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For All Mankind - 1x02: Saturn V - Der Architekt Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Apple TV+

Originaltitel: He Built the Saturn V
Episodennummer: 1x02
Bewertung:
Weltweite Internet-VÖ: 01. November 2019 (Apple TV+)
Drehbuch: Matt Wolpert & Ben Nedivi
Regie: Seth Gordon
Besetzung: Joel Kinnaman als Edward Baldwin, Michael Dorman als Gordo Stevens, Sarah Jones als Tracy Stevens, Shantel VanSanten als Karen Baldwin, Jodi Balfour als Ellen Waverly, Wrenn Schmidt als Margo Madison, Chris Bauer als Deke Slayton, Colm Feore als Wernher von Braun, Eric Ladin als Gene Kranz, Michael J. Harney als Jack Broadstreet, Saul Rubinek als Rep. Charles Sandman, Dan Donohue als Thomas Paine, Arturo Del Puerto als Octavio Rosales, Olivia Trujillo als Aleida Rosales, Ben Begley als Charlie Duke, Meghan Leathers als Pam Horton, Jeff Branson als Neil Armstrong, Chris Agos als Buzz Aldrin, Ryan Kennedy als Michael Collins, Noah Harpster als Bill Strausser, Nick Toren als Tim 'Bird Dog' McKiernan, Daniel Robbins als Hank Poppen, David Andrews als Admiral Scott Uken, Nick Wechsler als Fred, Steven Pritchard als Pete Conrad, Spencer Garrett als Roger Scott, Teya Patt als Emma Jorgensu.a.

Kurzinhalt: Nicht nur, dass die USA den Wettlauf zum Mond verloren haben. Die Mission von Apollo 11 verläuft zudem alles andere als reibungslos, da der Adler mehr schlecht als recht auf dem Mond gelandet ist. Mit Glück und Geschick gelingt es Neil Armstrong und Buzz Aldrin dann aber doch noch, das Landemodul wieder zurück in den Orbit zu bekommen, und so zu verhindern, dass die Mission in einer Katastrophe mündet, welche vermutlich für das Weltraumprogramm der NASA das Aus bedeutet hätte. Trotzdem sind die Wogen noch lange nicht geglättet, und werden die drei Astronauten bei ihrer Rückkehr doch eher nur verhalten gefeiert. Der Unmut, dass man von den Russen geschlagen wurde, ist sowohl bei der Bevölkerung als auch innerhalb der US-Regierung, und hier insbesondere bei Präsident Nixon, groß. Dieser sucht nun nach einem Sündenbock, dem er die Schuld für die Niederlage im Wettlauf gegen den Mond in die Schuhe schieben kann. Nicht zuletzt dank der öffentlichen Kritik von Edward Baldwin an der Entscheidung, mit Apollo 10 nicht auf dem Mond zu landen, ist dieser schließlich in Werner von Braun – der die Missionsparameter vorgab – rasch gefunden. In einem Ausschuss soll Edward Baldwin nun gegen ihn aussagen…


Review: Episodenbild (c) Apple TV+ Ich muss ehrlich sein: Der Einstieg hat mich insofern enttäuscht, als der Cliffhanger der letzten Folge rascher und problemloser aufgelöst wurde, als ich das erwartet hätte. Ich dachte eigentlich schon, dass man jetzt die ganze Episode daran arbeiten würde, das Eagle-Landemodul wieder in den Mondorbit zurück zu bekommen; quasi eine Variante von "Apollo 13", nur halt rund um Apollo 11. Stattdessen war die sehr coole und vielversprechende Ausgangssituation vom Ende der letzten Episode binnen weniger Minuten erledigt. Immerhin: Die Effekte waren wieder cool, und boten vor allem auch für mich als Weltraum-Fan wieder einiges fürs Auge. Trotzdem offenbarte dies den entsprechenden Cliffhanger am Ende des Serienauftakts als ziemlich billig-effekthascherisch. Davon abgesehen konnte mir aber auch "Saturn V - Der Architekt" wieder gut gefallen. In meinen Augen findet die Serie bislang eine gute Balance aus einer Betrachtung der Figuren, und dem Fortschreiten der (alternativgeschichtlichen) Handlung. So erfahren wir in dieser Folge insbesondere mehr über Gordo und Tracy Stevens, wobei man aufgrund seiner Affäre natürlich insbesondere mit Tracy – die sich nicht dazu durchringen kann, ihn zu verlassen – mitleidet.

Aber auch Edward Baldwin steht in einer Zwickmühle, und muss im Hinblick auf seine Aussage vor dem Ausschuss eine schwierige Entscheidung treffen: Revidiert er seine gegenüber dem Reporter – in der Frustration des Moments geäußerte – Kritik, oder wirft er Werner von Braun den Wölfen zum Fraß vor? Erschwerend kommt hinzu, dass er mit seiner aktuellen Rolle bei der NASA als Bürohengst überhaupt nicht glücklich ist – und deshalb sogar wieder erwägt, zur Navy zurückzukehren. Letztendlich gewinnt aber sein Sinn für Loyalität: Er stellt vor dem Ausschuss klar, dass zwar Werner von Braun die Missionsparameter vorgegeben hat, der Letztverantwortliche dafür, dass nicht schon Apollo 10 auf dem Mond landete, er selbst ist. Denn hätte Edward das Landemanöver eingeleitet, hätte ihn niemand aufhalten können. Der betreffende Moment war jedenfalls sehr stark. Jedoch: Edward war nicht der einzige Pfeil im Köcher von Senator Sandman. Nun da die Aussage von Baldwin nicht so verlief wie gehofft, bringt dieser von Brauns Nazivergangenheit ins Spiel. Eben darin lag für mich dann auch die größte Stärke der Episode, weniger wegen der Szene an sich (auch wenn diese ebenfalls sehr gut war), sondern den spannenden Implikationen dahinter. Denn zuvor war Werner von Brauns Vergangenheit und seine Rolle im Zweiten Weltkrieg allen egal, war man nur zu gern bereit, alles zu vergeben und zu vergessen, solange er nur für die USA eine Rakete baute, mit der es ihnen gelang, den Wettlauf ins All zu gewinnen. Und hätte er – so wie ja in der Wirklichkeit – das Rennen gewonnen, hätte – abseits von einzelnen kritischen Stimmen, die es ja auch in unserer Vergangenheit gab – kein Hahn mehr danach gekräht, sondern wäre er vielmehr in Amerika als Held gefeiert worden. Das ist das perfide an der Entwicklung hier: Charles Sandman bringt diese Vergangenheit nicht etwa deshalb auf, weil ihn dieser braune Fleck auf von Brauns Weste wirklich stören bzw. ihn die zahlreichen Opfer, die seine Forschung gefordert hat, wirklich kümmern würde. Vielmehr schlachtet er es rein aus politischen Motiven aus.

Episodenbild (c) Apple TV+ Ganz im Gegenteil zu Werner von Brauns Schützling Margo Madison, die den direkten Kontrast dazu bietet. So wie wohl die meisten Amerikaner:innen hat sie seine Vergangenheit bislang einfach ausgeblendet. Hier nun im Ausschuss so direkt damit konfrontiert, ist sie jedoch plötzlich verunsichert, ob sie nicht vielleicht ihr ganzes Leben lang ein Monster verehrt hat. In der sicherlich stärksten (und vor allem von Wrenn Schmidt grandios gespielten) Szene der Episode stellt sie ihn dann schließlich zur Rede; und ganz im Gegensatz zu Senator Sandman merkt man ihr eben an, dass für sie sehr wohl die Opfer seiner Forschung, und seine zumindest Duldung der Gräueltaten des Nazi-Regimes, im Mittelpunkt stehen. Seine eher kalte Antwort dürfte dabei relativ wenig dazu beitragen, ihr Gewissen zu beruhigen. Aber auch von der politischen Komponente abgesehen, fand ich diese Thematik überaus spannend: Kann ein Mensch, wenn er Teil eines solchen Systems war und dieses zur Erreichung seiner eigenen Zwecke zumindest duldete (wenn nicht aktiv unterstützte), mit seinen weiteren, positiven Taten jemals wirklich Wiedergutmachung dafür leisten? Eine Frage, über die sie vortrefflich streiten lässt – und deren Beantwortung "For All Mankind" erfreulicherweise den Zuschauer:innen überlässt.

Fazit: Der Auftakt von "Saturn V - Der Architekt" hatte mich insofern noch ein bisschen enttäuscht, als ich mir von der Auflösung des coolen Cliffhangers der Episode davor doch mehr erwartet hätte. Auch danach würde ich einen Großteil der Episode eher als interessant denn wirklich mitreißend einstufen, auch wenn ich es durchaus nett fand, hier insbesondere die Stevensens näher kennenzulernen. So richtig dreht die Episode dann aber erst im letzten Drittel auf, wo – aufgrund der Tatsache, dass in dieser alternativen Geschichte die USA den Wettlauf zum Mond verloren haben – Werner von Brauns problematische Vergangenheit ans Tageslicht gebracht wird. Erschütternd fand ich dabei nicht zuletzt, wie dies bei Senator Sandman nur aus reinem politischem Kalkül – und nicht etwa aus moralischen Überlegungen heraus – geschieht. Demgegenüber merkte man seinem Schützling Margo an, wie sie mit den Offenbarungen im Ausschuss zu kämpfen hat. Es war vor allem dieser Aspekt, der mich dann über meine anfängliche Enttäuschung hinwegtröstete, und dafür sorgte, dass "Saturn V - Der Architekt" für mich nahtlos an die Qualität der ersten Folge anknüpfen konnte.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 Apple TV+)







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