Mit: Moritz Bleibtreu, Lucas Gregorowicz, Thomas Binder, Mavie Hörbiger, Alexandra Neldel, Elmar Wepper, Wotan Wilke Möhring, Melanie Winiger, Louis Hofmann, Kailas Mahadevan, Antoine Monot Jr. u.a.
Kurzinhalt:
Stefan kommt als scheinbar erfolgreicher Unternehmertyp nach Würzburg zurück, um Papiere für seine anstehende Hochzeit in Dubai zu besorgen. Dabei landet er unweigerlich bei seinem alten Partner Kai, der es - nach Pizza - mit allerlei anderen Küchen versucht hat, aber Beziehungsprobleme hat und glücklos versucht, bei seinem Stiefsohn klarzukommen. Als Stefan dann noch seine alte Flamme Jenny wiedersieht, geraten seine Pläne ins Wanken…
Review:
Nicht nur kehren Lucas Gregorowicz und Moritz Bleibtreu als Stefan und Kai zurück - eine ganze Wagenladung an bekannten Gesichtern ist wieder mit dabei und trifft 16 Jahre später aufeinander. Alexandra Neldel kehrt als Jenny zurück und weckt bei Stefan schlafende Geister. Die Dauerkiffer Schöngeist (Antoine Monot Jr.) und Frank (Wotan Wilke Möhring) dürfen nicht fehlen und sogar Elmar Wepper spielt erneut Stefans Vater. Und das alles ist einfach wunderbar inszeniert. Das typisch westdeutsche Würzburg, die krassen Dealerjungs aus der schlimmen Gegend und alle sind älter geworden. Dar Salim ("Jerks") darf als 10 Jahre Bau auch für einen der besten Lacher sorgen. Aber das ist es im Grunde, eine Aneinanderreihung von megaguten Witzen, kombiniert mit einer gehörigen Ladung Sentimentalität. Dabei spielen alle mit einer Energie und Spaß an der Sache, die sich auf den Zuschauer überträgt. Man merkt richtig, wie sie Spaß beim Dreh hatten.
Wem das zu meta ist, der wird trotzdem eine gute Zeit im Kino haben. Ich hatte vielleicht mit dem ersten "Fack ju Göhte" noch ein ähnliches Vergnügen, aber es scheint, als wäre die gute Zeit der deutschen Filme, die durch ihre Art witzig sind, ohne unbedingt eine Komödie sein zu wollen, vorbei. "Lommbock" erinnert mich an diese Zeit. Vielleicht sehe ich das auch etwas zu schwarz, aber gefühlt sind da nur noch Matthias Schweighöfer und Til Schweiger und die können mich schon lange nicht mehr begeistern. Doch zurück zu "Lommbock". Bleibtreu und Gregorowicz spielen das lässig von der Leber weg und das Drehbuch macht es ihnen sehr einfach. Christian Zübert, Autor und Regisseur, hat seine eigenen Charaktere sehr genau noch einmal angefasst und sie nicht nur logisch, sondern auch einfallsreich weiterentwickelt. Ich hatte von Anfang bis Ende ein Grinsen im Gesicht und es war auch beim zweiten Anschauen noch genauso gut. Künftige Generationen werden an Doppelfeatures wohl nicht vorbeikommen. Ich weiß allerdings nicht, wie kiffen heutzutage besetzt ist – kommt das noch an, oder ist das eine Altherrenfreude? Doch wovon handelt "Lommbock" denn nun? Es kann ja nicht nur der Besuch eines alten Freundes sein, mit dem man zusammen in Erinnerungen schwelgt und weder Gegenwart noch Zukunft geil findet. Es geht um die Beziehungen, die beide geschlossen haben und dass sie eigentlich beide nicht glücklich sind. Zusammen erleben sie zwar einen Quatsch nach dem anderen, aber sie haben mehr Lebensfreude, als in ihrer jeweiligen Situation ohne den anderen.
Eingebettet ist das in neue Grasgeschäfte, in die Stefan und Kai unfreiwillig hineingezogen werden und die sehr viel gefährlicher geworden sind. Es entspinnt sich eine kleine Abenteuerfahrt durch Franken und das Aufflammen alter Gefühle. Wagen beide den Neuanfang oder geht wieder jeder seines Weges? Schaut "Lommbock", dann erfahrt ihr es. Der Soundtrack ist ziemlich gut und passt zum Film. Was man nicht eingekauft hat, wurde vom Quartett Patrick Reising, Francesco Wilking, Christoph Bernewitz und Martin Wenk komponiert, die auch gerne mal einen "Tatort" mit Musik vergolden. "Nie bemüht" von Dar Salim/10 Jahre Kanst ist der Hammer! Tame Impala, Frank Turner, Modeselektor und Co runden das musikalische Bouquet für "Lommbock" ab. Ich glaube kaum, dass "Lommbock" dieses Jahr noch von einer Komödie, insbesondere aus Deutschland, getoppt werden kann, lasse mich aber gerne überraschen. "Fack Ju Göhte 3" kommt ja noch 2017, aber schon Teil 2 war eher so lala. Wer den ersten Teil "Lammbock" mochte, möge doch bitte zur Ansicht des Zweiten auch das nächste Lichtspielhaus aufsuchen, denn es wird sich lohnen.
Fazit:
"Lommbock" ist ohne Mühe die wohl beste deutsche Komödie seit sehr langer Zeit. Das mag für mich persönlich an einer ordentlichen Spur Nostalgie liegen, aber die Chemie, die Witze, die Situationskomik und die Figuren funktionieren einfach wie Arsch auf Eimer. Wer das Original kennt und gefeiert hat, wird hier nicht enttäuscht werden. Ohne Kenntnis des Vorgängers geht das sicher auch, ist aber evtl. nur halb so witzig. Aber den kann man ja nachholen, bevor man zu "Lommbock" ins Kino geht und Spaß hat.