Originaltitel: Master and Apprentice Episodennummer: 1x01 Bewertung: Weltweiter Internet-Release: 23. August 2023 Drehbuch: Dave Filoni Regie: Dave Filoni Besetzung:
Rosario Dawson als Ahsoka Tano,
Natasha Liu Bordizzo als Sabine Wren,
Mary Elizabeth Winstead als Hera Syndulla,
Ray Stevenson als Baylan Skoll,
Ivanna Sakhno als Shin Hati,
Diana Lee Inosantov als Morgan Elsbeth,
David Tennant als Huyang,
Eman Esfandi als Ezra Bridger,
Mark Rolston als Captain Hayle,
Shakira Barrera als First Officer Jensen Corbyt,
Clancy Brown als Governor Ryder Azadi,
Matthew Law als Captain Porter,
Bonnie Wild als Navigator Droid,
Kat Kuei Chen als Helm Officer,
P.J. Johal als Comms Officer,
Helen Sadler als HK Assassin Droid Leader,
David W. Collins als Home One Comms Officer,
Vinny Thomas als Senator Jai Kell,
Michele Weaver als Lieutenant Callahan u.a.
Kurzinhalt:
Die Neue Republik hat die frühere Nachtschwester von Dathomir, Morgan Elsbeth, gefangen genommen. Ashoka Tano hat sie daraufhin verhört, und von ihr erfahren, wo sich jenes Artefakt befindet, in dem sich eine Karte verbirgt. Eben diese soll den Weg zu jener entfernten Galaxis zeigen, in die es Ezra Bridger bei der Befreiung von Lothal verschlagen hat. Doch auch die Überreste des Imperiums sind auf der Suche nach der Karte – denn zusammen mit Ezra ist damals auch der geniale Taktiker Großadmiral Thrawn verschwunden. Zwei dunklen Jedi, der Meister Baylan Skoll und seine Schülerin Shin Hati, gelingt es, Morgan aus dem Gefängnis zu befreien. Mit ihrer Hilfe nehmen sie Kurs zu jenem Planeten, wo sich die Karte verbirgt – nur um zu erkennen, dass Ahsoka schneller war. Diese hatte indes mit ihren Versuchen, das Artefakt zu öffnen und damit die Karte aufzurufen, keinen Erfolg. Sie fliegt daraufhin nach Lothal, um Sabine Wren um Hilfe zu bitten. Doch die Stimmung zwischen den beiden ist angespannt – hat Ahsoka doch Sabine vor Jahren als ihre Padawan-Schülerin aufgenommen…
Review:
Heuer feiert die "Star Wars"-Serie "The Clone Wars" ihren fünfzehnten Geburtstag. Sie war zwar nicht die erste animierte "Star Wars"-Serie, zählte aber als damals einzige (im Gegensatz zu "Ewoks", "Droids" als auch die "Clone Wars"-Serie von Genndy Tartakovsky) zum Kanon. Etwas, dass auch nach der Übernahme der "Star Wars"-Lizenz durch Disney beibehalten wurde. Im Pilot-Kinofilm hatte Ahsoka Tano ihren ersten Auftritt. Aus meiner Sicht machte man es den – vor allem etwas älteren - Zuschauer:innen anfänglich unnötig schwer, mit ihr klarzukommen, wollte doch ihr respektloses "Sky Guy"-Gefasel so überhaupt nicht zu einem Jedi-Padawan passen. Mit der Zeit hat sie sich aber zur wohl beliebtesten (neuen) Figur der Serie gemausert. Auf Gastauftritte in der zweiten Serie von Dave Filoni, "Rebels", folgte dann ein eigener Roman (geschrieben von E.K. Johnston), die triumphale Rückkehr der Figur in der nachgelegten letzten "Clone Wars"-Staffel, sowie in der zweiten "Mandalorian"-Staffel schließlich ihr erster "live action"-Auftritt (für den Rosario Dawson die Rolle von Ashley Eckstein übernahm) – wo die Suche nach Ezra und Thrawn bereits angeteaster wurde.
Nach einem weiteren kurzen Auftritt in "The Book of Boba Fett" bekommt Ahsoka hier nun ihre eigene (Mini?-)Serie. Diese erweist sich dabei fast noch mehr eine Fortsetzung von "Rebels", denn von "The Clone Wars"; und das nicht nur, weil neben Ahsoka auch Hera Syndulla (Mary Elizabeth Winstead übernimmt für Vanessa Marshall) und Sabine Wren (hier übernimmt Natasha Liu Bordizzo die in "Rebels" von Tiya Sircar gesprochene Rolle) mit von der Partie sind. Sondern vor allem auch, weil man das Ende von Rebels aufgreift, und in weiterer Folge direkt an dieses anknüpft. Und siehe da: Nach dem überwiegend enttäuschenden "Book of Boba Fett", der mich (im Gegensatz zu vielen anderen) ebenfalls nur auszugsweise begeisternden Serie "Andor", sowie einer verhältnismäßig schwachen dritten "Mandalorian"-Staffel, ist "Ahsoka" wieder "Star Wars" in Höchstform. Dabei gebe ich unumwunden zu, dass mein entsprechender Eindruck sicherlich mit der Rückkehr von hellen und dunklen Jedi, Lichtschwertern und der Macht zu tun hat. Ich weiß, viele waren froh, als "Mandalorian" all diesen "Jedi-Kram" endlich mal hinter sich gelassen hat, und in der Tat war es ja grundsätzlich eine durchaus nette Abwechslung. Dass – abseits der Bezeichnungen von Orten, Figuren, Völkern usw. – das aber auch jedes beliebige andere Science Fiction-Universum hätte sein können, machte für mich nur wieder einmal deutlich, dass eben diese Aspekte – die Jedi, die Macht, die Lichtschwerter – eben nun mal das zentrale Alleinstellungsmerkmal von "Star Wars" sind. Insofern habe ich hier den Auftakt gleich mal gefeiert, in dem zwei dunkle Jedi, die hier gleich bei ihrem ersten Auftritt mächtig Eindruck bei mir hinterlassen haben, das Gefängnisschiff der Neuen Republik überfallen und Morgan Elsbeth befreien. Ladies and Gentlemen, this is "Star Wars"!
Eben dieser Eindruck wird sowohl durch den nun lange Zeit abwesenden, und hier wieder reaktivierten Einleitungstext ebenso verstärkt, wie die fantastische Musik von Kevin Kiner. Bereits bei "Clone Wars" und "Rebels" hat er aus meiner Sicht großartige Arbeit geleistet – insofern fand ich es recht überraschend (und auch ein bisschen enttäuschend), dass es bis zu seinem ersten "Star Wars"-Realserien-Engagement so lange gedauert hat. Sein Score für "Ahsoka", bei dem er natürlich auch die zuvor bei "Clone Wars" und "Rebels" etablierten Themen zitiert, steht für mich jedenfalls bereits nach der ersten Folge auf einem Niveau mit Michael Giacchinos Arbeit für "Rogue One", als beste nicht von John Williams komponierte "Star Wars"-Musik. Zumal er, wie schon zuvor bei den Animationsserien, trotz allen Orchesters auch wieder andere (u.a. rockigere) Klänge einfließen lässt, die für Abwechslung sorgen. Teilweise fühlte ich mich bei seinem Score (in erster Linie aufgrund der Instrumentalisierung) an Ramin Djawadis Musik für "Game of Thrones" erinnert – und ja, das ist definitiv als Kompliment gemeint.
Der letzte wesentliche Faktor fürs "Star Wars"-Feeling ist dann die Inszenierung, bei der Dave Filoni wirklich einen fantastischen Job gemacht hat. Nicht nur wegen der Verwendung der typischen Überblendungen, er gibt den Bildern auch die nötige Größe. Nehmt nur die ganzen Landschaften, insbesondere Lothal. Aber allein schon der Anflug aufs Rebellenschiff am Anfang wirkte irgendwie deutlich "mächtiger" als zuletzt; solche Szenen brauchen einfach die nötige Zeit, um die Größe der Schiffe zu vermitteln. Das ließ "Star Wars" zuletzt vermissen. Jedenfalls fragt man sich nach der Leistung, warum ihm nicht einfach von vornherein, quasi als Nachfolger von George Lucas, die Sequel-Trilogie anvertraut werden konnte. Womit wir bei einem weiteren wesentlichen Punkt sind: Die Story hier wäre zwar vom Setting her etwas zu früh gewesen, als dass Han, Luke und Leia (zumindest ohne digitale Verjüngung) hätten auftreten können, ich finde es aber wesentlich spannender als die OT-Kopie, die wir in den Sequels bekommen haben, mit dem plötzlich wieder übermächtigen Imperium, gegen das eine kleine Gruppe von Rebellen kämpfen muss. Das Setting hier hat vielmehr einen starken "Erben des Imperiums"-Touch (und das nicht nur, weil Thrawn erwähnt wird, und Baylan Skoll an Joruus C'Baoth erinnerte): Die Neue Republik, die gerade erst dabei ist, Fuß zu fassen, muss sich gegen die Überbleibsel des Imperiums zur Wehr setzen. Das ist mal was anderes, und wirklich spannend und interessant. Genau so etwas hätte ich eben auch in der Sequel-Trilogie sehen wollen (es hätte auch quasi die Dreier-Trilogie aus Prequels zum Untergang eines Reichs, und OT rund um den Kampf gegen ein unterdrückendes Regime, komplettiert).
Und auch das Casting ist großartig. Nach Rosario Dawson (als Ahsoka ein absoluter Glücksgriff) wurden mit Mary Elizabeth Winstead als Hera und Natasha Liu Bordizzo zwei weitere tolle Schauspielerinnen gefunden, die nicht nur ihrer animierten Vorlage ähnlich sehen, sondern auch die Persönlichkeit ihrer jeweiliger Figuren fantastisch einfangen (wobei Hera hier zwar etwas ruhiger und gesetzter wirkt als bei "Rebels", dies aber voll und ganz zur Entwicklung ihres Charakters passt). Aber auch der kürzlich verstorbene Ray Stevenson sowie Ivanna Sakhno haben bei mir sofort Eindruck hinterlassen. Den Droiden Huyang von David Tennant sprechen zu lassen, ist ebenfalls eine interessante Wahl, welche die Figur (nicht nur, weil ich gerade mit "Good Omens 2" fertig geworden bin) aufwertet. Und im Gegensatz zu den meisten anderen, deren Rolle beim Wechsel von Animation zu Realfilm von anderen übernommen wurde, war Clancy Brown hier als Ryder Azadi nicht nur zu hören, sondern eben auch zu sehen. Die letzte wesentliche Stärke waren dann die phänomenalen Spezialeffekte. Ich persönlich hatte zwar nie den Eindruck, dass "Obi-Wan Kenobi" billig aussehen würde, aber es ist bereits nach der ersten Folge offensichtlich, dass in "Ahsoka" einiges mehr an Geld hineingeflossen ist.
Fazit:
Ich persönlich war ja von "Andor" nicht ganz so begeistert wie viele andere. "Das Auge" stach hervor, davon abgesehen fand ich sie eher nur ok. Auch die dritte "Mandalorian"-Staffel war vergleichsweise schwach. "Ahsoka" ließ diese jüngeren Enttäuschungen aber rasch in Vergessenheit geraten. Von der ersten bis zur letzte Minute an wurde ich von "Teil Eins" fantastisch unterhalten, und verströmte der Serienauftakt bestes "Star Wars"-Feeling. Dave Filoni überzeugt dabei sowohl als Drehbuchautor als auch Regisseur, und aus der insgesamt wieder einmal ungemein hohen Produktionsqualität stach für mich vor allem die Musik von Kevin Kiner hervor. Aber auch das Casting macht einen überaus gelungenen Eindruck. Und das Setting rund um die Überreste des Imperiums, die den jungen Frieden der Neuen Republik bedrohen, gefällt mir auch 1.000x besser, als die OT-Kopie der Sequel-Trilogie. Vor allem aber: Für mich persönlich sind Jedi, die Macht, Lichtschwerter usw. essentielle Bestandteile von "Star Wars", und das, welches dieses Universum im Vergleich zu anderen Science Fiction-Erzählungen am deutlichsten hervorstechen lässt. Wohl nicht zuletzt auch deshalb kam bei bei "Obi-Wan Kenobi" bei mir besser an als bei manch anderen – und war ich eben auch vom "Ahsoka"-Serienauftakt so begeistert. Der letzte Clou ist dann das Konzept der Serie als Fortsetzung der beiden Animationsserien "The Clone Wars" und "Rebels". Zwar schafft der Auftakt den Spagat, auch für Unbedarfte verständlich zu bleiben, als Kenner der beiden Serien hat man von "Ashoka" im Allgemeinen und "Teil Eins" (und zwei) im Besonderen aber definitiv mehr. Insbesondere auch als jemand, der von beiden – abseits von hervorstechenden Episoden wie dem "Clone Wars"-Finale – nie der größte Fan war, ist es umso schöner, nun mit "Ahsoka" dafür belohnt zu werden, drangeblieben zu sein.