Originaltitel: Black Sun Episodennummer: 1x03 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 06. November 1975 Erstausstrahlung D: 26. März 1978 Drehbuch: Art Wallace & Johnny Byrne Regie: David Weir Besetzung:
Martin Landau als Commander John Koenig,
Barbara Bain als Dr. Helena Russell,
Barry Morse als Professor Victor Bergman,
Paul Jones als Mike Ryan,
Prentis Hancock als Paul Morrow,
Clifton Jones als David Kano,
Zienia Merton als Sandra Benes,
Anton Phillips als Dr. Bob Mathias,
Nick Tate als Alan Carter,
Jon Laurimore als Smitty u.a.
Kurzinhalt:
Ein Asteroid steuert auf den Mond zu, und droht genau die Mondbasis zu treffen. Dann jedoch ändert er plötzlich seinen Kurs, kurz darauf zerbricht er in seine Einzelteile. Doch die Freude darüber, einer Katastrophe entkommen zu sein, währt nur so lange, bis man den Grund für die unerwartete Rettung herausfindet: Denn in unmittelbarer Nähe des Mondes befindet sich eine schwarze Sonne. Der Mond ist mittlerweile in deren Gravitationsfeld geraten, eine Flucht ausgeschlossen. Mit Hilfe eines Schutzschilds möchte Professor Bergman die Basis vor der Strahlung schützen, doch dieses verbraucht so viel Energie, dass alle nicht zwingend benötigten Systeme – auch jene, die für angenehme Temperaturen sorgen – abgeschaltet werden müssen. Commander Koenig beschließt indes, ein Eagle-Shuttle mit sechs vom Computer ausgewählten Personen auszuschicken. Diese sollen sich in Sicherheit bringen, und somit selbst wenn die Mondbasis vernichtet wird überleben. Nach dem Start des Rettungsboots bleibt dem Rest der Besatzung von Mondbasis Alpha 1 nur mehr, sich auf den scheinbar unvermeidbaren Tod vorzubereiten, als der Mond unaufhaltsam in die schwarze Sonne gezogen wird…
Review:
Beginnen wir mit den Kritikpunkten: In wissenschaftlicher Hinsicht muss man bei "Die schwarze Sonne" definitiv einiges an Blödsinn einstecken, wenn man die Episode genießen will. Wobei man der Episode diesbezüglich zumindest zugutehalten muss, dass Schwarze Löcher – weil nichts anderes ist die Schwarze Sonne hier, auch wenn man sie aus unerfindlichen Gründen anders nennt – damals gerade erst kurz davor entdeckt wurden, und wissenschaftlich noch kaum erforscht waren. Dennoch, zu genau nehmen darf man das vom heutigen Forschungsstand aus nicht. Schwerer als das wiegt, dass sich die Episode auch selbst widerspricht. So muss man sich unweigerlich fragen, warum zwar der Asteroid und das Eagle-Shuttle in der Nähe der Schwarzen Sonne explodieren, nicht jedoch der Mond, der unbeschadet hineingezogen wird. Der größte Kritikpunkt ist aber definitiv das völlig abgedrehte Ende. Und damit meine ich weniger die Einlage rund um die kosmische Entität, auf die man dort trifft, sowie die plötzlich gealterten Koenig und Bergman ("2001 – Odyssee im Weltraum" lässt grüßen), und dass eben dieser Prozess dann plötzlich wieder umgekehrt wird. Ja selbst, dass sich der Mond auf einmal auf der anderen Seite der Galaxis befindet, könnte ich noch akzeptieren. Dass auf einmal auch das Shuttle dort auftaucht, war mir dann aber der Deus Ex Machina entschieden zu viel.
Und doch bin ich bereit, "Die schwarze Sonne" diese Schnitzer – zumindest größtenteils – zu vergeben. Denn: Die Art und Weise, wie man hier mit der vermeintlich ausweglosen Situation umgeht, hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich fühlte mich hier ein bisschen an die TNG-Folge "Illusion oder Wirklichkeit?" erinnert. Die kam natürlich erst viele Jahre später, aber auch dort bereitete sich die Crew auf den scheinbar unausweichlichen Tod vor. Hier ist es ähnlich. Der Schild mag sie vor der Strahlung schützen, doch niemand erwartet, zu überleben, wenn der Mond in die schwarze Sonne gezogen wird. Zuerst erleben wir einzelne Crewmitglieder, wie sie sich darauf vorbereiten – jeder auf seine oder ihre andere Art und Weise. Dann sehen wir, wie sich die beiden Freunde John Koenig und Victor Bergman zusammensetzen, und ihre vermeintlich letzten Momente gemeinsam zu verbringen. Ihren Trinkspruch, als man einen sechzig Jahre alten Brandy öffnet, den Victor für einen besonderen Anlass aufgehoben hat, fand ich fast schon poetisch: "To everything that might have been." "To everything that was." Das war sehr schön. Die darauffolgenden Szenen waren dann recht psychedelisch angehaucht; auch dies erinnerte an "2001 – Odyssee im Weltraum", gab der Episode für mich aber auch nochmal einen zusätzlichen Reiz. Vor allem das Treffen mit dieser kosmischen Präsenz, und Überlegungen wie "Every star is just a cell in the brain of the universe", hatten es mir dabei angetan. Zugegeben, die erste Hälfte von "Die schwarze Sonne" war jetzt noch nicht übermäßig prickelnd. Die diversen Einlagen rund ums ausfallende Kraftfeld ließen es an Spannung vermissen. Auch daraus, wer für das "Rettungsboot" ausgewählt wird, hätte man ein bisschen mehr machen können (wenn auch der sehr undramatische Zugang – sowie die Entscheidung, die Wahl der unantastbaren Logik eines Computers zu überlassen – durchaus ebenfalls seinen Reiz hatte). Und das eingangs erwähnte Deus Ex Machina-Ende drückt den Gesamteindruck auch nochmal nach unten. Davon abgesehen hatte es mir "Die schwarze Sonne" im Allgemeinen und das letzten Drittel der Folge im Besonderen aber durchaus angetan.
Fazit:
Zugegeben, man muss im Hinblick auf die schwarze Sonne – in Wahrheit nichts anderes als ein Schwarzes Loch, nur nennt man es hier anders – aus heutiger wissenschaftlicher Sicht schon einige Dinge schlucken. Zudem braucht die Episode doch, ehe sie so richtig Fahrt aufnimmt. Einzelne Aspekte – wie rund um die Auswahl der Crew für das Shuttle – bleiben auch hinter dem dramaturgischen Potential zurück. Vor allem aber ist das Deus Ex Machina Ende kritisch zu sehen; und hier meine ich sogar noch weniger, dass der Mond den Flug durch die schwarze Sonne überlebt (auch wenn dies wiederum einen Bruch zur Darstellung zuvor rund um den Asteroiden und das Eagle-Shuttle darstellt), sondern vielmehr, wie auf einmal das "Rettungsboot" ebenfalls auf der anderen Seite der Galaxis landet. Das zieht "Die schwarze Sonne" schon nochmal runter. Dafür mochte ich das psychedelische Finale, einzelne Gedanken und/oder Zitate, in erster Linie aber die bedrückende Stimmung, als man sich in der Mondbasis Alpha 1 auf den bevorstehenden Tod vorbereitet. Da waren schon einige wirklich starke Momente darunter, die mich auch bereitwilliger stimmen, über die zuvor erwähnten Schwächen wohlwollend hinwegzusehen.