Originaltitel: The Priory School Episodennummer: 3x02 Bewertung: Erstausstrahlung US: 13. August 1986 Erstausstrahlung D: 20. Januar 1988 Drehbuch: T. R. Bowen Regie: John Madden Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
Edward Hardwicke als Dr. Watson,
Alan Howard als The Duke of Holdernesse,
Christopher Benjamin als Dr. Huxtable,
Nicholas Gecks als James Wilder,
Nissar Modi als Lord Arthur Saltire,
Michael Bertenshaw als Aveling,
Jack Carr als Reuben Hayes,
Brenda Elder als Mrs Hayes,
Rosalie Williams als Mrs Hudson,
William Abney als Rivers,
Mark Turin als Caunter u.a.
Kurzinhalt:
Sofort nachdem er das Apartment in der Baker Street 221b betreten hat, fällt Dr. Huxtable in Ohnmacht. Er ist der Direktor einer Internatsschule, aus der kürzlich ein zehnjähriger Junge spurlos verschwunden ist. Bei diesem handelt es sich um Lord Saltire, den Sohn des Herzogs von Holdernesse. Dieser scheut jedoch die Öffentlichkeit, und ist deshalb noch nicht zur Polizei gegangen. Er bietet Holmes 10.000 Pfund, wenn er seinen Sohn findet – während Dr. Huxtable in erster Linie um den Ruf der Schule fürchtet. Letzteres umso mehr, als zeitgleich mit dem Jungen auch ein deutscher Lehrer, Heidegger, verschwunden ist. Es scheint wahrscheinlich, dass beide Ereignisse miteinander in Verbindung stehen – doch wie? Ist Heidegger der Täter, oder ein unschuldiges Opfer, welches in eine Intrige hineingezogen wurde? Eben dies gilt es für Sherlock Holmes in Begleitung seines alten Freundes Dr. Watson herauszufinden…
Review (kann Spoiler enthalten):
Der Auftakt war noch ganz interessant, mit dem (vor Anpassung und Aufregung) erschöpften Mann, der direkt nachdem er Holmes' Apartment betritt in Ohnmacht fällt (kurz dachte ich sogar, dass er gestorben sein könnte, und Sherlock nun daraufhin dessen Mord aufklären muss). Auch seine Geschichte rund um den verschwundenen und potentiell entführten Jungen des Herzogs weckte durchaus mein Interesse. Leider aber ließ dieses dann rasch nach. Zuerst einmal fand ich es erstaunlich, an die Kurzgeschichte auf der diese Episode basiert so überhaupt keine Erinnerung mehr gehabt zu haben – was auf der einen Seite wohl bereits so einiges aussagt, andererseits musste ich beim Nachlesen meines Reviews erkennen, dass mir die Story dort eigentlich gar nicht mal so schlecht gefallen konnte. Und selbst wenn, ist es der Granada-Serie in der Vergangenheit schon des Öfteren gelungen, auch aus schwächeren Vorlagen viel herauszuholen (siehe z.B. "Die Liga der rothaarigen Männer"). Wenn überhaupt, war hier in meinen Augen leider eher das Gegenteil der Fall.
Eine Möglichkeit, wie man im Zuge der Adaption die Wirkung zumindest für mich hätte erhöhen können, wäre darin gelegen, auf den Einstieg rund um Dr. Huxtable eine längere Rückblende rund um das Leben von Lord Saltire im Internat folgen zu lassen, im Zuge derer wir im Idealfall eine Bindung zu ihm aufbauen, und dementsprechend nach seinem Verschwinden – welches man ebenfalls anhand der Augenzeugenberichte gleich hätte umsetzen können – mitfiebert. So hingegen hatte ich das Problem, überhaupt keinen Bezug zu ihm zu haben. Sein Vater hilft hier leider auch nicht, offenbart dieser doch anfänglich als Sherlock Holmes zu Rate gezogen wird ein erstaunliches Desinteresse; tatsächlich schien ihm überraschend wenig daran gelegen zu sein, das Verschwinden seines Sohnes aufzuklären. Und so verfolgte ich zwar Sherlocks Ermittlungen durchaus wieder mit Interesse, war aber eher rational als emotional involviert. Erschwerend kommt hinzu, dass Holmes hier gar nicht einmal so viel zu kombinieren bekommt. Und so plätscherte die Handlung für meinen Geschmack viel zu lange ohne große Spannung und/oder Höhepunkte vor sich hin. Erst zum Ende hin dreht "Die Internatsschule" dann nochmal ein bisschen auf. Die Offenbarung rund um Wilder war ganz nett, und kulminiert dann in einem durchaus gefälligen Finale, bei dem kurioserweise (da ich ja gerade dabei bin, mir gleich mehrere Versionen von "Der Hund von Baskerville" anzusehen) ein Moor eine wesentliche Rolle spielt. Und natürlich: Jeremy Brett ist in der Titelrolle wie immer großartig – während ich mit Edward Hardwicke leider nach wie vor ein bisschen fremdle (was nicht heißen soll, dass ich ihn in der Rolle schlecht finde). Die Story wollte mich hier aber leider nie so recht mitreißen.
Fazit:
"Die Internatsschule" war für mich die bisher schwächste Episode dieser sehr werkgetreuen "Holmes"-Verfilmungen. Jeremy Brett war zwar wie immer wunderbar, und eigentlich fand ich – wie ich beim Nachlesen heraus fand (weil Erinnerung hatte ich an den Fall keine mehr) – auch die Kurzgeschichte ganz solide. Hier aber wollte sie für mich leider nie so recht funktionieren. Möglich, dass die Story zwar als Kurzgeschichte funktionierte, für eine solche rund fünfzig Minuten lange Episode aber zu dünn war. Erschwerend kommt hinzu, dass ich weder zum Entführungsopfer noch seinen Vater einen Bezug aufbauen konnte. Und Holmes' Deduktionen waren auch schon mal beeindruckender (und zahlreicher) als hier. Was bleibt, ist eine sehr durchschnittliche Umsetzung eines sehr durchschnittlichen Falls.