Zach Creggers zweiter großer StreichKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Freitag, 10 Oktober 2025
Originaltitel:
Weapons
Produktionsland/jahr:
USA 2025
Bewertung:
Studio/Verleih:
Vertigo Entertainment/New Line Cinema/Warner Bros.
Regie:
Zach Cregger
Produzenten:
U.a. Zach Cregger & Miri Yoon
Drehbuch:
Zach Cregger
Filmmusik:
Zach Cregger, Hays Holladay & Ryan Holladay
Kamera:
Larkin Seiple
Schnitt:
Joe Murphy
Genre:
Horror/Thriller
Kinostart Deutschland:
07. August 2025
Kinostart USA:
08. August 2025
Laufzeit:
128 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: Julia Garner, Josh Brolin, Alden Ehrenreich, Scarlett Sher, Cary Christopher, Jason Turner, Benedict Wong, Augstin Abrams u.a.
Kurzinhalt:
Mitten in der Nacht, um 02:17 Uhr, wachen mehrere Kinder einer Kleinstadt auf, und laufen mit seitlich ausgestreckten Armen davon. Die Polizei ist ratlos. Die einzige, mysteriöse, Verbindung, die zwischen ihnen besteht: Sie alle waren Teil derselben Schulklasse, die von Justine unterrichtet wird. Alex ist der Einzige aus der Klasse, der nicht betroffen war. Natürlich richtet sich der Verdacht sofort auf die Lehrerin, doch so genau sie die Polizei auch unter die Lupe nimmt, sie kann keine Hinweise darauf finden, dass sie irgendetwas mit der Sache zu tun hat. Vielmehr scheint Justine genauso verwirrt zu sein, wie alle. Einige der – verständlicherweise verzweifelten – Eltern können und wollen dies jedoch nicht akzeptieren, und beginnen, Justine zu belästigen. Diese wiederum versucht verzweifelt, mit Alex zu sprechen, in der Hoffnung, von ihm irgendeinen Hinweis darauf zu erhalten, was in dieser schicksalhaften Nacht geschehen ist. Schließlich tut sie sich mit Archer – Vater von einem der verschwundenen Kinder – zusammen, um Licht in die Angelegenheit zu bringen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Zach Creggers "Barbarian" schlug mitten in der Pandemie auf Disney+ ein, und hat bei vielen Horror-Fans – mich eingeschlossen – definitiv Eindruck hinterlassen. Vor allem die erste halbe Stunde war fantastisch, und wäre einer der besten Horror-Kurzfilme gewesen, die mir untergekommen sind. Dann jedoch vollzog sich ein Perspektivwechsel, und der Rest kam an dieses starke erste Drittel für mich nicht mehr ganz heran. Der Erzählstruktur mit unterschiedlichen Perspektiven bleibt Cregger auch bei seinem Nachfolger treu. Zudem zeigen sich vor allem im ersten Teil rund um Justine durchaus noch einige parallelen, da er hier das Gefühl der Unsicherheit, welches dort im ersten Drittel herrschte (da man eben nicht wusste, wie man ... einschätzen soll), rund um die Belästigung von Justine durch die verzweifelten Eltern wieder aufleben lässt. Dies sorgte jedenfalls gleich mal für einen starken, packenden Einstieg. Aber auch das zugrundeliegende Mysterium rund um die Kinder, die alle um die gleiche Uhrzeit aus ihren Häusern verschwinden, verstand es sofort, mein Interesse zu wecken.
Nach dem ersten Teil, der aus der Sicht von Justine erzählt wird, erfolgen auch hier wieder mehrere Perspektivwechsel. Der darauffolgende Teil, rund um Archer, ist ähnlich stark. Cregger und Josh Brolin verstehen es, uns seine Verzweiflung ob des plötzlichen, unerklärlichen Verschwindens seines Sohnes nachfühlen zu lassen. Das macht sein Verhalten gegenüber Justine natürlich nicht ok, aber doch zumindest nachvollziehbar. Das Kapitel endet zudem mit einem echten Knaller. Die beiden darauffolgenden Abschnitte waren dann in meinen Augen leider doch merklich schlechter, und haben für mich auch den Gesamteindruck des Films nach unten gezogen. Ich sage nicht, dass die Perspektive von Paul (dem Cop – und Justines Ex-Freund) und dem Junkie gänzlich uninteressant waren, aber das war für mich jener Teil, wo man "Weapons" deutlich kürzen und auf eine verträglichere und genre-typischere Laufzeit von maximal 100 Minuten hätte drücken können. Weil so zieht sich der Film, vor allem in diesem Teil, leider doch etwas dahin. Ich denke, es wäre möglich gewesen, alles wesentliche was hier passiert entweder aus Sicht von Paul oder dem Junkie zu erzählen, und so ein (wenn auch vergleichsweise kurzes) Kapitel einzusparen. Mit dem Wechsel zu Alex' dreht "Weapons" dann aber nochmal ordentlich auf, und mündet vor allem auch in einem sowohl mitreißenden, herrlich schrägen als auch wunderbar blutigem Finale. Was "Weapons" darüber hinaus auszeichnet, ist, wie es ihm von Anfang an gelang, mich fragen zu lassen, was es wohl mit den verschwundenen Kindern auf sich hat, mit mehreren möglichen Erklärungen zu flirten, und letztendlich in eine zumindest für mich sehr überraschende (innerhalb des Kontexts eines übernatürlichen Horrorfilms aber schlüssige) Richtung zu gehen (auch wenn einem rückblickend bewusst wird, dass uns Cregger eigentlich bereits sehr früh mit der Nase drauf gestoßen hat).
Die Besetzung tut ihr Übriges. Julia Garner ist mir vor mittlerweile über zehn Jahren im US-Remake von "We Are What We Are" das erste Mal positiv aufgefallen, spielte seither eine der Hauptrollen in der Netflix-Serie "Ozark", sammelte u.a. im "Rosemarys Baby"-Prequel "Apartment 7A" und "Wolf Man" weitere Horror-Erfahrung, und war zuletzt als Silver Surfer in "The Fantastic Four: First Steps" zu sehen. Hier zeigt sie als Justine eine weitere bestechende Leistung. Josh Brolin weiß als Archer ebenfalls zu gefallen. Alden Ehrenreich zeigt wieder einmal, dass er in "Solo" einfach nur glücklos war, grundsätzlich aber ein durchaus guter und interessanter Schauspieler ist. Und insbesondere Amy Madigan ist natürlich auch noch lobend hervorzuheben. Inszenatorisch ist "Weapons" ebenfalls wieder sehr fein, vor allem wenn es darum geht, eine beunruhigende Grundstimmung aufzubauen, die sich zu einzelnen Spannungsspitzen steigert. Die vereinzelten Schockeffekte sind zwar gut aufgebaut, hätte der Film aber eigentlich gar nicht nötig gehabt. Und auch für humoristische Auflockerung ist zwischenzeitlich immer wieder gesorgt. Vor allem aber hebt sich "Weapons" wohltuend aus dem Horror-Einheitsbrei ab. Eben darin liegt für mich dann letztendlich auch seine größte Stärke.
Fazit:
Mit "Barbarian" hat sich Zach Cregger bereits als vielversprechendes junges Horrortalent erwiesen. Mit "Weapons" löst er dieses Versprechen nun ein, und setzt in praktisch allen Belangen noch einmal eins drauf. Dabei behält er den Zugang der Kapitel – inkl. Perspektivwechsel – bei. Ähnlich wie beim "Vorgänger" fand ich dabei den Auftakt mit am Stärksten; alles rund um Justine – vor allem jene Momente, wo unklar war, inwiefern ihr jemand auflauert – hat mich doch ziemlich gepackt (wenn er hier in meinen Augen auch nie ganz die Höhen der ersten halben Stunde von "Barbarians" erreichte). Aber auch das zugrundeliegende Mysterium – und in weiterer Folge dann auch auf Auflösung – hatten es mir angetan. Und das Finale machte dann auch nochmal ordentlich Laune. Abzüge gibt es in erster Linie für die Länge; mehr als zwei Stunden (mit Abspann) hätte er nun wirklich nicht sein müssen, wobei man aus meiner Sicht insbesondere bei den Kapiteln aus der Sicht von Paul sowie dem Junkie einiges an Laufzeit hätte sparen können. Das hätte "Weapons" noch etwas schwungvoller und drängender gemacht. Insgesamt ist "Weapons" aber jedenfalls ein Film, der sich wohltuend aus der Masse an Horrorfilmen 2025 abhebt.