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Star Wars: Nachspiel Drucken E-Mail
Enttäuschende OT-Fortsetzung von Chuck Wendig Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 02 Juni 2025
 
Titel: "Star Wars: Nachspiel"
Originaltitel: "Star Wars: Aftermath"
Bewertung:
Autor: Chuck Wendig
Übersetzung: Michaela Link
Umfang: 480 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 18. April 2016 (D), 04. September 2015 (E)
ISBN: 978-3-73416-071-4 (D), 978-0-34551-162-1 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Der zweite Todesstern wurde vernichtet, Imperator Palpatine sowie sein Vollstrecker Lord Vader sind tot – doch der Krieg ist noch nicht vorbei. Nach wie vor befinden sich zahlreiche Welten im eisernen Griff des Imperiums. Eine davon ist Akiva, wo ein Treffen hochrangiger imperialer Offiziere stattfindet, um die weitere Vorgehensweise im Krieg gegen die "Rebellen" zu besprechen. Als es Wedge Antilles bei einer routinemäßigen Aufklärungsmission in das System verschlägt, wird er gefangen genommen. Der Piloten Norra Wexley gelingt es indes, sich zum Planeten zu retten, den sie in erster Linie deshalb besuchen wollte, um wieder den Kontakt mit ihrem Sohn Temmin zu suchen, den sie vor Jahren – als sie sich dem Kampf gegen das Imperium angeschlossen hat – bei ihrer Tante auf dem Planeten zurückgelassen hat. Nur kurz nach ihrem Wiedersehen hört sie nun neuerlich den Ruf der Rebellion, als sie von Wedges Gefangennahme erfährt. Doch wenn ihr Ziel, ihn zu befreien, erfolgreich sein soll, wird sie nicht nur die Hilfe von Temmin, sondern auch einer Kopfgeldjägerin sowie eines imperialen Überläufers benötigen…

Review: Mehr als zehn Jahre ist es nun her, dass das alte "Expanded Universe" entkanonisiert und zum sogenannten, eigenständigen und eben nicht mehr offiziellen "Legends"-Kanon umtituliert wurde. Dies betraf auch einige hoch angesehene Romane bzw. Reihen, nicht zuletzt Timothy Zahns erste Thrawn-Trilogie, die nicht nur lange vor der Sequel-Trilogie, sondern auch schon einige Zeit vor der Prequel-Trilogie veröffentlicht wurden, und in all der Zeit eine treue Fanbase um sich gescharrt hat. Auch in meinem Fall ist es so, dass jeder Roman des neuen Kanons quasi automatisch in Konkurrenz zu einem "Legends"-Werk tritt. Chuck Wendig hatte nun vor rund zehn Jahren die undankbare Aufgabe, als erster Autor im neuen Kanon einen Blick auf die Zeit nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" zu werfen ("Eine neue Dämmerung" und "Tarkin" spielten ja jeweils vor der Original-Trilogie). Obwohl ich zu dieser Zeit noch mitten in meiner Betrachtung des alten "Legends"-Universums steckte, und mich somit kaum noch mit dem neuen Kanon beschäftigte, bekam ich damals die überwiegend kritischen Reaktionen zumindest mal auf seinen ersten Roman mit. Allerdings: Mittlerweile sind fast zehn Jahren vergangen, und ich habe in der Zwischenzeit – da ich möglichst chronologisch vorging – schon zahlreiche andere Comics und Romane im neuen Kanon gelesen. Insofern schien es mir durchaus möglich, dass mein Urteil nun wohlwollender ausfallen würde. Wie meiner Wertung entnehmen kann, war dies leider nicht so, und kann ich nun knapp zehn Jahre später die damaligen negativen Reaktionen nicht nur voll und ganz verstehen, sondern auch nur unterstützen.

Zwar gebe ich zu, dass Chuck Wendig hier vor einer undankbaren Aufgabe steht. Dennoch behaupte ich, dass sich diese hätte deutlich besser lösen lassen. Das erste große Problem ist für mich der Schwerpunkt: Mit Ausnahme von Wedge Antilles auf Seiten der Neuen Republik, und der in "Rebels" etablierten Admiralin Sloane auf imperialer Seite (sowie einige der Zwischenspiele; dazu später noch) konzentriert sich Wendig voll und ganz auf neue, bislang unbekannte Figuren. Ich halte es aber nach der Entkanonisierung der ganzen Geschichten aus dem Legends-Universum, die uns erzählten, wie es nach der Original-Trilogie mit den uns bekannten Helden weitergeht, für absolut verständlich, von "Nachspiel" zu erwarten, dass er diese Lücke im neuen Kanon schließt. Tut er aber nicht. Han und Chewie sind kurz in einem Intermezzo dabei, auf Leia und Luke müssen wir gänzlich verzichten. Damit ist "Nachspiel" für mich letztendlich auch weniger eine Fortsetzung, als eine Erweiterung der Original-Trilogie (wenn auch zeitlich nach ihr angesiedelt). Das allein war für mich schon mal die falsche Entscheidung, und macht seinen Roman letztendlich höchst überflüssig. Erschwerend kommt hinzu, dass mich die ganzen neuen, von ihm hier vorgestellten Figuren nicht im Geringsten interessiert haben. Insbesondere Hauptcharakter Norra Wexley und ihr Sohn waren mir einfach schnurzpiepegal. Aber auch die Zabrak-Attentäterin sowie der imperiale Überläufer (deren Namen ich mir auch nicht gemerkt habe) haben mich nicht interessiert. Wendig gelang es einfach nicht, mich eine Bindung zu ihnen aufbauen zu lassen. Ähnlich uninteressant wie die Figuren fand ich leider auch die Story. Weder rund um die Gefangenschaft von Wedge (und Norras Versuch, ihn zu befreien) noch die Querelen innerhalb des Imperiums mochten mich anzusprechen, geschweige denn zu packen. Dabei hatte ich eigentlich just an den Imperium-Teil hohe Erwartungen, da ich einen Einblick darin, wie es dort nach dem Tod von Palpatine weiterging, sehr spannend fand. Irgendwie war mir das alles aber einfach zu belanglos.

Als eher mühsam empfand ich auch die zuvor erwähnten Zwischenspiele. Denn: Abseits der Haupthandlung, die sich im Wesentlichen auf die Handlungsstränge rund um Norra Wexley und Rae Sloane fokussiert, wirft Wendig auch immer wieder einen Blick auf alle möglichen Schauplätze in der weit, weit entfernten Galaxis, und beschäftigt sich mit den Nachwehen des Sturz des Imperators. Grundsätzlich eine interessante und vielversprechende Idee, wenn die einzelnen Mosaiksteinchen denn ein stimmiges Gesamtbild ergeben würden. So hingegen wirkte es auf mich doch ziemlich beliebig, und hatte fast schon mehr von Füllstoff, so als wollte Wendig unbedingt eine bestimmte Seitenzahl erreichen (und wäre ihm dies mit der letztendlich halt doch eher dünnen Hauptstory nicht gelungen). Dessen ungeachtet stecken in eben diesen Zwischenspielen eh noch die wenigen positiven Aspekte des Romans, da einzelne dieser Passagen nicht uninteressant sind. Tendenziell hätte ich es aber wohl vorgezogen, eben diesen Intermezzi einen eigenen Roman zu widmen – so ein bisschen wie die "From a Certain Point of View"-Sammlungen, welche die drei Filme der Original-Trilogie aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Weil so reißt es einen einfach ständig aus der Haupthandlung heraus. Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann Wendigs Schreibstil, der leider überhaupt nicht meins war. Einerseits mit seinen oftmals sehr kurzen (und dabei gern auch abgehakten Sätzen), andererseits fand ich aber auch die ständigen Nebengedanken in Klammern sehr eigenwillig. Und ja, ich weiß, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn das grade von mir kommt, aber ich schreibe halt Reviews, und keine Prosa. Und bei "Star Wars" ist so etwas dann doch eher ungewöhnlich, zumindest in dieser Häufigkeit (weil zugegebenermaßen kam's bei Freed auch vereinzelt vor). Last but not least verwendete er für mich viel zu oft irdische Begriffe, insbesondere wenn es um Tierarten geht. Ich weiß noch, wie in der deutschen Fangemeinde der Aufschrei gegenüber des Synchronstudios groß war, als Cliegg Lars in "Angriff der Klonkrieger" nicht mehr "auf einem Pferd reiten" konnte. Und das ist meinen Augen auch völlig zu recht. Hier nun kommt so etwas gleich öfters vor, wobei für mich dann vor allem die Referenz auf einen Phönix den Vogel abschoss (Wortspiel nicht beabsichtigt). Dass mit "Vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis" hat Wendig wohl verpeilt.

Fazit: Ich hatte ja wirklich die Hoffnung, dass "Nachspiel" bei mir besser abschneiden würde. Immerhin ist die Wunde rund um die Entkanonisierung des alten Legends-Universums mittlerweile doch halbwegs verheilt, während sie damals als "Nachspiel" veröffentlicht wurde noch sehr frisch war. Ich dachte mir, dass eben dies bei den Reaktionen damals durchaus eine Rolle gespielt haben könnte – aber nein, "Nachspiel" ist leider einfach nur schlecht. Angefangen bei der belanglosen Story, den uninteressanten Figuren, bis hin zu Wendigs furchtbarem Schreibstil. Aus meiner Sicht setzte der Autor hier auch einfach den völlig falschen Schwerpunkt: Als erstes nach "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" angesiedelte Abenteuer im neuen Kanon hätte er auf die uns bekannten Helden setzen und ihre Geschichte weitererzählen sollen. Eben gerade auch, nachdem uns kurz davor die alten Stories aus dem "Expanded Universe" genommen wurden. Stattdessen erfahren wir hier nichts darüber, wie es Luke, Leia, Han usw. in der Zeit nach der Schlacht von Endor erging. Es ist vor allem auch dieser Punkt, der "Nachspiel" für mich so völlig wertlos macht. Nicht falsch verstehen: Im "Legends"-Universum hat keineswegs alles geglänzt, und gab es so manch grauenhafte Geschichte. Selten bis nie empfand ich diese aber als ähnlich überflüssig, wie "Nachspiel".

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2016 Blanvalet, gestaltet von Scott Biel)





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