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Alien: Romulus Drucken E-Mail
Erfreulich gelungenes "Interquel" von Fede Alvaraz Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 21 August 2024
 
 
Alien: Romulus
Originaltitel: Alien: Romulus
Produktionsland/jahr: USA 2024
Bewertung:
Studio/Verleih: 20th Century Studios/Scott Free Productions
Regie: Fede Alvarez
Produzenten: U.a. Ridley Scott, Michael Pruss & Walter Hill
Drehbuch: Fede Alvarez & Rodo Sayagues
Filmmusik: Benjamin Wallfisch
Kamera: Galo Olivares
Schnitt: Jake Roberts
Genre: Science Fiction/Horror
15. August 2024
Kinostart USA: 16. August 2024
Laufzeit: 119 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht verfügbar
Mit: Cailee Spaeny, David Jonsson, Archie Renaux, Isabela Merced, Spike Fearnm, Aileen Wu u.a.


Kurzinhalt: Rain lebt und schuftet auf dem von Weiland-Yutani kolonialisierten Minenplaneten Jackson's Star – ein Drecksloch, auf dem niemand auch nur eine Minute lang die Sonne zu Gesicht bekommt. Ihre Eltern sind bereits bei der Arbeit in den Minen ums Leben gekommen; somit besteht ihre Familie nur noch aus ihrem Adoptivbruder Andy. Doch es besteht Hoffnung: Rain hat ihre Quote an Arbeitsstunden erfüllt, weshalb es ihr nun möglich sein sollte, Jackson's Star hinter sich zu lassen, und zu einer anderen Kolonie zu fliegen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Dann jedoch der Schock und die Enttäuschung: Weiland-Yutani haben die Quote eigenmächtig verdoppelt. Sie muss sich die Wahrheit eingestehen: Die Firma wird die dort lebenden und arbeiten Personen nie aus ihrem Vertrag entlassen, und zu einer anderen Kolonie ziehen lassen. Da kommt ihr der Plan ihres Freundes Tyler und seiner Clique gerade recht. Diese meinen, das Signal eines Schiffes von Weyland-Yutani im Orbit empfangen zu haben, auf dem es Kryo-Kapseln geben müsste – was es ihnen ermöglichen würde, die nächstgelegene Kolonie eigenständig anzusteuern. Doch um die Kapseln zu bergen, brauchen sie Andy. Rain gibt ihre Zustimmung. Doch nicht nur, dass sich das vermeintliche Raumschiff als Forschungsstation herausstellt. Auf die jungen Glücksritter wartet auf Romulus nicht etwa der erhoffte Weg in die Freiheit, sondern vielmehr ein Alptraum…

Spoiler-Hinweis: Das nachfolgende Review beinhaltet kleinere Spoiler (ich habe mir keinen Trailer zum Film angesehen, und kann daher nicht sagen, inwiefern dort das worauf ich eingehe eh schon vorweggenommen wurde), auf die wirklich großen Überraschungen und Twists wird hier jedoch bewusst nicht eingegangen.

Review: Szenenbild. Es lohnt sich wohl, zu Beginn nochmal auf meine Meinung zu den bisherigen "Alien"-Filmen einzugehen. Die ersten beiden sind – so unterschiedlich sie auch sind (bzw. vermutlich wohl eben gerade auch, weil sie so unterschiedlich sind – Meisterwerke, und zählen zu recht zu den ganz großen Klassikern der Filmgeschichte (den ersten sehe ich zwar eine Spur stärker als die Fortsetzung, aber das sind Nuancen). Im Gegensatz zu vielen anderen habe ich jedoch auch "Alien³" ausgesprochen gern, und halte ihn für einen tollen (wenn auch natürlich sehr tragischen) Abschluss der Saga. Den vierten hat es in meinem persönlichen Kopf-Kanon nie gegeben; für mich stellt dieser trotz allem, was danach kam, immer noch den absoluten Bodensatz der "Alien"-Filme dar. Ja, sogar schlimmer als die vielgescholtenen "Alien vs. Predator"-Crossover-Filme, die zwar in der Tat ebenfalls alles andere als gut waren, aber zumindest auf trashige Art und Weise zumindest ansatzweise zu unterhalten vermochten. Die Prequels waren dann zwar zweifellos makelbehaftet, boten aber ein paar interessante Ideen, eine starke Atmosphäre, und einzelne wirklich tolle Momente (wobei ich es spannend fand, dass in meiner internen Wertung nach meiner jüngsten Wiederholung, entgegen meiner Meinung bei der Erstsichtung, "Covenant" "Prometheus" als der stimmigere Film überholte).

Nun also "Alien: Romulus", ein Film, auf den ich zwar definitiv schon neugierig war, wo ich aber im Vorfeld zweifellos skeptisch war, ob es das unbedingt braucht. Und tatsächlich will ich, trotz allen gleich folgenden Lobes, zuerst auf meine ebenfalls vorhandenen Kritikpunkte eingehen. So wird von vielen kritisch angemerkt, dass "Romulus" – im Vergleich zu den Vorgängern – kaum Neuland betritt, und sich wenig bis gar nichts traut (was ich, von einer Wendung am Ende abgesehen, auch definitiv so unterschreiben würde). Für mich persönlich ist das zwar nicht automatisch ein Problem, aber stimmt schon, frühere Filme der Reihe waren da definitiv origineller. Demgegenüber wirkt "Romulus" allzu oft wie ein "Best of" der bisherigen Filme, welches sich vor allem an "Alien" extrem starke Anleihen nimmt. Praktisch alle Vorgänger waren da eigenständiger. Zwar sind die meisten der Anleihen und direkten Referenzen ganz gut gelungen, stellenweise wurde es aber dann selbst mir zu viel; insbesondere ein direktes Zitat aus "Aliens" stieß mir dabei sauer auf, weil es extrem aufgesetzt wirkte, und nicht etwa natürlich aus dem Film herauskam. Wenn es eine Kleinigkeit gibt, die ich an "Romulus" ändern würde, dann wäre es, diese eine Referenz rauszuschneiden. Stellenweise machten es sich Alvarez und Sayagues für meinen Geschmack beim Drehbuch auch etwas zu einfach – bzw. haben es leider verabsäumt, bestimmte Dinge zu erklären. Dies gilt nicht zuletzt für die Frage, wo die ganzen Facehugger herkommen – da zu Beginn ja "nur" die Überreste des von Ripley in "Alien" ins All geschleuderten Xenomorphen gefunden werden. Googeln ergab zwar eine offenbar durch Meldungen auf den Bildschirmen angedeutete Erklärung – offenbar wurden diese im 3D-Drucker hergestellt. Und ich verstehe natürlich, dass die Balance zwischen Action und Exposition eine heikle ist. Sowohl was diesen als auch ein paar andere Punkte betrifft (wie z.B. die extrem kurze "Tragezeit"), hätte ich mir aber etwas mehr an Informationen gewünscht.

Szenenbild. Viel mehr als das habe ich persönlich an "Alien: Romulus" allerdings nicht zu bemängeln. Wie vorhin erwähnt, setzte ich mich gestern mit einem spannenden Mix an Skepsis, Anspannung und trotz allem auch Vorfreude in den Kinosaal, und wurde letztendlich knapp zwei Stunden lang sehr gut unterhalten. Ja, die mutigen Entscheidungen lässt der Film wie erwähnt größtenteils vermissen. Zugleich macht er aber auch einiges richtig, und bekam es sehr gut hin, sich einerseits von den Vorgängern inspirieren zu lassen, andererseits aber auch nicht wir ein völlig einfallsloser Abklatsch zu wirken. Den größten Einfluss auf "Romulus" hatte dabei ganz klar Ridley Scotts Original "Alien". Einerseits von der Stimmung, dem Ablauf, der Wahl der Protagonisten (keine Forscher, Soldaten oder ähnliches, sondern die – von Weyland Yutani ausgebeutete und als reine menschliche Ressourcen, die man auch ruhig verschwenden kann betrachtete – Arbeiterklasse. Komplettiert wird der Eindruck davon, wie sich Alvarez im Hinblick auf Set-Design, den Ton, die Inszenierung und generell die ganze Produktionsqualität von "Alien" beeinflussen lässt. Als großer Fan des ersten Teils fühlt man sich gleich in den ersten paar Minuten wie zu Hause.

Was ebenfalls an "Alien" erinnert, ist die relativ begrenzte Anzahl an Figuren (und damit an potentiellem Alien-Futter). Hier wird keine Alien-Schlachtplatte serviert (und tatsächlich, wer sich von Alvarez nach seinem "Evil Dead"-Film ein ähnliches Gore-Fest erwartet, wird zweifellos enttäuscht aus dem Kino kommen), sondern steht der Überlebenskampf dieser Charaktere, die wir allesamt zumindest rudimentär kennenlernen, im Mittelpunkt. Eben daraus bezieht "Romulus" einiges an Spannung, wobei für mich vor allem die Szene hervorstach, wo sie durch einen Raum voller Facehugger gehen müssen. Generell gibt es, so sehr man sich hier auch an den Vorgängern bedient, definitiv auch einzelne originelle Einfälle. Diesbezüglich sticht vor allem das mit dem Alien-Blut hervor, welches hier in einer bestimmten Szene grandios als Bedrohung in Szene gesetzt wird. Dies ist auch ein weiterer Punkt: Einzelne Spannungsmomente kommen überhaupt gänzlich ohne die Aliens aus. Und nicht zuletzt der Countdown im Hintergrund rund um den Absturz der Station sorgt für ein beständiges Gefühl der (An-)Spannung. Aber auch dem Großteil der anderen Vorgänger zollt "Romulus" Tribut; an "Aliens" fühlte ich mich insbesondere bei der Waffenszene, dem Fahrstuhl, und der Rückkehr in die Höhle des Löwen um eine andere Person zu retten erinnert. An "Wiedergeburt" erinnert sowohl das Setting auf einer Forschungsstation (wo man an den Aliens Experimente durchgeführt hat), wie auch die eine Idee am Ende – wo Alvarez in meinen Augen dort erfolgreich ist, wo Jean-Pierre Jeunet mit Anlauf auf die Schnauze gefallen ist. Und auch auf die Prequels "Prometheus" und "Covenant" wird nicht vergessen. Einzig zu "Alien³" hätte ich persönlich jetzt keine Anspielung ausgemacht.

Szenenbild. Die Besetzung trägt ihres zum Gelingen des Films bei, wobei "Romulus" zweifellos in erster Linie dem im Mittelpunkt stehenden Duo Cailee Spaeny (die hier ihren Doppelschlag mit "Priscilla" und "Civil War" um einen dritten Streich ergänzt) und David Jonsson (in der wohl interessantesten Rolle aus dem Ensemble) gehört. Die Dynamik dieser beiden Figuren war definitiv sehr interessant, sowohl im Hinblick darauf, was Rain vor ihm verbirgt, aber auch, wie sich diese im Verlauf des Films – aufgrund von Andys Veränderungen – entwickelt. Generell versteht es vor allem Jonsson sehr gut, die Dualität seiner Rolle zu nutzen – während sich Spaeny als überzeugende jüngere Version von Ripley präsentiert, die hier quasi in einem Film deren Entwicklung aus den ersten beiden "Alien"-Teilen durchmacht. Die restliche Besetzung machte ihre Sache ebenfalls sehr gut, fiel jedoch im direkten Vergleich doch recht wenig auf (was vor allem bei Isabella Merced insofern ein bisschen überrascht, als sich die ja eigentlich auch seit ein paar Jahren am aufsteigenden Karriere-Ast befindet, und gut und gerne auch die Hauptrolle hier hätte übernehmen können).

Über jeden Zweifel erhaben sind auch die Effekte, wobei ich neben den tollen Weltraumaufnahmen insbesondere noch die Umsetzung der ganzen Aliens und Facehugger (wo scheinbar praktisch völlig auf CGI verzichtet wurde, sondern man auf altmodische "practical effects" setzte), gar nicht hoch genug loben kann. Hier zollte man der Arbeit des legendären Designers H.R. Giger, aber auch jener Effektleute, welche seinen Kreationen in den früheren Filmen leben einhauchten, auf die bestmögliche Art und Weise Tribut. Zudem belässt man es auch nicht dabei, nur die alten Kreaturen auftreten zu lassen, sondern präsentiert auch ein bisschen etwas neues. Das hätte ordentlich in die Hose gehen können (und tat es früher ja auch schon mal), doch im Gegensatz zu einem früheren katastrophalen Fehlschlag fand ich es hier extrem gelungen, und wirklich gruselig umgesetzt. Die Musik von Benjamin Wallfisch fällt zwar leider nur dann wirklich auf, wenn er Goldsmith (oder an einer bestimmten Stelle Marc Streitenfeld) zitiert (er fängt dessen "Alien"-Stil zwar grundsätzlich gut ein, lässt es aber an dessen einprägenden Leitmotiven vermissen), trägt aber definitiv auch seins zur Atmosphäre des Films bei. Ja selbst einer der größten Kritikpunkte für viele – der höchst umstrittene Auftritt einer bekannten Figur (na ja, zumindest irgendwie; aber ich will nicht spoilern) – hat für mich größtenteils (nach ein paar anfänglichen Sekunden im "Uncanny Valley") sehr gut funktioniert. Für mich ist "Romulus" jedenfalls aktuell der viertbeste Film der Reihe; angesichts des höchst durchwachsenen Outputs des Franchise in den letzten dreißig Jahren, kann somit wenn schon nicht von einer triumphalen so doch zumindest einer imposanten Rückkehr gesprochen werden.

Fazit: Szenenbild. "Alien: Romulus" ist für mich der beste Film der Reihe seit der ursprünglichen Trilogie – und damit seit mehr als dreißig Jahren. Und ja, stimmt schon, im Gegensatz zu insbesondere der ursprünglichen Quadrilogie, wo jeder Regisseur dem jeweiligen Film seinen Stempel aufdrückte, geht Fede Alvarez hier doch vergleichsweise auf Nummer sicher, und präsentiert (abseits einzelner origineller Ansätze) im Wesentlichen ein "Best Of" der Vorgänger, wobei er sich vor allem stark an "Alien" orientiert. Aber auch bei den anderen Filmen nicht mehr sich Anleihen, bzw. gibt es teilweise auch direkte Referenzen (von denen er sich aus meiner Sicht zumindest eine jedenfalls hätte schenken sollen). Das kann man durchaus kritisch sehen, und als doch eher mutlos einstufen. So lange das Ergebnis so packend und unterhaltsam ist wie in diesem Fall, halte ich es aber mit der guten alten Weisheit "besser gut geklaut als schlecht erfunden".

Was nicht heißen soll, dass der Film perfekt ist. So hätte ich mir da und dort etwas mehr Erklärung (zur Schließung potentieller Logiklöcher und Kontinuitätslücken) gewünscht. Die Musik von Benjamin Wallfisch war leider abseits der Zitate bekannter Motive wenig einprägsam. Und so gut mir die meisten Anspielungen auch gefallen haben, aber ein direktes Zitat hätte man sich schenken sollen. Insgesamt hat mir "Romulus" aber sehr gut gefallen. Auch wenn ich sowohl "Alien" als auch "Aliens" für Meisterwerke halte, ziehe ich letztendlich Scotts Erstling vor – dementsprechend war es für mich eine Freude, dass sich Alvarez was die Stimmung, die Figuren, den Handlungsverlauf und insbesondere auch die ganze Produktionsqualität (Set-Design, Soundeffekte usw.) von diesem inspirieren ließ. Ich fühlte mich hier in den ersten Minuten gleich zu Hause. Die Figuren waren ebenfalls größtenteils sympathisch, was dafür sorgte, dass ich mit ihnen mitfieberte. Auch wenn man größtenteils auf Nummer sicher geht, präsentiert man doch zumindest zwei Ideen, die im Fandom durchaus umstritten aufgenommen wurden, die jedoch für mich beide – sowohl von Idee als auch Umsetzung (im zweiten Fall im krassen Widerspruch zu "Die Wiedergeburt" – größtenteils sehr gut funktioniert haben. Und nicht zuletzt einzelne dann doch recht originelle Einfälle wie die Szene rund um die Bedrohung durch das Alien-Blut hatten es mir sehr angetan. Zugegeben: Rein erzählerisch ist dieses zwischen "Alien" und "Aliens" angesiedelte "Interquel" überflüssig. Und trotzdem freue ich mich schon auf meinen nächsten Durchlauf der Alien-Filme, wo ich auf das Double Feature mit "Prometheus" und "Alien: Covenant" dann "Alien" und "Alien: Romulus" (gefolgt von "Aliens" und "Alien³" – und danach ist Schluss) folgen lassen werde.

Wertung: 8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2024 20th Century Studios)






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