Mit: Lupita Nyong'o, Joseph Quinn, Alex Wolff, Djimon Hounsou, Eliane Umuhire, Takunda Khumalo, Alfie Todd u.a.
Kurzinhalt:
Die unheilbar an Krebs erkrankte Sam lebt in einer Hospizanstalt in New York. Widerwillig schließt sie sich einem Gruppenausflug in ein Theater an – in erster Linie auch deshalb, als ihr der Betreuer verspricht, danach ihre Lieblingspizzeria aufzurufen, und ihr bewusst ist, dass dies aller Voraussicht nach ihr letzter Besuch jenes Lokals sein wird, an das sie aufgrund der gemeinsamen Erlebnisse mit ihrem Vater warmherzige Erinnerungen verbindet. Dann jedoch wird aus dem geplanten Pizzeria-Besuch doch nichts: Denn ein vermeintlicher Meteoritenschauer über New York stellt sich vielmehr als die Ankunft außerirdischer Invasoren heraus, die über ein ausgezeichnetes Gehör verfügen, und damit Jagd auf Menschen machen. Im Zuge des daraus resultierenden Tumults trifft sie auf den englischen Touristen Eric, und rettet ihm das Leben. Zusammen durchleben sie die ersten Tage der Apokalypse, die zugleich die letzten Tage von Sam darstellen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Nachdem er mit "A Quiet Place" einen echten Überraschungshit und mit dem Sequel eine immer noch sehr starke Fortsetzung abgeliefert hat, gab John Krasinski die Regie für das Prequel "Tag Eins" nun ab. Oftmals ist ein solcher Wechsel ja eher Grund zur Beunruhigung – im vorliegenden Fall war ich aber insofern dennoch sehr optimistisch gestimmt, als sein Nachfolger Michael Sarnoski mit "Pig" einen der besten Filme des Jahres 2021 vorgelegt hatte. Das schienen mir beste Voraussetzungen für einen weiteren gelungenen Teil der Reihe zu sein. Und auch wenn die allgemeine Reaktion im Hinblick auf "Tag Eins" doch etwas verhaltener und/oder zwiespältiger ausfiel als bei den Vorgängern, war ich auch von diesem Prequel wieder sehr angetan. Mir gefiel dabei unter anderem, dass man hier nun nach dem doch eher "more of the same"-Sequel in eine andere Richtung geht. Zwar bot uns bereits der zweite Teil im Prolog einen kurzen Blick auf die Invasion, diese hier nun aber, statt in einer Kleinstadt, in New York zu erleben, war doch nochmal etwas ganz anderes. Wie sich hier das Geschehen generell im Vergleich zu den ersten beiden Filmen in einer ganz anderen Dimension abspielt.
Thematisch ergibt sich ebenfalls ein Unterschied, als es hier eben stärker um die Invasion an sich, statt dem Überleben nach eben dieser (was bei den ersten beiden Filmen im Mittelpunkt stand), geht. Damit ist "Tag Eins" entsprechenden Filmen wie "Krieg der Welten" teilweise näher, als den beiden Vorgängern. Auch dies gefiel mir, eben genau weil man hier nicht noch ein drittes Mal das gleiche Konzept durchzieht, sondern etwas – innerhalb der Reihe – Neues probiert. Aber, und das ist der entscheidende Punkt: Trotz des größeren Umfangs verliert man die Stärken der ersten beiden Filme nicht aus den Augen. Dies ist natürlich einerseits das originelle Konzept rund um diese Außerirdischen, die (nur) mit ihrem Gehör jagen. Auch hier fand ich es spannend, dies – nachdem man sich in den ersten beiden Filmen auf einen sehr kleinen Personenkreis beschränkte – auf den großen "Spielplatz" von New York, wo es vor Menschen nur so wimmelt, umgelegt zu sehen. Vor allem aber konzentriert sich auch "Tag Eins", trotz des anderen Settings, wieder in erster Linie auf einzelne, wenige Figuren, die man uns näher vorstellt, und uns so eine Bindung zu ihnen aufbauen lässt. Ich würde behaupten, dass man aufgrund ihrer tödlichen Erkrankung – und ihres daraufhin dann (mangels Medikamente) laufend schlechter werden Gesundheitszustands – fast notgedrungen mit Sam mitfühlt. So gesehen wäre es ein leichtes gewesen, sich bei ihrer Charakterisierung allein darauf zu beschränken, und sich auf die Empathie des Publikums zu verlassen. Stattdessen ist Sam eine komplexe Persönlichkeit, die eben nicht nur rein durch ihre Krankheit definiert wird, und die vor allem auch im Verlauf des Films eine spannende Wandlung vollzieht. Es war vor allem dieser Teil von "A Quiet Place: Tag Eins" der es mir enorm angetan hatte.
Neben dem Drehbuch ist dies nicht zuletzt auch Lupita Nyong'o zuzuschreiben, die sich in den letzten Jahren für mich zu einer der spannendsten Hollywood-Neulingen gemausert, und die mit ihrer Doppelrolle in "Wir" auch bereits im Horrorgenre einen ganz großen Fußabdruck hinterlassen hat. Auch hier fand ich sie wieder absolut fantastisch. Ihr zur Seite gestellt ist der (mir) bislang in erster Linie aus "Stranger Things" bekannte Joseph Quinn, der hier in einer gänzlich anderen, deutlich ruhigeren Rolle brilliert. Und auch das Zusammenspiel der beiden fand ich wunderbar. Mit Djimon Hounsou gibt es dann noch ein weiteres bekanntes Gesicht in einer Nebenrolle zu sehen. Letztendlich stahl für mich aber Kater "Frodo" fast allen die Show; wohl nicht zuletzt, da ich meinem Kater vor mittlerweile über siebzehn Jahren den gleichen Namen gegeben habe. In jedem Fall habe ich insbesondere mit Sam und Eric ordentlich mitgefiebert, und fand dann, neben einzelnen packenden Momenten zwischendurch, insbesondere auch das Finale überaus spannend. Und die letzte Szene war einfach nur wunderbar.
Fazit:
Bei Sequels bzw. Prequels besteht immer die Herausforderung, einerseits nah genug bei den Vorgängern zu bleiben, damit das was dem Publikum an diesem gefiel erhalten bleibt, andererseits aber auch keine reine, einfallslose Kopie abzuliefern, die einfach nur mehr vom selben bietet. Aus meiner Sicht ist eben diese Gratwanderung bei "A Quiet Place: Tag Eins" außerordentlich gut gelungen. Der Blick auf die Invasion direkt in Verbindung mit der Verlagerung des Geschehens nach New York macht "Tag Eins" eigenständig genug, um frischen Wind ins Franchise zu bringen, während man sich zugleich der Stärken der ersten beiden Teile besinnt – die neben dem Konzept, welches für mich auch beim mittlerweile dritten Einsatz nichts an Faszination (und Schrecken) eingebüßt hat, in erster Linie bei den Figuren liegt. Auf die bekannte Familie aus den ersten beiden Filmen müssen wir hier zwar verzichten, ich empfand aber die todkranke Sam und in weiterer Folge auch ihren Begleiter Eric (und nicht zu vergessen Kater Frodo!) als mehr als würdigen Ersatz. Gerade auch, weil die Figur nicht allein durch ihre Krankheit definiert wurde, und ihr Michael Sarnoski eine so packende wie von vornherein tragische Heldenreise mit auf den Weg gibt. Mich hat ihre Geschichte jedenfalls enorm mitgerissen, und auch immer wieder sehr berührt.