Originaltitel: Earthbound Episodennummer: 1x05 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 04. Dezember 1975 Erstausstrahlung D: 26. Februar 1978 Drehbuch: Anthony Terpiloff Regie: Charles Crichton Besetzung:
Martin Landau als Commander John Koenig,
Barbara Bain als Dr. Helena Russell,
Barry Morse als Professor Victor Bergman,
Roy Dotrice als Commissioner Gerald Simmonds,
Christopher Lee als Captain Zantor,
Prentis Hancock als Paul Morrow,
Clifton Jones als David Kano,
Zienia Merton als Sandra Benes,
Anton Phillips als Dr. Bob Mathias,
Nick Tate als Alan Carter u.a.
Kurzinhalt:
Ein unbekanntes Raumschiff nähert sich dem Mond, und legt auf diesem schließlich eine Bruchlandung hin. Ein Erkundungstrupp findet schließlich heraus, dass das Schiff von einem Computer gesteuert wurde, während sich die sechsköpfige Crew im Kälteschlaf befindet. Als man versucht, einen von ihnen zu wecken, kommt es zu einer Fehlfunktion, und die Person verstirbt. Unmittelbar darauf wird der Kommandant, Captain Zantor, vom Computer aufgeweckt. Wie sich herausstellt, handelt es sich bei ihm und seinen Kameraden um Flüchtlinge von einem zerstörten Planeten, die vor Jahrhunderten in Richtung Erde aufgebrochen sind, in der Hoffnung, dass ihnen dort Asyl gewährt wird. Als der Mond aus der Erdumlaufbahn ausbrach, hat der Computer den Kurs automatisch korrigiert. Nun wollen sie den Flug zur Erde fortsetzen – und haben aufgrund des Unfalls für ein Mitglied der Besatzung von Mondbasis Alpha 1 einen Platz frei. Commissioner Simmonds pocht darauf, dass dieser ihm zu überlassen sei. Als Commander Koenig bei seinem Entschluss bleibt, die Wahl dem Computer zu überlassen, nimmt Simmonds die Dinge selbst in die Hand…
Review:
Als Captain Zantor aufgeweckt wird, meinte ich kurz, meinen Augen nicht zu trauen. Aber ja, Tatsache: Die Figur wird von niemand geringerem als Christopher fucking Lee gespielt! Allein seine Anwesenheit veredelt diese Episode; dazu kommt dann auch noch seine beeindruckende und unvergleichliche Ausstrahlung. Ein weiterer positiver Aspekt seines Castings: Er hat zwar Zeit seiner unfassbar langen Karriere sowohl Helden als auch Bösewichte gespielt, war jedoch insgesamt tendenziell eher für letztere bekannt (ich denke da nicht zuletzt an Dracula, Saruman, oder Count Dooku – wobei man nun unzählige andere nennen könnte). Dies sorgt für eine herrliche Ambivalenz, denn zumindest ich war mir, als Zantor behauptet, er und sein Volk hätten friedliche Absichten, und wären strenge Pazifisten – die sogar so weit gehen würden, wenn sie auf der Erde nicht erwünscht sind, sich eher das Leben zu nehmen, als sich der Menschheit aufzuzwingen – nicht sicher war, ob ich ihm glauben kann. Das machte die Szenen mit ihm sehr interessant.
Auch die Geschichte an sich hatte es mir angetan. Angefangen bei der Ankunft des außerirdischen Raumschiffs (die betreffende Szene war auch wieder super getrickst, wenn auch das Modell sicher nicht das beste ist, was man sich für "Mondbasis Alpha 1" oder zuvor auch "UFO" hat einfallen lassen), über das Aufwachen der Besatzung (wo wohl nicht nur ich erstmal unweigerlich an "Der schlafende Tiger" denken musste – auch dies trug sicherlich seinen Teil dazu bei, dass ich die Absichten von Zantor und seinen Begleitern anfänglich noch nicht 100%ig einschätzen konnte), bis zur Frage, wer aus der Mondbasis Alpha-Crew die frei gewordene Kapsel verwenden soll, um zur Erde zurückzukehren. Eben dies bringt uns dann auch zum zentralen Dilemma, welches vor allem dann das letzte Drittel der Folge bestimmt: Commissioner Simmonds möchte sich die Gelegenheit, zur Erde zurückzukehren, keinesfalls entgehen lassen. Er ist auch nicht dazu bereit, auf die Auswahl des Computers zu vertrauen. Zuerst denkt er überhaupt darüber nach, die Kontrolle über das außerirdische Schiff zu übernehmen, und mit fünf weiteren Crewmitgliedern zur Erde aufzubrechen. Nachdem er diesen Plan verworfen hat, will er aber zumindest sicherstellen, der Auserwählte zu sein. Dabei schreckt er auch vor Erpressung nicht zurück – droht er doch damit, die komplette Basis zu vernichten, wenn Koenig seiner Forderung nicht nachgibt. Dieser stimmt – äußerst widerwillig – zu; letztendlich wird Simmonds seine Vorgehensweise aber bereuen. Denn als er Zantor dazu zwingt, zuerst in die Kapsel zu steigen, sorgt er damit zugleich dafür, dass dieser nicht die erforderlichen Anpassungen vornehmen kann.
Die Folge daraus: Er fällt nicht in den künstlichen Tief- oder Kälteschlaf, sondern erwacht wieder wenige Minuten, nachdem das Schiff in Richtung Erde aufgebrochen ist. Die daraus resultierende Szene ist überaus hart. Natürlich, Simmonds hat sich die Situation selbst eingebrockt – und damit zugleich sein eigenes Grab geschaufelt. Dennoch kann man darüber diskutieren, ob sein Verbrechen jenes Schicksal dass ihn nun erwartet – nämlich in der Kapsel eingesperrt elendig zu verhungern bzw. zu verdursten – verdient hat. Die Ironie, dass der Computer tatsächlich eh ihn ausgewählt hätte, und seine Aktion (mit der er sein Schicksal selbst besiegelt hat) völlig unnötig war, macht die Tragödie dann schließlich perfekt. All dies zusammen macht "Captain Zantor" für mich zur bislang besten Episode der Serie. Was nicht heißt, dass sie perfekt ist. So machen die vermeintlichen Übertragungen vom Expeditionstrupp in der Kommandozentrale keinen Sinn (wo sollen diese Bilder bitte schön herkommen?). Man könnte zudem hinterfragen, wieso die Außerirdischen englisch sprechen; und mehr noch, warum der Computer ihres Schiffes den Kurs zum Mond ändern sollte, wenn sie doch eigentlich zur Erde wollen. Angesichts der positiven Aspekte der Folge waren das für mich aber vernachlässigbare Kleinigkeiten.
Fazit:
"Captain Zantor" hat mir ausgesprochen gut gefallen – und hätte sich in meinen Augen, da man zu Beginn so direkt auf die Ereignisse aus "Die Katastrophe" Bezug nimmt, eigentlich sehr gut als zweite Folge der Serie gemacht (als fünfte produziert, wurde sie dann überhaupt erst als vierzehnte ausgestrahlt). Die Episode trumpft damit nicht zuletzt mit ihrem prominenten Gaststar – Christopher Lee – auf. Dessen unvergleichliches Charisma, sowie die herrliche Ambivalenz die er seiner Figur verleiht (man ist sich zu Beginn echt nicht sicher, ob er so friedlich ist, wie er tut, oder wir hier nicht doch einen zweiten Khan Noonien Singh – an den man dank der Grundidee unweigerlich denken muss – vor uns haben) werteten "Captain Zantor" ungemein auf. Aber auch Roy Dotrice muss unbedingt lobend hervorgehoben werden. Von Beginn an ahnt man, dass dieser im Verlauf der Episode irgendeinen Blödsinn anstellen wird. Der Konflikt rund um den einzigen freien Platz auf dem außerirdischen Raumschiff sollte dann das letzte Drittel bestimmen – und in einem höchst tragischen Ausgang münden. Hat Commissioner Simmonds dieses Schicksal – welches er sich selbst zuzuschreiben hat – wirklich verdient? Es ist vor allem diese Frage, die mich, als der Abspann anbrach, in nachdenklicher Stimmung zurückließ.