Mit: Brad Johnson, Chelsea Field, James Naughton, Jan Rubes, Tippi Hedren, Stephanie Milford, Megan Gallacher, Richard K. Olsen u.a.
Kurzinhalt:
Ted und Mary Hocken mussten mit dem Unfalltod ihres Sohnes zuletzt einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Sie hoffen, ihre Trauer bei einem gemeinsamen Familienurlaub mit ihren beiden Töchtern überwinden zu können. Dafür mieten sie sich über die Sommerferien in ein Haus auf einer Insel ein. Während Ted an einem Buch werkt, arbeitet Mary bei der lokalen Zeitung – wo sie sich schon bald den Avancen ihres Chefs Frank erwehren muss. Vor allem aber fällt den Hockens ein zunehmend seltsames Verhalten der Vogelpopulation auf der Insel auf. So wird eine Leiche gefunden, die Spuren eines Angriffs von Vögeln aufweist. Aber auch Ted, Mary und ihre Kinder werden wiederholt von Krähen, Möwen und so weiter angegriffen. Als sie sich diesbezüglich an den Bürgermeister der Stadt wenden, will ihnen dieser jedoch keinen Glauben schenken. Bis die Vögel dann schließlich in einem groß angelegten, scheinbar koordinierten Angriff über die komplette Insel herfallen…
Review:
Lange hat es gedauert, ehe sich jemand daran gewagt hat, eine Fortsetzung zu Alfred Hitchcocks Tierhorror-Klassiker "Die Vögel" zu machen. Das Ergebnis – eine TV-Produktion für das Showtime Network – war Regisseur Rick Rosenthal dann derart peinlich, dass er seinen Namen aus den Credits entfernen und durch das berühmt-berüchtigte Pseudonym "Alan Smithee" ersetzen ließ. Tatsächlich gibt es nicht wenige, die "Die Vögel II" zu den schlechtesten Filmen aller Zeiten zählen. Nun, ganz so weit würde ich zwar nicht gehen – dass er ein mindestens so unwürdiges wie unnötiges Sequel ist, steht jedoch außer Streit. Ich selbst erinnere mich noch daran, ihn in den 90ern in meinen Teenager-Jahren bei einer Ausstrahlung im deutschen Fernsehen erwischt und für nicht gut befunden zu haben. Als nun jedoch vom amerikanischen Label Vinegar Syndrome eine neu remasterte Blu-Ray des seither oftmals vergriffenen Films auf den Markt gebracht wurde (wichtiger Hinweis für alle, die einen Import erwägen: Die Scheibe ist ziemlich fies "region locked"; selbst mein Region Free-Player von LG verweigerte das Abspielen. Lediglich mit Hilfe meines Blu-Ray-Players am PC war es mir, in Kombination mit AnyDVD HD möglich, auf die Videodateien zuzugreifen), schien mir das die ideale Gelegenheit zu sein, um ihn mir nach all der Zeit nochmal vorzuknöpfen.
An meiner überwiegend kritischen Meinung hat sich dabei zwar nicht geändert – jedoch auch nicht daran, dass ich ihn nicht zu den schlechtesten Filmen zählen würde, die ich jemals gesehen habe. Das Hauptproblem des Films ist, dass es ihm nicht gelingt, den ähnlich langsamen Aufbau wie beim Original auch ähnlich kurzweilig zu gestalten. Wo "Die Vögel" mit dem netten, fast schon an Screwball-Komödien erinnernden romantischen Hickhack zwischen Tippi Hedren und Rod Taylor zu unterhalten vermochte, füllt man die Zeit bis zum unvermeidlichen Chaos am Ende hier mit einer Hintergrundgeschichte rund um die Hocken-Familie, die verzweifelt versucht, den Tod ihres Sohnes zu überwinden. Das Problem ist dabei nicht, dass diese Storyline von vornherein deutlich bedrückend-deprimierender und damit weniger unterhaltsam ist, als vielmehr, dass es dem Film leider nie gelingt, diese Vorgeschichte auch wirklich berührend zu erzählen. Vielmehr ertränkt man die Handlung in schwülstigen Momenten des nach wie vor trauernden Paares, welche die gewünschte Wirkung völlig verfehlen – was zumindest teilweise auch auf die schauspielerischen Leistungen von Brad Johnson und Chelsea Field zurückzuführen sein dürfte. Diese sind zwar nicht grundsätzlich schlecht, wer "Die Vögel II – Die Rückkehr" gesehen hat, wundert sich jedoch auch nicht, dass ihnen nie der große Durchbruch vergönnt war. Sehr irritierend ist zweifellos auch der Gastauftritt von Tippi Hedren in einer völlig anderen Rolle. Natürlich wäre es ein sehr großer Zufall gewesen, wenn Melanie Daniels noch ein zweites Mal in ihrem Leben in eine solche Vogelattacke geraten wäre. Ich denke aber, ich hätte dies gegenüber dieser extrem unscheinbaren und letztendlich sehr willkürlich wirkenden Rolle vorgezogen; weil so hätte ihr Auftritt zumindest einen Sinn gehabt. Wie man hier generell sehr lange jedweden Bezug zum Original vermisst. Erst zum Ende hin werden die Ereignisse in Bodega Bay kurz erwähnt; bis dahin könnte man meinen, es eher mit einem Remake als einem Sequel zu tun zu haben.
Die Inszenierung von Rick Rosenthal ist zwar definitiv nicht so schlimm, wie es die auf seinem Wunsch erfolgte Entfernung seines Namens aus den Credits andeuten mag, er leidet aber unter dem niedrigen Budget eines TV-Films, und schafft es zudem kaum, eigene Akzente zu setzen. Es ist bezeichnend, dass die Kopie der legendären Gerüst-Szene aus dem Original zu den denkwürdigsten Momenten der Fortsetzung zählen. Die Dialoge sind leider teilweise auch eher unfreiwillig komisch, beispielsweise wenn Karl meint "The land belongs to us, the world belongs to them". Der Handlungsstrang rund um Franks Anmachversuche in Richtung Mary wirkte zudem extrem entbehrlich. Und auch an Spannung lässt es "Die Vögel II – Die Rückkehr" leider größtenteils vermissen. Und doch: Die Angriffsszenen der Vögel können, wie schon beim Original, durchaus gefallen. Es gibt einzelne zumindest ansatzweise atmosphärische Momente. Und vor allem: So mäßig der Film insgesamt auch ist, muss ich ihm doch zugestehen, dass ich mich an die Szene mit dem umgekippten Boot am Ende nach all den Jahren immer noch erinnern konnte. Zumindest die Sequenz war somit wirklich cool – und für mich auch der einzige Teil des Films, wo es wenigstens ansatzweise gelang, ans unvergleichliche Original heranzukommen.
Fazit:
Trotz einer kurzen (späten) Referenz auf die Ereignisse aus dem Original wirkt "Die Vögel II – Die Rückkehr" letztendlich mehr wie ein Remake als ein Sequel zu Hitchcocks Tierhorror-Klassiker. Dem Vergleich mit dem Original hält diese "Rückkehr" dabei leider zu keinem Zeitpunkt stand. Ja, "Die Vögel" nahm sich ähnlich viel Zeit für den Aufbau und die Vorstellung der Figuren, wo jedoch dieser Teil dort enorm unterhaltsam war, schleppt sich die erste Hälfte dieses TV-Films leider ordentlich vor sich hin. Die teils mäßigen darstellerischen Leistungen ziehen ihn dabei ebenso nochmal zusätzlich hinunter, wie die irritierende Entscheidung, Tippi Hedren in einer völlig anderen Rolle zurückzubringen. Und die Dialoge haben teilweise auch Fremdscham-Potential. Immerhin: Die Angriffsszenen der Vögel sind soweit ganz gut umgesetzt. Und vor allem das Finale ist dann recht launig, und wartet auch mit einer Szene auf, die mir in all den Jahren seit der Erstsitzung im TV in Erinnerung bleiben sollte. Und doch überrascht es angesichts des dürftigen Endergebnisses nicht, dass sich Rick Rosenthal von diesem Film distanzierte. Ich kann euch nur raten, es ihm gleich zu tun.