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The War of the Worlds - Krieg der Welten Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) BBC

Originaltitel: The War of the Worlds
Bewertung:
Erstausstrahlung UK: 17. November 2019 (BBC one)
Heimkino-Premiere D: 31. Januar 2020
Autoren: Peter Harness, nach dem Roman von H.G. Wells
Regie: Craig Viveiros
Besetzung: Eleanor Tomlinson als Amy, Rafe Spall als George, Robert Carlyle als Ogilvy, Rupert Graves als Frederick, Woody Norman als George Junior, Jonathan Aris als Priest, Nicholas Le Prevost als Chamberlain, Susan Wooldridge als Mrs. Elphinstone, Taliyah Blair als Lillian u.a.


Kurzinhalt: 1905 schlägt in einem Waldgebiet in Horsell Common im Landkreis Surrey nordwestlich von London ein Meteorit ein. Das Objekt verwandelt sich in eine dreibeinige Kampfmaschine und beginnt, die umliegenden Dörfer zu zerstören. Die Invasion vom Mars beginnt! Amy und George, ein sich liebendes Pärchen, werden auf ihrer Flucht getrennt und versuchen, sich alleine durchzuschlagen und wiederzufinden. Derweil landen immer mehr Objekte auf der Erde und legen alles in Schutt und Asche…

Anmerkung: Offiziell handelt es sich bei "The War of the Worlds - Krieg der Welten" um eine 3-teilige Miniserie à 40-50 Minuten. Auf Amazon Prime Video lief sie als Zweiteiler à 80-90 Minuten. Ich habe die Teile an einem Stück gesehen und bewerte die Verfilmung als Ganzes.

Review: Episodenbild (c) BBC "Der Krieg der Welten" gilt als eines der bedeutendsten Werke von H.G. Wells. 1898 veröffentlicht, avancierte es zu einem Schlüsselroman der SF-Literatur. Der Stoff inspiriert bis heute Filmschaffende, Schriftsteller und sogar Musiker. Berühmt-berüchtigt ist die Hörspielversion von Orson Welles, die am Halloween-Vorabend 1938 an der US-Ostküste angeblich für eine Massenpanik gesorgt haben soll, da zahlreiche Zuhörer glaubten, die Berichterstattung über eine Alien-Invasion sei real, was allerdings bezweifelt und eher als Legende betrachtet werden darf. Während die meisten Verfilmungen die Handlung jeweils in die Gegenwart und in das Land ihrer Entstehung verlegten, erhob die BBC für ihre Neuinterpretation den Anspruch, den Roman möglichst werkgetreu zu verfilmen. Dementsprechend spielt die 3-teilige Miniserie um die Jahrhundertwende - konkret 1905 - im Vereinigten Königreich. Darauf war ich außerordentlich gespannt, gibt es doch meiner Meinung nach bislang keine Verfilmung, die der literarischen Vorlage wirklich gerecht wird. Doch leider ist dies auch der BBC trotz aller Bemühungen nicht gelungen.

Es sollte den geneigten Zuschauer bereits misstrauisch machen, dass der Roman, der rund 300 Seiten zählt (Ich habe recherchiert: Je nach Edition sind es zwischen 256 und 352 Seiten!), hier als knapp 170-minütige Miniserie vorliegt. Um es zu verdeutlichen: Das sind pro Minute lediglich 1 1/2 bis 2 filmgewordene Seiten! Um die Laufzeit zu füllen und zu rechtfertigen, fügte man einige selbst erdachte Motive und Erzählstränge hinzu, wie die prekäre Beziehung zwischen Amy und George, Ogilvys Experimente mit Viren, oder Amys weiteres, postapokalyptisches Schicksal. Wären diese Beigaben an sich interessant und würden sie die Handlung bereichern, wären sie völlig legitim, doch sie lassen die Miniserie lediglich abschweifen und behindern das Erzähltempo, was die Geschichte schlussendlich massiv aufbläht. Es gelingt auch nicht, all diese Elemente schlüssig und narrativ unter einen Hut zu bekommen: Das ständige Hin- und Herspringen zwischen den Erzählebenen ist für den Zuschauer äußerst enervierend, behindert es doch jeglichen Aufbau von Spannung und Atmosphäre. Es wirkt beinahe so, als ginge es der Miniserie in erster Linie darum, jedes einzelne Thema der Romanvorlage mit unterzubringen, um so behaupten zu können, man habe so werkgetreu wie möglich gefilmt; "Seht her, es ist alles drin, was den Roman ausmacht!". Dabei erscheinen beispielsweise die kritischen Äußerungen über den englischen Imperialismus völlig deplatziert. Und warum man die Handlung von 1898 in das Jahr 1905 verlegt hat, ist vermutlich nur damit zu begründen, dass man unbedingt noch das Trauma nach dem zurückliegenden Burenkrieg mit einbringen wollte. Es ist auch der immer wieder zwischen Gefühlsduselei und wissenschaftlich-rationaler Betrachtung wechselnde Tonfall, der die Erzählung wie auf holprigem Kopfsteinpflaster zusammenbrechen lässt. Dass es den Machern ob dieser grundlegenden Defizite ebenfalls nicht gelingt, die Figuren einigermaßen interessant auszugestalten, bedarf keiner gesonderten Erwähnung. Wohl aber, dass Eleanor Tomlinson sich immerhin Mühe gibt und ihre Amy den Film größtenteils alleine stemmt, während Rafe Spalls George höchst lustlos und - wortwörtlich - dilettantisch auf seinem Drahtesel umhereiert. Auch Robert Carlyles Ogilvy versprüht einen gewissen Enthusiasmus, da er aber nur eine Nebenrolle spielt und über weite Strecken gar nicht auftaucht, kann er nicht viel ausrichten.

Episodenbild (c) BBC Noch einige Worte zur Optik: Das historische Ambiente ist tatsächlich recht gut gelungen. Kostüme und Kulissen sind aufwendig und authentisch. Den CGI-Animationen kann man eine gewisse Kreativität und Ästhetik nicht absprechen, es gibt einige eindrucksvolle Bilder. Man kann den Machern durchaus bescheinigen, eine in jedem Belang gewaltige Zerstörungsorgie in Szene gesetzt zu haben. Hervorheben möchte ich weiterhin das wirklich vortreffliche Design der marsianischen Kampfmaschinen, die darüber hinaus mit durchdringenden, schaurigen Toneffekten ausgestattet sind. Technisch sind die Tricks allerdings auf dem Stand von vor mindestens 15 Jahren und erreichen maximal den üblichen TV-Standard jener Zeit. Winken wir sie aber an dieser Stelle einmal durch. Dass sie nicht ihre Wirkung entfalten können, ist dem völlig unpassenden Soundtrack von Russ Davies zu verdanken. Man muss sich wirklich fragen, ob er überhaupt eine Ahnung hatte, wofür er seine tranceartigen Töne zusammenkloppt, geschweige denn die Miniserie jemals gesehen hat. Damit schließt sich der Kreis und ich greife mein Statement aus der Einleitung erneut auf: Diese BBC-Neuadaption wird der literarischen Vorlage nicht gerecht. Es bleibt also nichts anderes übrig, als auf die früheren Verfilmungen zurückzugreifen. Wenn ich es mir recht überlege, sind die Haskin- oder auch die Spielberg-Version gar nicht so schlecht.

Fazit: H.G. Wells' "Der Krieg der Welten" ist weitaus mehr als ein beklemmender, verstörender SF-Roman. Er ist eine Auseinandersetzung mit der menschlichen Zivilisation, dem menschlichen Wesen, dem Leben als solchem, ein Kommentar zum Imperialismus sowie zum technischen Fortschritt. Er ist ein Abbild seiner Epoche, des damaligen Zeitgeistes, ein Gesellschaftsportrait des beginnenden 19. Jahrhunderts. All das wäre auch gerne die vorliegende BBC-Verfilmung. Ist sie aber nicht. Stattdessen sehen wir ein banales, ausschweifendes und unebenes Historiendrama mit SF-Einschlag. In Letzterem schlägt sich die Miniserie zwar besser, und auch das Setting im frühen 20. Jahrhundert ist stimmig. Doch der schauderhafte, absolut deplatzierte Soundtrack verhindert, dass man als Zuschauer eintaucht und sich packen lässt.

Wertung: 1.5 von 5 Punkten
Björn Flügel
(Bilder © 2019 BBC)







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