Originaltitel: Day 10 Episodennummer: 1x10 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 09. April 2021 (Amazon Prime Video) Drehbuch: Little Marvin Regie: Ti West Besetzung:
Deborah Ayorinde als Livia 'Lucky' Emory,
Ashley Thomas als Henry Emory,
Alison Pill als Elizabeth 'Betty' Wendell,
Shahadi Wright Joseph als Ruby Lee Emory,
Melody Hurd als Gracie Emory,
Ryan Kwanten als George Bell,
Christopher Heyerdahl als The Black Hat Man,
Jeremiah Birkett als Da Tap Dance Man,
Liam McIntyre als Clarke Wendell,
John Patrick Jordan als Earl,
Kim Shaw als Carol Lynn Denton,
Kate McNeil als Dr. Frances Moynihan,
Pat Healy als Marty Dixon,
Abbie Cobb als Nat Dixon,
Bailey Noble als Marlene,
Dirk Rogers als Miss Vera,
Sophie Guest als Doris,
Zack Daly als Roger,
Natalie Britton als Dottie,
Nick Greene als Neighborhood Man,
Marissa Marsden als Neighborhood Woman,
Kirstin Ford als Neighborhood Woman #2 u.a.
Kurzinhalt:
Kurz vor ihrem Eingriff gelingt es Lucky, den Wärter zu überwältigen. Daraufhin schleicht sie sich durch die Gänge in der Anstalt, und versucht, dieser zu entkommen. Henry ist indes drauf und dran, sich an seinen Peinigern auf brutale und blutige Art und Weise zu rächen – wird dann jedoch von seinen Töchtern in letzter Sekunde davon abgehalten. Auch Lucky trifft kurz darauf beim Haus ein. Dort müssen sich die Emorys nun allerdings noch jenen Geistern stellen, von denen sie heimgesucht wurden. So hat Gracie neuerlich eine Begegnung mit Miss Vera. Henry wird vom Tap Dance Man in jenes Kino geführt, dass er Monate zuvor mit seinen Töchtern besuchte – just während die Rednecks seiner Frau einen Besuch abstatteten und ihren Sohn ermordeten. Ruby Lee wird ebenfalls von jener Präsenz heimgesucht, die sich zuvor noch als ihre nette Freundin ausgegeben hat. Und zum Showdown stellt sich Lucky dem Black Hat Man, um den Fluch zu brechen…
Review:
Die Hoffnungen des Zuschauers, dass Betty entkommt, und Henry so im Hinblick auf ihr Verschwinden entlastet wird, zerschlagen sich früh, als ihr zwar scheinbar die Flucht aus dem Bunker gelingt (da George diesen vermeintlich vergessen hat, zu schließen) – sie dann jedoch als sie davonrennt von ihm erschossen wird. Ein harter Einstieg, mit dem man für mich auch den Ton der Folge vorgab. Direkt darauf kehren wir zur Nacht davor (so denke ich zumindest) zurück, und wie Henry gerade erst die Angreifer rund um Marty, die dabei waren, ihn zu erhängen, aus dem Haus vertreibt. Schließlich bedroht er sogar Martys Frau – und es scheint, als würde nur das Einschreiten seiner beiden Töchter Ruby Lee und Grace schlimmeres verhindern. Kurz darauf trifft dann auch Lucky ein, der es gerade noch rechtzeitig gelungen ist, vor dem Eingriff aus der Anstalt zu fliehen. Die betreffenden Szenen waren sehr packend umgesetzt, und mir gefiel nicht zuletzt auch der Moment, wo der eine – afroamerikanische – Wächter, der wohl genau weiß, was in der Anstalt vor sich geht, sonst aber halt kuscht, diese Gelegenheit nutzt, das Richtige zu tun, und sie gehen lässt.
Wieder vereint in ihrem Haus in Compton – um das sich nachdem Livia es betrifft plötzlich eine Feuerwand bildet, die dafür sorgt, dass der wütende Nachbarschaftsmob Abstand hält – müssen die Emorys dann schließlich die Dämonen, die sie seit ihrem Umzug heimsuchten, besiegen. Und das gelingt ihnen – und darin liegt für mich eine der wichtigsten Aussagen dieses Staffelfinales – in erster Linie gemeinsam. So wird Lucky von ihrer Tochter gerettet, als diese Miss Vera besiegt, in dem sie die betreffende Seite aus dem Buch reißt. Demgegenüber ist Livia wiederum federführend dabei, wenn es darum geht, Ruby Lee vor deren imaginären Freundin zu retten, sowie Henry dabei zu unterstützen, den Tap Dance Man – und damit zugleich seine Schuldgefühle – hinter sich zu lassen. Denn, wie wir hier nun erfahren, war er als ihr Baby ermordet wurde deshalb nicht zu Hause, weil er seine beiden Töchter ins Kino brachte; etwas, dass ihn seither verfolgt (wobei ich mir nicht sicher bin, ob es wirklich etwas geändert hätte, wären sie zu Hause gewesen; ganz im Gegenteil, vielleicht hätte vielmehr auch Ruby Lee und Grace ein grausliches Schicksal ereilt). Einzig der letzte Kampf wird dann von Lucky allein bestritten, als sie sich im Keller dem Black Hat Man stellt – wobei auch hier deutlich wird, dass es in erster Linie ihre Familie ist, die ihr die nötige Kraft gibt, um den Schmerz ob des unfassbar traurigen Verlusts den sie erlitten hat, hinter sich zu lassen – und so den Black Hat Man zu jenem Schicksal zu verdammen, welches er eigentlich für die Emorys vorgesehen hatte. Und so stehen sie am Ende vor dem wütenden Mob – und der Feuerwand – vereint vor ihrem Haus. Zwar gezeichnet, aber als Familie vereint, und letztendlich ungebrochen. Ein kraftvolles Bild als Abschluss einer sehr guten Staffel, die jedoch zugleich mit der sich unweigerlich aufdrängenden Frage, wie es mit den Emorys nun weitergehen soll/kann, auch die Tür für eine mögliche Fortsetzung sperrangelweit offen lässt.
Fazit:
Nach dem kurzen Einstieg rund um Betty ist "Tag 10" voll und ganz auf die Emorys fokussiert, und den natürlichen als auch übernatürlichen Bedrohungen, die sie sich gegenübersehen. Die Aussage, dass sie letztendlich nur gemeinsam bestehen können – aber insbesondere eben auch, dass sie gemeinsam bestehen können – gefiel mir ausgesprochen gut. Und so hatte es mir insbesondere die kraftvolle letzte Einstellung der Folge/Staffel enorm angetan. Aber auch die Auseinandersetzungen mit den einzelnen Dämonen davor waren – von Horror-Spezialist Ti West – wieder einmal sehr packend inszeniert. Wie hier dann mit zunehmender Laufzeit, nachdem man zuvor noch mit weltlichen Gefahren beschäftigt waren, die Horrorelemente noch einmal ganz stark zu Tage traten. Letztendlich aber sind die Geister, welche die Emorys heimsuchen, nur Ausdruck ihrer inneren Dämonen und ihren Traumata, denen sie sich hier stellen müssen: Ruby Lee ihrer Abneigung gegen ihre eigene Hautfarbe. Grace ihrer Angst nach dem Schicksal, das ihrem kleinen Bruder widerfuhr. Henry seinen Schuldgefühlen, da er zu diesem entscheidenden Zeitpunkt nicht zu Hause war. Und Lucky dem Verlust ihres Babys. Insgesamt fand ich die erste Staffel von "Them" jedenfalls sehr stark, und hoffe auf eine – qualitativ daran anknüpfende – Fortsetzung!