Originaltitel: The Abyss Episodennummer: 3x06 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 19. Dezember 2022 (HBO) Erstausstrahlung D: 20. Dezember 2022 (Sky) Drehbuch: Francesca Gardiner Regie: Amit Gupta Besetzung:
Dafne Keen als Lyra Silvertongue,
Amir Wilson als Will Parry,
Ruth Wilson als Marisa Coulter,
James McAvoy als Lord Asriel,
Simone Kirby als Mary Malone,
Will Keen als Father President MacPhail,
Lewin Lloyd Roger Parslow,
Lin-Manuel Miranda Lee Scoresby,
Andrew Scott als Jopari,
Adewale Akinnuoye-Agbaje als Ogunwe,
Jade Anouka als Ruta Skadi,
Frank Bourke als Fra Pavel,
Chipo Chung als Xaphania,
Ruta Gedmintas als Serafina Pekkala,
Alex Hassell als Metatron,
Annabel Hill als Ghost Alice,
Joe Tandberg als Iorek Byrnison,
Flip Webster als Ghost Hannah,
Kate Ashfield als Atal,
Victoria Hamilton als Stelmaria,
Emma Tate als Harpy u.a.
Kurzinhalt:
Metatrons Gegenschlag führte dazu, dass die für Lyra bestimmte Bombe – trotz aller Anstrengungen Marisas, dies zu verhindern – gezündet wurde. Geschlagen und gebrochen kehrt sie zu Lord Asriel zurück, um ihm die traurige Kunde vom Tod ihrer Tochter zu überbringen – für den sie ihn verantwortlich macht. Asriel scheint all dies aber wenig zu kümmern: Aus seiner Sicht zeigt Metatrons Gegenschlag – das Entfernen des Staubs, was in allen Welten dazu führt, dass sich tiefe Gräben auftun – dass er diesen tatsächlich verletzt hat, und er langsam verzweifelt wird. Im Gespräch mit Iorek Byrnison erfährt er dann schließlich, dass Lyra freiwillig ins Reich der Toten gegangen, und demnach vermeintlich noch am Leben ist. Und tatsächlich hat Lyra den Anschlag überlebt. Nun gilt es, die Verstorbenen – darunter auch Roger und Lee – aus dem Reich der Toten herauszuführen. Doch der Aufstieg ist mühselig, und voller Gefahren…
Review (kann Spoiler enthalten):
"The Abyss" machte wieder einmal den Kontrast zwischen Lyras beiden Eltern deutlich. Wo sich Marisa geläutert zeigt, und vom (vermeintlichen) Tod ihrer Tochter geradezu gebrochen wirkt, scheint Asriel dieser nicht weiter zu kümmern. Er ist nach wie vor in erster Linie vom Kampf gegen die Autorität besessen; alles – und jeder – andere ist hier zweitrangig. Tatsächlich freut er sich geradezu über Metatrons Gegenschlag; dass dieser auch Lyras Tod auslöste, ist für ihn nicht von Belang – ganz im Gegensatz zu Marisa, der ihm eben deshalb vorwirft, für den Tod ihrer Tochter (mit-)verantwortlich zu sein. Auch in weiterer Folge gab es noch einige sehr starke Szenen rund um Marisa, wie z.B., wenn sie sich mit Serafina Pekkala unterhält, und in der Art und Weise, wie sie dieser beschreibt, wie sie einst eine ihrer Hexen folterte, bis diese um den Tod bettelt, letztendlich genau das gleiche macht; sie hofft, dass Serafina sie niederstreckt, und von ihrem Leid erlöst. Aber auch ihr Versuch, sich mit ihrem Daemon zu versöhnen, war stark – insbesondere auch im Hinblick auf ihre Begründung, warum sie sich von diesem so entfernt hat, war dies doch in ihren eigenen Worten "das nicht zu fühlen, was ich nicht ertragen kann". Was wohl Lyras Tod mit einschließt.
Immerhin konnte sie aber zu diesem Zeitpunkt dank Lord Asriels Gespräch mit Iorek Byrnison wieder Hoffnung schöpfen – und am Ende erfahren sie und Asriel, dass diese begründet war, denn: Vermutlich, da sie sich ja bereits im Reich der Toten befand und daher nicht sterben konnte, hat Lyra den Bombenanschlag überlebt. Nachdem sie sich so halbwegs von diesem erholt hat, setzen sie und Will ihr Bestreben fort, nach oben zu gelangen, um mit dem Messer ein Portal in eine andere Welt zu öffnen. Auf ihrer entsprechenden Reise erfahren wir wieder einige Dinge über dieses Reich der Toten, wie z.B., dass es sich dabei weder um den Himmel noch die Hölle handelt, sondern um eine Art Zwischenwelt – quasi das Fegefeuer – in der die Verstorbenen von Metatron gefangen gehalten wurden ("A soulless place where the dead go and can never escape."). Die trostlose Umsetzung – und damit einhergehend die Vorstellung, auf immer und ewig in so einem Reich zu landen – fand ich jedenfalls wieder höchst erschreckend. Wunderbar auch, wie Lyras positive Eigenschaften hier sowohl zu ihrer Rettung, als auch der Rettung aller Verstorbenen beitragen – da sie von einem der (wieder sehr gut getricksten) geierartigen Wächter gerettet wird, und dieser ihnen dann den Weg nach oben weist. Auf dem Weg dorthin kommt es dann auch zum Wiedersehen zwischen Will und seinem Vater. Dieses war grundsätzlich sehr schön und auch durchaus berührend, dessen Warnung, dass Will nicht in einer anderen Welt leben sollte verheißt allerdings im Hinblick auf eine mögliche gemeinsame Zukunft von ihm und Lyra nichts Gutes.
Schließlich ist die – sehr lange – Prozession am Ende des Weges angelangt, wo es Will erfolgreich gelingt, ein Portal in eine andere Welt zu öffnen. Jedoch, lebend darin zurückkehren können nur Lyra und Will, die sich freiwillig ins Reich der Toten begeben haben. Die anderen ist aber in ihren jeweiligen Welten gestorben, und werden daher, wenn sie nun wieder ins Reich der Lebenden zurückkehren, zu Staub (ich vermute, soweit es die Welt von "His Dark Materials" betrifft, im wahrsten Sinne des Wortes). Dennoch handelt es sich insofern definitiv um einen Triumph, als es Lyra und Will gelungen ist, die in diesem Fegefeuer gefangenen Toten aus der ewigen Verdammnis zu befreien. Vor allem aber gab ihre Reise ins Reich der Toten ihnen die Gelegenheit, sich von ihren Liebsten zu verabschieden. Will von ihrem Vater, und Lyra von Lee und insbesondere natürlich Roger – bei dem sie ja (in einer Inszenierung, die mir nach wie vor konstruiert erscheint, aber das will ich dem Finale der ersten Staffel nicht länger vorwerfen) um Sekunden zu spät gekommen ist, sowohl um ihn zu retten, als auch um sich zumindest noch von ihm verabschieden zu können. Die entsprechenden Szenen waren jedenfalls zweifellos sehr bewegend.
Fazit:
"The Abyss" drehte vor allem am Ende so richtig auf, wo Lyra die Gelegenheit bekommt, sich von Will zu verabschieden – etwas, dass ihr zuvor ja verwehrt geblieben ist. Aber auch die Abschiede von Lee, sowie Wills Vater Jopari waren stark. Auch davor gab es bereits ein paar gelungene Momente, wobei es mir insbesondere alles rund um Marisa Coulter wieder sehr angetan hatte. Und auch den Kontrast zwischen ihr und Asriel, sowohl was die Entwicklung ihrer Figuren als auch ihre Wertschätzung für Lyra betrifft, finde ich nach wie vor enorm spannend. Insgesamt fand ich die Episode davor zwar noch die Spur mitreißender, dennoch war auch "The Abyss" wieder eine großartige Episode, nach der ich auf die Fortsetzung (bzw. das Ende) der Geschichte wieder sehr gespannt bin.