Kurzinhalt:
Die kleine Beth zieht zusammen mit ihrer älteren Schwester Vera und ihrer Mutter Pauline in das Haus ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter. Noch am selben Abend nach ihrem Einzug werden sie von brutalen Serienmördern angegriffen und terrorisiert. Jahre später ist Beth zu einer jungen Frau und erfolgreichen Autorin von Horrorromanen herangereift, die sich mit ihrem Ehemann auch ein eigenes Familienglück geschaffen hat. In einem Interview stellt sie ihren jüngsten Roman vor, der auf die damaligen, schrecklichen Ereignisse basiert. In der darauffolgenden Nacht erhält sie einen Anruf von ihrer Schwester, welche das Trauma nie überwunden hat und nach wie vor im Haus von ihrer Mutter gepflegt wird. Als sie dem Hilferuf ihrer Schwester folgeleistet und sich an den Ort des Geschehens zurückbegibt, wird Beth von ihrer Vergangenheit eingeholt…
Review:
"Ghostland" ist der jüngste Film des französischen Regisseurs Pascal Laugier, der mit "Martyrs" einen der brutalsten, schockierendsten und meist diskutierten Horrorfilme der letzten Jahre geschaffen hat. "The Tall Man", bei uns unter dem seltsamen Titel "Angst hat viele Gesichter" erschienen, war schon eine deutlich harmlosere und konventionellere Angelegenheit, wenn auch die zentrale Idee hinter dem Film ebenfalls noch für Diskussionen sorgen konnte. Mit "Ghostland" ist dieser einst so unkonventionelle Regisseur aber nun endgültig im Tal der Horror-Massenware angekommen. Zwar gibt es zugegebenermaßen immerhin eine halbwegs originelle Idee, die dann auch für den Haupt-Twist des Films herangezogen wird, und die zur mit Abstand besten (und einzig wirklich guten) Szene des Films führt, die für mich zugleich auch seine größte Stärke darstellt. Weil die Art und Weise, wie Beth hier vor eine Entscheidung gestellt wird, war wirklich klasse gemacht. Zudem muss ich Laugier zugestehen, nicht verlernt zu haben, wie man optisch ansprechende Horrorfilme macht. Die SchauspielerInnen leisten durchwegs starke Arbeit. Und die eine oder andere interessante Idee (Stichwort Puppen) bietet "Ghostland" auch.
Was jedoch die Spannung betrifft, so wird der betreffende Erfolgsfaktor des Films wohl stark von den eigenen Ansprüchen und Präferenzen abhängen – und davon, ob euch eine Ansammlung von billigen Schockeffekten dafür schon reicht. In meinem Fall beginnen nämlich genau dort die Probleme des Films. Ich bin nun mal kein übermäßiger Freund von Horrorfilmen dieser "Geisterbahn"-Machart setzen, die ausschließlich daraufsetzen, dass im Minutentakt irgendjemand oder etwas, von einem lauten "Buh!" begleitet, aus dem Schatten springt. Natürlich gehören Schockeffekte bis zu einem gewissen Grad schon zu Horrorfilmen dazu, und solange sie sporadisch eingesetzt werden, gut aufgebaut sind, und sich mit atmosphärisch dichten Szenen die Waage halten, kann ich damit auch leben. Aber "Ghostland" bezieht seine Spannung einzig und allein daraus, dass man als Zuschauer auf den nächsten Schockeffekt wartet – und genau jene Art von Film funktioniert für mich nun mal nicht wirklich. Erschwerend kommt in diesem Fall dann noch hinzu, dass die entsprechenden Momente in "Ghostland" ungemein klischeehaft und dementsprechend vorhersehbar ist. Einzig der Spiegel- und der Kühlschranktür-Gag fehlen, ansonsten klappert Laugier hier jedoch pflichtgemäß alle bekannten (und bekannten ist hierbei das entscheidende Wort) Schockeffekte aus der Genre-Mottenkiste ab. Es hilft dem Film auch nicht, dass zumindest ich den großen Twist bereits nach wenigen Minuten erahnte, was den betreffenden Teil des Films (wenn ihr ihn gesehen habt, werdet ihr wissen, was ich meine) wenig spannend machte. Kritisch sehe ich zudem die Wahl der Täter, die mir doch recht unsensibel erscheint, und für die heutige Zeit eher einen Rückschritt darstellt. Vor allem aber fand ich "Ghostland" aufgrund des viel zu lauten Soundmix (mit dem Laugier hofft, dass es den Zuschauer aus dem Kinosessel reißt, selbst wenn er mit dem Schockeffekt schon rechnet) sehr anstrengend. Aber da sind wir halt wieder bei der persönlichen Präferenz – wenn ihr im Gegensatz zu mir diese lauten Horrorfilme den still-atmosphärischen Vertretern vorzieht, solltet ihr bei "Ghostland" voll und ganz auf eure Kosten kommen.
Fazit:
"Ghostland" ist optisch überaus nett, glänzt mit starken schauspielerischen Leistungen, der einen oder anderen netten Idee, sowie einer wirklich starken Szene. Davon abgesehen fand ich Pascal Laugiers jüngstes Werk aber leider "meh" bis "mistig". Ich bin nun mal kein Freund solcher Reigen an billig-klischeehaften Schockeffekten, die man als Genrekenner meilenweit vorausahnt, und wo dem Regisseur beim verzweifelten Versuch, sie trotz ihrer Vorhersehbarkeit effektiv zu machen, nichts anderes einfällt, als am Lautstärkeregler zu drehen. Aber auch die Handlung selbst – insbesondere den zentralen (wenn auch nicht grundsätzlich ungefälligen) Twist fand ich enorm vorhersehbar. Und dann verpasste der Film aus meiner Sicht auch noch den perfekten Zeitpunkt, um "abzuspringen", und geht um rund 15 Minuten zu lang. Wohl aufgrund des konstanten Ohrenterrors, den der Regisseur mit "Spannung erzeugen" verwechselt, fand ich ihn zudem sehr mühsam, und fühlte er sich auch wesentlich länger an als die – eh genretypischen – 90 Minuten. Vielleicht liegt er euch ja mehr, aber mir war "Ghostland" viel zu klischeehaft, vorhersehbar und 08/15.