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Watchmen - 1x05: Ein wenig Angst vor Blitzen Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) FOX

Originaltitel: Little Fear of Lightning
Episodennummer: 1x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 17. November 2019
Erstausstrahlung D: 02. Dezember 2019 (Sky)
Drehbuch: Damon Lindelof & Carly Wray
Regie: Steph Green
Besetzung: Regina King als Angela Abar / Sister Night, Jean Smart als Laurie Blake, Tim Blake Nelson als Wade Tillman / Looking Glass, Hong Chau als Lady Trieu, Yahya Abdul-Mateen II als Cal Abar, Andrew Howard als Red Scare, Jacob Ming-Trent als Panda, Tom Mison als Mr. Phillips, Sara Vickers als Ms. Crookshanks, Dylan Schombing als Topher Abar, Louis Gossett Jr. als Will Reeves, Jeremy Irons als Adrian Veidt, James Wolk als Joe Keene, Lily Rose Smith als Rosie, Adelynn Spoon als Emma, Jolie Hoang-Rappaport als Bian, Dustin Ingram als Agent Petey, Jessica Camacho als Pirate Jenny, Danny Boyd Jr. als Young Will, Steven G. Norfleet als O.B. Williams, Alexis Louder als Ruth Williams, Regina Ting Chen als Crew Chief, Robert Pralgo als Jon Clark, Christine Weatherup als Katy Clark, Henry Louis Gates Jr. als Skip Gates, Mariana Novak als Guard, Quinten Johnson als Fireman u.a.

Kurzinhalt: Am 2. November 1985 stand die Welt vor einem Nuklearkrieg zwischen den USA und Russland – und damit dem Untergang – als das plötzliche Auftauchen riesiger Tintenfische auf der ganzen Welt, deren telepathische Sondierung die Menschen wahnsinnig machte und ein Blutbad auslöste. Damit wurde, wenn man dafür auch einen sehr hohen Preis zahlen musste, der Krieg doch noch verhindert. Wade Tillman war einer jener glücklichen (?) Menschen, welche den damaligen Angriff zwar miterlebt, ihn jedoch überlebt haben. Das Spiegelkabinett, in dem er sich zu dem Zeitpunkt gerade befand, hat ihn vor den mentalen Aussendungen des Tintenfisches beschützt. Eben deshalb trägt er nun eine Spiegel-Maske, und befindet sich auch in jener Kappe, die er trägt, wenn er als normaler Zivilist unterwegs ist, ein entsprechender Schutz. Sprich: Das damalige Trauma hat er auch über dreißig Jahre später noch nicht überwunden, wie auch die Furcht vor einem möglichen neuerlichen Angriff. Eines Abends lernt er in seiner Selbsthilfegruppe Renee kennen, und geht daraufhin mit ihr aus. Als er den Verdacht hegt, dass sie zur siebenten Kavallerie gehören könnte, verfolgt er sie bis zu deren Versteck – wo er dann schließlich die Wahrheit über den 2. November erfährt. Währenddessen setzt Laurie Blake ihre Ermittlungen im Mordfall Crawford fort. Und Adrian Veidt wagt einen Versuch, um aus seinem Gefängnis zu entkommen…


Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) FOX Vielleicht mit Ausnahme von "Sin City" (wo ich es mangels Kenntnis der Vorlage noch nicht beurteilen kann) war "Watchmen – Die Wächter" wohl die bisher werkgetreuste Verfilmung eines Comics. Klar musste da und dort gekürzt werden, aber grundsätzlich wurde die Story ohne wesentliche Änderungen übernommen, viele Textstellen direkt zitiert, und teilweise sogar direkt die Bilder aus dem Comic nachgestellt. Eine große, wesentliche Änderung gab es dann aber doch: Statt auf einen angeblich transdimensionalen Angriff außerirdischer Tentakelwesen zu setzen, griff Adrian Veidt für seinen Angriff auf die Welt, mit der er sie letztendlich retten wollte, auf Dr. Manhattans Energiesignatur zurück, um die Menschheit im Glauben zu lassen, er hätte sie auf diese Weise für ihren Flirt mit dem Atomkrieg bestraft. Mich persönlich hat diese Änderung nie wirklich gestört; wichtiger als die Methode und die Umsetzung im Detail ist ja letztendlich das Resultat, und dieses war in beiden Erzählungen dasselbe.

Dennoch muss ich zugestehen, dass dies der wohl einzige Punkt ist, wo man Zack Snyder vorwerfen könnte, im Vergleich zur Vorlage verharmlost zu haben. Weil die dortigen blutigen Leichenberge nach dem Angriff des Tintenfischs hatten dann doch noch mal eine andere, erschreckendere Wirkung, als der vergleichsweise klinisch verlaufende Holocaust aus dem Film (so großartig ich den inszenatorisch grundsätzlich auch gefunden haben mag; auch nach all den Jahren und bei der x-ten Sichtung jagt mir die Szene immer noch einen kalten Schauer über den Rücken). Nun, ich weiß natürlich nicht, wie Damon Lindelof den Film fand; und er hat ja von vornherein angekündigt, mit seiner Miniserie eine Fortsetzung zum Comic, und nicht der Filmadaption, zu liefern (der Tintenfischregen in "Es ist Sommer und wir haben bald kein Eis mehr" machte dies auch bereits deutlich). Ich behaupte aber einfach mal, er hat die Gelegenheit genossen, diesen vermeintlichen Fehler aus der Snyder-Adaption nun korrigieren und Alan Moores originale Vision des Holocaust verwirklichen zu können. Und ja, ich gebe zu: Wenn der junge Wade Tillman das Spiegelkabinett verlässt und wir zusammen mit ihm die Leichenberge erblicken, hatte das doch noch einmal eine ganz andere, erschreckendere Wirkung, als die entsprechende Szene aus dem Film (wenn sich auch Lindelof im Vergleich zum Comic was das Blut betrifft zurückhält). Und so ist es auch nicht überraschend, dass Tillman von diesem Ereignis ein Trauma – und eine Angst vor einem möglichen weiteren Angriff – davontrug, die ihn bis in die Gegenwart verfolgt. Er ist es dann auch, der im Mittelpunkt dieser Episode steht, was ich dank eben seines offenkundigen Traumas auch durchaus gelungen und interessant fand. Es erklärt einfach so viel über seine Figur – wie z.B. die Wahl seiner Maske – und ich mochte vor allem auch so Widersprüche wie die Tatsache, dass er offensichtlich immer noch von Angst geprägt ist (siehe seine Kappe, oder auch das Alarmsystem in seinem Haus), zugleich aber eine Selbsthilfegruppe leitet wo er behauptet, sie überwunden zu haben, um den anderen ein positives Beispiel, und damit eben auch Hoffnung, zu geben.

Episodenbild (c) FOX Die Bekanntschaft mit Renee ("Deadwood"-Veteranin Paula Malcolmson) stellt sein Leben dann aber schließlich auf den Kopf. Scheint Anfangs eine Romanze zwischen den beiden möglich, regt sich in ihm schließlich aufgrund des vom Laster fallenden Gemüses, dass sie zur siebenten Kavallerie gehören könnte. Er folgt dem Truck zu jener Kirche, wo das Video aufgenommen wurde – und das ganze stellt sich als Falle heraus. In den Fängen der siebenten Kavallerie erfährt er schließlich die (aus seiner Sicht) unfassbare Wahrheit über jene schicksalhafte, schreckliche Nacht, die den Rest seines Lebens bestimmen sollte: Es gibt gar keine transdimensionalen Kreaturen, die es auf uns abgesehen haben. Vielmehr war das alles nur ein Trick, ein Schwindel, ausgedacht und verwirklicht von Adrian Veidt, dem damals sowohl klügsten als auch reichsten Mann der Welt, der auf diese Weise den Atomkrieg verhindern wollte. Für alle Zuschauer, die nicht unbedarft an diese Miniserie herantraten, und Film oder Comic bereits kannten, natürlich keine große Überraschung. Dennoch konnte ich Tillmans erschütterte Reaktion durchaus nachvollziehen.

Aber auch abseits dieser Höhepunkte gab es rund um Tillman ein paar gelungene Szenen, seien es sein Gespräch mit Laurie Blake (inklusive dem großartigem Spruch "I'm FBI. We bug shit."), die Szene mit seiner Ex-Freundin im Tierklon-Zentrum, oder auch der Dialog mit Angela auf dem Revier, wo er sie ganz bewusst in die Falle lockt. Einzig mit den ständigen kurzen Rückblenden – zum Spiegelkabinett, seiner Kappe, usw. – war ich nicht glücklich. Es sollte wohl verdeutlichen, wie sein Trauma sein Leben immer noch bestimmt, ich konnte mich aber des Eindrucks nicht verkneifen, man würde meinen, der Zuschauer hätte diese Momente, die teilweise keine fünfzehn Minuten her waren, vielleicht schon wieder vergessen. Generell muss ich sagen, so interessant die Betrachtung von Tillman grundsätzlich auch war, aber die neuen Figuren können mit den alten halt leider nicht mithalten; was nicht zuletzt auch daran liegt, als diese bewusst überzeichnete (und teils ins Dunkel verzerrte) Abwandlung von Ikonen wie Superman, Batman, Wonder Woman, dem Joker usw. waren (nicht zuletzt, da Alan Moore für seine Dekonstruktion des Superheldenmythos ursprünglich die besagten Figuren aus dem DC-Universum verwenden wollte, was jedoch dem Verlag zu heikel war). Insofern fällt es mir halt auch schwer, "Ein wenig Angst vor Blitzen" zu hoch zu bewerten, da gegenüber Comic bzw. Film in meinen Augen halt trotz allem ein gewisser Respektabstand zu wahren ist. Jedenfalls ist es unter diesem Gesichtspunkt wohl keine Überraschung, dass mir alles rund um Adrian Veidt (der mit Jeremy Irons halt auch wirklich grandios besetzt ist), so gelungen alles rund um Tillman grundsätzlich auch gewesen sein mag, doch noch die Spur besser gefiel. Nicht zuletzt, als wir hier endlich mehr über sein Gefängnis und seine Situation erfahren. Die entsprechenden Momente auf einem Jupitermond waren wirklich großartig, und auch optisch beeindruckend. Neben den Augen wurden aber auch wieder die Ohren verwöhnt: Hier steht die Serie ganz in der Tradition des Films, und präsentiert einen schönen Song nach dem anderen, wobei bei "Ein wenig Angst vor Blitzen" insbesondere George Michaels "Careless Whisper" prominent vertreten (und in weiterer Folge neben dem Original auch noch in einer instrumentalen Interpretation sowie einer Coverversion von Nataly Dawn zu hören war). Und auch Mozarts Requiem (im Film ja auch schon kurz zu hören) hatte wieder einen Auftritt. Rein inszenatorisch gab es somit auch an "Ein wenig Angst vor Blitzen" wieder mal nichts zu bemängeln.

Fazit: Episodenbild (c) FOX "Ein wenig Angst vor Blitzen" rückt Wade Tillman aka Looking Glass in den Mittelpunkt. Das Highlight der Folge war dabei für mich ganz klar die Umsetzung des Tintenfisch-Angriffs (der im Film ja ausgespart wurde) – ein Ereignis, dass ihn ganz offensichtlich (und verständlicherweise) schwer traumatisieren und dementsprechend auch den Rest seines Lebens dominieren sollte. Umso erschütterter ist er, als er bei seinem Besuch der Zentrale der siebenten Kavallerie die Wahrheit über diese Katastrophe erfährt. Aber auch davon abgesehen gab es rund um Tillman ein paar gelungene Momente – wobei leider auch die nähere Betrachtung seiner Person nichts daran geändert hat, dass die neuen Figuren in meinen Augen mit den alten (aus Comic bzw. Film) nicht mithalten können. Die waren halt einfach noch die Spur ikonischer. Insofern fand ich auch diesmal alles rund um Adrian Veidt ganz besonders interessant, nicht zuletzt, als wir hier nun endlich mehr über Ort und Natur seines Gefängnisses erfahren. Der betreffende Moment war ein wahrer Augenöffner. Allerdings: Daran, dass ich nach wie vor nicht so recht weiß, wo die Reise bei "Watchmen" hingeht, hat auch "Ein wenig Angst vor Blitzen" wieder nichts geändert. Da wir mittlerweile die Halbzeitmarke überschritten haben hoffe ich, dass die Serie diesbezüglich nun rasch Abhilfe schaffen wird.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2019 HBO)







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