Originaltitel: Law & Order Episodennummer: 1x18 Bewertung: Erstausstrahlung US: 20. April 1998 Erstausstrahlung D: 23. September 1999 Drehbuch: David Kirschner & Paul Gertz Regie: Joseph L. Scanlan Besetzung:
Kevin Kilner als William Boone,
Lisa Howard als Lili Marquette,
Von Flores als Ronald Sandoval,
Richard Chevolleau als Marcus 'Augur' Deveraux,
David Hemblen als Jonathan Doors,
Leni Parker als Da'an,
Anita La Selva als Zo'or,
Kari Matchett als Rho'ha,
William deVry als Joshua Doors,
Tyrone Benskin als Frank Rice,
Diego Chambers als Travis Perkins,
Sandi Ross als Chief Justice Hill,
Trulie MacLeod als Peggy Richardson,
Michael J. Reynolds als President Thompson,
Walker Boone als Willie Collier u.a.
Kurzinhalt:
Rho'ha ist es Mordes an Major Raymond McIntyre angeklagt. Der Präsident der Vereinigten Staaten plädiert bei der Taelon-Synode persönlich dafür, dass der Prozess an einem ordentlichen Gericht der Menschen stattfindet, und Da'an sowie Zo'or stimmen zu. Just Joshua Soors, der Sohn von Jonathan, wird von der Staatsanwaltschaft als Ankläger ausgewählt. Als seine Verteidiger werden Sandoval und Boone gewählt – in erster Linie deshalb, weil die Taelons insofern nur den Implantierten vertraut, als das Wissen rund um ihre genetischen Experimente nicht nach außen dringen sollen – auch wenn dies bedeutet, dass die mangelnde Ausbildung der beiden Agenten in diesem Bereich Rho'has Chancen auf einen Freispruch reduzieren. Es dauert nicht lange, ehe sich zwischen William und Ronald deutliche Auffassungsunterschiede zeigen, was die Prozessführung betrifft. Denn: Sonderlich bemüht, einen Freispruch von Rho'ha zu erwirken, scheint Sandoval nicht zu sein. Wie sich zeigt, agiert er damit in Zo'ors Interesse – wäre es diesem doch lieber, das Problem mit einem Schuldspruch inklusive Todesstrafe aus der Welt zu schaffen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Kurioserweise, obwohl ich Gerichtsserien grundsätzlich durchaus mag (insbesondere "The Practice" und dessen Ableger "Boston Legal" halte ich in allen Ehren), kann ich mit entsprechenden Episoden bei Science Fiction-Serien oftmals nicht viel anfangen. Dies liegt in erster Linie daran, dass der Angeklagte zumeist ein Mitglied aus der Stammbesetzung ist, und wir somit nicht einfach nur von vornherein wissen, dass er oder sie natürlich freigesprochen wird, sondern auch, dass er/sie unschuldig ist – was die Spannung dieser Folgen immer enorm reduziert. "Der Prozess" umschifft diese Problematik gleich in zweifacher Hinsicht: Mit Rho'ha steht eine Nebenfigur vor Gericht, insofern ist hier was das Urteil und das Strafmaß betrifft alles möglich. Vor allem aber wissen wir in diesem Fall, dass er die Tat tatsächlich begangen hat, was dem Verfahren eine interessante zusätzliche Komponente gibt. "Der Prozess" versetzt uns hier in die Situation der Geschworenen, denn auch wir müssen für uns entscheiden, ob wir ihn – obwohl er ein Opfer des Experiments war – als schuldig ansehen, oder nicht. Das ist dann auch gleich mal der erste große Pluspunkt der Episode.
Ein weiterer ist der durchaus spannende Verlauf des Gerichtsverfahrens. "Der Prozess" präsentiert uns hier eine ziemliche Achterbahnfahrt. So ärgert man sich zu Beginn über Sandovals kaum vorhandene Verteidigung, sieht, wie Boone immer aktiver eingreift, und damit scheinbar auch Ronald anzuspornen scheint, dessen Schlussplädoyer ich dann wiederum durchaus gelungen, überzeugend und engagiert fand. Eben darauf folgt dann wiederum die "Watsche" mit Zo'ors Stimme bei den Geschworenen – wobei das bei mir insofern nicht ganz die gewünschte schockierende Wirkung entfalten konnte, als ich das eigentlich in dem Moment, wo er den Geschworenen zugeteilt wurde, schon habe kommen sehen. Aber auch danach ist die Achterbahnfahrt noch nicht vorbei: Zuerst schlagen die Geschworenen die Todesstrafe vor, dann lässt sich die Richterin von Boone überzeugen, diese auszusetzen – nur damit wir sehen, wie die Taelons dies letztendlich für die Menschen übernehmen. Zwar könnte man kritisch anmerken, dass auch das keine große Überraschung war; zudem passt es irgendwie nicht dazu, dass die Taelons ja angeblich das menschliche Gericht respektieren wollten; andererseits, irgendeine Erklärung werden sie sich für sein Ableben schon ausdenken. Weniger glücklich war ich bei "Der Prozess" mit den Versuchen, die Todesstrafe zu verteidigen. Das fand ich sehr entbehrlich, und letztendlich auch nicht überzeugend – insofern im Hinblick auf den Hinweis, dass diese in vielen verschiedenen Ländern und Kulturen Standard wären, weil tatsächlich gibt es in der sogenannten westlichen Welt mittlerweile nur mehr sehr wenige Länder, die an diesem archaischen Strafmaß festhalten. Zum Lachen brachte mich wiederum die Bibel-Szene. Diese Entrüstung im Saal, weil Zo'or offenbar nicht weiß, was er damit anfangen soll – ich meine, wie kann er nur?! In Wahrheit ist es natürlich vielmehr völlig vermessen (um niht zu sagen bescheuert) anzunehmen, dass der Taelon just diese eine der zahlreichen Weltreligionen teilen würde. Der größte Kritikpunkt an "Der Prozess" liegt aber ohnehin ganz woanders, nämlich bei der Nebenhandlung rund um den die Taelons fanatisch Anbetenden, der einen Attentatsversuch auf Joshua Doors unternimmt. Das wirkte irgendwie wie eine völlig andere Geschichte/Episode auf mich, und fand ich dementsprechend doch eher störend. Insgesamt hat mir "Der Prozess" aber gut gefallen.
Fazit:
Bei Gerichtsfolgen bin ich innerhalb von Science Fiction-Serien ja doch eher skeptisch, "Der Prozess" hat mich jedoch größtenteils überzeugt. Sowohl dadurch, dass es um die Verhandlung einer Nebenfigur geht, als nicht zuletzt auch, dass diese die Tat auch wirklich begangen hat (wenn auch unter Umständen, die man durchaus als mildernd ansehen kann), machten die Episode für mich interessant, und umschifften zugleich zwei meiner Hauptkritikpunkte, die solche Folgen oftmals plagen. Dafür hat man mit der Art und Weise, wie (entschuldigend-normalisierend) die Todesstrafe hier behandelt wird, sowie insbesondere die in meinen Augen völlig überflüssige Nebenhandlung rund um den Anschlag, zwei eigene mit im Gepäck. Davon abgesehen hat mir "Der Prozess" aber gefallen, wobei es mir neben der netten Achterbahnfahrt, welche die Verhandlung hier bietet, nicht zuletzt auch der – wenn auch alles andere als überraschende – Ausgang des Geschehens angetan hatte.