Mit: Leon Orlandianyi, Marii Weichsler, Lars Bitterlich, Benno Rosskopf, Julia Koschitz, Michael Pink, Inge Maux, Elfriede Schüsseleder, Michael Somma u.a.
Kurzinhalt:
Hendrik ist alles andere als begeistert, als ihm seine Mutter eröffnet, dass sie nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seinem jüngeren Bruder Eddi in ein kleines Kaff im österreichischen Kärnten ziehen werden. #ArschderWelt postet er genervt auf Instagram, nachdem er sich das erste Mal umgesehen und erkannt hat, dass dort wirklich nur tote Hose ist. Dass es in jenes Haus, das der Familie nun als neues Heim dienen soll, scheinbar vor Jahrzehnten eine furchtbare Familientragödie gegeben hat, trägt auch nicht dazu bei, dass er sich dort heimeliger fühlen würde. Offenbar hat damals eine Mutter zuerst ihre beiden Kinder und dann sich selbst mit Pilzen vergiftet. Seither, so sagt man sich im Dorf, soll es im Haus spuken. Anfangs hält Hendrik das nur für dummes Geschwätz, um das Leben im trostlosen Kaff etwas interessanter zu gestalten. Dann jedoch beginnt Erik zunehmend schlafzuwandeln, und wirkt dabei wie von einem bösen Geist besessen. Zusammen mit seinen beiden neuen Freunden Ida und Fritz macht sich Hendrik daraufhin daran, das Geheimnis des schaurigen Hauses zu ergründen…
Review:
Bei allem Respekt vor unseren deutschen Nachbarn, und trotz einiger durchaus beachtlicher Genrebeiträge wie "Der Samurai", "Luz" und "Schlaf", aber… was den Horrorfilm betrifft, war euch das kleine Österreich in den letzten Jahren (beginnend mit "In 3 Tagen bist du tot") doch ziemlich voraus. "Das schaurige Haus" reiht sich nun nahtlos in die Riege der gelungenen Genrebeiträge aus "Ösiland" ein – wobei sich der Film an eine nochmal etwas jüngere Zielgruppe richtet (im Gegensatz zum gerader erwähnten Teenie-Horror, sowie z.B. "Die letzte Pary deines Lebens"). Denn: Der Film ist eindeutig von den Jugend-Abenteuerfilmen der 80er beeinflusst, bzw. – no na – auch von der aktuellen Kultserie "Stranger Things". Sprich, im Gegensatz zur kürzlichen "Es"-Verfilmung, wo zwar (im ersten Teil) auch Teenager die Hauptrolle spielten, sich der aufgrund der doch recht heftigen Gruselelemente zweifelsfrei an eine erwachsene Zielgruppe richtete, ist "Das schaurige Haus" eben auch wirklich – und vornehmlich – an Zwölf- bis Sechszehnjährige ausgerichtet. Dementsprechend sollte man sich also, gerade auch als genreerfahrener Erwachsener, von den Grusel- und Horrorelementen jetzt nicht zu viel erwarten.
Hat man das mal erkannt und akzeptiert, erwartet einen aber ein überaus gelungener, unterhaltsamer Film, der nicht zuletzt von seinen wundervollen, sympathischen Figuren lebt. Hendrik und Ida sind ein charmantes Pärchen, Eddi bringt als jüngerer, zum Schlafwandeln neigender Bruder die Sache ins Rollen, der eine Bully darf sich in weiterer Folge als doch kein ganz so schlimmes Scheusal erweisen; in erster Linie ist es aber Fritz, der den anderen teilweise doch ziemlich die Show stiehlt. Vor allem aber beeindruckt, wie natürlich die Riege an JungdarstellerInnen spielt. Da stört es dann letztendlich auch nicht wirklich, dass man hier weitestgehend auf bekannte Gesichter verzichten muss (Inge Maux und Michael Pink dürfte dem geneigten Fan der lokalen Film- und Fernsehkost wohl noch am ehesten ein Begriff sein). Doch nicht nur darstellerisch, sondern auch inszenatorisch, gibt sich "Das schaurige Haus" keine Blöße. Ich bin ja durchaus jemand, der Vetternwirtschaft skeptisch sieht, aber da Daniel offenkundig das inszenatorische Talent seines Vaters (der vor knapp fünfzehn Jahren den zuvor erwähnten "In 3 Tagen bist du tot" inszenierte, und damit wohl auch die Welle an Genrefilmen aus Österreich begründete) geerbt hat, fällt es in diesem Fall schwer, sich allzu sehr darüber zu beschweren. Nachdem er zuvor bei "Das finstere Tal", "Blutgletscher" und "Die letzte Party deines Lebens" für den Schnitt verantwortlich war, gibt er hiermit nun sein beachtliches Langfilm-Regiedebüt. Jedenfalls ist es schön, zu sehen, dass sich dieser österreichische Genrebeitrag nicht wesentlich vor der großen Konkurrenz aus Übersee verstecken muss. Dazu trägt sicherlich auch die musikalische Untermalung ihren Teil bei. Ja, Synthie-Scores sind in den letzten Jahren – und auch dies dürfte zu einem Großteil "Stranger Things" zuzuschreiben sein – gerade auch im Horrorgenre wieder überaus salonfähig geworden; aber einen österreichischen Film damit unterlegt zu sehen, hatte doch nochmal einen ganz besonderen, eigenen Reiz. Wie gesagt, spannungs- und gruseltechnisch darf man sich von "Das schaurige Haus" sicherlich nicht zu viel erwarten. Aber auch abseits der angestrebten Hauptzielgruppe sollte es ihm dank der talentierten JungdarstellerInnen, dem interessanten Mysterium, das im Fokus steht, sowie der hochwertigen Inszenierung, durchaus gelingen, gut zu unterhalten.
Fazit:
"Das schaurige Haus" ist ein weiterer gelungener Genrebeitrag aus Österreich. Dabei muss einem bewusst sein, dass sich der Film in erster Linie an Kinder bzw. Jugendliche richtet, sprich, Erwachsene werden hier eher nichts zum Fürchten finden. Was jüngere Filme betrifft, lässt er sich wohl am ehesten mit "Scary Stories to Tell in the Dark" vergleichen. Der Film punktet dabei in erster Linie mit den wunderbaren, charmanten Figuren, die von den jeweiligen DarstellerInnen auch allesamt sehr gut und natürlich auf die Leinwand gebracht werden. Vor allem Fritz zählte zweifellos zu den Highlights des Films, aber generell hatte es mir die Dynamik zwischen diesen Freunden sehr angetan. Der Film war zudem durchgehend unterhaltsam, das Rätsel gut aufgebaut, und die neuen Informationen waren sehr gut platziert, so dass man nie zu lange auf den nächsten Hinweis warten musste. Und auch inszenatorisch muss sich der Film, dank Daniel Prochaska und seinem Team, nicht vor der internationalen Konkurrenz verstecken, wobei ich vor allem den Synthie-Score – bei einer österreichischen Produktion – sehr ungewöhnlich und damit reizvoll fand. Wie gesagt, wirklich zum Fürchten ist er nicht – dafür aber sehr kurzweilig, charmant, und vor allem bestens dazu geeignet, eine neue Generation ans Genre heranzuführen.