Mit: Jason Robards, JoBeth Williams, Steve Guttenberg, John Cullum, John Lithgow, Bibi Besch, Lori Lethin, Amy Madigan, Jeff East, Georgann Johnson, William Allen Young, Calvin Jung, Lin McCarthy, Dennis Lipscomb u.a.
Kurzinhalt:
Der kalte Krieg zwischen der Sowjetunion und den USA droht zu eskalieren, als Russland Truppen nach Ostberlin entsendet. Als gegenseitige Ultimaten ignoriert werden, kommt es schließlich zum Unvorstellbaren: Beide Seiten schicken ihre Atomraketen auf den Weg, um den Gegner auszulöschen. Hunderttausende Menschen fallen dem Einschlag der Raketen sofort zum Opfer. Doch auch jene, die den ersten Schlag überleben, sind noch lange nicht in Sicherheit – einerseits aufgrund der atomaren Strahlung, und andererseits dem Zusammenbruch der Zivilisation. Doch egal ob in den Trümmern einer Großstadt, oder dem eigenen Keller: Für all jene, welche den ersten Einschlag heil überstanden haben, beginnt am Tag danach der harte Kampf ums Überleben…
Review:
1962 stand die Welt während der Kuba-Krise am Rand eines nuklearen Krieges. Die darauffolgenden knapp drei Jahrzehnte waren – auch in Film- und Fernsehen – vom Kalten Krieg mit Russland geprägt, sei es nun, dass die Russen in US-Produktionen fast immer die Bösen waren, man in Katastrophenfilmen – wenn auch meist in Form von Naturkatastrophen – den Ängsten des Publikums ein Ventil gab, oder auch in Form des Eskapismus, der dann insbesondere mit dem Aufkommen des Blockbusters (mitbegründet nicht zuletzt auch von "Star Wars") den Publikum ermöglichte, der Realität zu entfliehen. In erster Linie ist es jedoch das Kino der 80er, das vom Kalten Krieg geprägt war, und vor allem auch den Gefahren eines Atomkriegs warnte. Angefangen bei Filmen, in denen die Menschheit am Rande des dritten Weltkriegs stand (u.a. "2010 – Das Jahr in dem wir Kontakt aufnehmen") über solche, welche die Sinnlosigkeit eines solchen Auslöschungskriegs vermittelten (siehe "Wargames – Kriegsspiele"), bis hin zu düster-bedrückenden Filmen, die sich mit den Auswirkungen eines solchen Atomkriegs beschäftigten – wie z.B. "Mad Max 3 – Jenseits der Donnerkoppel". Doch wenige Filme (mir fällt da ansonsten in erster Linie nur noch die Alptraumsequenz aus "Terminator 2: Tag der Abrechnung" ein) zeigten die Schrecken eines Atomkriegs ähnlich schonungslos und erschütternd wie "The Day After – Der Tag danach".
Um einen der offensichtlichsten Kritikpunkte gleich vorwegzunehmen: Ja, "The Day After" war "nur" eine TV-Produktion, und das dementsprechend mit den großen Blockbustern der Zeit nicht vergleichbare Budget merkt man ihm teilweise doch ein bisschen an. Weniger bei der Größe der Produktion, die mit einigen netten Sets und Massenszenen aufwarten kann (auch wenn diesbezüglich mit einem Kino-Budget wohl ebenfalls noch mehr drin gewesen wäre), als eher bei den Effekten. Mir persönlich ging der Einschlag der Atombomben und die Aufnahme mit den Skeletten ja durch Mark und Bein; kann aber verstehen, wenn dieser Moment, durch kritischere Augen betrachtet, nicht ganz so gut funktioniert. Und zugegebenermaßen war ein paar Jahre später die schon angesprochene Szene aus "Terminator 2" in der Tat nochmal die Spur eindringlicher. Dennoch fand ich das nun wirklich erschreckend genug umgesetzt. Generell ist "The Day After" einer der seltenen Fälle, wo ich glaube, dass der Film in den eigenen vier Wänden und "nur" auf dem TV-Schirm wohl sogar besser funktioniert, als in der relativen Sicherheit und Abgeschiedenheit eines Kinosaals; nicht zuletzt als es die Glaubwürdigkeit der Bilder noch einmal verstärkt. Womit wir eben auch schon beim größten Plus des Films sind: Er rollt den potentiellen Ausbruch eines Atomkriegs auf fast schon dokumentarische Art und Weise auf (nicht zuletzt mit den vermeintlichen Aufnahmen aus Militärbasen, und so weiter), und wirkt dadurch sehr realitätsnah und damit plausibel. Besonders gelungen und mitreißend fand ich dabei vor allem auch die erste Dreiviertelstunde, die uns die im Mittelpunkt stehenden Figuren vorstellt, und wo die Gefahr des Atomkriegs zunehmend greifbar wird. Der Höhepunkt ist dann zweifellos der Ausbruch des Krieges selbst, angefangen vom Einschlag der Bomben bis hin zur Reaktion der Protagonisten.
Aber, natürlich: Wie ja der Titel schon verrät, geht es bei "The Day After" eben insbesondere auch um die Auswirkungen des Atomkriegs, und somit auch um die Zeit danach. Was sind die unmittelbaren Auswirkungen für diejenigen, die das Glück (?) haben, den ersten Einschlag zu überleben? Und dabei sind wir dann auch bei der einzigen nennenswerten Schwäche des Films, die für mich, trotz der phantastischen, schockierenden, mitreißenden und eindringlichen ersten Stunde eine höhere Wertung verhindert: Denn auch wenn es in der zweiten Hälfte ebenfalls noch ein paar wirklich hervorstechende, starke Momente gibt, baut er insgesamt dann doch ein wenig ab, und beginnt sich sogar ein bisschen zu ziehen. Im Vergleich zum Spannungsaufbau zuvor, sowie dem dramaturgischen Höhepunkt des Bombeneinschlags, ist der Rest des Films fast schon antiklimaktisch. Es mag auch daran liegen, dass der post-apokalyptische Aspekt – wenn auch zumeist schon weiter in der Zukunft, nach dem Untergang der Zivilisation – in anderen Filmen bereits ausreichend beleuchtet wurde (nicht zuletzt die "Mad Max"-Reihe), und somit im Vergleich zum tatsächlichen Ausbruch des Atomkriegs, der hier gezeigt wird, nicht mehr ganz so frisch und unverbraucht – und damit auch erschreckend – war. So oder so, die zweite Hälfte vermochte es dann leider nicht mehr, mich ähnlich zu packen wie das, was davor kam. Was jedoch die erste Stunde um nichts weniger erschreckend macht.
Fazit:
Wir werden nie erfahren, inwiefern Filme wie "The Day After – Der Tag danach", die sich mit dem Ausbruch oder auch den Folgen eines Atomkriegs beschäftigt haben, dazu beitrugen, den Ausbruch eines eben solchen (bislang?) erfolgreich zu verhindern. So oder so ist dem Regisseur des zweiten sowie des sechsten "Star Trek"-Films, Nicholas Meyer, basierend auf dem Drehbuch von Edward Hume, und unterstützt von einem großen Ensemble, dem auch das eine oder andere bekannte Gesicht angehört, mit diesem TV-Film (der außerhalb der USA auch im Kino vermarktet wurde) ein eindringliches Drama gelungen, welches auf so sachlich-nüchtern-dokumentarische wie auch erschütternde und schockierende Art und Weise vor den Folgen eines solchen Atomkriegs warnt. Vor allem die erste Hälfte hat mich dabei mit ihrem Spannungsaufbau und der langsamen Eskalation der Ereignisse enorm gepackt; und die Bombeneinschläge selbst gingen mir dann, trotz der vielleicht nicht ganz optimalen Effekte, in Mark und Bein. Die zweite Hälfte – auf dich sich ja auch der Titel in erster Linie bezieht – konnte daran dann in meinen Augen zwar nicht mehr ganz anknüpfen, und erschien mir insgesamt auch etwas zu lang, bot aber ebenfalls noch einige starke Momente. Insgesamt ist "The Day After" – auch wenn die Gefahr eines Atomkriegs in den letzten 30 Jahren, mit dem Ende des Kalten Krieges, zum Glück bedeutend gesunken ist (wenn sie auch zugleich von neuen Bedrohungen abgelöst wurde) – jedenfalls auch heute noch nichts für schwache Nerven; und ist in erster Linie auch ein so interessantes und erschütterndes Zeugnis einer Zeit, die vor der Angst vor einem Ereignis geprägt war, dass so (bislang) zum Glück nie eingetreten ist.