Mit: Angela Lansbury, Elizabeth Taylor, Rock Hudson, Tony Curtis, Kim Novak, Geraldine Chaplin, Maureen Bennett, Edward Fox, Charles Gray, Wendy Morgan, Carolyn Pickles u.a.
Kurzinhalt:
In der englischen Kleinstadt St. Mary Mead sind alle ganz aus dem Häuschen, als sich eine große Filmproduktion aus den USA mit vielen bekannten Stars ankündigt. Vor allem die Schauspielerin Marina Rudd wird von vielen verehrt. Zum Start der Dreharbeiten wird auf einem großen Anwesen ein Fest abgehalten, das auch Miss Marple – die ebenfalls in St. Mary Mead wohnt – besucht. Bei den diversen Spielen die abgehalten werden wird Jane Marple jedoch unabsichtlich umgeworfen, und verstaucht sich das Bein – weshalb sie dem abschließenden Empfang nicht beiwohnen kann. Sehr wohl jedoch Miss Babcock, die zuvor ihren Wunsch geäußert hat, auf Miss Rudd zu treffen – die sie vor Jahren bei einer zufälligen Begegnung in einem Theater kennengelernt hat. Die beiden unterhalten sich kurz – doch kurz darauf fällt Heather Babcock tot um. Wie sich herausstellt, war ihr Cocktail vergiftet. Doch wer könnte einen Grund haben, die zwar etwas aufdringliche und sehr enthusiastische, ansonsten aber freundlich-harmlose Miss Babcock zu ermorden? Die Befragungen der Zeugen rund um den Ablauf der Feier lassen dann jedoch vermuten, dass vielmehr Marina Rudd das Ziel des Anschlags war…
Review:
Nach zwei erfolgreichen Filmen mit Hercule Poirot – mal mit Albert Finney, mal mit Peter Ustinov – sah man bei EMI die Zeit reif für eine Rückkehr von Jane Marple. Und eigentlich beginnt "Mord im Spiegel" äußerst vielversprechend – nämlich mit einem offensichtlich an Hercule Poirot angelehnten fiktiven Film in Schwarz/Weiß. Was sich einem allerdings erst dann erschließt, als gerade als der Detektiv den Mörder offenbaren will, der Film reißt. Plötzlich finden wir uns – gewöhnlich in Farbe – in einem Kinosaal wieder, und das Publikum beginnt zu diskutieren, wer es wohl gewesen sein könnte. In der allgemeinen Verwirrung ergreift dann schließlich Miss Marple das Wort, und erläutert dem versammelten Publikum, welche Person – ganz offensichtlich – für den Mord verantwortlich war. Es ist ein gewitzter, origineller Einstieg, der nicht nur für einen perfekten Übergang von den Schwarz/Weiß-Filmen mit Margaret Rutherford in der Rolle sorgt, sondern einen auch optimal auf die anstehende "reale" Mörderhatz einstimmt. Umso bedauerlicher, dass der nachfolgende Film an diesen gelungenen Einstieg nicht mehr anknüpfen konnte.
Die Besetzung ist daran unschuldig. Man folgt hier dem Muster der vorangehenden Poirot-Filme, und versammelte eine hochkarätige Besetzung voller bekannter Namen wie Elizabeth Taylor, Rock Hudson, Tony Curtis, Kim Novak, Geraldine Chaplin, Charles Gray, sowie – in einer Minirolle – Pierce Brosnan. Last but not least: Die – schwierige, war ihre Interpretation der Figur doch sehr beliebt – Herausforderung, in die Fußstapfen von Margaret Rutherford zu treten, fiel Angela Lansbury zu, die zuvor bereits in "Tod auf dem Nil" in einer anderen Rolle aufgetreten war, und später in erster Linie mit der teilweise an Miss Marple angelehnten Jessica Fletcher zwölf Staffeln lang mit "Mord ist ihr Hobby" überaus erfolgreich sein sollte. Optisch passt Lansbury zweifellos besser zur Beschreibung der Figur aus den Büchern – allerdings war sie zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch zu jung, weshalb sie mit bemerkbarem Makeup künstlich gealtert wurde. Das ist jedoch nicht der Grund, dass ihr Versuch, die Rolle zu übernehmen, recht glücklos wirkt. Dies liegt vielmehr daran, dass Jane Marple bei "Mord im Spiegel" leider, bedingt durch ihre Verletzung, nur überschaubare Screentime bekommt. Dies wird wohl auf die Vorlage zurückzuführen sein (ich habe sie noch nicht gelesen), und zugegebenermaßen hat die Idee, dass Jane Marple den Fall rein aufgrund von Zeugenaussagen lösen muss, schon einen gewissen Reiz. Als Rückkehr der Figur auf die große Leinwand war ein Fall, in dem sie größtenteils nicht in Erscheinung tritt, aber halt sehr eigenwillig. Stattdessen verbringen wir den Großteil des Films mit ihrem Neffen – was halt einfach beileibe nicht den selben Charme hat. Doch es ist nicht nur das: Ich fand leider, dass auch der Fall mit den besseren von Christie nicht mithalten konnte. Die Auflösung des Motivs war in meinen Augen dann auch ein bisschen na ja. Zumal ich den Eindruck hatte, dass auf das zweite Opfer des Mörders irgendwie völlig vergessen wird. Und ein bestimmter Satz von Miss Marple am Ende verursachte mir auch ein bisschen Bauchweh – auch wenn mir bewusst ist, dass es in keinster Weise "böse" gemeint war.
Völliger Reinfall ist "Mord im Spiegel" trotzdem nicht. In den – leider zu wenigen – Szenen, in denen Lansbury als Miss Marple auftritt, dreht der Film zweifellos auf. Guy Hamilton, der kurz darauf den Poirot-Film "Das Böse unter der Sonne" drehen sollte, inszeniert den Film grundsätzlich ganz stilvoll, wenn ich ihn auch optisch teilweise etwas fad (und zu hell – das mag aber auch Blu-Ray-Transfer liegen) fand. Dafür ist zweifellos positiv, dass man auch hier der Ära in der die Vorlage angesiedelt ist treu blieb, statt das Geschehen in die Gegenwart zu transferieren; ich finde nämlich, dass dabei unweigerlich immer etwas verloren geht, da die Geschichten ein Produkt ihrer Zeit sind, und dieses Fenster in die Vergangenheit generell mit einen Reiz von ihnen ausmacht. Vor allem aber gab es auch bei "Mord im Spiegel" wieder ein paar herrliche Dialoge, und machte insbesondere das Gezänke zwischen Marina Rudd und Lola Brewster Laune. An den Unterhaltungswert der Rutherford-Filme kommt "Mord im Spiegel" aber leider nur viel zu sporadisch heran – was für mich letztendlich auch aufzeigt, dass Vorlagentreue (so wünschenswert sie grundsätzlich auch sein mag) nicht alles ist.
Fazit:
Im Vergleich zu den erfolgreichen Hercule Poirot-Filmen aus der Zeit sollte sich "Mord im Spiegel" als vergleichsweise glücklos erweisen. Der Besetzung ist hierbei kein Vorwurf zu machen, diese ist nicht nur wieder überaus hochkarätig und voller namhafter Stars, auch Angela Lansbury in der Rolle der Jane Marple mag – trotz gänzlich anderer (und vorlagengetreuerer) Interpretation im Vergleich zu Margaret Rutherford – zu gefallen. Das Problem ist halt nur leider, dass "Mord im Spiegel" letztendlich eher ein Inspector Craddock als ein Miss Marple-Fall ist – da letztere aufgrund ihrer Verletzung den Großteil des Films in ihrem Haus verbringt. Und so spannend der Ansatz grundsätzlich sein mag, dass sie den Fall nur rein anhand von Zeugenaussagen lösen muss, war das aus meiner Sicht für die Rückkehr der Figur auf die große Leinwand die denkbar ungünstigste Entscheidung. Aber auch davon abgesehen konnte der Fall für mich sowohl mit Rutherfords Einsätzen als auch den parallel entstandenen Poirot-Filmen nicht mithalten. Und dann zieht sich das Ganze teilweise leider auch noch ziemlich vor sich hin, und wird stellenweise sogar richtiggehend langweilig. Dies ist umso bedauerlicher, als die ersten 10-15 Minuten noch echt gefallen konnten, und es auch danach noch einzelne gelungene Momente gibt. Insgesamt zählt "Mord im Spiegel" für mich aber leider zu den schwächeren bis schwächsten Agatha Christie-Verfilmungen.