Originaltitel: Day One Episodennummer: 2x04 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 04. Mai 2025 (HBO) Erstausstrahlung D: 05. Mai 2025 (Sky) Drehbuch: Craig Mazin Regie: Kate Herron Besetzung:
Bella Ramsey als Ellie Williams,
Isabela Merced als Dina,
Jeffrey Wright als Isaac Dixon,
Alanna Ubach als Hanrahan,
Josh Peck als Janowicz,
Ben Ahlers als Burton,
Carlos Rodriguez als Martinez,
Jag Bal als Patel,
Jake Allyn als Morello,
Leslie Kwan als The FEDRA Driver,
Ryan Masson als Malcom u.a.
Kurzinhalt:
Ellie und Dina haben Seattle erreicht. Zuerst suchen sie sich ein Versteck, und dann beginnen sie damit, die Stadt zu erkunden. Auf einem Funkturm finden sie das Zeichen der Wölfe, woraus sie schließen, dass es sich dabei um eines ihrer Verstecke handelt. Doch einerseits stellt sich die Frage, wie sie unbemerkt hineingelangen sollen, und andererseits heißt dies natürlich auch noch lange nicht, dass sich Abby und ihre Leute eben dort befinden. Als sich die beiden in der Nacht in ein scheinbar verlassenes Gebäude schleichen, müssen sie erkennen, dass sie nicht die einzigen sind, die es auf die Wölfe abgesehen haben. Auch ein Einsatztrupp von religiösen Fanatikern, die sich die Narben nennen, sind in Seattle eingedrungen – und haben alle Menschen im Gebäude umgebracht. Als ein Suchtrupp der Wölfe eintrifft, treten Ellie und Dina die Flucht an – wissen sie doch, dass man ihnen sonst den Mord an den anderen vorwerfen wird. Die beiden landen im Untergrund, wo sich eine Horde von Infizierten versteckt. Als sie Dinas Leben rettet, wird Ellie von einem von ihnen gebissen…
Review:
"Tag Eins" beginnt mit einem Flashback ins Jahr 2018, wo uns mit Jeffrey Wright ein weiterer prominenter Gastauftritt erwartet. Wir sehen hier, wie er den Einsatzkräften nach einem Massaker auf Zivilisten den Rücken kehrte, sich den Rebellen anschloss, und den Rest der Truppe – mit Ausnahme des jungen Soldaten, dem er das Leben rettet – ausschaltet. Zurück in der Gegenwart scheint er der Anführer der Wölfe zu sein. Auch dort erleben wir ihn von seiner brutalen und rücksichtslosen Seite; für Gnade ist in der Welt von "The Last of Us", wo jeder Tag ein Kampf ums Überleben ist, einfach kein Platz. Seine Erzählung darüber, wie er früher gern gekocht hat, mag dabei vom Inhalt her harmlos wirken (wie eine Szene, die ihm ein bisschen Profil und Hintergrund geben soll), man ahnt aber bereits vor dem Schwenk auf den gefangenen Scar, was es mit der Pfanne auf dem Herd auf sich hat. Die Folter ist dann brutal umgesetzt, und bringt hier auch nichts, weil es sich beim Verhörten um einen religiösen Extremisten handelt, der lieber sterben (oder leiden) würde, als seine Leute zu verraten. Besonders spannend fand ich dabei folgendes: Abby gehört zu den Wölfen, weshalb sie für Ellie der Feind sind. Im Konflikt zwischen den Wölfen und den Narben erscheinen mir erstere aber die deutlich bessere und vernünftigere Gruppierung zu sein. Abseits ihrer Rachegelüste erschiene es somit eigentlich sinnvoller, wenn sich Jackson Hole mit den Wölfen gegen die Narben verbünden würde. Es ist genau diese moralische Ambivalenz, welche die Serie für mich so auszeichnet.
Womit wir gleich zum nächsten spannenden Punkt an "Tag Eins" kommen – auch wenn dies bedeutet, dass ich die Handlung der Folge von hinten aufzäume. Aber: Ich fand es enorm spannend, wie sehr ich am Ende gehofft und mitgefiebert hätte, dass Ellie es schafft, ihre Rachegelüste hintanzustellen, und mit Abby (und ihrem Kind) nach Jackson Hole zurückgeht, um zusammen ein friedliches und glückliches Leben zu leben – zumindest, soweit es in dieser postapokalyptischen Welt denn möglich ist. Und das, obwohl wir ja eigentlich von diesen klassischen Rachegeschichten darauf konditioniert sind, unsere Helden anzufeuern, es den Bösewichten so richtig zu zeigen. Und natürlich weiß man von Anfang an, dass es nicht so kommen wird; die Serie basiert ja immer noch auf einem Videospiel (welches ich, wie gesagt, nicht kenne), wo das ein Ende gewesen wäre, welches die Gamer auf der ganzen Welt wohl enttäuscht bis erzürnt hätte (und soweit es ein solches Spiel betrifft hätte ich das sogar verstehen können, weil es in der Tat antiklimaktisch gewesen wäre). Aber es spricht dafür, wie es der Serie gelungen ist, mich eine Bindung zu Ellie und innerhalb weniger Folgen auch Dina aufbauen zu lassen – und nicht zuletzt eben auch den beiden als Paar, die ich als solches absolut wunderbar finde. Ein entscheidender Moment (und für mich die mit Abstand beste Szene der Folge) war dabei natürlich, wie Ellie ihr "Take On Me" vorsingt. Da hatte ich eine absolute Gänsehaut. Absolut phantastisch, von Bella Ramsey wunderbar gefühlvoll gesungen, und von Isabela Merced im Hinblick auf die emotionale Reaktion ihrer Figur (man kann ihr richtiggehend dabei zusehen, wie die von ihr aufgebaute Mauer fällt, bis sie schließlich gar nicht mehr anders kann, als auch sich selbst ihre Gefühle für Ellie einzugestehen). Weitere Höhepunkte waren die spannende Szene, wo Ellie und Dina nachdem sie die Leichen gefunden haben, vor den Wölfen flüchten (das war von Kate Herron wirklich sehr stark inszeniert), die darauffolgende Szene im Untergrund (wo sich vor allem auch das Sounddesign der Infizierten wieder auszeichnete), sowie natürlich der Biss und seine Folgen. Wie mir generell gefiel, dass Dina auf diese Weise von Ellies großem Geheimnis erfährt. Und der Schmerz in ihren Augen, als sie glaubt, dass sie diese Person, von der sie sich endlich eingestehen musste dass sie sie liebt (wie sie denkt) ermorden muss, war ungemein kraftvoll (und von Merced ebenfalls phänomenal gespielt). Ganz großes Kino für den kleinen (und auch größeren) Fernsehschirm.
Fazit:
Nach einem kleinen Durchhänger mit "Der Weg" findet "The Last of Us" mit "Tag Eins" zu alter Stärke zurück. So fand ich es spannend, dass ich je mehr ich über die Wölfe und die Narben erfahre, zunehmend den Eindruck gewinne, dass Ellie und Dina nicht etwa gegen erstere in den Krieg ziehen, sondern sich vielmehr mit ihnen gegen die Narben verbünden sollten. Wie ich es generell fantastisch fand, wie es die Folge schaffte, dass ich mir am Ende wünschte, die beiden würden von ihrem Rachefeldzug abrücken, und wieder nach Hause reiten, um in Jackson Hole ein so glückliches Leben zu verbringen, wie es in dieser postapokalyptischen Welt halt möglich ist. Womit wir – trotz aller harten und teils auch wieder wunderbar packenden Szenen – beim Herzstück von "Day One" angekommen: Die sich hier endlich manifestierende romantische Beziehung zwischen Ellie und Dina. Bella Ramsey und Isabela Merced spielen das absolut wunderbar, und sind hier einfach ein wunderbar süßes und sympathisches Paar. Und Ellies "Take On Me"-Performance (und Dinas Reaktion darauf) war die stärkste Szene, die mir im heurigen Serienjahr bislang untergekommen ist (und ja, das schließt das Ghorman-Massaker aus "Andor" mit ein).