Originaltitel: A Question of Priorities Episodennummer: 1x08 Bewertung: Erstausstrahlung US: 14. Oktober 1970 Erstausstrahlung D: 03. August 1971 Drehbuch: Tony Barwick Regie: David Lane Besetzung:
Ed Bishop als Commander Ed Straker,
Barnaby Shaw als John Rutland,
George Sewell als Colonel Alec Freeman,
Keith Alexander als Lieutenant Keith Ford,
Dolores Mantez als Lieutenant Nina Barry,
Gabrielle Drake als Lieutenant Gay Ellis,
Suzanne Neve als Mary Rutland,
Philip Madoc als Steven Rutland,
David Cargill als Car Driver,
Andrea Allan als Nurse,
Penny Spencer als SHADO Operative,
Peter Halliday als Dr. Segal,
Peter Gordeno als Capt. Carlin,
Norma Ronald als Miss Ealand,
Ayshea Brough als Lieutenant Ayshea Johnson,
Mary Merrall als Mrs. O'Connor,
Russell Napier als Dr. Green,
Richard Aylen als Alien u.a.
Kurzinhalt:
Ed Straker bringt seinen Sohn John zurück zu seiner Ex-Frau und deren neuem Ehemann. Als er davonfährt, läuft John im nach – und wird von einem Auto erfasst. Man bringt ihn sofort ins Krankenhaus, doch die Diagnose ist kritisch. Ein Medikament aus den USA könnte John das Leben retten – wenn man es rechtzeitig zum Krankenhaus schaffen kann. Ed greift dafür auf die Ressourcen von SHADO zurück, und lässt das Medikament von einem Transporter aus Amerika nach England schaffen. Dann jedoch kommt es zu einem Zwischenfall rund um ein UFO. Ein solches wird von einem anderen UFO abgeschossen, und stürzt auf die Erde – jedoch nicht, ohne zuvor eine Rettungskapsel auszuschleusen. Als deutlich wird, dass der Außerirdische noch am Leben ist, lässt Alec Freeman – der von Ed nicht über den familiären Notfall informiert wurde – das Flugzeug nach Irland umleiten…
Review:
An "Der Fremde" sticht in erster Linie der tragische Ausgang des Geschehens hervor. Zwar zeichnete sich dieser für mich im Lauf der Episode schon recht eindeutig ab, für eine TV-Serie der damaligen Zeit ist der Tod von John aber nichtsdestotrotz sehr ungewöhnlich. Denn lange Zeit galt fürs Fernsehen: Der Tod von Kindern ist Tabu. Es zeigt zugleich, wie schizophren "UFO" in mancherlei Hinsicht war (was wohl auch zu ihrem frühen Aus beigetragen haben dürfte). So waren die früheren Serien von Gerry und Sylvia Anderson, wie "Thunderbirds", als Puppenserien, trotz des Science Fiction-Inhalts, doch eher an Kinder gerichtet. Mit "UFO" versuchte man nun den Sprung in Richtung Erwachsenenunterhaltung, jedoch ohne dabei einige der alberneren Elemente abzulegen. Und generell erschien "UFO" selten bis nie wie eine Serie, die sich in erster Linie an Erwachsene, und rein gar nicht an Kinder und/oder Jugendliche richten würde. Am ehesten würde man sie wohl noch als (Science Fiction-)Familienserie einstufen. Und als eben solche ist diese Wendung jedenfalls ungewohnt hart.
Aufgrund des Notfalls rund um seinen Sohn rückt hier auch Ed Bishops Commander Ed Straker wieder einmal stärker in den Mittelpunkt. Zudem erfahren wir hier auch endlich einmal etwas mehr über ihn und sein Privatleben. Auch das waren definitiv positive Aspekte. Das aufgrund des tragischen Ausgangs mögliche (kleine) Highlight ist jedoch aufgrund von einiger Kritikpunkten ausgeblieben. Am schwersten wiegt dabei sicherlich, wie völlig sinnbefreit sich der Handlungsstrang rund um den auf der Erde gestrandeten Alien (der hier noch dazu auf einmal unsere Atmosphäre verträgt) entwickelt. Der ganze Nebenstrang rund um eben dieses, dass sich in das Haus einer blinden Frau schleicht (was wäre wohl gewesen, wenn sie nicht blind gewesen wäre? Oder sollen wir annehmen, der Außerirdische hätte das gewusst, und Mary gezielt ausgesucht?), diese sich dann damit begnügt, mehrmals zu fragen wer er ist und was er will, er sie wiederum nicht davon abhält, das Telefon zu verwenden, und und und. Man merkt einfach, dass dieser gesamte Handlungsstrang nur dafür da ist, um einen Grund zu haben, warum Colonel Freeman das SHADO-Transportflugzeug nach Irland umleitet, und so die Lieferung des Medikaments verzögert. Aus meiner Sicht wäre es aber definitiv möglich gewesen, sich hierfür etwas interessanteres und sinnvolleres einfallen zu lassen. Das hätte "Der Fremde" enorm geholfen. Darüber hinaus fand ich es etwas schade, dass Ed hier vor vollendete Tatsachen gestellt wird, und die Entscheidung, ob er das Flugzeug umleitet oder nicht, ursprünglich nicht bei ihm liegt – was das sich daraus ergebende moralische Dilemma enorm reduziert. Insofern ist "Der Fremde", trotz des hervorstechenden düsteren Ausgang des Geschehens, doch hinter den (dramaturgischen) Möglichkeiten zurückgeblieben.
Fazit:
Das Ende von "Der Fremde" war zweifellos enorm stark. Vor allem in der damaligen TV-Unterhaltung war eine derart tragische Wendung die absolute Ausnahme. Leider fand ich den Weg, den die Episode nimmt, um eben diesen Schlusspunkt zu erreichen, nicht 100%ig überzeugend. Manches wirkte doch ein wenig konstruiert; vor allem aber erschien mir die Story rund um den abgestürzten Außerirdischen (was dann eben auch der Auslöser für den dramatischen Ausgang des Geschehens ist) ziemlich unsinnig. Wieso hat er die alte blinde Dame denn eigentlich aufgesucht, wenn er dann einfach nur in der Gegend herumsteht? Was sollte das, bzw. was wollte er? Eben daran ist "Der Fremde" nicht interessiert; es geht nur darum, das gewünschte Ziel zu erreichen. Was den Gesamteindruck dann nochmal nach unten drückt – und insofern besonders schade ist, als sich das das eindrucksvoll-denkwürdige Ziel definitiv einen weitaus besseren Weg, um dorthin zu gelangen, verdient hätte.