Mit: Jodie Foster, Dave Bautista, Sterling K. Brown, Sofia Boutella, Charlie Day, Jenny Slate, Zachary Quinto, Brian Tyree Henry, Kenneth Choi, Jeff Goldblum u.a.
Kurzinhalt:
In nicht allzu ferner Zukunft wird Los Angeles von Aufständen heimgesucht. Kriminelle nutzen die Gunst der Stunde, um eigene Ziele zu erreichen. Sei es ein Bankraub, Waffenhandel oder Auftragsmord. Inmitten des ganzen Trubels gibt es jedoch einen Ort, ein exklusives Hotel nur für Mitglieder, in das die Außenwelt nicht vordringt und in dem alle Waffen verboten sind. Das Hotel Artemis ist eine Notaufnahme für verletzte Kriminelle, und die "Schwester" leitet es. Stets treu zur Seite steht ihr der große und wuchtige Pfleger. Sämtliche Gäste checken natürlich unter Decknamen ein, und haben sich an strikte Regeln zu halten. So ist das Mitbringen von Waffen ebenso streng verboten, wie die Ermordung anderer Gäste. Was als ganz üblicher Mittwochabend beginnt, entwickelt sich jedoch schon bald zur chaotischsten Nacht, welche das Hotel Artemis je gesehen hat - und dieses auch zu Fall bringen könnte…
Review:
"Hotel Artemis" ist einer dieser kleinen Filme, die auf sehr engem Raum, eine handvoll bekannter Darsteller zusammenbringen und wie ein Kammerspiel angelegt sind. Zunächst wissen wir gar nicht wo genau wir sind zu welcher Zeit das alles spielen soll und warum die Charaktere so sind wie sie sind. Wir begleiten Waikiki (Sterling K. Brown) und seinen Bruder Honlulu (Brian Tyree Henry), die zusammen eine Bank ausrauben, während in Los Angeles Aufstände toben. Was diese sozialen Unruhen ausgelöst hat, ist unbekannt und bleibt es auch bis zum Schluss. Nur eines ist scheinbar gewiss: In dieser Zeit gilt es Zahn um Zahn und jeder für sich. Honululu wird nach dem Überfall tödlich verwundet und muss dringend behandelt werden. Zum Glück sind die Brüder Mitglieder in einem exklusiven Verein. Sie zahlen dafür, ohne Fragen erstklassig behandelt zu werden, falls Ihnen etwas zustößt. "Die Schwester" gespielt von Jodie Foster leitet das Hotel Artemis und so wie ihre Figur diese Notaufnahme für Kriminelle im Griff hat, kommandiert sie auch den ganzen Film, mit Hilfe von Sterling K. Brown. Als "Die Schwester" behandelt sie alle Patienten, die nach den Suiten benannt werden, in denen sie untergebracht sind. Anonymität - auch zwischen den Gästen - gehört zum Leistungsspektrum des "Hotel Artemis".
Um ihr bei der Leitung und Einhaltung der Regeln zu helfen, steht ihr Everest (Dave Bautista) zur Seite. Er verfrachtet unliebsame Gäste schon einmal hinaus. Die Schwester ist anfangs sehr undurchsichtig und wir wissen nicht, warum sie so eigenwillig agiert, wie sie es tut, doch dies wird im Laufe des Films beleuchtet und wird zum zentralen Punkt des Films. Das Ensemble des Films rekrutiert sich aus alten und neuen bekannten Gescihtern aus Hollywood. Es fühlt sich ein bisschen an wie "In Time" (2011) mit Justin Timberlake, in dem sich scheinbar befreundete Darsteller einfach so zusammen getroffen haben, um einen kleinen Film zu machen. Überraschender Weise funktioniert das alles sehr gut für mich. Die Geheimnisse, die jeder der Gäste mit sich herum trägt, sind alle miteinander verbunden, wie in einem Episodenfilm, und sorgen für Spannung. Sophia Boutella kann nach Kingsman wieder einmal zeigen, was sie kämpferisch drauf hat. Leider wurde sie im im Remake von "Die Mumie" ordentlich verbrannt und nun sieht es so aus als würde es dort auch keine Fortsetzung geben. Die originelle Handlung hier wird mit lustigem und geistreichem Humor angereichert, der im Kontrast zur Ihr steht. Dieser Kontrast macht viel aus in "Hotel Artemis" und mit knapp über 90 Minuten Laufzeit überreizt Autor und Regisseur Drew Pearce auch nicht die Aufmerksamkeit seines Publikums und vermeidet es, die kleine, feine Geschichte unnötig aufzublasen. Drew Pearce hat auch das Drehbuch für "Iron Man 3" und "Mission: Impossible – Rogue Nation" geschrieben. Dies ist sein erster eigener Spielfilm, bei dem er auch Regie geführt hat. Wenn man also im Hinterkopf behält, dass "Hotel Artemis" ein Erstlingswerk ist, ist das schon wirklich wirklich gut.
Als Zachary Quinto als Crosby auftaucht, hat man ja schon fast ein kleines "Star Trek Beyond"-Revival, dort kämpfte Boutella schließlich als Alien-Kriegerin Laylah an der Seite der Crew. Charlie Day aus "Pacific Rim" und "Pacific Rim 2: Uprising" spielt eine ganz ähnliche Rolle wie die des korrumpierten Wissenschaftlers in den beiden Filmen. Jedenfalls ist er genauso unerträglich laut und übertrieben drauf. Als in der etwas dahinplätschernden Story, der seit 20 Minuten angekündigte große Boss (Jeff Goldblum!) endlich eingeliefert wird, spitzt sich die Lage zu. Das von der Schwester aufrechterhaltene feine Gleichgewicht steht auf der Kippe. Jodie Foster spielt hier alle an die Wand - selbst Jeff Goldblum, der zwar leider wenig, aber doch Entscheidendes beizutragen hat. Auf der negativen Seite merkt man aber doch, dass das Drehbuch etwas mehr Schliff gebraucht hätte. Die sehr coole Prämisse und die nah an verrückt seienden Charaktere paaren sich wunderbar mit dem Stil des Hotels, aber mehrere Dinge werden angebrochen und dann nicht ausgeführt und bleiben ultimativ offen.
Fazit:
"Hotel Artemis" ist ein Art-House-Film aus dem Herzen Hollywoods, mit einer illustren und fähigen Besetzung. Gerade wenig Raum, oder Settings an sich, lassen das Schauspiel in den Vordergrund treten. Hier wurde mit wenig Geld viel erreicht und es steht tatsächlich die tragische Geschichte im Vordergrund. Ich widerspreche auch der Haltung einiger Kollegen, dass dieser Film nicht ins Kino, sondern zu Netflix gehört. Dazu hat er für mich zu viele Nuancen, die man in Netflix-Produktionen wie "Mute" oder "How it Ends" lange suchen kann.