Mit: Leonardi DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie, Emile Hirsch, Margaret Qualley, Timothy Olyphant, Mike Moh, Luke Perry, Damian Lewis, Al Pacino u.a.
Kurzinhalt:
Rick Dalton hat seine beste Zeit als Schauspieler hinter sich, als er und sein Stuntdouble Cliff es 1969 noch einmal wissen wollen. Dabei läuft Cliff ein paar Mal ein Hippiemädchen über den Weg, das auf einer alten Filmranch in einer Kommune lebt, auf der er früher mit Rick selbst gedreht hat…
Review:
Ich hatte nach dem etwas faden "The Hateful 8" – was insbesondere daran lag, dass es sich als Gewaltfantasie kaum von "Django Unchained" und "Inglourious Basterds" unterschied – wirklich große Hoffnungen, dass wir hier den etwas ruhigeren Tarantino erleben, der sich a la "Jackie Brown" auf die Story konzentriert und diese gewohnt meisterhaft mit Kamera und Musik in Szene setzt. Leider hat er das Drehbuch hierzu auch wieder selbst geschrieben. Das Ergebnis ist eine zähe Masse aus großartigen schauspielerischen Leistungen, in einem grandios eingefangenen Los Angeles von 1969, aber ohne Zusammenhang. Es gibt drei größere Storylines, die sich nur immer ganz kurz tangieren und dann wieder auseinanderschwirren und die ersten beiden Akte dehnen sich dadurch geradezu unsagbar in die Länge. Das soll nicht heißen, dass Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie diese Länge nicht mit tollen Momenten füllen können, aber hauptsächlich referenziert sich der Filmemacher hier selbst. Er verlegt seine Liebe für Western und Italo-Western, die er ja nun die letzten acht Mal gedreht hat, in die Hände seiner Figuren.
Es soll eine Hommage an die goldene Ära Hollywoods sein und so darf DiCaprio sein fiktives Alter Ego in diversen bekannten Rollen zeigen. Was allerdings passiert, ist, dass sich das Publikum von der Geschichte um den einstigen Star, der noch ein letztes Mal aufleuchten möchte, weit entfernt und zusammen mit Tarantino in diesen Filmschnipseln hängen bleibt. Der Film ist wie eine wilde, betrunkene Diskussion zwischen Filmnerds. Ohne dasselbe detaillierte Wissen, checkt man an diesen Stellen einfach aus. Margot Robbie spielt Schauspielerin Sharon Tate, deren Schicksal im echten Leben einigen bekannt sein dürfte. Wem der Name - wie mir - jedoch nichts sagt, dem empfehle ich die Wikipedia zu "Charles Manson" zu konsultieren. Wie schon bei "Inglourious Basterds" (es soll Leute geben, die wirklich glauben, dass der Zweite Weltkrieg so endete wie in Tarantinos Film) schreibt Tarantino hier seine eigene Version der Geschehnisse, was auch völlig okay ist, da es ja ein Märchen ist ("Es war einmal…"). Aber ohne das Wissen um die reale Geschichte, wird man hier ein wenig konfus zurückgelassen oder kann Tarantino sogar Geschmacklosigkeit vorwerfen. Für mich ist das bisher Tarantinos schwächster Film und gleichzeitig aber Brad Pitts beste Einzelleistung. Seine Rolle ist unfassbar cool und gleichzeitig aber auch extrem kontrovers, so dass man nicht so richtig weiß, wie man jetzt zu ihm stehen soll. DiCaprio hat auch großartige Szenen mit Julia Butters, die die Jungschauspielerin Trudi in dem Western spielt, in dem er als Bösewicht gegenüber dem neuen Star James Stacy (Timothy Olyphant) auftritt. Aber das sind alles nur lose Szenen, die kein fesselndes Gesamtwerk zustande bringen. Stattdessen kann man wieder darauf warten, dass Fußfetischist Tarantino seine Frauenrollen ihre Füße in die Kamera halten lässt. Es ist wie eine Checkliste die Tarantino abarbeitet, damit man "Once Upon a Time… in Hollywood" als einen seiner Filme erkennt. Ich weiß auch nicht was er uns damit sagen will, denn durchweg sind z.B. die besagten Frauenrollen alle so angelegt, wie sie einem 1960er Cliché entsprechen würden. Anstatt so zu agieren, wie echte Frauen, die 1960 gelebt haben, entsprechen sie alle dem damaligen Frauenbild. Was natürlich totaler Unsinn ist und dazu führt, dass sie nur zu Objekten männlicher Fantasien herreichen. Andererseits zeigt er uns das Hollywood und die Maschinerie Hollywoods aus dieser Zeit, wie sie glaubhafter kaum sein könnte. Ich glaube dieser Gegensatz aus hyperrealistischem Anspruch, was das Setting angeht und dem Twist im dritten Akt, ist zu gravierend, als das er sich gefällig und irgendwie sinnvoll auflösen lässt.
Wäre es nur um einen fiktiven Schauspieler und sein Double in dieser Zeit gegangen – meinetwegen, aber da Tarantino sich und seine Figuren an einen so spezifischen Ort, zu einer so spezifischen Zeit setzt, in denen sie sehr spezifischen Ereignissen ausgesetzt werden, zerfällt der Film spätestens jetzt in seine Einzelteile. Witzigerweise ist der dritte Akt deutlich mehr von dem Tarantino, den man erwarten würde. Was er uns nun aber damit insgesamt sagen wollte, bleibt sein Geheimnis, denn die künstlerischen Entscheidungen, die er so im Laufe des Films trifft – eine Szene zwischen Cliff und Bruce Lee blieb da als Negativbeispiel in Erinnerung – kann ich mir nicht erklären. Tarantinos neunter Film ist ein Film über Filme, dem es nicht reicht, ein Film über Filme zu sein, und der eine Tangente braucht, über die er zur Ziellinie kommt. Wer durch die Werbung des Films glaubt, Margot Robbie wäre die weibliche Hauptrolle und ihre Sharon Tate ein wichtiger Charakter, wird enttäuscht sein. Sie hat kaum etwas zu sagen und dient der Geschichte eher als Mittel zum Zweck. Das ist dieselbe Frau, die in "I, Tonya" alle von den Socken gehauen hat.
Fazit:
"Once Upon a Time… in Hollywood" schafft es nicht sein Publikum zu fesseln, oder für eine seiner Figuren für längere Zeit zu interessieren. Einzelne Leistungen waren wirklich großartig – schauspielerisch wie auch filmisch – sie halten den Film aber leider nicht in seiner Gänze zusammen.