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Starker Genrebeitrag aus Deutschland Kategorie: Filme - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 27 Oktober 2020
 
Halloween-SPECiAL

 
Schlaf
Originaltitel: Schlaf
Produktionsland/jahr: Deutschland 2020
Bewertung:
Studio/Verleih: Junafilm/Edition Salzgeber
Regie: Michael Venus
Produzenten: Verena Gräfe-Höft & Christian Cloos
Drehbuch: Thomas Friedrich & Michael Venus
Filmmusik: Sebastian Damerius & Johannes Lehniger
Kamera: Marius von Felbert
Schnitt: Silke Olthoff
Genre: Horror/Drama
Kinostart Deutschland: 29. Oktober 2020
Laufzeit: 102 Minuten
Altersfreigabe: FSK ab 16
Trailer: YouTube
Kaufen: Noch nicht erhältlich
Mit: Gro Swantje Kohlhof, Sandra Hüller, August Schmölzer, Marion Kracht, Agata Buzek, Max Hubacher, Martina Schöne-Radunski, Katharina Behrens, Andreas Anke, Benjamin Heinrich, Josefine Schäferhoff, Samuel Weiss u.a.


Kurzinhalt: Marlene leidet nun schon seit einiger Zeit unter Schlafstörungen im Allgemeinen und schrecklichen Alpträumen im Besonderen. Eines Tages fällt ihr Blick auf den Artikel einer Zeitung, wo sie genau jenes Hotel sieht, dass sie in ihren Träumen heimsucht. Statt in die Arbeit – als Flugbegleiterin – begibt sie sich daraufhin vielmehr in den betreffenden verschlafenen Ort, Stainbach genannt, um dem besagten Hotel einen Besuch abzustatten. Dort erleidet sie dann schließlich einen Zusammenbruch, und wird ins nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Dieses verständigt daraufhin ihre Tochter Mona, die sofort nach Stainbach aufbricht, um ihre Mutter zu besuchen. Doch Marlene ist völlig apathisch, wie im Schockzustand, und niemand kann sich erklären, wie es dazu kam. Mona beginnt daraufhin, Nachforschungen über den Ort und das Hotel anzustellen, in der Hoffnung, eine Verbindung zwischen Stainbach und ihrer Mutter zu finden, der Marlenes Zustand erklärt – und so vielleicht auch einen Weg aufzeigt, wie man ihr helfen kann…

Review: Szenenbild. Ich habe ja bekanntlich ein Faible für alptraumhaften Horror, insofern war ich wohl quasi prädestiniert dafür, diesen Film zu mögen. Behaltet dies bitte im Hinterkopf, wenn ich euch sage, dass ich "Schlaf" für einen der besten deutschen Genrebeiträge der letzten Jahre halte – welches für mich umso beachtlicher ist, als es das Langfilmdebüt eines Jungregisseurs darstellt. Sowohl was das betrifft, als auch im Hinblick auf die alptraumhafte Stimmung, finden sich hier einige Parallelen zu "Luz" – der jedoch im direkten Vergleich noch wesentlich deutlicher als "Studentenfilm" zu erkennen war, und was Besetzung und Budget betrifft mit "Schlaf" keineswegs mithalten konnte. Interessant fand ich es aber schon, dass sich hier zwei deutsche Jungregisseure bei ihrem Debüt in eben diese Richtung bewegten. "Schlaf" zog mich jedenfalls mit seiner entrischen Stimmung, sowie auch einem zunehmenden Gefühl von "What the fuck?!", quasi von der ersten Sekunde an in seinen Bann. Schon allein Setup und Inszenierung, sowie die ersten paar Momente, erlangten sofort meine Aufmerksamkeit, und danach war ich gleichermaßen in der Stimmung als auch der Story des Films gefangen, und gespannt darauf, wie es wohl weitergehen wird.

Nun gebe ich zu, dass man es im Mittelteil mit den einzelnen seltsamen/mysteriösen Elementen fast schon zu übertreiben droht. Hier wird viel zusammengeworfen, wo man sich rückblickend schon fragen kann, ob das auch alles wirklich notwendig war (insbesondere bei der Karaoke-Einlage nebst Traumorgie würde ich das z.B. doch eher in Abrede stellen). Das wirkte dann teilweise ein bisschen wie "Wir werfen alles Mögliche das uns einfällt an die Wand, und schauen mal, was picken bleibt". Dezidiert von dieser Kritik ausnehmen möchte ich allerdings die zunehmend politische Komponente, die er zum Ende hin – überraschend – noch bekommt, und die ich vielmehr als überaus positiv empfand. Wie es "Schlaf" dann generell gelingt, den Großteil dieser zuvor ausgelegten Puzzleteilchen doch noch zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzufügen – jedoch, nicht minder erfreulicherweise, ohne dabei alles überzuerklären. Vor allem letzteres rechne ich ihm angesichts der zuvor teils lose wirkenden Einzelelemente, sowie der Tatsache, dass ich lange Zeit echt keine Ahnung hatte, was hier denn eigentlich vor sich geht, sehr hoch an. Neben Inszenierung und Inhalt war ich aber auch von den schauspielerischen Leistungen sehr angetan. Gro Swantje Kohlhof war mir bislang kein Begriff, hat sich hier jedoch mit ihrer eindringlichen, gefühlsbetonten Performance schnell in mein Herz gespielt (und war zudem als Tochter von Sandra Hüller ausgesprochen überzeugend gecastet). Aber auch August Schmölzer war großartig. Ich will hier nicht zu viel vorwegnehmen, aber er fängt die Doppelgesichtigkeit seiner Figur wirklich perfekt ein, und wer mit der Politik in Österreich vertraut ist, dem wird es nicht schwer fallen, seine Inspirationsquelle(n) auszumachen. Einzig das Ende hätte ich dann ein bisschen anders gestaltet – und vor allem auf die Mid-Credits-Szene verzichtet. Die fand ich nämlich leider doch eher störend als hilfreich. Davon abgesehen ist "Schlaf" aber ein großartiger deutscher Genre-Beitrag, der vor allem als Langfilmdebüt eines Jungregisseurs überaus beeindruckt.

Fazit: Szenenbild. "Schlaf" bedient sowohl meine Vorliebe für alptraumhaften Horror als auch mein Faible zu Geschichten über die Schatten der Vergangenheit. Dem Film gelang es dabei von Beginn an, mich mit seiner unheimlichen Stimmung gefangen zu nehmen. Zwischendurch drohte er mich zwar mit auch rückwirkend etwas beliebig wirkenden Momenten dann wieder ein bisserl zu verlieren. Und auch auf die Mid-Credits-Szene hätte ich lieber verzichtet. Insgesamt ist "Schlaf" aber ein wirklich starker deutscher Genre-Beitrag, der neben der atmosphärischen Inszenierung und der interessanten Story nicht zuletzt auch mit starken schauspielerischen Leistungen – insbesondere von Gro Swantje Kohlhof, Sandra Hüller und August Schmölzer – besticht. Und auch die politische Komponente, die er dann – für mich durchaus überraschend – zunehmend bekam, sagte mir zu. Insofern: Wer sich das Kino von Corona nicht verleiden lassen will und wem aktuell – gerade auch im Horror-Genre – gerade der Stoff aus Übersee auszugehen droht, der findet in "Schlaf" eine überaus lohnenswerte lokale Alternative, die sich vor der Konkurrenz aus Hollywood nicht verstecken muss.

Wertung:8 von 10 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 Junafilm)


Weiterführende Links:
Halloween-SPECiAL 2020





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