Mit: Felissa Rose, Jonathan Tiersten, Karen Fields, Christopher Collet, Mike Kellin, Katherine Kamhi, Paul DeAngelo, Thomas E. van Dell, Loris Diran, John E. Dunn, Willy Kuskin, Desiree Gould, Owen Hughes, Robert Earl Jones u.a.
Kurzinhalt:
In jungen Jahren hat Angela Baker ihre Familie bei einem Bootsunglück verloren. Seither wächst sie bei ihrer Tante Martha auf. Nun wird sie zusammen mit deren Sohn Ricky über die Sommerferien ins Camp Arawak geschickt. Beide sind dort eher Außenseiter, wobei Ricky sein Möglichstes tut, um seine schüchterne Adoptivschwester zu beschützen. Trotzdem wird diese immer wieder von den anderen Jugendlichen drangsaliert. Dann kommt es im Camp auf einmal zu gleich mehreren tödlichen Unfällen. Anfangs denkt sich die Campleitung noch nichts dabei, kann doch ein Unglück immer wieder mal passieren – wenn es auch seltsam ist, dass diese allesamt gleich tödliche Ausmaße annehmen. Mit zunehmender Häufung drängt sich jedoch der Verdacht auf, dass es sich vielleicht gar nicht um Unfälle handelt, sondern vielmehr ein wahnsinniger Killer in Camp Awarak sein Unwesen treibt…
Review (kann Spoiler enthalten):
"Blutiger Sommer" ist in der Blütezeit des Teenie-Slashers entstanden, die mit "Halloween" und später dann – insbesondere was das Feriencamp-Setting betrifft – der "Freitag der 13."-Reihe quasi begründet wurde, und sich Anfang der 80er großer Beliebtheit erfreute (und damals das Horror-Genre ziemlich dominierte). Der Film macht dabei jedoch früh deutlich, dass Robert Hiltzik nicht daran interessiert ist, einfach einen 08/15-Vertreter des Genres zu machen, und mit einer "Malen nach Zahlen"-Kopie anderer Filme im Fahrwasser des damals erfolgreichen Trends möglichst billig und einfach einen finanziellen Erfolg einzufahren. Vielmehr hebt sich sein Slasher in vielerlei Hinsicht vom damaligen (Sub-)Genre-Einheitsbrei ab. So fällt unter anderem auf, dass die Figuren hier mehr wie normale Teenager von Nebenan wirken, statt dass man das Gefühl hat, man hätte Hochglanz-Models gecastet. Auch das Setting sticht insofern hervor, als sich im Feriencamp mehrere Altersklassen – und damit eben nicht nur Jugendliche – tummeln. Die Todesarten sind zudem um einiges abwechslungsreicher, als sonst im Genre (wo sich der Killer meistens einer bestimmten Mordwaffe bedient) oft üblich. Und nicht zuletzt das klassische "final girl"-Klischee stellt er in gleich mehrerlei Hinsicht völlig auf den Kopf.
Auffällig ist zudem die Darstellung der ganzen jugendlichen Körper. Während in Slashern sonst doch üblicherweise die Mädchen halbnackt herumlaufen, halten sich die nackten Tatsachen in diesem Fall geschlechtermäßig doch ziemlich die Waage. Und nicht zuletzt, dass vereinzelt auch ein junger Mann mit einem bauchnabelfreien Shirt herumläuft, sticht hervor. Eine der größten Stärken von "Blutiger Sommer" ist jedoch, wie es Hiltzik gelingt, die – leider – typischen Gruppendynamiken von Kindern bzw. Jugendlichen einzufangen. Zwar sind solche Feriencamps bei uns nicht ganz so verbreitet wie in den USA, aber selbst wenn man nur mal irgendwo auf Schullandwoche, einem Schulskikurs oder ähnlichem war, wird man zweifellos den einen oder anderen Moment (egal ob nun als direkt Beteiligter oder nur Beobachter) wiedererkennen. Last but not least sticht zweifellos auch das Ende hervor – wobei ich es insofern ein bisschen zwiespältig sah, als es für mich keine Überraschung war (die während des Films eingestreuten Andeutungen waren beiläufig genug, um meine Aufmerksamkeit zu wecken, und mich damit den Twist schon erahnen zu lassen), und vor allem auch etwas gar zu sehr darauf ausgerichtet war, mit einem ganz spezifischen Bild zu schockieren. Was bei mir nicht nur nicht funktioniert hat, sondern man auch im Hinblick auf Hiltziks Absichten kritisch hinterfragen muss (um genauer darauf einzugehen, müsste ich aber spoilern). Trotzdem war es definitiv eines der Elemente, die "Blutiger Sommer" hervorstechen ließen. Leider aber gibt es auch ein paar Kritikpunkte, die ihn dann für mich erst recht wieder auf durchschnittliches Niveau drücken. Der größte davon ist zweifellos, dass sich der Film trotz der sehr kurzen Laufzeit stellenweise doch ziemlich dahinzieht. Die Morde sind zudem – mit wenigen Ausnahmen – relativ harmlos-unblutig inszeniert, und finden letztendlich auch ein bisschen zu selten statt, als dass es dem Film gelingen würde, ein konstant hohes Spannungsniveau zu halten. So wirkt er über weite Strecken mehr wie ein "Coming of Age"-Drama als ein Horrorfilm; erst in den letzten 15-20 Minuten nehmen die Horrorelemente dann langsam Überhand. Da war es aber fast schon zu spät.
Fazit:
"Blutiger Sommer" ist einer jener Filme, die ich eigentlich gerne besser bewerten würde – einfach, weil er sich aufgrund einiger außergewöhnlicher Elemente wohltuend vom Genre-"Einheitsbrei" abhebt, und bewusst so manches Slasher-Klischee untergräbt. Hier sticht natürlich insbesondere das Finale hervor, welches bei mir zwar die gewünschte überraschende, geschweige denn schockierende Wirkung verfehlte, aber dennoch eine deutliche Abweichung vom Genre-Standard darstellt. Darüber hinaus gelingt es dem Film ausgesprochen gut, die üblichen Gruppendynamiken bei Kindern und Jugendlichen einzufangen. Letztendlich liegt der Horror des Films aber auch eher darin, denn im Killer, der zwar auf angenehm abwechslungsreiche Art und Weise mordet, dies jedoch lange Zeit nur sehr sporadisch tut, und wo selbst die betreffenden Einlagen nicht sonderlich mitreißend geraten (und/oder blutig) geraten sind. Spannungstechnisch bewegt sich "Blutiger Sommer" somit leider unter dem Genre-Durchschnitt. Und generell ist er teilweise fast eher als Coming of Age-Drama als Horror-Slasher zu klassifizieren. Trotzdem – oder gerade deshalb? – stellt er jedoch eine durchaus willkommene Abwechslung von Slasher-Standard, und damit zugleich sehr wohl eine Bereicherung dieses Horror-Subgenres, dar.