Mit: Mickey Rourke, Richard Chamberlain, Adam Godley, Orson Chaplin, Eric Nelsen, Kevin Fonteyne, Maurice Bernard u.a.
Kurzinhalt:
Nacheinander besuchen fünf Personen das abgehalftert aussehende Rialto-Kino. Sobald sie sich ins leere Kino hingesetzt haben, beginnt ein Film – in dem sie die Hauptrolle spielen: In "The Thing in the Woods" werden Teenager von einem verrückten Serienkiller verfolgt und nacheinander abgeschlachtet. Doch es ist nicht alles so, wie es scheint. In "Mirare" lässt sich eine junge Frau von einem Verlobten dazu überreden, eine Schönheitsklinik aufzusuchen, die auch schon seine Mutter behandelt hat, damit sie eine Wunde im Gesicht, die sie in ihrer Kindheit erhalten hat, entfernen. Doch schon bald beschleicht sie angesichts des verdächtigen Verhaltens des Arztes und der Schwestern ein mulmiges Gefühl. In "Mashit" wird eine Klosterschule von einem Dämon heimgesucht, was nicht zur zum Selbstmord eines Schülers führt, sondern den Priester schließlich dazu zwingt, gegen seine eigenen – besessenen – Schülerinnen und Schüler zu kämpfen. In "This Way to Egress" wartet eine junge Mutter mit ihren zwei Söhnen darauf, von einem Psychiater empfangen zu werden – hat sie doch das Gefühl, zunehmend den Sinn für Realität zu verlieren. Und in "Dead" muss ein kleiner Junge mitansehen, wie seine Eltern bei einem Überfall auf brutale Art und Weise ermordet werden. Als er nach dieser traumatischen Erfahrung im Krankenhaus erwacht, sieht er auf einmal tote Menschen…
Review:
Nach "A Field Guide to Evil" war "Nightmare Cinema" die zweite Horror-Anthologie im Programm des heurigen /slash-Filmfestivals. Im direkten Vergleich schneidet "Nightmare Cinema" dabei, trotz einiger prominenter Namen, doch die Spur schwächer ab, insgesamt war jedoch auch diese Kurzfilm-Sammlung ok. Die meisten Segmente kamen bei mir eher durchschnittlich an, mit einem Kurzfilm, der wirklich positiv herausstach, und einem, der doch eher schwach war. Mit "The Thing in the Woods" (von "Juan of the Dead"-Regisseur Alejandro Brugués) machte dann auch sogleich eines der durchschnittlichen Segmente den Anfang. Dabei konnte mir der Einstieg noch sehr gut gefallen, mit der jungen Frau, die von der Werbeanzeige direkt angesprochen wird, sich ins verlassene Kino setzt, und dort dann einen Film sieht, wo sie die Hauptrolle spielt. Ein Muster, dass sich in weiterer Folge durch die gesamte Anthologie ziehen sollte, aber da es hier zum ersten Mal auftrat und mir die Idee gefiel, profitierte auch in erster Linie "The Thing in the Woods" davon. Ansonsten war der aber leider ziemlich 08/15. Die ersten 2/3 ein extrem generischer Teenie-Slasher mit teils schmerzhaft dummen Figuren, danach bemüht er sich krampfhaft, einen Twist reinzubringen und zum Creature Feature zu mutieren – eine Mischung, die für mich nur bedingt gelang. Zumal ich vor allem auch die Rückblende viel zu lang (und -weilig) fand. Er hat seine Momente, und ist teilweise ganz lustig, insgesamt aber echt nichts Besonderes.
"Mirare" war dann für einen Beitrag von Genre-Legende Joe Dante (dessen üblichen Ton "The Thing in the Woods" eigentlich näher kam) doch eher enttäuschend. Es ist halt leider viel zu früh viel zu offensichtlich, dass in der Schönheitsklinik irgendetwas schreckliches vor sich geht, und auch wenn die Auflösung letztendlich eine andere war, als ich dachte (und ich mir angesichts der Narbe nicht sicher bin, ob das wirklich Sinn ergibt), war das halt grundsätzlich sowas von keine Überraschung. Und so nett es auch war, jemanden wie Richard Chamberlain in so einem Horrorfilm zu sehen, gab die Rolle letztendlich nicht wirklich was her – weshalb seine Besetzung doch eher als wertloser Gag zu verbuchen ist (wenn er denn wenigstens den Priester gespielt hätte!). Aus meiner Sicht somit sogar noch eine Spur schwächer als der erste Eintrag. Das ist aber noch kein Vergleich zu "Mashit", der aus meiner Sicht mit Abstand das schwächste Segment der Anthologie war. Inszeniert von Ryûhei Kitamura ("The Midnight Meat Train", "Downrange"), fand ich sowohl Setting als auch Story überaus fad, und die gesamte Geschichte doch sehr klischeehaft. Das einzig coole an ihm war das blutige Ende, wenn der Priester dann beginnt, die ganzen besessenen Kinder abzuschlachten. Das war dann – auf schwarzhumorige Art und Weise – durchaus launig. Davon abgesehen hatte mir der aber leider überhaupt nichts zu bieten. Der nachfolgende Beitrag von David Slade (u.a. "30 Days of Night", "Hard Candy", "Twilight: Eclipse" sowie einige Folgen von "Hannibal" und "American Gods") sollte sich dann als mein absoluter Favorit aus der Sammlung erweisen. "This Way to Egress" sticht dabei nicht nur optisch nett hervor, aufgrund des schwarz/weiß-Bildes (die anderen sahen alle irgendwie gleich aus; auch das hatte "The Field Guide to Evil" dieser Anthologie voraus), sondern vermochte es, mich auch inhaltlich stark anzusprechen. Ich weiß nicht, aber solche Wahrnehmungsstörungen finde ich immer ganz besonders beängstigend, weshalb mich die Notlage der Hauptfigur wirklich verstört hat. Das Ende war dann zwar ziemlich verwirrend und ich behaupte nicht, das Gespräch über die Realitätsebenen verstanden zu haben, aber das war ein wirklich cooler Horror-Kurzfilm, der es aus meiner Sicht allein schon wert ist, sich diese Anthologie anzuschauen.
Mit "Dead" sorgte Mick Garris (u.a. "Riding the Bullet") dann für einen durchaus netten und gelungenen Ausklang. Der Einstieg schön brutal und erschütternd, danach wandelt es sich zu einer netten kleinen, atmosphärischen und unterhaltsamen Geistergeschichte, die schließlich in einem so coolen wie erschreckenden Abschlussgag mündet. Zudem war das Ganze von Faly Rakotohavana wirklich super gespielt. Leider aber konnte ich mit der Rahmenhandlung rund um den von Mickey Rourke gespielten Filmvorführer nicht wirklich etwas anfangen. Wie zu Beginn angesprochen, fand ich das Grundkonzept ja eigentlich genial. Leider aber macht "Nightmare Cinema" wenig bis gar nichts daraus. So nett es grundsätzlich auch war, Mickey Rourke wieder einmal zu sehen, aber einen echten Zusammenhang konnte ich da einfach nicht erkennen – weshalb das doch irgendwie eher überflüssig und sehr beliebig wirkte. Ich finde, aus dem Setup hätte man wesentlich mehr machen und die einzelnen Geschichten stärker miteinander verbinden können. Das hätte aus meiner Sicht dann auch die Anthologie noch einmal aufgewertet. Schade!
Fazit:
Typisch Horror-Anthologie: Die einzelnen Segmente sind sehr unterschiedlich, und bieten damit einerseits einiges an Abwechslung – andererseits bedeutet das aber halt auch, dass wohl kaum jemandem alles gleich gut gefallen wird. Für mich war es in erster Linie David Slades "This Way to Egress", dass sowohl optisch als auch inhaltlich hervorstach, und mich teilweise wirklich zu verstören vermochte. Den Rest fand ich überwiegend ok; einzig "Mashit" fiel doch recht deutlich ab und hatte abseits des herrlich blutigen Ausgangs nicht wirklich was zu bieten. Zudem verpasst die Anthologie aus meiner Sicht eine Wahnsinns-Chance, in dem sie aus der grundsätzlich coolen Grundidee rund um das Kino und dem geheimnisvollen Filmvorführer nicht wirklich etwas macht. So erfreut man sich zwar am Auftritt von Mickey Rourke, aber letztendlich wirken die betreffenden Einlagen leider sehr beliebig, und verabsäumen es, die fünf einzelnen Segmente stärker miteinander zu verknüpfen. Eine vertane Chance, die dann letztendlich auch dazu führt, dass "Nightmare Cinema" eher weniger ist, denn mehr, als die Summe seiner Teile.