Die Abenteuer des Brisco County Jr. - 1x09: Rache aus dem Reich der Toten
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Originaltitel: Brisco for the Defense Episodennummer: 1x09 Bewertung: Erstausstrahlung US: 22. Oktober 1993 Erstausstrahlung D: 11. Januar 1995 Drehbuch: John McNamara & David Simkins Regie: Andy Tennant Besetzung:
Bruce Campbell als Brisco County Jr.,
Julius Carry als Lord Bowler,
Christian Clemenson als Socrates Poole,
Edward Blatchford als Dr. Matt Carter,
Carol Huston als Cassie Crow,
Tony Jay als Judge Silot Gatt,
Felton Perry als Sheriff Bumper,
Jensen Daggett als Charlotte Ketchum,
John Bellucci als Dwayne Melon,
Duane Tucker als Bewtell Ogilvey,
Mark Bramhall als Bennett McKenzie,
Carmen Filpi als Titus Miller,
James Harlow als Bart,
Jack Orend als Rufus Wells u.a.
Kurzinhalt:
Eigentlich wollte Brisco County Jr. nur Dr. Matt Carter, einen alten Freund, besuchen. Doch die beiden haben kaum damit begonnen, sich zu erzählen, was sich in ihrem jeweiligen Leben seit ihrem letzten Treffen getan hat, da platzt schon Sheriff Bumper mit seinen Deputies herein, und nimmt Matt fest. Ihm wird vorgeworfen, einen prominenten Bürger der Stadt ermordet zu haben. Obwohl Brisco nun schon lange nicht mehr als Anwalt aktiv ist, und sich vielmehr als Kopfgeldjäger verdingt, bittet Matt ihn, seine Verteidigung zu übernehmen – wofür sich Brisco schließlich die Hilfe von Socrates Poole holt. Da das Gerichtsgebäude gerade renoviert wird, findet das Verfahren in einem Saloon statt. Richter Silot Gatt ist Brisco nicht unbedingt wohlgesonnen, aber immerhin fair genug, für ein gerechtes Verfahren zu sorgen – während der Sheriff Matt lieber heute als morgen auf dem Galgen baumeln sehen würde, und dementsprechend auch nichts unternimmt, um den Lynchmob aufzuhalten. Brisco ist bewusst: Die einzige Möglichkeit, einen Freispruch für Matt zu erwirken, liegt darin, den wahren Mörder zu finden…
Review:
Im Pilotfilm zur Serie wurde erwähnt, dass Brisco County Jr. ja eigentlich Jura studiert hat, und auch eine Zeit lang als Anwalt tätig war. Dort gab es dann auch eine kurze Szene, wo Brisco sein entsprechendes Wissen benutzt hat, um nach der Festnahme von ihm und Bowler schneller wieder freizukommen. Davon abgesehen haben wir ihn in der Serie aber nur in seiner neuen Profession als Kopfgeldjäger erlebt. "Rache aus dem Reich der Toten" ändert dies nun, tritt er hier doch an, um einen alten Freund vor Gericht zu verteidigen. Matts Wunsch war dabei für mich insofern nachvollziehbar, als in der Stadt alle von seiner Schuld überzeugt zu sein schienen. Brisco ist der Einzige, der glaubt, dass er mit dem Mord an Mr. Crow nichts zu tun hat – was für Matt verständlicherweise schwerer wiegt, als seine mangelnde Erfahrung in den letzten Jahren. Als jemand, der durchaus ein Faible für (gut gemachte) Gerichtsserien hat (überwiegend David E. Kelleys Output der 90er und 0er-Jahre; aber auch "Murder One – Der Fall Jessica" war großartig), habe ich mich über diese Abwechslung durchaus gefreut.
Zumal die Verhandlung sowohl durchaus spannend als auch unterhaltsam geschrieben war. Für letzteres war nicht zuletzt Tony Jay in seiner Rolle als Richter Silot Gatt verantwortlich, der – als Yale-Student – gegenüber seiner Ablehnung von Brisco (der in Harvard studiert hat) keinen Hehl machte, und sich – auch wenn er insgesamt durchaus an einer zumindest halbwegs fairen Verhandlung interessiert war – da und dort auch nicht davor zurückschreckte, diese Einfluss aufs Verfahren nehmen zu lassen. Wie z.B., wenn er Briscos Einspruch, die Anklage würde einen Zeugen beeinflussen, trocken mit "Er hilft ihm dabei, sich zu erinnern" kommentierte. Beim nachfolgenden Kreuzverhör legt sich Brisco dann jedoch selbst ein Ei, als sich herausstellt, dass die beim Mord verwendete Waffe bislang vom Händler nur ein einziges Mal verkauft wurde – nämlich an Matt. Doch "Rache aus dem Reich der Toten" ist nicht nur ein Gerichtsdrama, sondern trägt auch starke Krimi-Züge. Denn da Sheriff Bumper davon überzeugt ist, in Matt den Schuldigen gefunden zu haben, ist es an Brisco, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen, und so den richtigen Täter ausfindig zu machen. Wie ihm dies dann letztendlich gelingt, nämlich mit dem Vergleich von Fingerabdrücken, war ein weiteres cooles Element der Episode. So ziemlich der einzige Kritikpunkt: Die Auflösung des Falls ist spätestens nach dem Kommentar des Sheriffs offensichtlich (und der deutsche Titel hilft auch nicht gerade). Insofern war diese dann nicht ganz der große Clou, den die Drehbuchautoren hier wohl eigentlich präsentieren wollten. Von diesem Punkt abgesehen verstand es aber auch "Rache aus dem Reich der Toten" wieder einmal sehr gut, mich zu unterhalten.
Fazit:
In "Rache aus dem Reich der Toten" tritt Brisco County Jr. mal nicht als Kopfgeldjäger, sondern vielmehr als Anwalt in Erscheinung. Das Ergebnis ist eine gelungene Mischung aus Krimi und Gerichtsdrama, die für unterhaltsame Abwechslung sorgt. Neben der spannend erzählten Gerichtsverhandlung hatte es mir dabei vor allem auch wieder die Interaktion Briscos mit den Leuten um sich herum – dem Richter, der Witwe, dem Sheriff, der Angestellten, seinem alten Freund, sowie natürlich auch Socrates Poole – angetan. Und nicht zuletzt die Art und Weise, wie es Brisco am Ende gelingt, Matts Unschuld zu beweisen, sticht hervor. Der einzige Haken an "Rache aus dem Reich der Toten" ist, dass die Auflösung des Falls zumindest für mich als alten Krimi-Hasen zu früh klar war. Was allerdings, da sich natürlich dennoch die Frage stellte, wie Brisco das beweisen will, kein großer Beinbruch war.