Launige Zugfahrt mit Peter Cushing & Christopher LeeKategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 09 Oktober 2025
Originaltitel:
Horror Express
Produktionsland/jahr:
Spanien/UK/USA 1971
Bewertung:
Studio/Verleih:
Granada Films/Scotia International Filmverleih
Regie:
Eugenio Martín
Produzenten:
William Castle & Dona Holloway
Drehbuch:
Arnaud d'Usseau & Julian Zimet
Filmmusik:
John Cacavas
Kamera:
Alejandro Ulloa
Schnitt:
Robert C. Dearberg
Genre:
Horror/Thriller
Kinostart BRD:
03. Januar 1974
Kinostart USA:
10. Januar 1973
Laufzeit:
88 Minuten
Altersfreigabe:
FSK ab 16
Mit: Christopher Lee, Peter Cushing, Alberto de Mendoza, Telly Savalas, Silvia Tortosa, Julio Peña, Jorge Rigaud, Ángel del Pozo, Víctor Israel, Helga Liné u.a.
Kurzinhalt:
Der Anthropologe Professor Saxton findet bei einer Ausgrabung in China eine mumifizierte Leiche, die Jahrtausende im Eis eingeschlossen war. Er glaubt, dass es sich bei ihr um das fehlende Bindeglied zwischen den Menschen und seinen primitiven Vorfahren handeln könnte. Um sie näher zu studieren, will er sie mit dem transsibirischen Express zuerst nach Russland, und in weiterer Folge dann England bringen. Wie es der Zufall so will, nimmt sein Kollege – und Rivale – Dr. Wells genau den gleichen Zug. Während der Fahrt taut die Mumie auf – und wird wieder lebendig. Oder, genauer gesagt: Jener Schrecken, der sich eben darin befindet, und einst die Kontrolle über diesen Urmenschen übernommen hat. Eben diese urzeitliche Kraft bricht nun aus ihrem Käfig aus, und beginnt, sich im Zug auszubreiten…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Horror Express" profitiert in erster Linie von der Besetzung, wobei ich hiermit vor allem das Zentrale Duo Peter Cushing und Christopher Lee meine. Die beiden waren bereits für sich genommen absolute Ikonen des Horror-Genres, aber wenn sie gemeinsam auftreten, gibt das dem jeweiligen Film gleich nochmal einen zusätzlichen Reiz. Dementsprechend sind die beiden dann auch eindeutig das beste an diesem Film, und werten ihn allein mit ihrer Anwesenheit auf. Aber auch das Setting im Zug hatte es mir angetan; zusammen mit dem Konzept, dass dort eine urzeitliche, finstere Präsenz sein Unwesen treibt. Die Tode – mit den erblindeten Augen, aus denen die Opfer bluten – waren ebenfalls gut (und durchaus erschreckend) umgesetzt. Auch die Mumie sah – trotz eines gewissen trashigen Einschlags – durchaus erschreckend aus. Und die Ausstattung im Inneren des Zugs weiß ebenfalls zu gefallen.
Die letzte wesentliche Stärke ist dann der feine Humor (überwiegend freiwillig, vereinzelt aber auch unfreiwillig), der "Horror Express" durchzieht. So gibt es einige wirklich witzige Dialogzeilen, angefangen bei "There's a stink of hell on this train. Even the dog knows it!" über "I'll have you sent to Siberia." "I am in Siberia." bis hin zu Dr. Wells köstlich-schockierte Reaktion, als Inspector Mirov ihn oder Professor Saxton verdächtigt, das Monster zu sein: "Monster? We're British, you know." Köstlich! Allerdings: Tendenziell fand ich die erste halbe Stunde, mit dem gelungenen Spannungsaufbau rund um die Mumie, stärker als den Rest des Films. Sobald das urzeitliche Wesen (welches, wie sich herausstellt, außerirdischen Ursprungs ist) dann mal von einem "Wirten" zum nächsten springt, baute "Horror Express" für mich tendenziell im Vergleich zum launigen Monster-Horror-Auftakt doch eher ab. Ich fand auch, dass der Film Telly Savalas nicht nötig hatte. Ja, er ist ein weiteres prominentes Gesicht, der hier noch dazu ordentlich "die Kulisse kaut" (um den englischen Ausdruck "to chew the scenery" mal verkrampft einzudeutschen), aber er fügt der Geschichte eine zusätzliche Bedrohung hinzu, und lenkt damit von der spannenden Monster- bzw. Parasiten-Story ab. Und generell fand ich ihn ein bisschen mühsam, so als würde er verkrampft versuchen, sich gegen die Horror-Legenden Lee und Cushing "durchzusetzen". Last but not least muss man hier wieder so manche hanebüchene Idee akzeptieren müssen (bzw. können); dies gilt nicht zuletzt dafür, dass Bilder aus der Urzeit im Auge der Mumie quasi gespeichert sein sollen (und man auf diesen dann auch einen Dinosaurier erkennt; sprich diese und die Urmenschen in der gleichen Welt existiert haben sollen). Zugegebenermaßen fällt dies bei einem Film wie "Horror Express", der von vornherein augenzwinkernd angelegt ist, leichter, als wenn sich dieser bierernst nimmt. Trotzdem musste ich da an einer Stelle laut auflachen, wo dies wohl eher nicht beabsichtigt war.
Fazit:
"Horror Express" ist ein launiger B-Monster-Film, der für mich in erster Linie vom Duo Christopher Lee und Peter Cushing profitiert. Aber auch das Setting in der transsibirischen Eisenbahn sticht hervor. Die erste halbe Stunde zeichnet sich zudem durch einen sehr netten Spannungsaufbau aus. Sowohl die Mumie als auch die von ihr (bzw. dem in ihr schlummernden Parasiten) ausgelösten Tode fand ich gut umgesetzt. Im Mittelteil schleichen sich aber doch ein paar Längen ein. Zudem muss man sich auf einzelne Elemente bzw. Ideen doch einlassen können (wie z.B. die Bilder aus der Urzeit). Vor allem aber hätte ich auf Telly Savalas lieber verzichtet; der der mischt zwar in der letzten halben Stunde die Szenerie nochmal ordentlich auf, lenkt dabei aber in meinen Augen nur unnötig von der eigentlichen, deutlich interessanteren Bedrohung durch das "Monster", ab. Immerhin: Das direkte Finale machte dann durchaus wieder Laune, und sorgt so für einen versöhnlich-gefälligen Ausklang.