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Kevin allein zu Haus – aber auf brutal Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 31 Oktober 2020
 
Halloween-SPECiAL

 
Becky
Originaltitel: Becky
Produktionsland/jahr: USA 2020
Bewertung:
Studio/Verleih: Yale Productions/Amor Media/Splendid Film
Regie: Jonathan Milott & Cary Murnion
Produzenten: U.a. Jordan Beckerman, Jordan Yale Levine, J.D. Lifshitz, Raphael Margules & Russ Posternak
Drehbuch: Nick Morris, Ruckus Skye & Lane Skye
Filmmusik: Nima Fakhrara
Kamera: Greta Zozula
Schnitt: Alan Canant
Genre: Thriller
DTV-Premiere Deutschland: 30. Oktober 2020
Internet-Premiere USA: 05. Juni 2020
Laufzeit: 93 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 18
Trailer: YouTube
Kaufen: Blu-Ray, DVD
Mit: Lulu Wilson, Kevin James, Joel McHale, Robert Maillet, Amanda Brugel, Isaiah Rockcliffe, Ryan McDonald, James McDougall u.a.


Kurzinhalt: Dominick ist der Anführer einer Gruppe von Nazis, die vor rund zehn Jahren verhaftet wurden. Nun gelingt es ihnen, während einer Gefangenenüberstellung zu fliehen. Kurz vor ihrer Festnahme hat Dominick damals in einem Haus einen Schlüssel versteckt. Eben diesen möchte er nun gleich wieder sicherstellen. Nur: Das Haus gehört mittlerweile Jeff. Der hat vor ein paar Monaten seine Frau verloren, und lebt seither allein mit seiner kleinen Tochter Becky. Mittlerweile hat er jedoch wieder jemanden kennengelernt. Kayla ist ebenfalls verwitwert, und hat einen eigenen kleinen Sohn. Mit einem gemeinsamen Wochenende in ihrem Ferienhaus sollen die beiden Familien an die geplante gemeinsame Zukunft gewöhnt werden. Bis Dominick und seine Truppe einfallen, und die Familie als Geisel nehmen. Dabei haben sie jedoch die Rechnung ohne Becky gemacht…

Review: Szenenbild. Auf "Becky" freute ich mich nun schon seit dem ersten Trailer, der im Frühjahr erschienen ist. Umso erfreuter war ich, als er ins Programm des heurigen SLASH Filmfestivals kam – wobei ich letztendlich beschloss, ihn mir als meinen persönlichen Abschlussfilm aufzuheben, in der Hoffnung, dass mein heuriges SLASH so mit einem kleinen Highlight enden würde. Und zu meiner Freude hat er genau diese Erwartungshaltung von mir dann auch erfüllt. Der Einstieg war perfekt dosiert, und gerade lang genug, um uns einen ersten Eindruck von den Figuren zu geben. Jeff erinnerte mich dabei in seiner indiskutablen Vorgehens ein bisschen an Richard aus "The Lodge"; der war auch nicht gerade ein Kandidat für die Auszeichnung als Vater des Jahres. Weil, ganz ehrlich, du kannst doch nicht einfach deine neue Flamme und ihren Sohn als Überraschung für deine Tochter ins gemeinsame Ferienhaus miteinladen. Es gibt Becky aber zumindest einen nachvollziehbaren Grund, warum sie schon lange bevor die Nazis auftauchen ordentlich angepisst ist, und sich doch einiges an (berechtigter) Wut anstaut (die sich in weiterer Folge dann eben an ihnen auslassen kann).

Nach dieser kurzen Einführung geht es dann aber auch schon ziemlich schnell zur Sache, wobei natürlich zuerst mal der Terror durch die geflohenen Häftlinge dominiert. Das wäre für sich genommen ja schon schlimm und erschreckend genug; die afroamerikanische Herkunft von Jeffs neuer Flamme und ihrem Sohn, und die daraus entstehende, nicht gerade dem arischen Idealbild entsprechende, Familie, gibt dem ganzen dann aber nochmal eine zusätzliche Brisanz. So richtig dreht der Film dann aber natürlich auf, sobald Becky beginnt, zurückzuschlagen – und dies geschieht dann auf so angenehm wie beeindruckend blutige Art und Weise. Die betreffenden (Gore-)Momente zählten jedenfalls definitiv zu den Highlights des Films, wobei mir vor allem das mit dem Auge noch lange in Erinnerung bleiben wird. Was mich dann aber wirklich – und eigentlich noch mehr als die (beachtliche) Brutalität – beeindruckt hat, ist die Art und Weise, wie der Film damit umgeht. Denn: Es wäre ein leichtes gewesen, den Film einfach nur als luftig-lockeren Fun-Splatter anzulegen, und den Zuschauer jubeln und brüllen zu lassen, wenn Becky einen Nazi nach dem anderen in die Schranken weist. Stattdessen wird jedoch die Gewalt, selbst wenn sie von Becky kommt, zwar (natürlich) zelebriert, aber nie verherrlicht. Vielmehr stimmt "Becky" in weiterer Folge vielmehr überraschend ernste Töne an, was die (Langzeit-)Auswirkungen der von Becky verübten Gewalt betrifft – weshalb mich "Becky", trotz allen Adrenalins, dann doch auch ziemlich nachdenklich zurückgelassen hat. Das hatte ich so echt nicht erwartet, und war für mich definitiv ein ganz großes Plus des Films. Abschließend müssen auch unbedingt noch die DarstellerInnen hervorgehoben werden, wobei es mir neben einer echt beeindruckend aufspielenden Lulu Wilson (die nicht nur das nötige schauspielerische Talent mitbringt, sondern auch über genau jene Leinwandpräsenz verfügt, die du in so einer Rolle brauchst) und dem erschreckend überzeugenden Kevin James vor allem noch Robert Maillet angetan hatte, dessen Figur sicherlich auch eine der spannendsten des Films war. Insgesamt ist jedenfalls meine Rechnung, mir "Becky" bis zum Schluss aufzuheben, voll und ganz aufgegangen.

Fazit: Szenenbild. Auf der einen Seite war "Becky" genau das, was ich mir erwartet hatte – nämlich eine angenehm blutig-brutale Variante von "Kevin allein zu Haus". Und als eben solche hat der Film für mich auch prima funktioniert. Es macht echt Spaß, Becky dabei zuzusehen, wie sie gegen diese Nazis ins Feld zieht, und den vermeintlichen arischen Übermenschen von einem kleinen, taffen Mädchen gezeigt wird, wo der Hammer hängt. Andererseits begnügt sich der Film aber, zu meiner – positiven – Überraschung, nicht damit, uns einen gehörigen Adrenalinschub zu verpassen. Denn auch wenn Beckys Gewalt hier natürlich durchaus zelebriert wird, wird sie dennoch nie verherrlicht, und lässt uns der Film nicht darauf vergessen, dass derartige Gewalt – auch wenn sie in diesem Fall als Notwehr durchgehen und damit zumindest ansatzweise gerechtfertigt sein mag – immer ihren Preis hat. Das war einer jener Aspekte, die ihn für mich so auszeichneten. Ein anderer sind die starken schauspielerischen Leistungen, wobei mich vor allem der ernste und bedrohliche Kevin James, ein erstaunlich gefühlvoll-verletzlicher Robert Maillet, sowie natürlich die ungemein ausdrucksstarke und energiegeladene Performance von Lulu Wilson beeindruckten. Wenn man unbedingt ein Härchen in der Suppe finden wollen würde, dann wäre das wohl die Sache mit dem Schlüssel, die hier erstmal wie ein zweckmäßiger McGuffin wirkt, um sie Sache ins Rollen zu bringen (eine allfällige Fortsetzung, die der Film hier durchaus selbst ins Spiel bringt, könnte diesbezüglich Abhilfe schaffen). Ansonsten war das aber ein mitreißender Thriller, der trotz aller aufpushenden Momente zuvor, mich letztendlich in nachdenklicherer Stimmung zurückließ, als ich das im Vorfeld erwartet hatte. Und ja, das ist gut so.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Splendid Film)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2020





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