Originaltitel: Sleeping Murder Episodennummer: 1x13-1x14 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 11. Januar 1987 (Teil 1) Erstausstrahlung D: 26. April 1988 (Teil 1) Drehbuch: Ken Taylor Regie: John Davies Besetzung:
Joan Hickson als Miss Marple,
Geraldine Alexander als Gwenda Reed,
John Moulder-Brown als Giles Reed,
Frederick Treves als Doctor James Kennedy,
Jean Anderson als Mrs. Fane,
Terrence Hardiman als Walter Fane,
John Bennett als Richard Erskine,
Geraldine Newman als Janet Erskine,
Jack Watson als Mr. Foster,
Joan Scott als Mrs. Cocker,
Jean Heywood als Edith Paget,
Georgine Anderson als Mrs. Hengrave,
Edward Jewesbury als Mr. Sims,
David McAlister als Raymond West,
Amanda Boxer als Joan West,
Esmond Knight als Mr. Galbraith,
John Ringham als Doctor Penrose,
Eryl Maynard als Lily Kimble,
Ken Kitson als Jim Kimble,
Kenneth Cope als Jackie Afflick,
Peter Spraggon als Det. Inspector Last,
Sheila Raynor als Shop Assistant,
Donald Burton als Bosola,
Struan Rodger als Ferdinand,
Gary Watson als Kelvin Halliday u.a.
Kurzinhalt:
Gwenda und Giles sind frisch verheiratet, und fahren auf der Suche nach einem Haus durch die englische Landschaft, als Gwenda auf einmal ein großes Haus ins Auge springt. Dieses steht tatsächlich zum Verkauf, und so wird die Maklerin aufgesucht, und das Haus daraufhin besichtigt. Irgendwie kommt alles Gwenda seltsam vertraut vor – allerdings hat sie den Großteil ihres Lebens in Neuseeland gelebt, wo sie auch Giles kennengelernt hat. Nach dem Kauf und während der Renovierung wird das Gefühl dann aber immer stärker. Bis sie sich während einer Theateraufführung auf einmal daran erinnert, als kleines Kind in genau diesem Haus von einem Stiegenaufgang aus beobachtet zu haben, wie jemand eine Frau erwürgt hat. Wie sich herausstellt, haben Gwenda und ihr Vater damals tatsächlich genau in diesem Haus gewohnt. An einen Mord kann sich jedoch niemand erinnern. Allerdings hatte sein Vater nach dem – natürlichen – Tod von Gwendas Mutter neu geheiratet. Doch nach einigen Monaten wurde er von Helen wieder verlassen, da diese mit einem anderen Mann durchgebrannt ist. So zumindest ging man bisher aus; nicht zuletzt, als ihr Bruder James im Anschluss noch zwei Briefe von ihr erhalten hat, ehe der Kontakt endgültig anbrach. Mrs. Marple, die über ihren Neffen vom Fall erfährt, glaubt jedoch, dass Gwenda als Kind den Mord an Helen beobachtet hat. Doch wie soll es gelingen, nach all den Jahren zu beweisen, dass im Haus ein Verbrechen stattgefunden hat – geschweige denn, den Täter zu überführen?!
Review (kann Spoiler enthalten):
Interessant: Bislang fand ich ja, dass die Fälle immer etwas gebraucht haben, um in Fahrt zu kommen, und fand ich tendenziell die zweite (oder überhaupt dritte) Episode der jeweiligen Miniserie zumeist am besten. Hier nun war es insofern umgekehrt, als es "Ruhe unsanft" mit dem Mysterium rund um Gwendas komisches Gefühl – welches sich, wie sich dann herausstellt, auf ein verdrängtes Kindheitstrauma zurückzuführen ist – praktisch von Beginn an gelungen ist, mich in ihren Bann zu ziehen. Zudem erreichte man hier in meinen Augen mit dem Gespräch zwischen Mrs. Marple und Gwenda nach dem Theaterbesuch früh einen emotionalen Höhepunkt – den man danach in meinen Augen auch nie wieder ganz erreichen konnte. Wie fürsorglich und mitfühlend Jane hier mit ihr spricht, und sie darauf hinweist, dass sie nicht glaubt, dass sie verrückt ist, sondern sie sich eben an irgendetwas schreckliches erinnert, dass sie als Kind gesehen hat, war einfach ungemein stark – und sowohl von Geraldine Alexander als auch Joan Hickson fantastisch gespielt.
Kurioserweise baute der TV-Film (ich will es jetzt zumindest mal als solchen betrachten) dann in meinen Augen gerade im Mittelteil, wo der lange zurückliegende Mord in den Mittelpunkt rückt, doch ein wenig ab. Dort erfahren wir einiges über Helen, sowie ihre verschiedenen Bekanntschaften, und präsentiert man uns gleich mehrere Verdächtige. Das war zwar nicht uninteressant, und "Ruhe unsanft" ist definitiv eine jener Folgen, wo ich sagen muss: Als Einzelepisode wäre sich das nicht ausgegangen, weil doch einiges an Ermittlungsarbeit aber auch Vorgeschichte erzählt werden musste, und es nichtsdestotrotz auch wichtig war, dass die verschiedenen Erkenntnisse auch genügend Luft bekommen, um eine emotionale Wirkung entfalten zu können. Ganz zentral ist hier natürlich Geraldine Alexander und ihre Figur Gwenda, die im Mittelpunkt des Wirbelsturms steht, der hier aus der Vergangenheit plötzlich über St. Mary Mead hereinbricht. Ihr Kindheitstrauma gibt den Ermittlungen nämlich den nötigen emotionalen Anker. Dennoch hat mich "Ruhe unsanft" im Mittelteil halt nicht mehr ganz so gepackt, wie zu Beginn. Zumal in diesem Teil auch wieder Mrs. Marple stärker in den Hintergrund tritt, da sich Gwenda und Giles selbst als Ermittler versuchen. Das letzte Drittel war dann wieder etwas besser. Zu dem Zeitpunkt waren alle Verdächtigen vorgestellt, und man konnte in klassischer Whodunit-Manier miträtseln, wer es wohl gewesen sein mag. Ich sollte dabei hier (im Gegensatz zu "Mord im Pfarrhaus") wieder mal den richtigen Riecher haben, weshalb auch die tragische Wendung rund um den zweiten Mord für mich kein Schock mehr war. Generell kam für mich (auch) das letzte Drittel an den Auftakt nicht mehr ganz heran. So fand ich die Art und Weise, wieman den Täter letztendlich stellt, in früheren Folgen schon mal besser umgesetzt. Und das Ende wirkte dann auf mich fast ein bisschen überhastet, so als wäre ihnen die Zeit davongelaufen. Hier hätte man noch etwas optimieren können.
Fazit:
Die Idee hinter "Ruhe unsanft" hatte es mir definitiv angetan, denn statt eines kürzlichen Verbrechens steht hier ein Mord im Mittelpunkt, der sich vor fast zwanzig Jahren zugetragen hat (und damals noch nicht einmal als solcher erkannt wurde). Wie hier die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart einholen, konnte mir ausgesprochen gut gefallen. Es macht zudem natürlich die Ermittlungsarbeit für unsere Amateure (weil die Polizei beschäftigt sich hiermit natürlich erst, sobald ein Beweis für ein Verbrechen vorliegt) um einiges schwieriger. Agatha Christie gelang es hier in meinen Augen sehr gut, die diversen Verdächtigen vorzustellen, und auch wenn ich ihr diesmal auf die diversen roten Heringe nicht hineingefallen bin, fand ich den Fall sehr gut aufgebaut, und die Auflösung schlüssig (und vor allem auch fair, da man definitiv die nötigen Hinweise hatte, um selbst drauf zu kommen). Wunderbar auch ihr trockener Kommentar, dass sie schon lange aufgehört hat, anderen Menschen zu glauben. Am besten war aber definitiv, wie fürsorglich sie sich nach der Theateraufführung um die verstörte Gwenda kümmerte. Im Mittelteil mag "Ruhe unsanft" zwar wieder ein bisschen gestrauchelt haben, und kurioserweise fand ich bei dieser Folge den Auftakt stärker als das letzte Drittel (bislang war es nämlich immer genau umgekehrt). Insgesamt hat mir "Ruhe unsanft" aber wirklich gut gefallen.