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Westworld - 3x05: Genre Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) HBO

Originaltitel: Genre
Episodennummer: 3x05
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 12. April 2020 (HBO)
Erstausstrahlung D: 27. April 2020 (Sky)
Drehbuch: Karrie Crouse & Jonathan Nolan
Regie: Anna Foerster
Hauptdarsteller: Evan Rachel Wood als Dolores Abernathy, Thandie Newton als Maeve Millay, Jeffrey Wright als Bernard Lowe, Tessa Thompson als Charlotte Hale, Aaron Paul als Caleb Nichols, Luke Hemsworth als Ashley Stubbs, Vincent Cassel als Serac, Ed Harris als Man in Black,
Gastdarsteller: John Gallagher Jr. als Liam Dempsey, Tommy Flanagan als Martin Connells, Lena Waithe als Ash, Scott Mescudi als Francis, Marshawn Lynch als Giggles, Jefferson Mays als Liam Dempsey Sr., Pom Klementieff als Martel, Alexandre Bar als Young Serac, Paul Cooper als Jean Mi, Iddo Goldberg als Sebastian, Al Coronel als President Filo, Bahia Haifi als Dr. Greene, Enrico Colantoni als Whitman, Matthew Hancock Husband, Lauren Neal als Wife, Nicholas Massouh als Businessman, Henree Alyse als Mom, Addison Ruiz als Young Girl, Quinn Ruiz als Young Girl, Samuel West als Security Guard, Jose Alejandro Avendano als Rico at Hangar, Rex Rudert als Child Jean Mi, Zane Rudert als Child Serac u.a.


Kurzinhalt: Dolores und Caleb haben Liam entführt. Diesem gelingt es allerdings, Caleb eine Droge zu verabreichen, die zu einem Trip führt, der sich wie – wechselnde – Filmgenres anfühlt. Zudem sind ihnen Seracs Schergen, die Liam unbedingt so rasch als möglich zurückholen wollen, auf den Fersen. Mit Hilfe von Calebs Freunden von der Rico-App gelingt ihnen aber schließlich die Flucht. Dolores stiehlt daraufhin Liams persönliche Zugangsdaten, und überträgt dieses an ihr anderes ich, welches sich im Host-Körper von Martin Connels befindet. Dieser hat sich in der Zwischenzeit – in Begleitung von Bernard – in die Firmenzentrale seiner Firma eingeschlichen, wo sich das Rehoboam befindet. Dort stiehlt er nun die Daten von Serac und überträgt sie an Dolores – so will diese ihren Feind besser kennenlernen. Doch das war nicht der einzige Grund, warum sie Liams persönlichen Zugangscode gestohlen hat. Vielmehr will sie jedem Menschen auf der Welt die von ihm im Rehoboam gespeicherten Daten – und damit auch die Prognose zu ihrem Leben – übermitteln. Damit droht das von Serac und seinem Bruder erschaffene System endgültig zusammenzubrechen…

Review (kann Spoiler enthalten): Episodenbild (c) HBO In "Genre" wird nun die Vorgeschichte von Dolores großem Widersacher aufgerollt. Bereits in der letzten Folge konnten wir einen kleinen Blick in seine tragische Kindheit – und das zerstörte Paris – erhaschen. Eine genauere Antwort auf die Frage, wie es zu dieser Katastrophe kam, bleibt zwar auch "Genre" schuldig, dafür erfahren wir aber immerhin mehr über Seracs Leben – und natürlich auch, was ihn antreibt, und wie weit er bereit ist, zu gehen, um seine Ziele zu erreichen. Vor allem die Anfänge des Rehoboams mitzuverfolgen fand ich dabei interessant. Im ersten Ansatz wurde dieses also erst einmal verwendet, um den Aktienmarkt zu analysieren, zu prognostizieren – und eben auch schon zu manipulieren. Die beiden Brüder fragen ihren Geschäftspartner unverhohlen, welche der beiden angezeigten Kursentwicklungen ihm lieber wären. Nach dieser Testphase macht man sich dann daran, auch das Leben der Menschen eben nicht einfach nur vorherzusagen, sondern vielmehr so zu beeinflussen, dass es genau den Vorstellungen des Rehoboams entspricht. Es handelt sich somit quasi um eine klassische sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Die dadurch aufgeworfenen philosophischen Fragen fand ich sehr interessant. Klar könnte man schmähend festhalten, dass es sich letztendlich auch wieder nur auf den ewigen Widerspruch zwischen Sicherheit und Freiheit runterbrechen lässt, den wir ja aktuell umso stärker erleben. Dennoch finde ich diese Frage hier spannend aufbereitet, und lädt die Darstellung in "Westworld" durchaus zum Diskutieren ein. Ich für meinen Teil kann jedenfalls nur festhalten, dass mich die Vorstellung einer derartigen Kontrolle verstört. Ich sehe das tatsächlich so wie Caleb: "I would rather live in chaos, then a world controlley by you." Womit wir auch schon den Bogen zum zweiten Handlungsstrang der Folge geschlagen hätten. Dort war das Highlight für mich ganz klar Dolores weitreichende Entscheidung, sämtlichen Menschen auf der Erde ihre Daten – und damit auch die Prognose für ihr Leben – zu senden, und sie so darauf aufmerksam zu machen, dass sie manipuliert wurden. Tendenziell bin ich auch da auf ihrer Seite, wobei es für mich schon noch einen Unterschied gibt zwischen "das System abdrehen" (voll dafür) und "jedem Menschen eine Vorhersage seiner Zukunft schicken" (weil das ist doch auch ein bisschen heftig; ich würd's z.B. glaub ich gar nicht so genau wissen wollen). So oder so, das war ein starker Moment, mit dem ich zudem an dieser Stelle in der Serie definitiv nicht gerechnet hätte. Auch hier wieder: Das Erzähltempo ist wesentlich schneller als früher. In den ersten zwei Staffeln hätten wir zwischendurch mal von Dolores entsprechender Absicht gehört, und dann hätte es mehrere Folgen gedauert, bis diese umgesetzt ist, oder nicht. Hier liegen zwischen ihrer Absichtsbekundung und der Umsetzung gerade mal wenige Minuten.

Episodenbild (c) HBO Ebenfalls sehr interessant waren die Andeutungen im Hinblick auf Caleb, der ausgelöst durch die Droge und Liams Worte auf einmal Flashbacks hat (inklusive Mini-Auftritt des von mir überaus geschätzten Enrico Colantoni, aka dem Papa von Veronica Mars), und dem Liam vorwirft, gar nicht zu wissen, wer er denn eigentlich ist. Hier erwartet uns wohl noch ein größerer Twist (hat Serac vielleicht irgendwie das Bewusstsein seines Bruders in einen anderen Körper übertragen?) – was auch deutlich macht, dass trotz der Antworten und obwohl wir den Park hinter uns gelassen haben das noch lange nicht heißt, dass "Westworld" keine Mysterien mehr für uns parat hat. Einzig der Trip rund um die titelspendende Droge hat mich nur bedingt überzeugt. Es war zwar grundsätzlich schon eine ganz nette Idee, die Regisseurin Anna Förster nicht nur mehr künstlerische Freiheit gab, generell einen recht verspielten Eindruck machte, und zugleich bis zu einem gewissen Grad wohl auch die unterschiedlichen Themengebiete des Parks widerspiegelte. Aber so cool der Schwarz/Weiß-Einstieg sowie die ganzen musikalischen Zitate (ich nehme hier bewusst nichts vorweg) auch waren, lenkte es irgendwie doch auch etwas die Aufmerksamkeit vom überaus interessanten Inhalt ab – was ich doch auch ein bisschen schade fand.

Fazit: "Genre" bietet einige interessante Offenbarungen im Hinblick auf die Vergangenheit von Serac, und wirft auch einen Blick auf die Anfänge sowie die Motivation hinter dem Rehoboam. Je mehr man darüber erfährt, desto mehr lädt es zum Diskutieren darüber ein, ob der von Serac hier eingeschlagene Weg für die Menschheit der Richtige ist oder nicht. Ich persönlich kann das für mich relativ leicht beantworten, lasse aber durchaus auch gegenteilige Argumente gelten. Mindestens ebenso gut lässt sich darüber streiten, ob der von Dolores hier gesetzte Schritt, sämtliche Daten aller Menschen an diese auszuschicken, das Richtige war. Und auch die Andeutungen im Hinblick auf ein großes Geheimnis hinter Calebs Identität weckten mein Interesse. Schade fand ich allerdings, dass diese philosophischen Ansätze teilweise fast ein bisschen drohten, unter dem verspielten Drogenrausch rund um die titelspendende Droge unterzugehen. Grundsätzlich war das zwar ein netter Einfall, der auch etwas inszenatorische Abwechslung bot, und es zudem erlaubte, den einen oder anderen Film zu zitieren. Allerdings glaube ich, dass mir dieser Trip in einer anderen, nicht ganz so wichtigen und/oder interessanten Folge lieber gewesen wäre.

Wertung: 3.5 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2020 HBO)







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