drauf, dass man "Shakka" sonst in keinem anderen Zusammenhang kennt. Mal bei Google nachgefragt. "Shakka" gibt's sowohl als Vor-, als auch als Nachname, erfreute sich aber in den letzten zwei Jahrhunderten keiner allzu großen Beliebtheit. Die Herkunft scheint, je nach Quelle, entweder der afrikanische, der arabische oder der indische Raum zu sein. Hmpf.
Schaut man sich den Film im Original an, erzählt da am Anfang dieser Indianer davon, dass der indianische Wassergott aufgrund der allzu guten Indianer-Fischer Angst bekam, sie würden den Ozean leerfischen, und hetzte ihnen daher die Meeresbestie "Wakan" auf den Hals. Und genau dieser Wakan war dem deutschen Verleih bzw. der deutschen Synchro offensichtlich ein Dorn im Auge, also strichen sie Wakan und machten ein "Shakka" draus. Klingt ja vom Marketing-technischen Standpunkt her tatsächlich ganz lässig, hat aber mit der eigentlichen Idee gar nix zu tun, denn "Wakan" bezieht sich auf den Indianischen Ausdruck "Wakan tanka" (=großer Geist, oder großes Geheimnis), während "Shakka" eben einfach nur ein simpler Name ist.
"Wakan" war übrigens auch der ursprüngliche Arbeitstitel. Für den internationalen Markt dachte man erst an "Sharks (The Challenge)" als idealen Titel, bevor man sich dann eines Besseren besann und zu "Deep Blood" griff. In Italien wurde es ein wenig poetischer: "Sangue negli abissi" = Blut in der Tiefe. Auch gut.
Fassungen:
Sollte es von dem Streifen wirklich andere/alternative Fassungen geben, dann hab ich beim Recherchieren einfach nur geschlampt, weil: nix gefunden. Wobei es mich echt wundern würde. Die Geschichte ist dünn. Blut und Gewalt nur wenig vorhanden. Und der Film an sich ist ein typischer für-den-Videomarkt Schnellschuss aus Joe D'Amatos eifriger "Filmirage"-Werkstatt, der zu keiner Zeit sonderliches Aufsehen erregt hat. Für Zensur gab's also keine Gründe. Für alternative Fassungen war das Ding wahrscheinlich zu rasch abgedreht. Typischer Fall von "alles was wir filmen, werden wir im Film verwenden und nicht verschwenden". Übrigens: Der als Regisseur angegebene Raf Donato a.k.a Raffaele Donato war eigentlich Dialog-Coach, der unbedingt mal einen Film drehen wollte, dann aber am ersten Drehtag recht schnell gemerkt hat, dass ihm das doch nicht so liegt. D'Amato hat den Film dann fertig gedreht, so quasi "Na gut, dann mach ich's halt selber."
Noch was?
Ja, wer genau hinsieht, kann einen Mini-Mini-Auftritt von Laura "Black Emanuelle" Gemser erhaschen.
Meinung:
Typische Videothekenware aus einer Zeit, als die kommerzielle italienische Filmindustrie am Boden lag. An sich kein guter Film, aber zumindest irgendwie okay. Halt recht langweilig gestrickt. Viel zu viel Stock Footage. Aber er hat seine absurden Momente, besonders rund um den Sheriff-Charakter und den ganzen indianischen Hintergrund. Wenn man was mit Joe D'Amato's late-80s/early-90s "Filmirage"-Output anfangen kann, dann isses natürlich ein must-see.