Mit: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Andi Matichak, James Jude Courtney, Nick Castle, Haluk Bilginer, Will Patton, Rhian Rees, Jefferson Hall u.a.
Kurzinhalt:
Vor vierzig Jahren war Laurie Strode die einzige, die während Michael Myers grauenhafter Mordserie zu Halloween einen Angriff von ihm überlebt hat. Danach wurde er gefangen genommen und in eine psychiatrische Anstalt gestellt – dennoch kam Laurie in den darauffolgenden Jahrzehnten nie zur Ruhe, und widmete ihr Leben einzig und allein der Vorbereitung auf seine mögliche Rückkehr. Etwas, unter dem vor allem ihre Tochter gelitten hat, an der sie als diese zwölf Jahre alt war das Sorgerecht verlor. Mittlerweile hat Karen ebenfalls schon eine Tochter; doch auch Allyson bekommt immer wieder zu spüren, dass ihre Großmutter Laurie die grauenhaften Ereignisse jener Halloween-Nacht nie überwunden hat. Vierzig Jahre später ist es nun insofern ganz besonders schlimm, als Michael Myers just am Vorabend von Halloween in eine andere Anstalt transferiert werden soll. Es kommt, wie es kommen muss: Michael gelingt die Flucht, und er kehrt daraufhin nach Haddonfield zurück, um jenes Werk, das vierzig Jahre zuvor von Laurie Strode und Dr. Loomis unterbrochen wurde, fortzusetzen. Doch diesmal ist Laurie auf seine Ankunft vorbereitet…
Review von Christian Siegel:
Ich bin nicht der größte Freund sogenannten "selective sequels", sprich: Fortsetzungen, die bestimmte Teile einer Reihe ignorieren, und nur an einen früheren Film anknüpfen. Im Falle von "Halloween" kann ich es aber insofern noch am ehesten akzeptieren, als die gesamte Kontinuität der Reihe ohnehin ein reines Durcheinander ist. Zudem war "Halloween: H20" vermutlich der Vorreiter eben dieser Fortsetzungen, die frühere Filme ignorieren, da dort die Teile IV-VI ausgeblendet wurden. Dann noch das Sequel zu eben diesem. Gefolgt von Rob Zombies Remake plus ebenfalls eigenständiger Fortsetzung (beide Filme fand ich dann doch eher mau)… ganz ehrlich, das ist von vornherein so verworren, dass ich sage: Da ist's auch schon wurscht. Schwerer wog bei mir da schon die Wahl des Regisseurs. David Gordon Green ist (so wie sein Drehbuch-Co-Autor Danny McBride) ja doch eher für komödiantische Stoffe bekannt ("Ananas Express", "Your Highness"); wenn er auch danach durchaus Versuche im Drama-Fach unternommen hat ("Prince Avalanche", "Joe" – die ich beide so la la fand). Hier nun den Kürbis gerade an ihn weiterzugeben, schien mir doch eine etwas eigenwillige Entscheidung zu sein, und nicht nur ich hätte es wohl gern gesehen, wenn John Carpenter noch einen letzten ("Halloween"-)Film gedreht hätte (weil am Soundtrack war er ja ohnehin auch beteiligt). Letztendlich machen David Gordon Green und seine Komplizen bei "Halloween" vieles richtig, aber auch so manches falsch.
Positiv sticht zuallererst alles rund um Laurie Strode ins Auge. "Halloween" zeichnet ein durchaus erschütterndes Bild davon, was jene schicksalhafte Nacht vor vierzig Jahren mit ihr angerichtet hat, und welche Auswirkungen diese auf ihr weiteres Leben hatte. Vor allem die Idee, dass sie sich seither auf Michael Myers Rückkehr vorbereitet hat, und ihn in weiterer Folge in die Falle lockt, fand ich interessant – da man hier das Opfer/Täter-Bild des ersten Films völlig auf den Kopf stellt (was teilweise durch einige direkte Zitate, nur unter umgekehrten Rollen, verdeutlicht wird). Schade fand ich lediglich, dass nach den ersten Testscreenings der ursprüngliche Plan verworfen wurde, dass Laurie selbst für den Unfall des Gefangenentransporters verantwortlich war. Ich verstehe, dass das eine sehr kontroverse Wendung gewesen wäre – aber mir persönlich hätte es gefallen, und diesen Teil des Films nochmal um einiges interessanter gemacht. Aber gut, hat halt leider nicht sollen sein (doofes US-Testpublikum). Was der 2018-"Halloween" ebenfalls gut hinbekommt, ist Michael Myers. Von Beginn an baut man seine Bedrohlichkeit sehr gut auf, und gibt ihm eine unheimliche, furchteinflößende Präsenz. Zudem mordet er sich hier wieder angenehm wahllos auf den Weg nach bzw. in weiterer Folge dann durch Haddonfield. Wer auch immer ihm vor seine großen Pratzen oder das Messer kommt, wird – auf erfreulich brutale Art und Weise – abgeschlachtet. Dabei macht er selbst vor Kindern nicht halt. Am deutlichsten sticht wohl ein ganz bestimmter Kill zum Ende hin (bei einer Person, die ihm eigentlich geholfen hat) hervor. Vor allem aber eine längere Einstellung ohne Schnitt, wo wir Michael bei seinem düsteren Treiben verfolgen, hatte es mir angetan. Das war – vor allem angesichts des "Abschlussgags" – auf technischer Ebene wirklich beeindruckend gemacht. Sehr gelungen fand ich dann auch das Finale im Haus, wo "Halloween" im Vergleich zum Original den Spieß etwas umdreht. Und auch der Score, an dem auch wieder John Carpenter höchstpersönlich mitgewirkt hat, hatte es mir angetan.
Kritisch sehe ich in erster Linie einen bestimmten Twist, der zwar unwichtig genug ist, um nicht viel zu verhauen, aber genau darin liegt halt leider auch das Problem. Eine Folge der Testscreenings, hat diese Wendung letztendlich keinerlei schockierende Wirkung, weshalb er auf mich doch ordentlich unnötig erschien. Aus der Grundidee hätte man schon einiges machen können – dann hätte man sich aber näher damit auseinandersetzen und damit auch darauf verzichten müssen, den Zuschauer auf Teufel komm raus überraschen zu wollen. Zudem habe ich leider die ganz große Spannung überwiegend doch eher vermisst. Dafür, dass sich Laurie seit vierzig Jahren auf diese Nacht vorbereitet, wirkt auch so manches nicht unbedingt clever, wie z.B. auf engstem Raum mit einer leicht greifbaren Schrotflinte herumzulaufen, oder Schaufensterpuppen hinzustellen, hinter denen man sich gut verstecken kann. Kritisch sehe ich darüber hinaus, dass man "Halloween" durchaus als Plädoyer auf die Todesstrafe verstehen kann – da Laurie Strode das Wissen, dass Michael Myers weggesperrt ist, nicht reicht, und sie erst, wenn er unter der Erde liegt, Frieden finden kann. Last but not least konnte es David Gordon Green dann leider doch nicht ganz lassen, und baut den einen oder anderen Gag ein (wie z.B. der kleine Junge, oder die Cops im Auto), den ich doch eher störend und für einen "Halloween"-Film auch eher unpassend fand. Das hätte man sich sparen sollen.
Fazit:
Der 2018-"Halloween" ignoriert sämtliche Sequels – auch den direkt ans Original anknüpfenden "Halloween 2" sowie natürlich auch "Halloween: H20" – und erzählt die Geschichte von Laurie Strode und Michael Myers vierzig Jahre später fort. Dabei zeichnet er ein so faszinierendes wie erschütterndes Bild einer Überlebenden, das mit den klassischen "final girl"-Klischees aufräumt, und gibt zugleich Michael Myers jene Bedrohlichkeit, die er meines Erachtens in einigen späteren Fortsetzungen, und auch Rob Zombies Remakes, doch ein bisschen verloren hat, wieder zurück. Mit einigen brutalen Mordszenen, einer fantastischen, hervorstechenden längeren Einstellung ohne erkennbaren Schnitt, ein paar interessanten (teils gespiegelten) Zitaten, sowie einem packenden Finale in Laurie Strodes Haus erweist sich David Gordon Greens "selective sequel" als würdige, wenn auch klar unterlegene, Fortsetzung zu John Carpenters unvergesslichem Genre-Meisterwerk. Abstriche gibt es für eine sehr überflüssig wirkende Wendung, den teils unpassenden und störenden Humor, die mangelnde Spannung (insbesondere im Mittelteil), die potentiell fragwürdige Message in Richtung Todesstrafe, sowie die eine oder andere dann doch nicht ganz so clevere Aktion der Protagonisten, Laurie Strode eingeschlossen. Insgesamt ist "Halloween" zwar ein durchaus solider Horrorfilm – "H20" bleibt für mich persönlich aber als bislang bestes "Halloween"-Sequel auch nach dem 2018-Versuch unerreicht.
Wertung:6 von 10 Punkten
Christian Siegel
Review von Marcel Wetzel:
Ziemlich genau 40 Jahre ist es nun her, dass das "Monster" Michael Myers seine Heimatstadt Haddonfield zum ersten Mal heimgesucht hat. Doch nun kehrt er zurück. Mal wieder. Weiß man, dass die Horrorfilmreihe über die Jahre seit 1978 einige Nachfolger bekommen hat, so will die 2018er Fassung bewusst einen Neustart hinlegen und damit eine Wiederbelebung der Reihe erreichen. Sollte man vielleicht wissen, bevor man sich fragt, weshalb der Film viele Dinge der vorangegangenen Werke komplett ignoriert. Dem Film tut es durchaus gut, dass die Urgesteine, allen voran Carpenter selbst, der, genau wie Jamie Lee Curtis, selbst, als Produzenten wieder mit von der Partie sind. Im Regiestuhl hingegen nahm dieses Mal David Gordon Green Platz, der sich in der Vergangenheit zwar bereits in anderen Genres seine Lorbeeren verdient hat, mit Halloween dieses Jahr jedoch erste Erfahrungen im Horrorfilm-Segment sammelt. Besonders gut gefallen hat in diesem Zusammenhang direkt der Einstieg des Films, in dem sich ein bereits vergammelter, zusammengefallener Kürbis zu den leicht modernisierten, seit Jahrzehnten bekannten ikonischen Synthieklängen Carpenters wieder zu neuem Leben kommt.
Leider ist zu diesem Film aus meiner Sicht ansonsten aber kaum etwas Positives zu sagen, außer dass er mit ca. 106 Minuten Laufzeit gerade noch erträglich ist. Die meisten Charaktere bzw. deren Schicksale dürften die meisten Zuschauer bereits kurz nach ihrer Einführung einschätzen können und auch die Hauptfiguren sind, trotz Curtis und Carpenter als Produzenten, klischeehaft und zeigen kaum überraschende Seiten. So z. B. Curtis, die auch in diesem Film wieder die Laurie Strode spielt, und nach zwei gescheiterten Ehen noch immer in Haddonfield wohnt. Sie hat sich auf den neuerlichen Ausbruch Myers aus der Psychiatrie in den letzten Jahrzehnten vorbereitet und lebt zurückgezogen in ihrem Haus, in dem natürlich ohne Ende Schutzvorrichtungen und ein unterirdisches Versteck vorhanden sind. Daneben hat sie selbstverständlich verschiedenste Kampftechniken gemeistert und hat diese Lebensweise auch versucht ihrer mittlerweile erwachsenen Tochter Karen, gespielt von der allseits bekannten Judy Greer ("30 über Nacht", "Ant-Man", etc.) aufzuerlegen. Myers selbst, meist dargestellt von James Jude Courtney, aber in einigen Szenen auch durch das "Original" Nick Castle, legt, ausgestattet mit Overall und Maske, recht schnell nach Einführung der Charaktere mit seinem Lieblingshobby los, wirkt aber den ganzen Film über nur wie ein mordender Holzblock. Mag gewollt sein, wirkt in diesem Teil der Reihe aber nicht. Dabei ist die gezeigte Verbundenheit zwischen Laurie und Myers noch das Beste wenn es um die Charaktere geht. Alle anderen Figuren sind entweder bessere Stichwortgeber, erfüllen offensichtlich eine bestimmte Funktion im Film, oder werden einfach nur kurz und knapp eingeführt, so dass recht schnell klar wird, dass diese als generische Mordopfer für einen hohen Bodycount sorgen sollen.
Zwar versucht Regisseur Green durch verschiedenste Szenen, die durch die Vorgängerfilme etablierten Situationen in ähnlicher Weise zu präsentieren und so einen gewissen Fan Service zu bieten, Atmosphäre oder gar eine Art Spannung kommen jedoch zu keinem Zeitpunkt auf. Vielfach funktionieren die merklich gewollt an frühere Teile angelehnten Varianten des blutigen Treibens nicht oder der Film ist an einigen Stellen einfach unfreiwillig komisch. So oder so, der Film ist nie auch nur in irgendeiner Weise gruselig, gleichzeitig aber auch kein zünftiger Slasher, der dies vielleicht entschuldigen könnte. Während der gesamte Film merklich auf den Showdown zwischen Myers und Laurie hinarbeitet bleibt dieser dann leider weit hinter den bis zu diesem Zeitpunkt aufgebauten Erwartungen zurück. Frei nach dem Motto: Wenn der Rest schon nichts taugt, dann doch hoffentlich die unausweichliche Konfrontation der beiden Hauptprotagonisten. Leider nein, leider gar nicht.
Fazit:
Die diesjährige Neuauflage von "Halloween" enttäuscht auf ganzer Linie. Dem Film fehlt nicht nur jegliche Atmosphäre, um den Zuschauer in die Handlung hineinziehen zu können, er ist auch zu keiner Zeit im Entferntesten irgendwie gruselig. Fans, die einen zünftigen Slasher erwarten oder die Halloweenreihe mit einem Augenzwinkern gucken seien ebenfalls gewarnt. Platte Charaktere, weitgehend vorhersehbare Handlungen, garniert mit einem mittelmäßigen Showdown tun ihr Übriges.