Originaltitel: Jetsam Episodennummer: 4x02 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13. Dezember 2019 Erstausstrahlung D: 13. Dezember 2019 Drehbuch: Laura Marks Regie: Breck Eisner Hauptdarsteller:
Steven Strait als James Holden,
Cas Anvar als Alex Kamal,
Dominique Tipper als Naomi Nagata,
Wes Chatham als Amos Burton,
Frankie Adams als Bobbie Draper,
Cara Gee als Camina Drummer,
Shohreh Aghdashloo als Chrisjen Avasarala.
Gastdarsteller:
Thomas Jane als The Investigator,
David Strathairn als Klaes Ashford,
Burn Gorman als Adolphus Murtry,
Kris Holden-Ried als Coop,
Rosa Gilmore als Lucia Mazur,
Lyndie Greenwood als Elvi Okoye,
Jess Salgueiro als Chandra Wei u.a.
Kurzinhalt:
Der Schwarm, der über die Kolonie auf Ilus hergefallen ist, scheint künstlichen Ursprungs zu sein, und auf Protomolekül-Technologie zu basieren. Daraufhin mutmaßt man, dass dieser vielleicht auch für den Absturz des Shuttles der RCE verantwortlich sein könnte. Während Ames und Murtry zur Absturzstelle aufbrechen, um eben dieser Vermutung nachzugehen, begibt sich der Rest der Rocinante-Crew zum seltsam geformten Gebilde – dass sich als künstliche, vom Protomolekül geschaffene Struktur herausstellt. In der darauffolgenden Nacht erscheint Miller Holden, und weist ihn an, der Konstruktion einen weiteren Besuch abzustatten – wo er ihm dann schließlich auch den Weg ins Innere weist. Währenddessen bricht Avasarala zu einem historischen Staatsbesuch auf: Sie wird als erste Generalsekretärin dem Mars einen Besuch abstatten. Währenddessen gerät Bobbie Draper unter Mordverdacht. Zudem ziehen die Behörden auf dem Mars ihre Loyalität zunehmend in Zweifel; dass sie von Avasarala eine Einladung zum Staatsdinner erhalten hat, hilft da auch nicht gerade. Und als sich auf Ilus herausstellt, dass der Absturz des Shuttles auf die Explosion der Landeplattform zurückzuführen ist, droht Murtry den Gürtlern mit Vergeltung…
Review:
Auch wenn sich grundsätzlich wieder das gleiche Bild zeigte wie in der letzten Folge – sprich, dass ich alles "hinter dem Ring" spannender fand, als die Geschichte im alten Sonnensystem – war es diesmal insofern schon besser, als der Bobbie-Handlungsstrang, dank des Besuchs von Avasarala, nicht mehr gar so allein für sich stand. Ich vermute mal, sie wird sich früher oder später dazu gezwungen sehen, deren Angebot doch noch anzunehmen – was ich persönlich insofern begrüßen würde, als sie dann vom Rest der bekannten Hauptfiguren nicht mehr so isoliert wäre – aber vorerst kann man ihre ablehnende Haltung durchaus verstehen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ihr Verdacht, dass Avasarala sie nur als Aushängeschild missbrauchen wollte, richtig ist – schien der Generalsekretärin die Marsianerin in der Vergangenheit doch durchaus am Herzen zu liegen (und dass sie diese neben ihren Mann setzte, spricht dafür, dass dies immer noch der Fall ist) – aber ganz unbegründet wirkt der Vorwurf nicht. Insgesamt fand ich das alles jedenfalls schon wieder weitaus interessanter als in der letzten Folge – und mündete noch dazu in einer netten kleinen Actionszene, wo Bobbie wieder mal ihre Kampfkünste unter Beweis stellen durfte.
Dafür kann ich mit der Gürtler-Storyline momentan noch nicht recht viel anfangen. Ich habe zunehmend den Verdacht, dass die vierte Staffel eigentlich ganz bewusst darauf angelegt ist, sie zu "bingewatchen", und kann mir gut vorstellen, dass hier wichtige Vorarbeit für essentielle weitere Entwicklungen innerhalb der Staffel geleistet wurde. Noch war das für sich genommen aber halt nur bedingt interessant. Ganz im Gegensatz zu den Ereignissen auf Ilus, die für mich wieder mal das Herzstück der Folge darstellten. Auf der einen Seite haben wir da die Geschichte rund um den Anschlag auf das Shuttle. Der skrupellose Hardliner Murtry ist uns aus der letzten Staffel noch in schlechtester Erinnerung, und nutzt auch hier wieder die kleinste Drohung, um seiner Mordlust freien Lauf zu lassen, und so in eine Situation, die ohnehin schon brenzlig genug war, auch noch ein Zündholz hineinzuwerfen. Natürlich kann man seine Rachegelüste grundsätzlich durchaus nachvollziehen. Das Schöne an "The Expanse" ist ja, dass es keine Schwarz/Weiß-Zeichnung gibt, und trotz aller Befürchtungen und früherer Ausbeutungen und Unterdrückung, welche die Gürtler über sich ergehen lassen mussten (was eben wiederum auch ihre Vorgehensweise zumindest verständlich macht, wenn auch nicht entschuldigt), war es schlicht und ergreifend falsch von der militanten Gruppe an Siedlern, das Shuttle vom Himmel zu schießen. Insofern ist Murtrys Zorn durchaus verständlich – nicht jedoch seine Vorgehensweise. Sehr schön fand ich auch wieder alles rund um Naomi, die sich sichtlich schwer damit tut, sich an ein Leben in Schwerkraft zu gewöhnen. Zurück auf Rocinante muss sie von Alex erfahren, dass die Behandlung leider nicht so angeschlagen hat wie gehofft; möglicherweise wird ihr ein Leben auf einem Planeten – oder auch nur ein längerer Aufenthalt auf einem eben solchen – für immer verwehrt bleiben.
Am besten und interessantesten fand ich bei "Strandgut" aber alles rund um Holden und/oder das Protomolekül. Auf die seltsame Struktur konnten wir ja bereits in der letzten Folge einen kurzen Blick erhaschen, in "echt" sieht sie aber noch einmal um einiges eindrucksvoller und ehrfurchtgebietender aus. Generell liebe ich solche Mysterien halt einfach – das ist auch ein Aspekt, der mir in modernen Science Fiction-Serien viel zu sehr vernachlässigt wird. Insofern fand ich dann vor allem auch den Besuch im Inneren sehr spannend. Nach wie vor kann man sich ob "Millers" Absichten nicht sicher sein. Manipuliert er Holden nur – z.B. auch ganz bewusst dadurch, dass er Millers Gestalt annahm – und missbraucht ihn für seine eigenen Zwecke, oder ist er wirklich daran interessiert, den menschlichen Siedlern zu helfen? Die Blitze, die am Ende, nachdem Holden auf Millers Geheiß die Wurzeln entfernt hat, von der Struktur ausgehen, wirken jetzt mal nicht unbedingt vertrauenerweckend – und bescheren der zweiten Folge, im Gegensatz zu "Neuterra", auch einen effektiven Cliffhanger, der im Idealfall dafür sorgt, dass es im Anschluss gleich ohne Pause mit "The Expanse" weitergeht.
Fazit:
"Strandgut" gelingt es mühelos, das Niveau des Staffelauftakts zu halten. Einzelne Aspekte konnten mir hier sogar besser gefallen, als noch in "Neuterra". Dies betrifft insbesondere die rund um Bobbie Draper zentrierte Handlung auf dem Mars, die aufgrund des Besuchs von Avasarala hier nicht mehr so sehr wie ein Fremdkörper wirkte. Vor allem ihre gemeinsame Szene nach dem Staatsdinner fand ich stark, und auch wenn ich annehme, dass sich Bobbie früher oder später dazu gezwungen sehen wird, ihr Angebot anzunehmen, ist ihr Ärger in diesem Moment durchaus verständlich. Nicht ganz so prickelnd fand ich alles rund Drummer und Ashford auf der Medina-Station. Sehr wahrscheinlich, das hier kommenden, wichtigen Entwicklungen der Weg geebnet wurde, für sich genommen war's jetzt aber noch nicht so interessant. Umso gelungener fand ich wieder alles auf Ilus, angefangen bei Naomis Kampf mit der Schwerkraft, dem herrlich ambivalenten Konflikt zwischen den militanten Gürtlern und der vom skrupellosen Murtry angeführten Söldnertruppe der RCE, sowie insbesondere die Handlung rund um Holden, Miller und die mysteriöse Protomolekül-Konstruktion. Letztere sorgt dann auch mit den aus der Struktur hervortretenden Blitzen, sowie Alex' schockiertem "What in the hell did you do?", für einen effektiven Cliffhanger.