Star Trek: Strange New Worlds - 3x07: Was ist die Sternenflotte?
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Originaltitel: What Is Starfleet? Episodennummer: 3x06 Bewertung: Weltweise Internet-VÖ: 21. August 2005 (Paramount+) Drehbuch: Kathryn Lyn & Alan B. McElroy Regie: Sharon Lewis Stammbesetzung:
Anson Mount als Captain Christopher Pike,
Ethan Peck als Lieutenant Spock,
Jess Bush als Nurse Christine Chapel,
Christina Chong als La'an Noonien-Singh,
Celia Rose Gooding als Ensign Nyota Uhura,
Melissa Navia als Lt. Erica Ortegas,
Babs Olusanmokun als Dr. Joseph M'Benga,
Martin Quinn als Montgomery Scott,
Rebecca Romijn als Una Chin-Riley.
Gaststars:
Paul Wesley als James T. Kirk,
Carol Kane als Pelia,
Adam Chan als Crewmember,
Linnea Currie-Roberts als Medical Ensign,
Zoe Doyle als Captain V'Rel,
Rong Fu als Jenna Mitchell,
Jo-Anne Leach als Ensign Maurer,
Paloma Nuñez als Alvarez u.a.
Kurzinhalt:
Beto Ortegas dreht an Bord der Enterprise eine Dokumentation über den Dienst in der Sternenflotte. Dabei dokumentiert er just eine Mission, welche die Crew in moralisch fragwürdige Gewässer führt. Sie sollen einen Krieg zwischen zwei benachbarten Sternenvölkern beenden – greifen dabei jedoch auf eine Methode zurück, die Captain Christopher Pike und seinen Offizieren Bauchweh bereitet. Denn ein mächtiges, intelligentes Wesen wurde als Waffe abgerichtet, und wird nun als eben solche eingesetzt, um den Konflikt zu beenden. Beto Ortega, der von vornherein mit einem kritischen Blick auf die Sternenflotte in sein Filmprojekt gestartet ist, fühlt sich bestätigt, während seine Interview-Partner, welche die Sternenflotte loben und die Werte der Föderation in höchsten Ehren halten, zunehmend mit ihrem Gewissen zu kämpfen haben…
Review (kann Spoiler enthalten):
Die Grundidee hinter "Was ist die Sternenflotte?" war ja nicht uninteressant. Klar, sonderlich originell ist es nicht, aber ähnliche Episoden anderer Serien haben in der Vergangenheit bewiesen, dass ein solcher Wechsel der Erzählperspektive sehr reizvoll sein kann. Auf die Gefahr hin, dass ihr meine ständigen Bezüge zu "Babylon 5" langsam leid seid, möchte ich dennoch die Folge "36 Stunden auf Babylon 5" als Beispiel heranziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt verbrachten wir unsere ganze Zeit eigentlich nur auf der Station, und waren quasi Teil der Besatzung. Das Format einer Sondersendung von ISN zur Raumstation erlaubte es jetzt nicht nur, die eine oder andere Hintergrundinformation zu vermitteln (was sich sonst vielleicht, hätte man es in ein Gespräch zwischen den Figuren eingebaut, erzwungen hätte anfühlen können), sowie natürlich auch allfällige neue Zuschauer:innen "up to speed" zu bringen, sondern wir konnten vor allem auch einen Blick von außerhalb erhaschen. Wie wird die Station denn eigentlich von der Bevölkerung der Erde aus gesehen? Ich fand das dort sehr interessant und aufschlussreich.
Insofern hätte eine Doku innerhalb des "Star Trek"-Universums durchaus Potential besessen. Leider aber fand ich die Umsetzung von "Was ist die Sternenflotte?" katastrophal. Zuerst einmal wird es mir langsam aber sicher mit diesen "Sonder-Episoden" ein bisschen zu viel, was nicht zuletzt an den kurzen Staffeln liegt. Früher hattest du im Schnitt 26 Folgen in einer Staffel, wenn da mal 1-2 aus dem Schema F ausgebrochen sind, war das eine willkommene Abwechslung. Macht man das nun bei lediglich zehn, beginnen sie aber doch etwas unangenehm herauszustechen, und wird es damit – zumindest mir – langsam aber sicher zu viel. Siehe ja auch die letzte Staffel, mit der Musical-Folge und dem "Lower Decks"-Crossover. Letzteres mag ich zwar großartig gefunden haben, aber zwei von zehn Episoden sind mir für solche Sondergeschichten einfach zu viel; und in der aktuellen Staffel hatten wir ja bereits "Weltraumabenteuerstunde" als Ausreißer. Viel viel viel viel viel schwerer als das wiegt aber natürlich: Mich hat die Umsetzung hier einfach nicht überzeugt. Alles wirkte enorm konstruiert, und auf die narrativen Bedürfnisse der Serie/Folge zugeschnitten, aber eben als "echte" Dokumentation unplausibel. Was macht z.B. die Szene dort, wo Uhura erkennt (oder zumindest vermutet/befürchtet), dass es Ortegas nie um sie selbst ging, sondern nur um seine Doku? Noch viel schlimmer ist das dann später, als sie ihn wegen seiner Ablehnung zur Sternenflotte zur Rede stellt, und damit auch seine Motivation, diese Doku zu machen, kritisch hinterfragt. Aus rein erzählerischer Sicht verstehe ich natürlich, warum diese Szenen da sind. Sie machen nur innerhalb dieser Dokumentation überhaupt keinen Sinn. Kein (Dokumentar-)Filmemacher würde so etwas im fertigen Werk drin lassen.
Ich bin ja generell bei solchen Mockumentarys sehr kritisch; vor allem auch deshalb, weil ich sehr allergisch darauf reagiere, wenn man sich an die damit einhergehenden inszenatorischen Beschränkungen nicht hält. Mein Paradebeispiel dafür ist immer "The Sacrament", wo zwischen zwei Perspektiven hin- und hergewechselt wird, obwohl es vermeintlich nur eine Kamera (bzw. einen Kameramann) gibt. Hier mag man argumentieren können, dass er neben seiner Handheld-Kamera halt auch noch diverse Drohnenkameras im Einsatz hat. Trotzdem wirkte es auf mich unplausibel, und für eine Doku diese vielen Kamerawechsel in einer Szene letztendlich auch völlig unnötig. Last but not least: Nachdem die Episode durchaus mit einem kritischen Blick auf die vermeintlich hochmoralische Sternenflotte flirtet, mündet das ganze schließlich in einem extrem kitschigen Ende, wo die Stammbesetzung als moralisch unantastbare Helden gefeiert wird, und selbst der kritische Beto einsehen muss, falsch gelegen zu haben. Mir wär' da echt fast das Kotzen gekommen.
Fazit:
Die Achterbahnfahrt der dritten Staffel setzt sich ungehindert fort. Heißt: Nach dem (relativen) Hoch mit "Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss" geht es mit "Was ist die Sternenflotte?" wieder rapide bergab. Das Frustrierende an der Sache ist: Normal erzählt hätte mich diese Geschichte rund um eine moralisch fragwürdige Mission der Enterprise wohl echt begeistern können. So hingegen ging jede auch nur ansatzweise darin steckende Botschaft leider für mich unter der Machart, die sämtliche Aufmerksamkeit auf sich zog, unter. Wobei ich Grundidee im Ansatz ja nicht einmal uninteressant gefunden hätte; die Umsetzung hat mich aber halt überhaupt nicht überzeugt. Ich konnte keine Sekunde lang glauben, dass dies eine "echte" Dokumentation ist, Beto Ortegas sie genau so drehen, schneiden und veröffentlichen würde (es gab einfach zu viele Szenen, die dem Narrativ der Folge/Staffel geschuldet waren, in solch einer Doku aber nichts verloren haben), und schließlich auch die Sternenflotte sie in dieser Form zur Veröffentlichung freigeben würde. Das übertrieben kitschige Finale gab "Was ist die Sternenflotte?" dann schließlich den Rest.