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Star Trek: Picard - 2x08: Gnade Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Amazon

Originaltitel: Mercy
Episodennummer: 2x08
Bewertung:
Erstausstahlung USA: 21. April 2022 (CBS)
Erstausstahlung D: 22. April 2022 (Amazon Prime)
Drehbuch: Cindy Appel & Kirsten Beyer
Regie: Joe Menendez
Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Jean-Luc Picard, Alison Pill als Agnes Jurati, Jeri Ryan als Seven of Nine, Michelle Hurd als Raffaela Musiker, Evan Evagora als Elnor, Isa Briones als Kore Soong, Santiago Cabrera als Cristóbal Rios.
Gastdarsteller: John de Lancie als Q, Brent Spiner als Adam Soong, Sol Rodriguez als Dr. Teresa Ramirez, Ito Aghayere als Guinan, Jay Karnes als Agent Wells u.a.


Kurzinhalt: Picard und Guinan wurden vom FBI verhaftet. Das Verhör wird von Agent Wells geleitet, der wie sich herausstellt einen persönlichen Grund für seine Ermittlungen hat, die darauf abzielen, nachzuweisen, dass sich außerirdische Lebensformen auf der Erde befinden. Während ihres Aufenthalts erhält Guinan schließlich auch Besuch von Q, der für sie eine überraschende Offenbarung bereithält. Während der Start der entscheidenden Europa-Mission immer näher rückt, gilt es für Jean-Luc und Guinan, einen Weg zu finden, um Wells auf ihre Seite zu ziehen, und aus dem FBI-Gewahrsam zu entkommen. In der Zwischenzeit kommen sich Rios und Ramirez an Bord der La Sirena zunehmend näher. Kore Soong bietet sich – dank Q's Hilfe – die Möglichkeit, aus ihrem Gefängnis zu entkommen. Seven und Raffi wiederum sezten ihre Suche nach der von der Borg-Königin besessenen Agnes fort. Und diese wiederum wendet sich hilfesuchend an Dr. Adam Soong…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) Amazon Bevor ich eher wieder kritischere Töne anschlage, muss ich "Gnade" zumindest eins zugutehalten: Meine Befürchtung einer reinen Füll- bzw. Zeitschind-Episode hat sich nicht bewahrheitet. Zwar war alles rund um die Gefangennahme von Picard und Guinan narrativ völlig überflüssig, und hätten sich die wichtigen Informationen, die wir hier nun gewinnen, auch am Ende der letzten Folge präsentieren lassen (wenn Q gleich erschienen wäre). Dennoch gab es hier einige wichtige Entwicklungen, und war damit immerhin eine gewisse Vorwärtsbewegung erkennbar; insbesondere rund um Kore und Adam Soong, das Gespräch zwischen Guinan und Q, sowie natürlich auch alles rund um die Borg-Königin, besonders am Ende. Allerdings: Dass es hier vorwärts geht, heißt natürlich noch lange nicht, dass die Richtung, in die sich die Handlung bewegt, auch unbedingt immer gefallen hat. Nehmen wir z.B. die Offenbarung, dass Q im Sterben liegt. Ich kann es nicht näher erklären/begründen, aber irgendwie schmeckt mir das nicht. Es macht die Figur auf der einen Seite zwar menschlicher, damit aber irgendwie auch gewöhnlicher, und nimmt ihr in meinen Augen doch einiges an Reiz.

Viel schwerer als das wog für mich aber die Andeutung am Ende, dass alles rund um Agent Wells kein Zufall, sondern vorherbestimmt bzw. von irgendeiner höheren Macht beeinflusst war, die wollte, dass er zu genau diesem Zeitpunkt an genau dieser Stelle landet, um Picard und Guinan freilassen zu können. Das alte "Star Trek" war für mich immer wissenschaftlich geprägt (ok, mit Ausnahme von "Deep Space Nine" – was auch ein wesentlicher Grund war, warum die Serie bei mir schlechter abschnitt als bei vielen anderen, und in meinem persönlichen Ranking auch hinter "Voyager" rangiert); da hat solch ein "Schicksal"-Hokuspokus für mich nichts verloren. Der nächste große Kritikpunkt mag zwar alt sein, da ich darauf auch schon in "Wächter" eingegangen bin, da jedoch Guinan in "Gnade" nochmal eine sehr prominente Rolle spielte, muss ich es auch hier nochmal erwähnen: Ich halte Ito Aghayere als junge Guinan für eine absolute Fehlbesetzung. Einerseits optisch, da sie Whoopi Goldberg jetzt nicht wirklich ähnlich sieht (in der letzten Woche kamen mir zufällig Bilder von Quinta Brunson unter, die ich rein vom Aussehen her mal für eine weitaus bessere Wahl gehalten hätte). Darüber hinaus kann ich leider auch – im Vergleich zu z.B. einem Chris Pine, der sich für den "Star Trek"-Reboot William Shatners Manierismen angeeignet hat – keine Mühe erkennen, Goldberg in Mimik, Gestik und/oder Ausdrucksweise zu imitieren. Doch es ist nicht nur sie, sondern auch das Drehbuch: Guinan klingt hier einfach nicht wie Guinan – oder zumindest nicht die Guinan, wie wir sie in TNG kennengelernt haben. Als Folge daraus habe ich auch hier in "Gnade" in ihren Szenen keine Sekunde lang wirklich Guinan gesehen, sondern einfach irgendeine unbekannte Frau, die halt zufällig den gleichen Namen hat. In dieser Hinsicht versagte "Picard" somit in meinen Augen leider auf ganzer Linie. Darüber hinaus muss ich sagen, dass ich das Erd/Gegenwarts-Setting langsam aber sicher doch leid bin (wobei sich daran wohl wie es scheint bis zum Staffelfinale nichts mehr ändern wird). Für eine "Star Trek"-Serie gibt es in dieser Staffel für meinen Geschmack jedenfalls bedeutend zu wenig "star trekking".

Episodenbild (c) Amazon Und doch fand ich "Gnade" zumindest wieder einen Hauch besser als die Episode zuvor. So konnte mir nicht zuletzt alles (oder sagen wir: das meiste; denn wenn Adam Soong in ihr nicht einfach nur ein Experiment, sondern auch wirklich eine Tochter sehen würde, hätte das seine Figur für mich ambivalenter und damit interessanter gemacht) rund um Kore gefallen, und wie sie ihrem Vater hier nun entkommt. Aber auch das Ende hatte es mir angetan. Dass es nach Q auch die Borg-Königin zu Dr. Soong verschlägt, wirkte zwar ebenso konstruiert, wie seine Verbindung zur weiteren Entwicklung der Zeitlinie (die von ihm und dem Verlauf der Europa-Mission abhängt). Die letzte Szene, in der die Borg-Königin beginnt, die ersten Drohnen zu assimilieren, verfehlte die gewünschte Wirkung bei mir aber nicht (was sie nicht zuletzt auch der Verwendung von Jerry Goldsmiths markantem Thema für die Figur aus "Der erste Kontakt" verdankt; ich frage mich nur, was sich ein Komponist wie Jeff Russo denken muss, wenn seine Musik immer nur dann auffällt, wenn er andere zitiert) – und sorgt für eine interessante Ausgangssituation für die letzten zwei Folgen; wenn ich mir auch etwas Sorgen mache, dass man mit Q, der Europa-Mission, Dr. Soong, und nun auch noch der Borg-Königin damit fast schon zu viele Pfeile im Köcher hat.

Fazit: Als "Enterprise" gestartet ist, sorgte unter anderem der Verzicht auf den Titelzusatz "Star Trek" für Wirbel. Nun mag ich – von der letzten Staffel abgesehen – nicht ihr größer Fan sein, muss ihr aber zumindest zugestehen, sich schon allein aufgrund des Serienkonzepts – mit dem Aufbruch der Menschheit zu den Sternen – den Titel "Star Trek" verdient zu haben. Hier hingegen habe ich zunehmend den Eindruck, man hätte die Serie besser nur "Picard" getauft – weil von einer Reise zu den oder durch die Sterne ist in dieser zweiten Staffel – vom Auftakt abgesehen – nicht mehr viel zu bemerken. Nun gab es natürlich auch immer schon Planeten- und/oder erd-zentrierte Episoden; aber einen derart langen Zeitraum – mittlerweile sechs Folgen hintereinander – ohne jeglichen Szenen im Weltall, daran könnte ich mich nicht erinnern. Damit verzichtet "Picard" leider auf wesentliche Bestandteile, die für mich zu "Star Trek" einfach dazugehören, und auch einen wesentlichen Reiz des Serienuniversums ausmachen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich die komplette "Picard/Guinan werden vom FBI verhaftet"-Handlung als überflüssigen Füllstoff erachte; umso mehr, als das letztendlich in einer "Schicksal/Vorherbestimmung/intelligentes Design"-Aussage mündet, die für mich bei "Star Trek" nun wirklich nichts verloren hat. Und mit Ito Aghayere als Guinan kann ich auch nach wie vor überhaupt nichts anfangen. Dafür muss ich "Gnade" aber immerhin zugutehalten, dass sich hier endlich mal wieder was getan hat, und die Handlung somit ein paar markante Sprünge nach vorne machte. Die Richtung, die man dabei einschlug, mag mir dabei zwar nicht immer zugesagt haben, aber immerhin. Und paradoxerweise habe ich angesichts all der offenen Handlungsstränge, nachdem man sich in meinen Augen bislang für die Geschichte zu viel Zeit genommen hat, nun zunehmend die Befürchtung, dass man ins Hudeln kommen wird. Die letzten zwei Folgen werden nicht nur das zeigen, sondern auch, ob eine leider zunehmend enttäuschende zweite Staffel doch noch einen versöhnlichen Abschluss erhalten wird.

Wertung: 2 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2022 Amazon Prime)







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