Originaltitel: Home Episodennummer: 1x06 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 26. Juli 2023 Drehbuch: Kyle Bradstreet & Brian Tucker Regie: Ali Selim Besetzung:
Samuel L. Jackson als Nick Fury,
Olivia Colman als Sonya Falsworth,
Martin Freeman als Agent Everett Ross,
Emilia Clarke als G'iah,
Don Cheadle als Rhodey,
Nisha Aaliya als Raava,
Kingsley Ben-Adir als Gravik,
Killian Scott als Pagon,
Charlayne Woodard als Priscilla,
Uriel Emil als Poprischchin,
Katie Finneran als Rosa,
Dermot Mulroney als Ritson,
Christopher McDonald als Chris Stearns,
Lucy Newman-Williams als Joint Chief Chairman,
Irmena Chichikova als Kreega,
Seeta Indrani als Shirley Sagar,
Anna Madeley als Pamela Lawton,
Michael Epp als Ruben Steiner,
Augustina Seymour als Staffer #1,
Richard Teverson als Chief of Staff,
Michael McKerracher als General Taylor u.a.
Kurzinhalt:
Mit der Ernte im Gepäck begibt sich Nik Fury nach New Skrullus, wo er hofft, Gravik doch noch von seinem wahnsinnigen Vorhaben abbringen zu können. Er schleppt sich durchs verstrahlte Gebiet, und steht schließlich seinem früheren Lehrling und nunmehriger Nemesis gegenüber. Gravik konfrontiert ihn damit, immer noch das Gesicht jenes Menschen zu tragen, den er als erstes getötet hat – auf Geheiß von Fury. Schließlich händigt dieser Gravik scheinbar die Ernte aus. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint. Währenddessen hat sich Sonya Falsworth ins Krankenhaus begeben, in dem Präsident Ritson nach dem erfolglosen Anschlag auf sein Leben untergebracht wurde. Dort versucht der falsche Rhodey nach wie vor, ihn zu einem Angriff auf russischem Boden zu drängen. Nachdem es Falsworth gelungen ist, bis zu Ritson vorzudringen, gilt es diesen nun doch davon zu überzeugen, dass Ritson ein Skrull-Verräter ist. Währenddessen begibt sich G'iah auf ihre eigene, persönliche Mission…
Review:
"Zuhause" war leider ein ziemlicher Griff ins Klo. Das beginnt schon bei den Szenen im Krankenhaus. Wie schon im Review zu "Ernte" festgestellt, erscheint es mir völlig an den Haaren herbeigezogen, dass ein US-Präsident einfach so einen Angriff auf einen Standort in Russland befehlen würde, ohne zumindest dem (ich nehme an in diesem Fall fiktiven) Präsidenten Bescheid gibt. Es hilft auch nicht, dass die Erwähnung, dass das russische Militär in Richtung finnische und ukrainische Grenze markiert, angesichts des aktuellen Krieges überaus unsensibel erscheint. Mir ist bewusst, dass das Drehbuch wohl schon vor Ausbruch des Krieges geschrieben war, aber es hätte nicht wirklich etwas verändert, wenn man diese zwei Zeilen einfach rausgenommen hätte. Und dann ist da die Szene, wo Nick – und Sonya – den falschen Rhodey konfrontieren, und minutenlang auf den Präsidenten einreden, sie sollten ihm vertrauen, anstatt einfach zu schießen (und dabei nicht einmal zwingend zu erschießen; ein Schuss ins Bein hätte da schon gereicht), und so zu beweisen, dass sie recht haben, und Rhodey ein Skrull ist. Stattdessen wird munter diskutiert, als ob nicht das Schicksal der Welt auf dem Spiel stehen würde (wobei es "Secret Invasion" zu allem Überfluss ohnehin nie wirklich gelang, eben diesen Eindruck zu erwecken).
Noch schlimmer fand ich die parallele Handlung rund um Gravik und G'iah. Was nichts damit zu tun hat, dass sie hier die Kräfte von allen Avenger-Superhelden erhält – wobei ich schon glaube, dass man damit mit dieser enorm mächtigen Figur eine riesige Büchse der Pandora geöffnet hat; aber das wird erst dann kritisiert, wenn es so weit ist. Nein, mir geht es einerseits darum, dass Gravik hier seine Maschine aktiviert, während sich "Nick Fury" ebenfalls noch darin befindet. Möglich, dass die Maschine von vornherein auf Skrull-DNS eingestellt war, und Fury somit dabei gestorben wäre, aber wenn dem so ist, hält man es nicht für notwendig, uns dies auch mitzuteilen. Und so war mein einziger Gedanke – noch als ich dachte, das wäre auch wirklich Nick Fury – nur: Gibt er ihm nicht so ebenfalls diese ganzen Superkräfte?! Und genau so kam es dann in G'iahs Fall ja auch. Kritisch sehe ich zudem, dass die Strahlung dort scheinbar so schlimm sein soll, dass "Fury" nach nur wenigen Minuten oder maximal Stunden schwere Symptome zeigt – während sich zugleich die gefangenen von ihnen, deren Identität sie angenommen hatten, wochen- wenn nicht gar monatelang in der gleichen Anlage aufhielten, dies aber scheinbar völlig unbeschadet überstanden haben. All dies sind aber letztendlich eh Kinkerlitzchen. Was eindeutig am schwersten wiegt: Mit der Offenbarung, dass das gar nicht Nick, sondern vielmehr G'iah ist, wird die komplette – eigentlich sehr gefällige – Aussprache zwischen den beiden zuvor ad absurdum geführt. Weil es eben nicht wirklich Nick Fury und Gravik sind, die sich hier unterhalten. Darunter leiden letztendlich selbst für sich genommen wirklich nette Dialogzitate, wie "Nicks" Aussage, dass es leichter ist, acht Milliarden Menschen zu retten, als ihre Herzen zu gewinnen/erweichen. Weil wenn das von Fury kommt: Klasse! Von G'iah wirkt es aber unpassend.
Der anschließende Superheldenkampf war dann ebenfalls wenig begeisternd. Ich konnte mit diesen wechselnden Superkräften leider herzlich wenig anfangen; zudem ergab sich auch hier wieder das Problem, dass ich den Kampf zweier "CGI-Kreaturen" (wenn sie auch in diesem Fall nur CGI-"optimiert" waren – nicht viel anfangen kann. Und das, obwohl ich grundsätzlich die Idee, dass der Showdown zwischen Gravik und G'iah (und eben nicht Fury) stattfindet, gut fand. Nicht nur, weil er ihren Vater ermordet hat (und ja auch versucht hat, sie zu erschießen), sondern weil es die Kulmination von G'iahs Charakterentwicklung ist, und dem Dilemma, in dem sie sich seit der ersten Folge wiederfand. Aber auch Olivia Colman fand ich wieder super – wenn sie auch in dieser Episode noch mehr verschwendet erschien, als davor schon. Und dass Varra Nick Fury – der die Erde nun wieder hinter sich lässt – begleitet, war ein versöhnlicher Ausklang des Handlungsstrangs rund um ihre angespannte Beziehung. Und zuletzt: Auch wenn ich mir im Hinblick auf eine so mächtige Figur wie G'iah es nun ist auch durchaus Sorgen machte, so kann die Ausgangssituation, eben diese in den Händen eines solchen "Wildcard"-Charakters zu sehen, durchaus auch eine Chance sein. Jetzt wird es einfach darauf ankommen, was man damit macht.
Fazit:
Meine Hoffnung, dass "Secret Invasion" zum Ende hin nochmal aufdrehen würde, hat sich leider nicht einfach nur nicht erfüllt; vielmehr ist das genaue Gegenteil davon eingetreten. Hauptproblem dabei ist, dass die Autoren meinten, unbedingt clever sein zu müssen, und nicht nur Gravik, sondern auch die Zuschauer im Hinblick auf die Konfrontation zwischen ihm und "Nick Fury" hereinzulegen. Damit war jedoch ihre durchaus gefällige Aussprache letztendlich völlig für die Fisch'. Im Vergleich zum sich daraus ergebenden Überraschungseffekt, der so schnell vorbei war, wie er gekommen ist, ein denkbar schlechter Tausch. Ziemlich genervt hat mich auch die parallele Szene im Krankenhaus, wo weder Nick noch die ja eigentlich ziemlich schießfreudige Sonya aus mir unerfindlichen Gründen nicht einfach auf den falschen Rhodey schießen, um so den Präsidenten von der Wahrheit ihrer Worte zu überzeugen. Und was ich von der neuen Superheldin mit "zusammengeklauten" Effekten halten soll, weiß ich auch noch nicht (letzteres wird sehr stark davon abhängen, welche weiteren Pläne sie für G'iah haben). Zugegeben, die Inszenierung war wieder fein, und es gab den gelegentlichen netten Moment. Insgesamt verabschiedet sich (die erste Staffel von?) "Secret Invasion" mit "Zuhause" aber leider nicht mit einem Knall, sondern vielmehr (m)einem Wimmern.