Originaltitel: Kassa Episodennummer: 1x01 Bewertung: Weltweiter Internet-Release: 21. September 2022 Drehbuch: Tony Gilroy Regie: Toby Haynes Besetzung:
Diego Luna als Cassian Andor,
Tim Faraday als Doorman,
Caroline Green als Bartender,
Stellan Skarsgård als Luthen Rael,
Lee Boardman als Kravas,
Stephen Wight als Verlo,
Margaret Clunie als Hostess,
Latesha Wilson als Gani,
Dave Chapman als B2EMO,
Belle Swarc als Kerri,
Antonio Viña als Kassa,
Cavin Cornwall als Alien Grappler,
Victor Perez als Rashi,
Joplin Sibtain als Brasso,
Rupert Vansittart als Chief Hyne,
Kyle Soller als Syril Karn,
James McArdle als Timm Karlo,
Adria Arjona als Bix Caleen,
Peter Bankolé als Astro-Traffic Control Officer,
Raymond Anum als Nurchi,
Ian Whyte als Vetch,
Muhannad Bhaier als Wilmon,
Abhin Galeya als Salman Paak,
Kieran O'Brien als Pegla u.a.
Kurzinhalt:
Fünf Jahre vor der Schlacht von Yavin besucht Cassian Andor ein Bordell auf Morlana One. Er ist auf der Suche nach seiner Schwester, und hat gehört, dass eine Frau von seinem Heimatplaneten Kenari im Etablissement arbeiten soll. Doch die Chefin informiert ihn darüber, dass die besagte Person bereits vor einiger Zeit gekündigt hat. Cassian zieht unverrichteter Dinge wieder ab – wird jedoch von zwei korrupten Sicherheitsleuten überfallen, die ihn zuvor im Bordell angegangen sind, weil er vor ihnen bedient wurde. Im Zuge des Kampfes kommt einer von ihnen ums Leben. Um keine Zeugen zu hinterlassen, sieht sich Andor gezwungen, auch den zweiten Angreifer zu ermorden. Während der Kommandant der Sicherheitsabteilung von Morlana One den Vorfall unter den Tisch kehren will, fühlt sich sein Stellvertreter dazu verpflichtet, den Mord an zwei von ihren Leuten zu untersuchen. Cassian ist indes nach Ferrix zurückgekehrt, wo er seit einiger Zeit lebt. Mit Hilfe der befreundeten Mechanikerin Bix ist er dabei, ein lukratives Geschäft abzuschließen. Doch deren Freund Timm bemerkt, dass irgendetwas vor sich geht, und schnüffelt ihnen hinterher…
Review:
Ich halte "Rogue One" nach wie vor für mit Abstand das Beste, was bislang als "Star Wars" unter dem Disney-Banner erschienen ist (und ja, das schließt die Serien – zumindest wenn man die Staffeln als Ganzes betrachtet, statt nur einzelne Episoden herauszupicken – mit ein). Dies ist insofern überraschend, als der Film eine ähnlich problematische Produktionshistorie hinter sich hatte wie "Solo ". So wurde aufgrund von kreativen Differenzen Regisseur Gareth Edwards nach dem Ende der Dreharbeiten gefeuert, und Tony Gilroy (der u.a. an den Drehbüchern für die "Bourne"-Filme mitgewirkt hat) sowohl für eine Überarbeitung des Drehbuchs als auch Nachdrehs angeheuert. Insofern ist es nur folgerichtig, dass ihm nun auch die kreative Verantwortung für die Prequel-Serie "Andor" übertragen wurde. Diese dreht sich, wie der Titel schon verrät, um Cassian Andor, der sicherlich eine der interessanteren der dort vorgestellten Figuren war – und im Vergleich zu Jyn Erso, die eindeutig im Mittelpunkt stand, doch eher zu kurz kam. Eben hier soll und will "Andor" nun nachbessern. Die Haupthandlung spielt dabei fünf Jahre vor der Schlacht von Yavin (in der zweiten und zugleich letzten Staffel wird es dann Zeitsprünge geben, und man die Lücke zu "Rogue One" schließen); in Flashbacks wird zudem ein Blick auf seine Kindheit auf Kenari geworfen.
Die erste Episode erweist sich dabei als recht gemächlicher Start, dem es – da die Verbindung zur Figur nicht ganz so stark war, wie das dort der Fall ist – nicht ganz so gelungen ist wie "Obi-Wan Kenobi", mich praktisch von der ersten Sekunde an abzuholen. Am besten gefiel mir der Einblick in die dunkle Zeit, in der die weit, weit entfernte Galaxis vor langer, langer Zeit unter dem Joch des finsteren Imperiums stand. Zwar ist auch dies nicht ganz neu, gab es doch entsprechende Einblicke schon in "Rebels", "Rogue One" oder auch der gerade erwähnten "Kenobi"-Serie, aber einerseits finde ich es gut, diesen Ansatz noch weiter zu vertiefen, und andererseits wirkten die hier besuchten Orte teilweise noch etwas dreckiger und trostloser als dort schon. Spannend finde ich zudem die Rückblenden zu seiner Kindheit auf Kenari, die uns ein sehr urtümlich lebendes Volk zeigt, welches mich – abseits ihres Aussehens – ein bisschen an die Ewoks erinnert hat. Etwas zweckmäßig erscheint mir hingegen die Motivation rund um die Suche nach seiner verschollenen Schwester. Mir persönlich hätte es nichts gemacht, ihn für 2-3 Episoden einfach so dahintreiben zu lassen; ein ganz normaler Mann, der versucht, in dieser Galaxis so gut als möglich über die Runden zu kommen, aber eben ohne übergeordnete Mission, die er verfolgt. Weiters hatte ich eigentlich erwartet, dass uns "Andor" zeigen würde, wie Cassian zu jenem harten Hund wurde, der zu Beginn von "Rogue One" einen Informanten um die Interessen der Rebellion zu wahren kaltblütig ermordet, und ja auch davor war, Galen Erso zu töten. Stattdessen ist er eigentlich hier zu Beginn schon ziemlich skrupellos unterwegs, als er erkennt, dass er den zweiten Sicherheitsmann nicht am Leben lassen kann. Damit stellt sich mir ein bisschen die Frage, welche Charakterentwicklung man im Verlauf der Serie zeigen will; denn auf den ersten Blick scheint der Cassian hier mit jenem von "Rogue One" praktisch ident zu sein. Darüber hinaus stellt sich mir die Frage: Musste es echt unbedingt ein weiterer witzig-drolliger Droide (mit "Max Headroom"-ähnlichem Sprachfehler) sein? Braucht jene Disney-"Star Wars"-Serie unbedingt ein Maskottchen, von dem man Spielzeug verkaufen kann? Selbst, wenn sie sich vom Ton her an ein doch eher erwachsenes Publikum zu richten scheint? Und um die Kritik abzuschließen: der Humor – wie z.B. im Sicherheitsbüro – war bisher noch eher nicht so recht meins.
Klingt insgesamt allerdings deutlich dramatischer als es ist. Grundsätzlich fühlte ich mich nämlich von bzw. in den etwas mehr als einer halben Stunde gut unterhalten. Diego Luna gefällt mir in der Rolle nach wie vor sehr gut, und auch das Casting von Adria Arjona (die mir das erste Mal bei "Good Omens" positiv ins Auge gestochen ist) sehe ich als großes Plus. Produktionstechnisch gibt es wie bei "Star Wars" gewohnt (die entsprechende Kritik, die von einigen an "Obi-Wan Kenobi" geäußert wurde, leuchtet mir nach wie vor nicht ein) ohnehin nichts zu bemängeln (wenn sich auch "Die Ringe der Macht" gerade als neue Referenz im TV-Bereich etabliert, weshalb "Andor" im direkten Vergleich nicht ganz so beeindrucken kann); vor allem das Design von Morlana One hatte es mir angetan (wobei mich das mit der langen Gangway derart an "Rebels" erinnert hat, dass ich kurzzeitig dachte, das wäre der selbe Planet). Musikalisch schlägt "Andor" zwar für "Star Wars" etwas untypische (Synthie-)Töne an, an die ich mich erst noch werde gewöhnen müssen, und die auch dafür verantwortlich sein mögen, dass das klassische "Star Wars"-Gefühl für mich hier nicht ganz so stark war, wie bei "Mandalorian" oder "Obi-Wan Kenobi". Grundsätzlich hat mir ... musikalische Untermalung aber nicht schlecht gefallen.
Fazit:
Ich habe gestern – so wie wohl die meisten – die ersten drei Episoden am Stück gebingewatched, und halte es rückblickend definitiv für die richtige Entscheidung, diese auf einem Schlag zu veröffentlichen. Denn die erste Episode war noch ein ziemlich langsamer Start, in dem sich noch nicht wirklich viel getan hat. Es geht in erster Linie darum, Cassian Andor als (Haupt-)Figur zu (re-)etablieren, sowie die neuen Figuren wie Bix und Syril vorzustellen. Inhaltlich gibt es hier aber erstmal nur die Initialzündung, und kann "Episode 1" nur bedingt für sich stehen. Etwas schade finde ich zudem, dass Cassian hier der kaltschnäuzigen Figur aus "Rogue One" letztendlich schon sehr nahe zu sein scheint; ich hätte eigentlich erwartet, dass uns die Serie nun zeigt, wie er zu dieser Person wurde. Der Humor ist zudem bislang auch eher nicht meins, und den nächsten herzigen Droiden fand ich auch sehr entbehrlich (und kalkuliert). Trotz dieser Kritikpunkte sind Grundkonzept und Setting der Serie aber spannend genug, um mein Interesse zu wecken – und mich für diese ersten etwas mehr als dreißig Minuten solide zu unterhalten.