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"Rosemarys Baby" auf österreichisch Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 04 Oktober 2025
 
Halloween-SPECiAL

 
Welcome Home Baby
Originaltitel: Welcome Home Baby
Produktionsland/jahr: Österreich/Deutschland 2025
Bewertung:
Studio/Verleih: Lotus Filmproduktion GmbH/Filmladen
Regie: Andreas Prochaska
Produzenten: Thomas Pridnig
Drehbuch: Constantin Lieb, Daniela Baumgärtl & Andreas Prochaska
Filmmusik: Karwan Marouf
Kamera: Carmen Treichl
Schnitt: Karin Hartusch
Genre: Horror/Thriller
Kinostart Deutschland: 27. November 2025
Kinostart Österreich: 02. Oktober 2025
Laufzeit: 100 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Mit: Julia Franz Richter, Reinout Scholten van Aschat, Gerti Drassl, Maria Hofstätter, Gerhard Liebmann u.a.


Kurzinhalt: Judith arbeitet als Notärztin in Berlin, wo sie auch zusammen mit ihrem Ehemann Ryan wohnt. Eines Tages erfährt sie, dass ihr leiblicher Vater – sie wurde als Kind zur Adoption freigegeben – verstorben ist. Da ihre Mutter schon seit längerem tot ist, hat sie nun das Elternhaus geerbt. Zusammen mit Ryan begibt sie sich daraufhin nach Niederösterreich, um den Nachlass zu regeln, und das Haus idealerweise so rasch als möglich zu verkaufen, um daraufhin wieder nach Hause zurückkehren zu können. Letzteres gestaltet sich jedoch als deutlich schwieriger als gedacht. Zudem zwingt die Rückkehr Judith unweigerlich, sich mit ihrer Vergangenheit – und Herkunft – auseinanderzusetzen, und dabei so manches schreckliches Familiengeheimnis ans Tageslicht zu befördern. Und als wäre all dies nicht schon genug, wird sie zu allem Überfluss dann auch noch ungewollt schwanger. Fast scheint es so, als würde das Dorf – oder besser gesagt, ihre Bewohner – Judith und Ryan nicht mehr gehen lassen wollen…

Review (kann Spoiler enthalten): Szenenbild. Fast zwanzig Jahre ist es mittlerweile her, dass Andreas Prochaska mit "In 3 Tagen bist du tot" den modernen österreichischen Horrorfilm begründete, und zugleich dafür sorgte, dass der österreichische Film generell endlich aus dem ihn lange Zeit dominierenden Muster aus "Kunst" und/oder "Kabarett"-Filmen ausbrach. Ohne ihn, so behaupte ich, kein "Ich seh Ich seh", "Blutgletscher", "Angriff der Lederhosenzombies", "Die letzte Party deines Lebens" usw. (zugegeben, ob das nun bei allen von ihnen tatsächlich so ein großer Verlust gewesen wäre, darüber kann man durchaus streiten; mich haben die aber alle mindestens gut unterhalten). Nach der ebenfalls erfolgreichen (und in meinen Augen sogar noch besseren) Fortsetzung, sowie dem düsteren Alpenwestern "Das finstere Tal" war es im Kino nun lange Zeit still um den heimischen Regisseur, der sich zwischenzeitlich eher auf TV-Filme und Serien fokussierte. Nun meldet er sich mit dem Horrorthriller "Welcome Home Baby" zurück – der sich ganz offensichtliche Anleihen an Roman Polanskis Horror-Klassiker "Rosemarys Baby" nimmt (insofern war es sehr gutes Timing meinerseits, dass ich mir den vor kurzem zum ersten Mal in meinem Leben vorgeknöpft habe), das Geschehen jedoch vom Big Apple in ein kleines österreichisches Dorf verlagert.

In eben diesem Setting lag für mich – als Österreicher – dann auch gleich die größte Stärke des Films. Nicht zuletzt auch deshalb, als es Andreas Prochaska – zusammen mit seinen Drehbuch-Ko-Autor:innen Daniela Baumgärtl und Constantin Lieb – auf grandiose Art und Weise gelingt, die insbesondere am Land dominierende österreichische Höflichkeit als das zu entlarven, was sie ist: Scheinheilig, aufgesetzt und falsch. Wie hier generell ein überaus kritischer Blick auf das Leben am (österreichischen) Land geworfen wird – wo du rasch einmal, wenn dein eigener Lebensstil nicht den Vorstellungen der Bewohner entspricht, deren Unmut zu spüren bekommst. "Wie, ihr seid jung, finanziell abgesichert, glücklich verheiratet – und habt noch keine Kinder? Na ja, ist ja noch Zeit. Ein bisschen." Das ist dann auch gleich der nächste Punkt: Diese vermeintlich freundlichen Spitzen; auch das können wir Österreicher nämlich wirklich hervorragend. Und generell fängt man hier den Kulturschock, den ein Umzug aus dem urbanen (wo man ja doch eine gewisse Anonymität genießt, und in der Masse untergeht) in den ländlichen Raum mit sich bringt, sehr gut ein (vom Umzug von Deutschland nach Österreich ganz zu schweigen). Auch inszenatorisch fand ich den Film wunderbar, wobei für mich vor allem die Kameraarbeit von Carmen Treichl hervorstach, die vor allem mit der einen oder anderen spannenden Kamerafahrt (wie z.B. gleich bei der ersten Einstellung) besticht. Aber auch davon abgesehen hatten es mir die von ihr hier eingefangenen Bilder sehr angetan.

Szenenbild. Auch der Schnitt muss unbedingt lobend hervorgehoben werden. Oftmals ist es ja eher negativ, wenn einem dieser zu sehr (bzw. überhaupt) auffällt; in diesem Fall trug er für mich aber wesentlich zur surreal-desorientierenden Stimmung des Films bei. Und darstellerisch ist "Welcome Home Baby" ebenfalls überaus fein. Julia Franz Richter war mir ja bereits vor ein paar Jahren im österreichischen Science Fiction-Film "Rubikon" überaus positiv aufgefallen. So wie dort trägt sie auch hier den Film über weite Strecken allein auf ihren Schultern. Ihre zentrale Performance weckt dabei nicht von ungefähr Erinnerungen an Mia Farrow in "Rosemarys Baby"; deren Intensität mag sich dabei zwar nicht ganz erreichen, dennoch zeigt sie eine bestechende Leistung. Absolut wunderbar waren auch Gerti Drassl und Maria Hofstätter als Anführerin des örtlichen Hexenzirkels. Gerhard Liebmann, der mich vor drei Jahren in "Eismayer" beeindruckte, ist hier ebenfalls (nach einem kleinen Auftritt in der Netflix-Serie "Totenfrau") in einer wichtigen Rolle zu sehen. Nur Reinout Scholten van Aschat bleibt etwas blass; was allerdings auch an seiner Rolle als "nutzloser" Mann gelegen haben mag.

Was "Welcome Home Baby" ebenfalls sehr gut gelingt, ist – ähnlich des großen Vorbilds – eine beunruhigende Atmosphäre aufzubauen, die sich dann kontinuierlich steigert. Von Beginn an hat man ein mulmiges Gefühl, auch wenn man noch nicht wirklich sagen kann, wo dieses herrührt. Daraufhin mehren sich dann die mysteriösen bis beängstigenden Vorkommnisse und/oder Offenbarungen, angefangen bei den verzerrten Fotos, über die Geheimnisse rund um Judiths Kindheit, bis hin zu ihren Blackouts. Letztere tragen nicht nur zum Gefühl der Verunsicherung und Orientierungslosigkeit bei, sondern sind dann auch ein essentielles erzählerisches Element – weil sie Judiths Handlungsmacht auf nachvollziehbare und plausible Art und Weise einschränkt. Beispiel: Ihre (unerwünschte) Schwangerschaft. Aufgrund der "Zeitsprünge" hat sie letztendlich keine Gelegenheit, um etwas dagegen zu unternehmen. Das fand ich grundsätzlich clever gemacht; ich hätte mir nur gewünscht, dass man den Grund für diese (ja immer länger werdenden) Blackouts deutlicher gemacht hätte. Umso mehr, als man sich unweigerlich fragt: Wenn es ihnen irgendwie gelingt, sie in einen Zustand zu versetzen, wo quasi ihr eigener Wille ausgeschaltet ist – warum behalten sie diesen nicht einfach die ganze Zeit bei? Sprich: Wieso hat sie denn überhaupt "wache" Momente? Zum Ende hin wurde es mir dann auch ein bisschen gar mysteriös (bzw. mit den Mächten der "Hexen" etwas übertrieben), mit dem Dorf, aus dem es keinen Ausweg gibt. Und auch wenn mir der Ausgang des Geschehens grundsätzlich gut (und definitiv besser als bei "Rosemarys Baby") gefallen hat: Die Frage, wie genau Judith das geschafft (und was sie denn eigentlich genau gemacht) hat, bleibt der Fantasie des Publikums überlassen.

Fazit: Szenenbild. An "Welcome Home Baby" fand ich vor allem das erste Drittel fantastisch; und dabei nicht zuletzt in der Art und Weise, wie er die insbesondere am Land dominierende österreichische Höflichkeit als das entlarvt, was sie ist: Aufgesetzt und falsch. Auch die in einem vermeintlich freundlichen Kommentar verpackten Sticheleien (auch darin sind wir Weltmeister) bringt er perfekt zur Geltung. Darstellerisch war er ebenfalls (fast) durch die Bank sehr stark. Die Kameraarbeit – insbesondere von den Bildern und den -fahrten her – war auch fantastisch. Atmosphäre und Spannungsaufbau haben ebenfalls gepasst. Und insbesondere den Schnitt fand ich famos. In meinen Augen hat er aber deutlich stärker aufgehört, als er begonnen hat. Mir blieb hier auch vieles zu vage; darunter auch einige Fragen, wo ich unterstelle, dass sie nur deshalb nicht beantwortet wurden, weil die Macher selbst keine vernünftige Antwort darauf hätten geben können. "Das finstere Tal" und die beiden "In drei Tagen bist du tot"-Filme würde ich da definitiv nochmal drüber einordnen. Trotzdem cool, dass Prochaska zurück (im Kino) ist; hoffentlich müssen wir nicht wieder mehr als zehn Jahre auf seinen nächsten Film warten.

Wertung: 7 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2025 Filmladen)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2024





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