Originaltitel: The Tipping Point Episodennummer: 7x19 Bewertung: Erstausstrahlung US: 15. September 2001 Erstausstrahlung D: 17. Mai 2004 Drehbuch: Paul Mones Regie: Brent-Karl Clackson Besetzung:
Kerr Smith als Zach Burnham,
Rob Bruner als Bryce,
Gabrielle Miller als Megan,
Jim Byrnes als Merlin,
Erica Carroll als Energy Being,
Jonathan Cherry als Andy Wilson,
Allan Gray als Prometheus,
Anthony Harrison als Detective Saunders,
David Lovgren als Evan,
Gus Lynch als Logan u.a.
Kurzinhalt:
Der Programmierer Zach Burnham heuert bei einer Software-Firma an. Vor kurzem noch hat ein guter Freund von ihm dort gearbeitet, ehe er unter mysteriösen Umständen ums Leben kam. Zach vermutet, dass jemand im Unternehmen für seinen Tod verantwortlich war. Schon bald nimmt ein Hacker namens Merlin mit ihm Kontakt auf. Er warnt ihn davor, dass nicht nur sein eigenes Leben in Gefahr ist. Vielmehr sieht er in der künstlichen Intelligenz Prometheus, die in der Firma entwickelt wird, eine Bedrohung für die gesamte Menschheit. Diese sei es auch, die für den Tod von Zachs Freund verantwortlich wäre. Um die KI auszuschalten, soll Zach einen Virus einschleusen. Doch Prometheus steuert gestalten aus elektromagnetischer Energie, die nur mit Hilfe einer speziellen Brille sichtbar sind…
Review (kann Spoiler enthalten):
Beginnen wir mit dem Positiven: "Schöne neue Welt" war seiner Zeit definitiv voraus. Das Thema künstliche Intelligenz begann damals erst langsam, im kollektiven Bewusstsein wahrgenommen zu werden; nicht so wie heute, wo es fast schon allgegenwärtig ist. Insofern wirkt die Episode heutzutage sogar noch aktueller – und potentiell wichtiger – als damals bei der Erstausstrahlung. In der Besetzung wartet die Episode immerhin mit dem damals nicht zuletzt aus "Dawson's Creek" und "Final Destination" bekannten Kerr Smith auf; und Gabrielle Miller ist fast schon eine "Outer Limits"-Veteranin, bringt sie es hier doch zu ihrem mittlerweile vierten Auftritt bei der Anthologie-Serie. Die Offenbarung, wer hinter Merlin steckt, fand ich ziemlich cool. Und generell hatte es mir das Ende der Folge durchaus angetan.
Jedoch, leider: Insgesamt hat mich "Schöne neue Welt" nur bedingt überzeugt. Zuerst sei angemerkt, dass es einzelne Elemente gibt, wo man sich doch recht stark an andere Erzählungen erinnert fühlt. Dies gilt nicht zuletzt für die Spezialbrillen, welche die Energiewesen sichtbar machen; da musste ich sofort an John Carpenters Klassiker "Sie leben!" denken (während ich bei den läutenden Telefonen, trotz der letztendlich ganz anderen Umständen, "Der Rasenmähermann" im Kopf hatte). Teilweise wundert man sich auch selbst als Nicht-Informatiker über einzelne Vorgänge, wie z.B., wenn der Quellcode gleich direkt auf CD gespeichert/gebrannt wird. Rund um die Verschwörung und dem "Vertrauen sie niemandem!" ist "Schöne neue Welt" halt doch ziemlich klischeehaft, wobei vor allem eine bestimmte Wendung wohl jeder halbwegs erfahrene Mystery-Konsument meilenweit vorhersehen dürfte. Das mit den Energiewesen war mir zudem für die hier vorgestellte Technologie dann doch etwas zu übertrieben; hier hätte man sich in meinen Augen etwas anderes einfallen lassen sollen, um bodenständiger und dadurch auch nachempfindbarer zu bleiben; weil eine durchdrehende KI ist durchaus zeitgenössisch; diese komischen elektromagnetischen Dinger hingegen von unserer Gegenwart zu weit weg. Am schwersten wiegt aber, dass es "Schöne neue Welt" trotz eines eigentlich recht vielversprechenden Setups, sowie einzelnen Momenten (wie Zachs Versuch, das Virus hochzuladen) die regelrecht dafür prädestiniert wären, an Spannung vermissen lässt. Tatsächlich zieht sich das Geschehen sogar stellenweise vielmehr ordentlich dahin. Darüber können auch die einzelnen gelungenen Momente nicht (gänzlich) hinwegtäuschen.
Fazit:
Inhaltlich sticht an "Schöne neue Welt" nicht zuletzt hervor, dass die Episode knapp fünfundzwanzig Jahre später noch zeitgemäßer und potentiell wichtiger wirkt, als damals bei der Erstausstrahlung. Dies ist ihr definitiv anzurechnen. Ich mochte auch einzelne Szenen, wobei für mich vor allem das Ende als positiv hervorstach. Und insbesondere Kerr Smith und "Outer Limits"-Wiederholungstäterin Gabrielle Miller zeigen gute schauspielerische Leistungen. Leider aber mangelte es "Schöne neue Welt" von vorne bis hinten an Spannung. Selbst Momente, wie wenn Zach versucht den Virus einzuspielen, empfand ich nicht als mitreißend. Zwischendurch schlichen sich sogar einige Längen ein. Die eine oder andere Wendung war etwas gar vorhersehbar. Vor allem aber hat mich das mit den unsichtbaren Energiewesen nicht wirklich überzeugt. Ohne diese Idee – und mit einer anderen Version der körperlichen Bedrohung durch Prometheus – hätte mir "Schöne neue Welt" gleich mal um einiges besser gefallen.