Mit: Michael Caine, Ben Kingsley, Jeffrey Jones, Lysette Anthony, Paul Freeman, Nigel Davenport, Pat Keen, Peter Cook u.a.
Kurzinhalt:
Wieder einmal hat Sherlock Holmes einen Fall gelöst, und wird von der Presse und Öffentlichkeit dafür gefeiert. Im Hintergrund ist ein leicht verstimmter Dr. Watson zu sehen. Dessen Unmut rührt daher, dass er das eigentliche Genie des Zweigespanns ist. Sherlock Holmes ist nur eine von ihm geschaffene Figur, die vom Schauspieler Reginald Kincaid zum Leben erweckt wird. Dessen Arroganz, Trunkenheit und mangelnde Professionalität zerrt jedoch zunehmend an Johns Geduldsfaden – bis dieser schließlich reißt, und er Reginald vor die Tür setzt, und ihre Partnerschaft für beendet erklärt. Daraufhin versucht er dem Verleger des Strand Magazins, sowie der Polizei, den "Doktor des Verbrechens" John Watson schmackhaft zu machen – eine Idee, die jedoch nicht wirklich einschlägt. Alle wollen einfach nur Holmes zurück. Als Inspektor Lestrade und ein hoher Regierungsbeamter Dr. Watson in der 221b Baker Street ihre Aufwartung machen, sieht John ein, dass er ohne seinen Partner aufgeschmissen ist, und holt diesen wieder zurück. Noch ahnen sie nicht, dass sie es bei ihrem jüngsten Fall mit Professor Moriarty, dem Napoleon des Verbrechens, zu tun bekommen werden. Schlimmer noch: Als Watson diesem vermeintlich zum Opfer fällt, ist es am schusseligen Reginald, den Fall zu lösen…
Review:
"Genie und Schnauze" ist eine Parodie auf die "Sherlock Holmes"-Erzählungen von Sir Arthur Conan Doyle. Die dahinterliegende – gewiefte – Grundidee ist, dass in Wahrheit eigentlich Dr. Watson das Genie von den beiden ist, und "Holmes" der schusselige Idiot, womit man die klassische Darstellung insbesondere aus den Rathbone & Bruce-Filmen genau auf den Kopf stellt. Ich fand das jedenfalls sehr clever – und wusste es auch zu schätzen, dass man es nicht einfach bei einem "ist halt so" belässt, sondern sich auch einen plausiblen Grund überlegt hat, warum Watson denn eigentlich auf solch eine Täuschung zurückgreifen sollte. Jedenfalls ergeben sich allein aus dieser Grundkonstellation zahlreiche amüsante Momente, nicht zuletzt, wenn "Holmes" das "Drehbuch" von Watson verlässt und meint, improvisieren zu müssen. Generell ist es manchmal gar nicht so leicht, dem Schauspieler wissen zu lassen, was er denn eigentlich erkennen und deduzieren soll. Allein das fand ich sehr spaßig mit anzusehen. Und generell war vor allem die erste Hälfte von "Genie und Schnauze" teilweise herrlich albern.
Eine weitere wesentliche Stärke liegt in der Besetzung. Die zentrale Paarung Michael Caine und Ben Kingsley ist einfach nur großartig. Letzterer vermittelt sehr nachfühlbar den Frust seiner Figur mit dem sich oftmals nicht an seine Anweisungen haltenden Partner, während ersterer hier als gerne mal über die Stränge schlagender und sich nicht immer professionell gebarender Reginald brilliert. Und mehr noch als die beiden individuell weiß dann vor allem auch ihr Zusammenspiel zu gefallen. Aus den Nebenrollen hinterlässt vor allem die bezaubernd-verführerische Lysette Anthony Eindruck, wohl auch, da ihre Figur im letzten Drittel dann eine Wendung vollzieht, die man vielleicht nicht unbedingt erwartet (und an die ich mich auch nicht mehr erinnern konnte – wobei ich den Film zuletzt in keiner Kindheit/Jugend gesehen hatte). Jedoch: Die ernsteren Elemente und haben für mich nicht ganz so gut funktioniert, wie der Humor. Als wirklich spannend empfand ich den Film an keiner Stelle (exemplarisch sei die Schießerei am Dock genannt), und der Fall war jetzt auch nicht unbedingt etwas Besonderes. Wohl auch deshalb fand ich die erste Hälfte doch deutlich stärker als die Zweite; auch wenn diese dann mit Reginald, der in Abwesenheit von John Watson versuchen muss den Fall im Alleingang aufzuklären, zweifellos auch noch einige gelungene Momente zu bieten hat, und der Showdown rund um die Theaterbühne teilweise auch recht amüsant gestaltet ist. Und das Ende, wo Holmes seinen "Partner" Watson stärker in den Mittelpunkt rückt, ist zweifellos auch sehr versöhnlich. Trotzdem, ganz konnte man an den noch höchst amüsanten Auftakt im weiteren Verlauf des Films dann leider nicht mehr anknüpfen.
Fazit:
"Genie und Schnauze" ist eine wunderbare Parodie auf die Abenteuer von "Sherlock Holmes", die in erster Linie von der pfiffigen Grundidee, dem wundervollen Humor, sowie dem famosen Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller lebt. Vor allem die erste Hälfte macht ungemein viel Spaß, und bietet zahlreiche witzige Momente. Generell glänzte "Genie und Schnauze" meines Erachtens vor allem, was den Humor betrifft. Wenn man hingegen versuchte, die Spannungsschraube anzuziehen, war er hingegen nicht ganz so erfolgreich. Und auch der Fall kann mit den besseren Holmes-Geschichten zweifellos nicht mithalten. Eben deshalb ist die erste Hälfte zweifellos gelungener als die zweite, wobei es auch dort immer noch ein paar gelungene und/oder witzige Momente gibt – nicht zuletzt, wenn "Holmes" dort versuchen muss, ohne den eigentlichen Meisterdetektiv Watson auszukommen. Im Abspann wird eine – vermeintlich nicht ganz ernst gemeinte – Entschuldigung gegenüber Sir Arthur Conan Doyle ausgesprochen. Ganz ehrlich: Das hätten andere Sherlock Holmes-Filme (ja teilweise sogar direkte Adaptionen von Doyls Geschichten) deutlich nötiger gehabt, als diese humor- und zugleich stets respektvolle Hommage.