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The Orville - 3x01: Elektrische Schafe Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix

Originaltitel: Ja'loja
Episodennummer: 3x01
Bewertung:
Internet-Release USA: 02. Juni 2022 (Hulu)
Internet-Release D: -
Drehbuch: Seth MacFarlane
Regie: Seth MacFarlane
Hauptdarsteller: Seth MacFarlane als Captain Ed Mercer, Adrianne Palicki als Commander Kelly Grayson, Penny Johnson Jerald als Dr. Claire Finn, Scott Grimes als Lieutenant Gordon Malloy, Peter Macon als Lieutenant Commander Bortus, Jessica Szohr als Chief Security Officer Talla Keyali, J. Lee als Lieutenant John Lamarr, Mark Jackson als Isaac, Anne Winters als Ensign Charly Burke.
Gastdarsteller: Kai Wener als Ty Finn, BJ Tanner als Marcus Finn, Alexis Knapp als Irillia, Mike Henry als Dann, Jim Mahoney als Brosk, Norm MacDonald als Yaphit, Amanda Joy Erickson als Amanda, Kyra Santoro als Lieutenant Turco, Deep Rai als Crewman, Jonny Siew als Engineer #1 u.a.


Kurzinhalt: Die Orville wird in einem Raumdock im Orbit der Erde generalüberholt. Das Team rund um Chefingenieur John LaMarr ist gerade dabei, die letzten Arbeiten abzuschließen. Zudem nimmt man einen neuartigen Kampfjäger an Bord, der von Gordon Malloy gleich auf Herz und Nieren geprüft wird. Mit Charly Burke wird zudem eine neue Navigatorin an Bord begrüßt. Diese zählt indes zu jenen Besatzungsmitgliedern an Bord, die Isaac die kalte Schulter zeigen. So wie viele andere hat auch Charly jemanden während der Schlacht mit den Kaylon verloren, und sieht in Isaac – trotz seiner weiteren Taten – einen Mitschuldigen daran, vor allem auch wird sie durch ihn tagtäglich an ihren Verlust erinnert. Sie wendet sich deshalb an Captain Ed Mercer, doch dieser steht zu seiner Entscheidung, dass Isaac auch weiterhin an Bord der Orville bleibt. Kurz darauf wird wird Isaacs Labor mit dem Schriftzug "Mörder" versehen. Sicherheitschefin Talla Keyali nimmt die Ermittlungen auf – die sie schließlich zu Dr. Claire Finns Sohn Marcus führen. Dieser offenbart seiner Mutter, seit der Schlacht der Kaylon unter Alpträumen zu leiden – und sagt hasserfüllt zu Isaac, dass er wünschte, er wäre tot. Angesichts all dieser Ablehnung seitens der Crew sieht sich Isaac schließlich zu einem drastischen Schritt gezwungen…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Einige mögen der Ansicht sein, dass mit der Rehabilitierung des "Star Trek"-Universums durch "Strange New Worlds" auch "The Orville" als SF-Unterhaltung nach dem klassischen "Star Trek"-Muster obsolet geworden wäre. Dem möchte ich vehement widersprechen. Natürlich ist es sehr erfreulich, dass man sich nach zwei schwächen Realserien bei "Star Trek" mit "Strange New Worlds" wieder der alten Stärken besinnt – was ich bislang in meinen Reviews (von der letzten Folge mal abgesehen) ja auch entsprechend goutiert habe. Aber mal ganz abgesehen davon, dass in meinen Augen definitiv Platz für zwei gelungene Serien nach dem "Star Trek"-Muster ist, liegt der Reiz von "The Orville" in mehr als nur seinem – in meinen Augen – berechtigten Ruf, nun jahrelang das bessere "Star Trek" gewesen zu sein. Es ist die ganze Welt, die hier geschaffen wurde. Die positive Vision unserer Zukunft. Die interessanten Geschichten. Der wunderbare, auflockernde Humor. Vor allem aber die wunderbaren, extrem sympathischen Figuren – die noch dazu auch von der (sich von "Star Trek" abhebenden) Idee profitieren, Menschen wie uns (statt idealisierte Personen) zu zeigen. Insofern ist "Elektrische Schafe" mehr als "nur" die Rückkehr einer liebgewonnenen Serie. Es ist ein Wiedersehen mit lang vermissten Freunden.

Viel wurde im Vorfeld über die Änderungen gesprochen, die mit dem Wechsel von FOX zum Streaming-Anbieter Hulu (bzw. international Disney+) einhergingen. Seth MacFarlane übte zuletzt etwa Kritik am früheren Zuhause, und meinte, FOX hätten vor allem in der Anfangszeit viele Gags hineinreklamiert; die zweite Staffel, wo der Humor eher aus den Charakteren heraus kam, entsprach schon eher seinem Wunsch. Darüber hinaus bedeutete der Wechsel auch ein größeres Budget; und nicht zuletzt auch die Freiheit, sich nicht an eine vorgegebene, fixe Laufzeit zu halten. Aus kreativer Sicht kann ich MacFarlanes Freude darüber, diesen Fesseln zu entkommen, sehr gut verstehen – wobei "Elektrische Schafe" jetzt vielleicht nicht unbedingt das beste Argument dafür ist, dass diese Entwicklung der Serie im Allgemeinen zum Vorteil gereichte. So wird viel von der hinzugekommenen Laufzeit auf Effektaufnahmen rund um die Erneuerung der Orville ver(sch)wendet, die ich als nicht nur unnötig ausschweifend, sondern auch als eher überflüssig und teilweise zum Selbstzweck verkommend empfand. Zumal es wie ich finde teilweise vom Kern der Story unnötig ablenkte. So gesehen hoffe ich, dass die weiteren Folgen die zusätzliche Laufzeit sinnvoller nutzen werden. Und auch den Humor habe ich ein bisschen vermisst. Nun heißt es natürlich abwarten, ob "Elektrische Scahfe" diesbezüglich auch wirklich schon repräsentativ für diesen "Neuen Horizont" war; denn tatsächlich hätten sich Gags mit der von dieser Folge behandelten ernsten, schweren und herausfordernden Thematik gespießt. Doch so sehr es mir in diesem Fall grundsätzlich auch gefallen konnte, so hoffe ich doch, dass "The Orville" mit dem Wechsel zu Hulu die bekannte Leichtigkeit, welche die Serie so auszeichnete und auch aus der aktuellen TV-Landschaft (und Genre-Unterhaltung) hervorstechen ließ, nicht gänzlich verlorengegangen ist. Als letzter Kritikpunkt sei noch erwähnt, dass ich der Serie bei allem hier zur Schau gestellten Ernst nicht zutraute, Isaac wirklich sterben zu lassen – was den Trauerszenen ein bisschen die anvisierte emotionale Wirkung nahm.

Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Im Falle von "Elektrische Schafe" ist all dies jedoch Jammern auf überaus hohem Niveau. Denn wie gesagt, wenn ich auch hoffe, dass die Serie nun nicht allgemein so bierernst wird, war es in diesem Fall aufgrund der behandelten Thematik definitiv richtig so; alles andere wäre unpassend gewesen. Der Auftakt war jedenfalls überaus spektakulär. Er zeigt uns vermeintlich den Kampf mit den Kaylon – und damit den Höhepunkt der zweiten Staffel – aus einer neuen Perspektive, nämlich jener von Marcus. Zu sehen, wie er die Ereignisse als "Passagier" erlebt und empfunden hat, war überaus reizvoll – was sich auch dadurch nicht ändert, dass sich der vermeintliche Flashback dann vielmehr als Alptraum herausstellt. Eben dies dient dann auch als Grundlage dafür, sich mit den Nachwehen des Kaylon-Angriffs auseinanderzusetzen. Nun kann man durchaus argumentieren, dass diese Folge ein paar Episoden zu spät kommt, und eigentlich unmittelbar auf "Identität – Teil 2" hätte folgen müssen. Für mich fällt das aber in die Kategorie: Besser spät als nie. Ich finde es auch sehr gut, wie hier Mercers Entscheidung, dass Isaac auf der Orville bleiben soll, kritisch hinterfragt wird.

Vor allem aber gefiel mir, dass man die Abneigung, die Isaac entgegenschlägt, nicht nur auf unbekannte und/oder neue Crewmitglieder – wie Charly Burke – fokussiert, sondern u.a. auch Marcus diese (fragwürdige) Position vertreten lässt. Ins gleiche Horn stößt übrigens Gordons überraschende Offenbarung, dass er die Dinge ähnlich sieht, wie Charly. Schön, dass man sie mit ihrem Hass nicht alleine im Regen stehen lässt. Generell hat der Neuzugang, gespielt von Anne Winters, gleich bei ihrem ersten Auftritt mächtig Eindruck bei mir hinterlassen – auch wenn ich merke, damit zumindest gegen Teile des Stroms zu schwimmen. Denn: Ich folge ja bekanntlich einigen Fangruppen, u.a. auch "The Orville", und da waren nach der Auftaktfolge doch sehr viele kritische Stimmen zu vernehmen, die mit Charly nicht wirklich konnten. Mir persönlich ist das absolut unverständlich. Zuerst einmal fand ich es extrem wichtig (und effektiv), dass wir ihren Verlust durch die Flashbacks unmittelbar miterleben; hier folgt man dem weisen Ratschlag "zeigen, nicht erzählen". So gesehen konnte ich sie – auch wenn ich natürlich wünschte, es würde ihr gelingen, über ihren Hass hinwegzukommen – schon verstehen. Es mag aber auch einfach daran liegen, dass ich bei allem Harmoniebewusstsein doch jemand bin, der gelernt hat, die Fehlbarkeit der Menschen zu akzeptieren. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten sind nun mal im echten Leben an der Tagesordnung; genauso, dass wir manchmal in unserem Denken, unseren Gefühlen, unserem Schmerz gefangen sind. Dass wir Fehler machen, manchmal auf der "falschen" Seite stehen, und nicht immer und überall, 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, ein Musterbeispiel unserer Art und/oder Zivilisation sind. Das ist ganz normal. Es ist menschlich. Und für so wichtig ich es auch halten mag, dass uns in Film- und Fernsehen auch immer wieder positive Vorbilder gezeigt werden, nach denen wir Streben können, so halte ich es doch für mindestens genauso wichtig, uns diese Schwäche zu verdeutlichen, ohne uns dafür zu verdammen. Eben dafür steht Charly Burke (oder auch – noch deutlich kontroverser – Lukes kurzer Moment der Schwäche in "Die letzten Jedi").

Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Insofern empfand ich das – bzw. empfand ich sie – als einen der größten Pluspunkte der Folge. Umso mehr, als sie am Ende sehr lange bei ihrem Entschluss bleibt. Wenn Captain Mercer ihr ins Gewissen redet, und sie um Hilfe bittet, um Isaac zu retten, feuert man sie quasi an, und hofft/wünscht sich sowohl sich selbst, Isaac als auch ihr, dass es ihr gelingt, über ihren Schmerz hinwegzukommen, und das richtige zu tun – doch sie bleibt stur. Nach dem Kampf mit den Kaylon, als ihnen die Zeit davonläuft, gibt ihr Ed sogar einen direkten Befehl – doch anstatt einzuknicken, verweigert sie ihn, im Bewusstsein aller Konsequenzen, die damit einhergehen. Und das fand ich klasse. Wie oft kommt es vor, dass unsere Helden für das, von dem sie es für richtig halten, einstehen, und gegen Befehle verstoßen? Nur normalerweise sind wir da als Zuschauer halt voll und ganz auf ihrer Seite, da wir es auch so sehen, dass sie im Recht, und die Vorgesetzten im Unrecht sind. Die gemischten Gefühle, die Charlys Weigerung in mir auslösten, fand ich jedenfalls enorm interessant – auch wenn es natürlich letzten Endes keine Überraschung war, dass es doch noch gelingt, sie umzustimmen. Wie dies geschah, konnte mir dann aber eben auch wieder sehr gut gefallen. Ihr "I didn't do it for you" macht zudem deutlich, dass trotz ihrer Hilfe noch lange nichts vergeben und vergessen ist.

Und dann ist da natürlich noch Isaac, bzw. die schwierige, herausfordernde Grundthematik an sich. Seth MacFarlane setzt sich hier mit dem Thema Selbstmord auseinander – und das aus meiner Laiensicht (der ich zudem das Glück habe, im direkten privaten oder familiären Umfeld mit so einem Fall noch nicht konfrontiert worden zu sein; sonst wäre es mir zweifellos nicht möglich, die Episode diesbezüglich so "akademisch" zu betrachten) auf so interessante, packende und gelungene Art und Weise. Er scheut nicht davor zurück, den Schmerz der Hinterbliebenen zu zeigen. Zugleich macht die Episode aber auch Isaac nie einen Vorwurf für seine Entscheidung, und zeigt vielmehr auf, dass solche nie in einem Vakuum passieren – wobei dabei wiederum eben auch das Kunststück gelingt, zugleich nicht die Menschen (bzw. Lebewesen) in seiner Umgebung an den Pranger zu stellen. All das geschieht auf höchst bedächtige, würde- und respektvolle Art und Weise. Einzig das Ende sehe ich dann zugegebenermaßen noch ein bisschen kritisch. Zwar passt es zum optimistischen Grundton der Serie, dass es letztendlich gelingt, Isaac doch wieder zum Leben zu erwecken. Und mein Problem liegt auch nicht etwa darin, dass die Crew dadurch seine persönliche Entscheidung nicht respektieren, denn nach dem Argument dürfte man in solchen Fällen generell nie einen Versuch unternehmen, Menschen die offensichtlich versuchten sich das Leben zu nehmen, zu retten – und was für eine abgefuckte Welt wäre das denn bitte?! Aber es ist halt nun mal so, dass es im wahren Leben keine solche Deus Ex Machina-Lösung gibt, mit der sich ein geliebter Mensch nach dem (definitiven) Tod wieder ins Leben zurückholen lässt. Vielmehr sind wir dazu gezwungen, solche Schicksalsschläge hinzunehmen, irgendwie zu versuchen, das Unerklärliche zu begreifen, und uns mit dem Verlust der jeweiligen Person abzufinden. So gesehen macht es "The Orville" den Figuren hier aus meiner Sicht fast ein bisschen zu leicht. Andererseits hält man damit die Tür für eine potentielle künftige Versöhnung zwischen Isaac und der ihm feindlich gesinnten Crew – ja vielleicht sogar Charly – offen; und das wiederum ist zweifellos eine höchst erhebende Aussicht.

Fazit: Episodenbild (c) Marvel Studios/Netflix Mit "Elektrische Schafe" kehrt "The Orville" nach drei Jahren Pause nun endlich zurück – und bringt, wie der Titel "New Horizons" deutlich macht, zumindest teilweise eine Neuausrichtung der Serie. Inwiefern "Elektrische Schafe" für eben diese repräsentativ ist, muss sich natürlich erst noch weisen. Persönlich hoffe ich, dass die weiteren Folgen auch wieder mehr Humor und vom Ton her etwas leichtfüßiger sein werden, da ich eben darin mit eine der größten Stärken (und innerhalb der aktuellen Genre-Unterhaltung auch ein Alleinstellungsmerkmal) der Serie sah; wobei flache Gags zugegebenermaßen angesichts der hier behandelten Thematik völlig fehl am Platz gewesen wären. Zugleich hoffe ich, dass man in Zukunft eine bessere Verwendung für die zusätzlichen Minuten Laufzeit finden wird, als unnötig ausschweifende Effektaufnahmen. Man kann zudem argumentieren, dass die Episode – die sich mit den Nachwehen des Kaylon-Angriffs befasst – eigentlich eine Staffel zu spät kommt. Und zugegebenermaßen war ich auch mit einzelnen Entwicklungen hier nicht immer 100%ig glücklich. Voll und ganz begeistert war ich aber sowohl von der gewählten – überaus schwierigen – Thematik, als auch der Art und Weise, wie diese hier behandelt wurde. Feuer und Flamme bin ich zudem für Charly Burke, die ich für einen extrem spannenden Neuzugang halte (andererseits mochte ich auch Pulaski, also was weiß ich schon?!). Mir gefiel, dass sie bis (fast) zuletzt an ihrer – aus unserer Sicht natürlich falschen – Überzeugung festhalten darf. Das fand ich überaus mutig. Vor allem aber kann ich mich nicht erinnern, wann mich "Star Trek" das letzte Mal derart zum Nachdenken gebracht hat. Trotz einzelner (zumindest von mir so empfundenen) Startschwierigkeiten beim Versuch, mit der Serie "Neue Horizonte" zu erschließen, ist das etwas, dass ich "Elektrische Schafe" definitiv sehr hoch anrechne.

Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Hulu/Disney+)







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