Mit: Dora Madison, Tru Callins, Rhys Wakefield, Jeremy Gardner, Graham Skipper, Chris McKenna, Rachel Avery u.a.
Kurzinhalt:
Die Malerin Dezzy steckt in einer Schaffenskrise. Nachdem ihr Agent das Vertrauen in sie verliert und ihr keinen weiteren Vorschuss geben will, feuert sie ihn. Zugleich drängt die Besitzerin jener Galerie, die sie beauftragt hat darauf, dass ihr jüngstes Werk pünktlich zur Eröffnung der nächsten Ausstellung fertig wird – und das ist in weniger als einer Woche. Angesichts der Tatsache, dass sie bislang noch keinen einzigen Pinselstrich auf die Leinwand gebracht hat, eine fast unmögliche Herausforderung. Unter finanziellem und künstlerischem Druck wendet sie sich an ihren Freund und Drogendealer, der ihr daraufhin eine ganz spezielle, potente neue Droge "Bliss" verkauft. Diese befeuert zwar Dezzys Kreativität, führt jedoch auch zu Blackouts und Gedächtnislücken. So blickt sie z.B. nachdem sie wieder aufwacht auf die ersten Ansätze eines Gemäldes, hat jedoch keine Erinnerung daran, diese gemalt zu haben. Zugleich hat sie das drängende Gefühl, dass es sich bei diesem Bild um ihr Meisterwerk halten könnte. Wie weit ist sie bereit, für ihre Kunst zu gehen?
Review:
Wenn ihr meinen Halloween-SPECiALs schon länger folgt, dann habt ihr es sowohl schon bemerkt als wohl auch das eine oder andere Mal gelesen: Ich habe eine Vorliebe für alptraumhaft-surrealen Horror. Filme wie "Suspiria", "Possession", den letztjährigen /slash-Competition-Winner "Luz" – oder eben "Bliss". Inhaltlich erinnerte mich das Ganze dabei ein bisschen an "The Devil's Candy", wo es ja ebenfalls um einen Maler und sein satanistisches Bild ging. Beide eint zudem, dass die von Regisseuren gedreht wurden, die mit ihren Debütfilmen bereits Genreerfahrung sammeln konnten. Sean Byrne drehte vor "The Devil's Candy" den wunderbaren "The Loved Ones" (den ich mir echt wieder mal anschauen müsste), während Joe Begos zuvor "The Mind's Eye" gedreht hatte. Spannend ist dabei wiederum, wie unterschiedlich die Filme beider Regisseure bei mir ankamen. "The Loved Ones" fand ich klasse, "The Devil's Candy" war hingegen – nicht zuletzt wegen eines extrem schwachen letzten Drittels mit (zu) vielen unfreiwillig komischen Momenten – doch eher eine Enttäuschung. Hier nun war's genau umgekehrt, und ich gebe zu, hätte ich im Vorfeld geschnallt, dass "Bliss" vom Regisseur des meines Erachtens extrem schwach-billig-einfallslos-nervigen "Scanners"-Abklatschs "The Mind's Eye" ist, hätte ich ihn vielleicht sogar ausgelassen. So gesehen hatte jedoch nicht nur Jeff Begos Glück, sondern auch ich – fand ich "Bliss" doch großartig.
Nun sei an dieser Stelle – ähnlich wie letztes Jahr bei "Luz", an den mich "Bliss" doch ein bisschen erinnert hat (inhaltlich haben die zwar genau gar nichts miteinander gemein, teilen sich aber das bewusst grieselige Bild, die starken Farben, sowie insbesondere natürlich die surreal-alptraumhafte Stimmung ) – das Wort der Warnung angebracht, dass "Bliss" bislang sowohl von Presse als auch Filmkonsumenten doch eher gemischte Reaktionen ausgelöst hat, und aufgrund seiner sehr eigenwilligen Art die Horror-Gemüter zweifellos wieder eher spalten wird. Es wird jene geben, denen es gelingt, sich quasi in den Film fallen zu lassen, in ihn einzutauchen, und von seiner surreal-alptraumhaften Stimmung gefangen genommen zu werden. Und andererseits jene, die nie wirklich hineinkommen, die Inszenierung und die Musik als eher nervig und den Film als einerseits inhaltsarm und andererseits wenig originelle Variation des Vampir-Themas abtun werden. Erfreulicherweise fand ich mich aber in ersterer Gruppe wieder. Dabei gelang es "Bliss" quasi von der ersten Sekunde an, mich mit seiner ganz eigenen und eigenwilligen (und dann eben zunehmend alptraumhaften) Stimmung in Beschlag zu nehmen. Dezzy war zudem eine interessante Protagonistin, mit der ich mich – auch wenn ich selbst nicht künstlerisch tätig sein mag – rasch verbunden fühlte. Großen Anteil daran hat zweifellos Dora Madison, die hier eine wahre Tour de Force hinlegt, und in dieser herausfordernden Rolle wirklich alles gibt. Aber auch die Geschichte an sich hatte es mir angetan. Zugegeben, diese mag etwas dünn und zudem nicht sonderlich revolutionär sein, dennoch fand ich den Film nie langweilig, und die Art und Weise, wie er sich als Metapher auf den künstlerischen Schaffensprozess im allgemeinen interpretieren lässt, nicht uninteressant. Die größte Stärke von "Bliss" ist aber zweifellos die audiovisuelle Umsetzung – an der sich aber wiederum die Geister scheiden werden. Entweder, das funktioniert für euch, und ihr werdet in diesen schon fast drogenartigen Rausch hineingezogen, oder es wird euch auf die Nerven gehen. Dazwischen gibt's glaub ich nichts. Für mich hat "Bliss" jedenfalls wunderbar funktioniert; für mich ist das Horror-Erlebniskino der besten Sorte, und ich freue mich schon auf den deutschen Blu-Ray-Release, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lassen wird.
Fazit:
"Bliss" ist zweifellos wieder einer jener Filme, der die Horror-Gemeinde spalten wird. Entweder man kippt hinein und wird vom audiovisuellen Rausch und der alptraumhaften Stimmung gefangen genommen, oder aber man wird ihn wohl rasch langweilig wenn nicht gar nervig finden. Bei mir war erfreulicherweise ersteres der Fall, wobei es ihm zweifellos hilft, dass ich generell ein Faible für diese Art alptraumhaften Horror habe; dementsprechend konnte er bei mir eben genau die gewünschte Sogwirkung entfalten. Zugegeben, inhaltlich ist er jetzt nicht unbedingt etwas Besonderes (wenn ich auch den einen oder anderen Ansatz bzw. sich bietenden Interpretationsspielraum nicht uninteressant fand), aber die Art und Weise, wie Joe Begos das umgesetzt hat (es fällt mir wirklich echt schwer, zu glauben, dass "Bliss" vom Regisseur des schwachen "Scanners"-Abklatsch "The Mind's Eye" ist – DAS ist ja echt mal eine Steigerung!), konnte mich echt begeistern. Ich war jedenfalls von Anfang bis Ende voll drin, und erfreute mich sowohl an der starken audiovisuellen Umsetzung, der alptraumhaften Atmosphäre, als auch der Wahnsinns-Performance von Dora Madison.